Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

DOI Heft:
Heft I (Januar 1910)
DOI Artikel:
Die Pflichtstunden der Zeichenlehrer
DOI Artikel:
Zu unseren Abbildungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0016

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

Die Pflichtstunden der Zeichenlehrer.



Abbildung 8.

die

Abbildung 9.

über
sind

„Neckarzeitung“ No. 292 entnehmen wir nachfolgende Ausführungen,
P , aus der Feder eines wissenschaftlichen Kollegen
Dank diesem Freund unserer Sache. Jeder, der unsere Arbeit kennt,

Der ’
die, wie wir zufällig erfahren,
stammen.
muss so urteilen. Darin hat sich der Verfasser allerdings getäuscht, dass es (äusser
2 in Stuttgart) noch Zeichenlehrer gibt, die „aus-
schliesslich an Oberklassen unterrichten“. Dies ist
seit der vor einigen Jahren erfolgten Reduzierung
der Zeichenstunden der Oberklassen nicht mehr der
Fall — nebenbei gesagt: der schwerste Schlag, der
unsern Zeichenunterricht seit Jahrzehnten getroffen.
Aber bei vielen Kollegen liegt wenigstens das Schwer-
gewicht ihrer Arbeit bei Oberklassen, und es ist
unerklärlich, warum die Behörde das ebenfalls un-
berücksichtigt liess. Doch lassen wir nun
„Neckarzeitung“ sprechen:
„Die kürzlich veröffentlichten Bestimmungen
die Pflichtstunden der Lehrer an höheren Schulen
wohl von den Kollegen im allgemeinen dankbar begrüsst
worden, vor allem die Beseitigung der noch bestehenden
Unterschiede zwischen Humanisten und Realisten. Da-
gegen ist eine andere Ungerechtigkeit nicht nur nicht auf-
gehoben, sondern sogar verschärft worden. Während die
Reallehrer an Anstalten mit Oberklassen in Zukunft nur
noch zu 28 Wochenstunden verpflichtet sind, haben die
Zeichenlehrer nach wie vor 30 zu geben — denn die 24
Pflichtstunden:, die für Zeichenlehrer an Oberklassen vorgesehen sind, kommen nur für
ein paar Stellen in Stuttgart in Betracht; im übrigen gelten alle Zeichenlehrer, auch
wenn sie ausschliesslich an Oberklassen unterrichten, als an Mittelklassen angestellt —
und ausserdem haben sie noch in den meisten Städten unentgeltlich den offenen Zeichen-
saal zu leiten. Warum nun diese Zurücksetzung der Zeichenlehrer? Soll etwa der
Zeichenunterricht weniger anstrengend sein, als der Unterricht in Recht- und Schön-
schreiben, Rechnen u. dgl.? Das mag vielleicht stimmen bei
dem Zeichenunterricht, mit dem wir selbst in unserer Jugend
gequält wurden. Aber dieses geistlose Kopierenlassen von
Vorlagen gilt doch hoffentlich nicht mehr als das Normale.
Und dass die moderne Methode sehr viel geistige Anstrengung
und Vorbereitung erfordert, weiss jeder, der schon versucht
hat, darnach zu unterrichten. Oder will man den Unterschied
damit begründen, dass ein Zeichenlehrer nichts zu korrigieren
habe? Auch das ist falsch. Heutzutage werden im Zeichen-
unterricht, wie in anderen Fächern, Klassenarbeiten gemacht,
die der Lehrer, wenn er nicht die schon vorher zu kurz be-
messene Unterrichtszeit dazu verwenden will, zu Hause
korrigieren muss. Ferner sollte ein Zeichenlehrer doch auch
auf seine Weiterbildung bedacht sein, sollte Zeitschriften
lesen, Ausstellungen besuchen, was bei ihm wohl nicht weniger
Zeit erfordert, als bei einem Philologen oder Naturwissen-
schaftler, der in seinem Fach auf dem Laufenden bleiben will.
Jedenfalls hat er hierauf mehr Zeit zu verwenden, als ein
Reallehrer oder ein Turnlehrer, der auch zu 30 Stunden ver-
pflichtet ist. Die Geringschätzung, die sich in dieser Behand-
lung der Zeichenlehrer ausdrückt, dürfte wohl von der Mehr-
zahl der Gebildeten nicht geteilt werden. Dass die künst-
lerische Erziehung der Jugend für unser Volk von ganz hervor-
ragender Bedeutung ist, wird doch immer mehr erkannt. Dann
sollten aber auch die Zeichenlehrer nicht schlechter gestellt sein als die Lehrer, die die
sogenannten wissenschaftlichen Fächer an mittleren Klassen zu geben haben, nämlich als
die Oberreallehrer, denen sie ja auch in bezug auf Titel und Gehalt gleichgestellt sind.“

Zu unseren Abbildungen.
Unsere Kunstbeilage ist eine Arbeit von G. Grau, Seminaroberlehrer in
Künzelsau. Das Original ist mit Kohle auf Tonpapier gezeichnet. Die Luft ist
mit blauer Deckfarbe herausgefasst, die Stämme sind orangegelb gehalten. Die
 
Annotationen