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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft XII (Dezember 1910)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0189

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173

unsere Leser sehen, dass sämtliche Entwürfe auf einer bemerkenswerten künstlerischen
Höhe stehen. Den I. und III. Preis erhielt, wie wir schon in Heft X bekannt-
gaben, Zeichenlehrer Th. Schück-Freiburg, den II. Preis Zeichenlehrer Hempfing-
Karlsruhe.
Abbildung 4 ist noch ein Nachzügler zu den Arbeiten des badischen Ferien-
kurses, die wir in diesem Jahrgang vorführen durften. Das Original, eine wesentlich
grössere Oelstudie (von Besigheim) von Zeichenlehrer B en der-Karlsruhe, zeigt
Frische und Zartheit zugleich, Vorzüge, die wir nicht oft beieinander finden.
Mit Abbildung 5, 6 und 7 können wir 3 köstliche Meisterstücke der Zeichen-
kunst zeigen. Sie sind dem in unserem heutigen Heft besprochenen Werk über
einen verschollenen, aber mit der Jahrhundert-Ausstellung in Berlin wieder ent¬

deckten Künstler entnommen. Eduard
v. St ein len gehörte zum Kreise Moritz
v. Schwind und steht diesem in seinen
besten Schöpfungen wenig nach. Unver-
gleichlich sind insbesondere seine Bild-
nisstudien, von denen wir heute drei der
besten vorführen können.
Zum Schluss wollen wir noch einen
Blick in die Modellierwerkstätte
eines Kollegen, Zeichenlehrer März-
Tuttlingen, werfen, der neben einer Unzahl
von Wochenstunden in fast übermensch-
licher Anspannung seiner Kraft sich noch
als Plastiker betätigt. Vor solcher sitt-
licher Energie dürfen wir nur alle den
Hut abnehmen. Der Staat hätte aber ein
Interesse daran, solche Kräfte herauszu-
suchen und an den richtigen Platz zu
stellen. _ Gr. K.
Umschau. Kunsterziehung und Kunst-
geschichte. Von vielen Seiten, auch von Hoch-
schulprofessoren, kommt immer wieder der
Vorschlag, zur Kunsterziehung die Kunstge-
schichte zu benutzen. Wie stellen wir uns dazu ?
Weder angehende Künstler noch Kunst-
historiker sollen an unsern allgemein bilden-
den Mittelschulen erzogen werden. Wohl
aber junge Menschen, die künstlerischen
und kunstgewerblichen Erzeugnissen gegen-
über zwischen Schein und Wahrheit, zwischen
Schundwerk und Kunstwerk in dem Grade
unterscheiden können, den ihr Alter und die
zugemessene Bildungszeit erreichen lässt.
Sie sollen angeregt werden, das Schöne aus
Natur und Kunst zu lesen. Dann erst wird
der Unterricht lebendig werden, wenn er den
jungen Menschen nicht nur ein Erlernen,
sondern ein Erleben bedeutet, ein Klarwerden
über das Wesen der künstlerischen Natur-
betrachtung und einer natürlichen Kunst-
auffassung.
Der Kunstgeschichtsunterricht allein —
selbst wenn die inneren Zusammenhänge
der Entwicklungsstadien verfolgt werden
-— führt zu diesem Ziele nicht. Es gibt
genug Menschen, die Kunstgeschichte an
Hochschulen ausgezeichnet gelehrt erhielten,
lernten und sogar lehren und trotzdem ohne
lebendiges Natur- und Kunstgefühl und ohne
ästhetisches Urteil bleiben. Die Umgebung,

Abbildung 1.


Motto: Antike.
I. Preis: Zeichenlehrer Th. Schück-Freiburg.
die sie sich in ihren Wohnungen schaffen,
gibt Zeugnis davon, dass das Gelernte in
ihnen nicht lebendig geworden ist. Es getraut
sich wohl mancher, genauen Bericht über
die griechische Kunst im Zeitalter des Perikies
zu erstatten, der auf seinem Schreibtisch ein
Hausgreuel als Tintenzeug stehen hat, ob-
wohl er um weniger Geld ein besseres hätte
erwerben können.
Bei jungen Menschen von 14—19 Jahren
darf ein gutes historisches Wissen selten
vorausgesetzt werden. Aber auch wenn sie
es haben, ist es für sie sehr schwer, sich
treffende geschlossene Bilder von den Kultu-
ren alter Völker zu machen und die treiben-
den Kräfte zu erfassen, aus denen heraus sie
ihre Kunstwerke geschaffen haben. Doch
angenommen, es wäre möglich, dass die
jungen Schüler Werke der Kunstgeschichte
 
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