Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

DOI Heft:
Heft VIII (August 1910)
DOI Artikel:
Umschau
DOI Artikel:
Besprechung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115 -

Monat eine seltene Feier. Im Juni 1910 sind
es fünfundzwanzig Jahre, dass den zwanzig-
jährigen Studenten zum erstenmal eine ge-
heimnisvolle, verschleierte Schöne aus seiner
schwedischen Heimatstadt entführte — kein
Wesen von Fleisch und Blut, denn Hedin ist
Junggeselle, noch heute wie er sagt: ä prendre
ou ä laisser (zu haben wie er steht und geht),
sondern die Zauberin Asien mit ihren Wun-
dern und Rätseln, die zu schauen und zu lösen
er vor allen berufen war. Mehr als zwei
Drittel dieser Zeit hat er in den Wüsten und
Eisgebirgen Innerasiens, in Persien, Mesopo-
tamien, Turkestan, Pamir, der Mongolei, China,
besonders in Tibet, zugebracht, und sich
durch fünf grosse Reisen aus eigener Kraft
den Weg auf die Höhe seines Lebens gebahnt,
auf der wir ihn heute als einen der ersten
unserer grossen Entdecker stehen sehen.
Ausserhalb Schwedens ist Hedin in Deutsch-
land — das hat er selbst dankbar anerkannt —
als Held und Schriftsteller am populärsten.
Die höchsten offiziellen Ehren aber hat Eng-
land auf ihn gehäuft, dasselbe England, das
noch bis vor kurzem allerlei hämische Angriffe
gegen den Forscher gerichtet hatte. König
Eduard machte ihn zum Sir, verlieh ihm den
berühmten Stern von Indien und genehmigte
neuerdings eine der höchsten Ehrungen, die
irdische Mächte überhaupt zu verteilen haben:
England hat beschlossen, das von Hedin ent-
deckte tibetische Gebirge für alle Zeiten
„Hedin-Gebirge“ zu nennen, ein Denkmal,
dauernder als Erz, wie es nur wenigen Aus-
erwählten, einem Marco Polo, einem Alexan-
der von Humboldt, einem Stanley, gesetzt
worden ist. Doch gibt Hedin den Namen
„Transhimalaja“, den er selbst für seine letzte
grosse Entdeckung geprägt hat, keineswegs
auf,obgleich die demnächst erscheinende zweite
Auflage seines Meisterwerkes Gelegenheit
dazu böte. Diese Pietät ist nur zu begreif-
lich. „Transhimalaja“ war sein Kriegs- und
Siegesruf auf der letzten so erfolgreichen
Reise. So wird künftig, nicht zur Freude der
Schuljugend, auf den schwedischen und deut-
schen Karten der Doppelname „Transhima-
laja“ und „Hedin-Gebirge“ erscheinen, während
die Engländer an ihrem nicht weniger lapi-
daren „Hedin-Gebirge“ festhalten werden.
Besprechung. Luise, Königin von
Preussen. Ein Lebensbild in Briefen und
Aufzeichnungen der Königin und ihrer Zeit-
genossen. Zusammengestellt von P. Gärtner
und P. Samuleit. Herausgegeben von der
Literarischen Vereinigung des Berliner Lehrer-
Vereins. 336 Seiten. In feinster zweifarbiger
Ausstattung, mit zwei noch nicht reprodu-
zierten Bildern und in ,,Seidenleinen“ ge-
bunden Mk. 3.—. Schon eine oberflächliche
Durchsicht lässt erkennen, dass wir es hier
mit einer ganz besonderen Auswahl von Do-
kumenten zu tun haben. Es kam den Heraus-
gebern vor allem darauf an, ein historisch
wahres Bild der Königin zu erzielen. Und
so sehr sie sich deshalb auch bemüht haben,
das Bild aus zahlreichen und sonst nur in
teuren Büchern verstreuten Dokumenten sorg-

fältig abzurunden, so haben sie es doch mit
Recht verschmäht, die mehr oder weniger
schönen Anekdoten zu verwenden und mit
einem beliebten sentimentalen Anschlag Stim-
mung zu machen. So haben die Herausgeber
zweierlei erreicht: Eine dauernd wertvolle
Quellensammlung, die auch über den 19. Juli
hinaus gern gewürdigt wird und ein mensch-
lich schönes Dokument, das auch ohne alles
byzantinische Beiwerk und ohne höfisches
Gerede uns die Königin Luise wegen ihres
Edelmutes, ihrer Selbstlosigkeit und Vater-
landsliebe so sympathisch und verehrungs-
würdig erscheinen lässt, dass es sicher echte
und tiefe Begeisterung erwecken muss. Schade,
dass dieses Buch nicht früher kam, es über-
trifft alle anderen inhaltlich und äusserlich.
Ja, man kann seine Ausstattung eine buch-
technische Leistung nennen, für die der Preis
von Mk. 3.— aussergewöhnlich billig ist. Wir
wünschen dem Buche deshalb heute noch
weiteste Verbreitung und einen Eingang in
alle Lehrer-, Schüler- und Volksbibliotheken.
Garve’s Katalog 1910. In schmuckem
Gewände und gänzlich neuer Aufmachung
liegt uns der diesjährige Lehrmittelkatalog
der Firma Wwe. Garve & Sohn, Han-
nover, vor. Wie der Umschlag verrät, kann
die Firma in diesem Jahre ihr zehnj ähriges
Jubiläum feiern und sie kann dabei mit
berechtigter Genugtuung darauf hinweisen.
Die zahlreichen geschmackvollen Modelle,
sowie die vielen aus der Praxis hervorge-
gangenen Zeichenblöcke und Zeichenständer
zeigen auf das deutlichste, dass die Firma
sich auf dem Wege fortschreitender Entwicke-
lung befindet, und es ist nicht daran zu zwei-
feln, dass der neue Garve-Katalog noch stär-
ker begehrt sein wird als sein Vorgänger
von 1909. Nach einem kurzen Vorwort folgen
eine Gesamtansicht sowie Einzelansichten aus
den ca. 2000 qm umfassenden Fabrikräumen;
es folgen eine Zusammenstellung von frei-
willigen Urteilen, dann die Lieferungsbe-
dingungen. Das Inhaltsverzeichnis am Schlüsse
des 144 Seiten starken Werkes gibt Aufschluss
über den weiteren Inhalt. An Neuheiten
bietet der Katalog u. a. auf Seite 24 eine
Serie „Baumgart’s Malblöcke für die Kleinen“
zum Preise von 5—20 Pfg. Die 5. Abteilung,
betitelt: „Diverses Zeichenmaterial“ bietet
eine Fülle wie nie zuvor. Die 6. Abteilung:
„Moderne Zeichenmodelle“ bringt für die
Unterstufe eine Menge neuer Modelle (vergl.
Seite 78 — 80) und aus der 7. Abteilung betr.
Zeichensaalausstattungen sind besonders her-
vorzuheben : Der Zeichentisch „Pionier“ (Seite
130—131) und eine Feldstuhlstaffelei, die sich
schon im Vorjahre grosser Beliebtheit zu er-
freuen hatte. Ein Uebersichtsplan zur
Einführung des neuzeitlichen Zeichenunter-
richts an Volks-, Bürger- und Mittelschulen
(Seite 139- 142) wird manchem Leser gute
Dienste leisten. Der Inhalt des Kataloges
ist, wie man sieht, so reichhaltig, dass jeder
Geschmack auf seine Rechnung kommt. Die
Zusendung des Katalogs erfolgt auf Wunsch,
selbstverständlich gratis und franko.
 
Annotationen