Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0647
DOI Artikel:
Die Frau als Innen-Architektin
DOI Artikel:Simmel, G.: Überfluß und Freiheit
DOI Artikel:von Bunsen, Marie: Einfälle und Gedanken
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0647
290
INNEN-DEKORATION
elisabeth suren — düsseldorf aus einer etagenwohnung in münchen
habt und gleichsam in sich aufgesogen. So ist sieder EINFÄLLE UND GEDANKEN
Typus eben jener englischen Dame, die mit souveräner
Meisterschaft und völliger Treffsicherheit in allen Ge- yum Glück des Menschen gehört sowohl die Bindung
schmacksfragen der Wohnungseinrichtung zu entschei- / ^ des Alltags durch regelmäßige Arbeit, als dessen
den im Stande ist. Seit fast 10 Jahren in Deutschland Lockerung durch Freiheit.. Der allein ist wahrhaft glück-
lebend, ist sie durch und durch englische »Lady« ge- lieh, der seine eigene Bestimmung erfüllt. Glückliche
blieben, nicht nur wenn sie ihren Vollblüter meistert oder Menschen ängstigen sich vor dem Jubelklang der Freude..
ihren Gästen vor dem Kamin Tee einschenkt, sondern Lebenskunst hat, wer Stille genießen kann, wer auch
— im besten Sinne — auch in ihrer Kunst. Indessen ist an der drohenden Wolke den Lichtsaum entdeckt. . . .
sie weit davon entfernt, dem Traditionellen, das sie be- *
einflußt hat, zu erliegen. Dazu hat sie zu viel eigene Weit kommt, werunbewußt, triebhaft die angemessene
Ideen, dazu ist ihr das Schematische zu sehr verhaßt. Haltung einschlägt. . . Zu den kleinen, aber nützlichen
Man kann ihre Kunst nicht besser kennzeichnen als so: Kunstgriffen im Leben des Menschen gehört die Fähig-
eine vornehme weibliche Persönlichkeit, für die der keit, fünf gerade sein zu lassen. . Die Berechtigung der
schöne Wohnraum eigenstes Lebensbedürfnis und inneres Selbstzucht wird durch den Wert des Einzelnen be-
Erlebnis ist, gibt in ihrer Kunst sich selbst. ... r.r. s. stimmt; nur selten vermag dieser selber die Einschätzung
* vorzunehmen . . Was einer bewundert, gibt seinen Maß-
U" BERFLUSS UND FREIHEIT. Das unmittelbar stab .. Nicht nur Weisheit, auch klares Wissen beruhigt.
Notwendige ist dem Menschen enger verbunden, Freut euch der Blume, ist auch ihre Frucht ungenießbar
es umgibt seinen Sinn mit einer schmaleren Peripherie, oder giftig . . Tatsachen sind immer tragfest; Ansichten
Das Uberflüssige »fließt über« d. h. es fließt weiter keimen und welken..........marie von bunsen.
von seinem Ausgangspunkte fort, und indem es nun *
dennoch an diesem festgehalten wird, legt es um den I "'s ist so üblich« . . Unter dem Schutze dieser Rede-
Bezirk der bloßen Notdurft noch einen umfassenderen, 1^ wendung stehen oft die abgeschmacktesten und
der prinzipiell grenzenlos ist. Mit dem Grade der Über- lächerlichsten Gewohnheiten. So antworten die Hotten-
flüssigkeit dessen, was unser Haben uns angliedert, steigt totten, wenn man sie fragt: »Wie könnt ihr Heuschrecken
die Freiheit unseres Seins, weil keine gegebene Struktur essen, wie das Ungeziefer verzehren, das euch bekriecht?«
ihm irgend ein begrenzendes Gesetz auferlegt, g. simmel. seelenruhig: »Es ist so üblich«. . . . Nicolas chamfort.
INNEN-DEKORATION
elisabeth suren — düsseldorf aus einer etagenwohnung in münchen
habt und gleichsam in sich aufgesogen. So ist sieder EINFÄLLE UND GEDANKEN
Typus eben jener englischen Dame, die mit souveräner
Meisterschaft und völliger Treffsicherheit in allen Ge- yum Glück des Menschen gehört sowohl die Bindung
schmacksfragen der Wohnungseinrichtung zu entschei- / ^ des Alltags durch regelmäßige Arbeit, als dessen
den im Stande ist. Seit fast 10 Jahren in Deutschland Lockerung durch Freiheit.. Der allein ist wahrhaft glück-
lebend, ist sie durch und durch englische »Lady« ge- lieh, der seine eigene Bestimmung erfüllt. Glückliche
blieben, nicht nur wenn sie ihren Vollblüter meistert oder Menschen ängstigen sich vor dem Jubelklang der Freude..
ihren Gästen vor dem Kamin Tee einschenkt, sondern Lebenskunst hat, wer Stille genießen kann, wer auch
— im besten Sinne — auch in ihrer Kunst. Indessen ist an der drohenden Wolke den Lichtsaum entdeckt. . . .
sie weit davon entfernt, dem Traditionellen, das sie be- *
einflußt hat, zu erliegen. Dazu hat sie zu viel eigene Weit kommt, werunbewußt, triebhaft die angemessene
Ideen, dazu ist ihr das Schematische zu sehr verhaßt. Haltung einschlägt. . . Zu den kleinen, aber nützlichen
Man kann ihre Kunst nicht besser kennzeichnen als so: Kunstgriffen im Leben des Menschen gehört die Fähig-
eine vornehme weibliche Persönlichkeit, für die der keit, fünf gerade sein zu lassen. . Die Berechtigung der
schöne Wohnraum eigenstes Lebensbedürfnis und inneres Selbstzucht wird durch den Wert des Einzelnen be-
Erlebnis ist, gibt in ihrer Kunst sich selbst. ... r.r. s. stimmt; nur selten vermag dieser selber die Einschätzung
* vorzunehmen . . Was einer bewundert, gibt seinen Maß-
U" BERFLUSS UND FREIHEIT. Das unmittelbar stab .. Nicht nur Weisheit, auch klares Wissen beruhigt.
Notwendige ist dem Menschen enger verbunden, Freut euch der Blume, ist auch ihre Frucht ungenießbar
es umgibt seinen Sinn mit einer schmaleren Peripherie, oder giftig . . Tatsachen sind immer tragfest; Ansichten
Das Uberflüssige »fließt über« d. h. es fließt weiter keimen und welken..........marie von bunsen.
von seinem Ausgangspunkte fort, und indem es nun *
dennoch an diesem festgehalten wird, legt es um den I "'s ist so üblich« . . Unter dem Schutze dieser Rede-
Bezirk der bloßen Notdurft noch einen umfassenderen, 1^ wendung stehen oft die abgeschmacktesten und
der prinzipiell grenzenlos ist. Mit dem Grade der Über- lächerlichsten Gewohnheiten. So antworten die Hotten-
flüssigkeit dessen, was unser Haben uns angliedert, steigt totten, wenn man sie fragt: »Wie könnt ihr Heuschrecken
die Freiheit unseres Seins, weil keine gegebene Struktur essen, wie das Ungeziefer verzehren, das euch bekriecht?«
ihm irgend ein begrenzendes Gesetz auferlegt, g. simmel. seelenruhig: »Es ist so üblich«. . . . Nicolas chamfort.