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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft III (März 1910)
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Es geht eine Sehnsucht durch die Welt
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Zu unseren Abbildungen
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Verein badischer Zeichenlehrer
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0050

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Zeichenlehrer. Sogar in cler Gewerbeschule wird der künstlerisch gebildete Zeichen-
lehrer seinem technisch gebildeten Kollegen in allen Stücken gleichgestellt werden,
da man es als Unrecht betrachten wird, eine Ausbildung, die grössere Opfer an
Zeit und Geld stellt, nicht geringer zu achten.
Ja, es geht eine Sehnsucht durch die Welt! Ein Idealist.

Zu unseren Abbildungen.
Sven Hedin als Zeichner. Als Nansen
sein Werk „Durch Nacht und Eis“ heraus-
gab, begriisste man mit Freuden die vielen
vortrefflichen Illustrationen, die erst recht
einen Einblick in die Erlebnisse, Gefahren
und wissenschaftlichen Errungenschaften des
kühnen Forschers vermittelten. Und was
alle Welt anstaunte: Nansen selbst hatte ein
gut Teil dieser Abbildungen gezeichnet. Dem
Kenner war das übrigens nichts Wunderbares,
denn ein so scharfer Beobachter wie Nansen,
der musste doch auch den Drang und die
Fähigkeit in sich spüren, das Gesehene gra-
phisch zu fixieren. Man könnte allerdings
den Satz auch umkehren und sagen:
es ist nicht merkwürdig, dass ein Mann wie
Nansen, der so gut zeichnet, auch scharf
beobachten kann.
Solche Beispiele sind nun geeignet, jedem
die Augen über den Wert des Zeichnens als
Ausdrucksmittel zu öffnen. Und viele wissen-
schaftlich tätige Männer hat, wie wir wissen,
das Nansensche Werk dem Zeichnen näher
gebracht; besonders die Naturwissenschaft-
licher sind es, die aus naheliegenden Gründen
ihre Sympathie dem heutigen Zeichenunter-
richt mehr und mehr entgegenbringen.
In weit höherem Masse noch als Nansen
hat uns der schwedische Forscher Sven
H e d i n als Zeichner überrascht. Sein grosses
reichillustriertes Werk „Transhimalaya“ ist
ebenfalls aufs reichste mit Abbildungen aus-
gestattet, die denjenigen des Nansenschen
Werkes nicht nur nicht nachstehen, sondern
sie teilweise überragen.
Sven Hedin ist nicht nur ein wissenschaft-
licher Zeichner, der das Zeichnen als sach-
liches Ausdrucksmittel vollendet beherrscht,
sondern er ist geradezu Künstler, der ebenso
sicher mit dem Stift wie mit dem Pinsel ar-
beitet, und es gewährt uns besondere Freude,
dies an einigen Beispielen vorführen zu
können. (Abbildung 3—6.)
Welche Wucht der Auffassung zeigt Abb. 3
und welche Genauigkeit der tektonischen
Darstellung Abb. 4 und 5! Und wie weiss
der Forscher Mensch und Tier mit wenig
Mitteln darzustellen! Ja, Sven Hedin ver-
steht es, wie nur irgendein Künstler,
charakteristisch aufzufassen und darzu-
stellen, dann: Wie vortrefflich sind seine
Skizzen in Licht und Schatten komponiert!
Wie sind stets die Licht- und Schattenmassen
zusammengehalten! Es würde uns freuen,
wenn diese wenigen Zeilen dem herrlichen
Werk Sven Hedins,*) dem unsere Abbildungen
entnommen sind, recht viele Freunde gewinnen
würden. G. K.
*) „Transhimalaya“ in 2 Banden erschienen bei
F. A. Brockhatts-Leipzig. Preis 20 Mk.

Verein, badischer Zeichenlehrer.
Die diesjährige Jahresmitgliederversamm-
lung ist auf den 8. Mai festgesetzt und soll
in Bruchsal stattfinden. Der Beratung der
Vereinsangelegenheiten schliesst sich eine
Besichtigung des Bruchsaler Schlosses an.
Herr Kollege Bender, Karlsruhe, hat die
Liebenswürdigkeit, in einem Vortrage das
Wissenswerteste über das Schloss zu erläutern.
Es dürfte jedermann willkommen sein, das
prächtige Rokokoschloss kennen zu lernen.
Die Tagesordnung wird in der nächsten
Nummer dieser Zeitschrift bekanntgegeben
werden. Der Vorstand darf wohl hoffen, dass
die Versammlung von den Mitgliedern recht
zahlreich besucht wird. I. A.: J. Rothermel.

Besprechung. Edle Kunst zur Konfir-
mation I Aus den ersten Jahren meiner Amtszeit
— es sind jetzt 20 Jahre her — steht mir ein
kleines aber wichtiges Ereignis vor Augen. Ich
stand im Leipziger Museum vor Uhdes Bild
,,Lasset die Kindlein zu mir kommen!“ in
Betrachtung, mit warmem Interesse; aber
die Wahrheit des Satzes war mir noch nicht
klar geworden, dass man vor einem Kunst-
werk wie vor einem Fürsten stehen müsse,
ab wartend, ob und was es einem zu sagen
hätte. Auf einmal wurde mir klar, was ein
gutes Gemälde uns bietet: ich sah kein Bild
mehr; was auf dem Bilde dargestellt ist,
wurde lebendige Wirklichkeit. Diesen Ge-
nuss schöpfe ich seit der Zeit fast aus der-
selben Tiefe vor jeder guten Nachbildung
eines Originals, das mir in ähnlicher Weise
zum Erlebnis geworden ist. Umgekehrt wird
das Werk eines Meisters um so eher zu uns
sprechen, je mehr es uns schon durch gute
Nachbildungen vertraut ist.
Und was könnte es Schöneres zu dem er-
habenen Feste geben, das nur einmal im
Leben des Kindes vorkommt, zur Konfir-
mation und zur ersten Kommunion, als
schon der Jugend so edle Genüsse zu
vermitteln oder sie wenigstens dazu vorzu-
bereiten. Gute Gelegenheit bieten die „Kunst-
gaben in Heftform“ aus dem Verlag von Jos.
Scholz in Mainz. Einige Hefte dieser Samm-
lung sind besonders dazu geeignet, so sehr,
dass sie eigens zusammengestellt sein könnten,
um als Erinnerungsgaben an den bedeutungs-
vollen Tag zu dienen. Vor allen anderen ist
da das Heft „Vom Heiland, ein Buch
deutscher Kunst“ zu nennen. Von nor-
dischen Meistern , von Dürer , Rembrandt,
Rubens, Richter, Gebhardt, Thoma, Uhde,
Klinger, Mackensen wird uns gezeigt, wie
Christus dem gefühlvollen und denkenden
Menschen in allen Lebenslagen ein Freund
ist, was auch die Jugend schon ahnen kann.
Dass gerade der stille Frankfurter Wilhelm
 
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