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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Schmitz, Oscar A. H.: Einwandfreie Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0886

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386 INNEN-DEKO RATION



ENTWURF: ARCHITEKT CARL MÜLLER — KÖLN SOFA. AUSF: C. ECHTERBECKER —BIELEFELD

lehnung an Formen, die aus diesem Behagen entstanden
sind. Mögen sie sich dann wandeln und ändern, vom
Übel ist nur das bewußte Suchen neuer Formen. Das
ist intellektuell und kann nie warmes Leben zeugen. . .

Es handelt sich also nur darum, daß man die aske-
tische Scheu vor alten, ausdrucksreichen Formen ver-
liert, ohne diesen die eigene Gestaltungskraft zu opfern.
Kunstschöpferische Zeiten haben sich um Stilreinheit nie
gekümmert. Die Unlogik der romanisch begonnenen,
gotisch vollendeten, barock geschmückten Kirchen ist
leicht zu erkennen, beweist aber nichts gegen den künst-
lerischen Wert solcher Bauten. Ja, wir werfen bereits
der Barockzeit vor, daß sie gar zu oft im Namen der
»Stilreinheit« alte Schönheit gefühllos übertüncht hat.
Das frühere Stil -Pandämonium, nach dem sich jeder

seine mittelalterliche Trutzburg oder sein maurisches
Dorado bauen lassen konnte, beherrscht uns, Gott sei
dank, nicht mehr. Das war ein lächerliches Komödien-
spiel vor sich und den andern. Etwas anderes aber ist
die verständnisvolle Anknüpfung an bewährte, auch für
unser Leben noch nicht erschöpfte Formen. Heute gilt
es, endlich reif zu werden und spontan Geschaffenes
immer wieder von innen heraus mit Sinn zu erfüllen,
wobei es sich ganz von selbst auch nach außen weiter
differenzieren wird. Man vergißt, daß Gotik, Barock,
Rokoko ganz von selbst in Deutschland anders modifiziert
waren, als in anderen Ländern, daß aber diese nationalen
Unterschiede nur dann schöpferisch werden, wenn sie
unbewußt wirken, nicht zur bewußten Forderung werden.
Der antike Formen benutzende Empire-Stil war etwas
 
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