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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft VIII (August 1910)
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Kolb, Gustav: Das erste Zeichnen im Freien: (für einfache Schulverhältnisse)
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Henrici, Karl: Ueber die Pflege des Heimatlichen im ländlichen und städtischen Bauwesen, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0122

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112

malen dürfen mit Farben recht leuchtend und satt. Wir wählen nun häufig Gegenstände,
die ausgesprochene Farben haben und benützen die Lust zum „Farben“ auch für die Er-
arbeitung der Form.
Gegen das Frühjahr haben unsere Schüler eine gewisse Selbständigkeit erlangt und
ich gehe einen Schritt weiter dem Zeichnen im Freien entgegen. Wir gucken durch die
Fenster des Zeichensaals nach allerlei Formen, die wir bewältigen können. Später führen
wir die Schüler in die Gänge des Schulhauses, wo ebenfalls manches z. B. Türen und anderes
zu zeichnen ist.





Für einfache Schulverhältnisse.

Endlich an einem schönen
Frühlingstag rufe ich beim Be-
treten des Zeichensaals meinen
Schülern zu: Nehmt eure Sachen
zur Hand, heute gehen wir ins
Freie! Ein wahrer Jubelsturm
entfesselt sich und flugs sitzen
wir vor dem Schulhaus unter
dem blauen Frühlingshimmel
und halten Ausschau nach Mo-
tiven. Diese gibt es aber in
Hülle und Fülle, überall, wohin
das Auge schweift. Es gilt nun
gleich von Anfang an einen
wohlgeordneten Betrieb, ohne
den nichts zu erreichen ist, ein-
zuführen.
Wir müssen bei aller Frei-
heit eine feste sichere Marsch-
linie einhalten. Das Ziel ken-
nen unsere Schüler wohl: wir
— wollen Häuser zeichnen ler-
nen. Aber ganz klein und be-
scheiden müssen wir dabei be-
ginnen. Wir zeichnen also zu-
nächst Fenster, Tore, Türen und
Türchen, Kamine, Giebelchen
von Dachläden usw. Und zwar
immer von vorn, sodass sie als
Flächengebilde erscheinen. Be-
gabteren Schülern lässt man
Freiheit und man macht dabei
die Erfahrung, dass sie ganz
von selbst den perspektivischen
Erscheinungen nach und nach
auf den Leib rücken. Wenige,
richtig angebrachte Fingerzeige
des Lehrers genügen dann, sie
auf den rechten Weg zu wei-
sen. So marschieren wir -mit
den kleinen Bürschchen schritt-
weise ganz fröhlich in den
bittern Ernst der Zeichenkunst

hinein in die perspektivische
Darstellung selbst, die den meisten Lehrern ein Sorgenkind ohnegleichen ist.
Unsere Abbildungen hiezu zeigen zwei verkleinerte Vervielfältigungen von Zeichen-
blättern (Schüler des 1. und 2. Zeichenjahrs). Zwangslos reihen sich die verschiedenen
Gebilde auf dem Blatt neben- und untereinander- an. Ab und zu erlaube ich das „Anmalen“
mit Farbstift oder Wasserfarbe, aber nur dann, wenn der Schüler sich mit der Form redlich
Mühe gegeben hat. G. Kolb.

Ueber die Pflege des Heimatlichen im ländlichen und städtischen
Bauwesen.
III.
Wir wissen’s ja: „die Welt stellt unter dem Zeichen des Verkehres“.
Der Verkehr, als Persönlichkeit aufgefasst, hat mit der Zeit, als mit einem der
wichtigsten Faktoren seines Wesens zu rechnen, und in Zeitersparnis besteht
ein Teil seiner Vervollkommnung. Ihm müssen folglich die kürzesten, also geraden
Wege immer die liebsten sein.
 
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