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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft XI (November 1910)
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Zu unseren Abbildungen
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Umschau
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164

Zu unseren Abbildungen.
Auch diesmal bringen wir eine Anzahl Arbeiten des B er th o 1 dgy mn asium s
zu Freiburg i. B. Dieselben sind ebenfalls der im Oktoberheft besprochenen
Programmbeilage entnommen. Die Druckstöcke wurden uns in liebenswürdigster
Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt, wofür ebensowohl unserem Kollegen
Fr. Greiner wie auch der Universitäts-Buchdruckerei N. Hochreuther in Freiburg
herzlicher Dank gesagt sei.
Auch die Kunstbeilage verdanken wir diesem Entgegenkommen. Das
zarte schwermütige Bildchen passt so recht in unsere Novemberstimmung herein.
„Ist das müde Tosen und die öde Flur meines freudelosen Herzens Abbild nur.“
Die Abbildung 6, „Der Grossvater“ von Ludwig v. Zumbusch, ist ein
Probebild aus dem in unserem heutigen Heft besprochenen Kalender „Kunst und
Leben“, der im Verlag von Fritz Heyder in Berlin erscheint. Ludwig v. Zumbusch
ist uns wohlbekannt durch seine trefflichen Darstellungen aus dem Kinderleben. Die
vorliegende Zeichnung ist eine markige kraftvolle Aeusserung seines kräftigen Talents.

Umschau. Edmund Steppes*). Im Früh-
jahr 1910 gab es im Berliner Künstlerhaus eine
freudige Erinnerung für den Kenner Step-
pesscher Kunst. Es hing da neben einigen
anderen ein Bild von Edmund Steppes „Bach
und Weg“, das dem, der seine Kunst einmal
lieben lernte, eine der schönsten Seiten seines
Wesens von neuem zeigte, etwas Heiteres
und Sonniges, etwas Wohliges, wie es den
Wanderer umfängt, der über grüne, von tau-
send Wundern des Wachsens und Blühens
erfüllte Wiesen die Berge hinanschreitet. Ein
Stück echt deutscher Freude an Bergen und
Wiesen, wie sie alljährlich Zehn- und Hun-
derttausende in die Berge führt. Und dazu
noch eins, das Ganze überdeckt von Wolken,
deren leichtem, geheimnisvollem, lebendigem
Spiel wir so gern zuschauen, wenn wir im
weichen, grünen Pfühl der Wiesen ruhen,
sie sind ein Element Steppesscher Landschafts-
kunst, ohne das ihnen ein Stück ihrer Schön-
heit mangelte. Es dürfte keinen deutschen
Maler geben, der die tausendfältige, immer
wechselnde und immer schöne Form und Fär-
bung der Wolken so in seinen Bildern neu er-
stehen liesse, wie Edmund Steppes.
Dieses Bild „Bach und Weg“ war für
mich eine frohe Erinnerung an eine Stunde
in Heidelberg. Da sah ich vielleicht 25 Bilder
unseres Künstlers, die alle von einer so reinen,
tiefen Freude an der Natur kündeten, die mit
einer solchen Sicherheit und Vollendung ge-
malt waren, dass ich davon ergriffen war.
Hatte ich vorher kaum mehr als den Namen
des Künstlers gekannt, so wurde es mir in
dieser Stunde klar, dass hier einer der gröss-
ten Künder deutscher Landschaft zu mir
sprach. Himmel, Wolken und Wiesen, Bäume
*) Wir möchten hierbei auf die in der bekannten
Sammlung des Verlags von Jos. Scholz in Mainz so-
eben erschienene neue Kunstgabe „EDMUND STEPPES“
hinweisen. In einem von dem Künstler selbst vornehm-
charakteristisch geschmückten Umschlag vereinigt, wer-
den hier, neben einer warmherzig geschriebenen aus-
führlichen Einleitung in die Kunst Steppes’, fünfzehn
seiner schönsten Gemälde in vollkommener verschieden-
farbiger Doppeltonwiedergabe geboten. Die neue Kunst-
gabe zum Preise von 1 Mark ist eine wirklich vornehme
Würdigung des Künstlers und seines Schaffens und
wird der grossen, edlen Kunst Edmund Steppes’ sicher
viele neue Freunde und Verehrer zuführen.

von wunderbarer, reizvoller Form, das alles
in klarem, wohltuendem Licht und tiefen,
reinen Farben, das sind die Elemente dieser
Bilder. Es ist so seltsam, so heilig still auf
den Bildern von Steppes. Es ist die Andacht
zur Natur, zu dem Geheimnisvollen, Rätsel-
haften, aus dem das Leben quillt, das so
feierlich und froh vor diesen Bildern stimmt.
Edmund Steppes wurde am 11. Juli 1873
als Sohn des Obersteuerrates Karl Steppes
zu Burghausen in Oberbayern geboren. Seine
ersten Studien machte er an der Münchener
Akademie, die er aber bald verliess. Albert
Lang und Emil Lugo haben dann fördernd
in seine Entwicklung eingegriffen, der die
Richtung durch Eindrücke vor den altdeut-
schen und altniederländischen Gemälden so-
wie von den Werken Schwinds gegeben
wurde. Kein Geringerer als Adolf Bayers-
dörfer, der Freund Thomas und Böcklins,
ermutigte ihn zu Beginn seiner künstlerischen
Laufbahn, und das Urteil dieses Mannes
durfte ihm allerdings mehr gelten als das
mancher Ausstellungsleitungen, die ihn von
den Ausstellungen fernhielten. In der stillen
Prinzenstrasse zu München schafft er nun in
der Einsamkeit, und es ist mit ihm so ganz
ähnlich wie mit Thoma, der in Frankfurt
auch so einsam sass, bis man ihn entdeckte.
Auch darin Hans Thoma völlig gleich,
lässt er die Eindrücke sich seinem Gedächt-
nis eingraben, und aus der Fülle des Gedächt-
nisses heraus schafft er nun Werk für Werk,
jedes zu einer fertigen und möglichst voll-
kommenen Leistung gestaltend.
Wie alle bedeutenden Maler sucht Step-
pes nach eignen und guten Ausdrucksmitteln,
und seine Arbeit wird ein Ringen darum,
wie wir das von Thoma und Böcklin wissen.
Die van Eyks, Rogier van der Weyden und
Mathias Grünewald, in dessen Werken er die
herrlichste Vollendung der van Eykschen
Neuerungen verehrt, wurden seine Führer,
nachdem Lang und Lugo ihm den Weg ge-
wiesen. Emil Lugo hat ihn veranlasst, seine
Farben selbst zu reiben, und er tut das noch
heut nach den uns erhaltenen Aufzeichnungen
der Alten und den Beobachtungen an den
 
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