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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft VI (Juni 1910)
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Vereih für Zeichen- und Kunstunterricht in Elsass-Lothringen
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Umschau
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0095

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87

Freuden zu begrüssen sind. Möge die Aner-
kennung dafür nicht ausbleiben.
Die Vereinsleitung.
An unsere Mitglieder richten wir die höf-
liche Bitte, bei Einzahlungen nicht die Ver-
einskasse mit dem Porto belasten zu wollen.
Die Kassenverwaltung.
Umschau. Immer mehr Fälschungen
unter den Kunstwerken. Nachdem auf An-
regung des Kölner Restaurators Frid, Direk-
tor Poppelreuter starke Zweifel an der Echt-
heit der Kölner Madonna mit der Wickenblüte
geäussert hat, haben Prof. Dr. Karl Voll und
Kustos Dr. Braune das Gemälde einer Unter-
suchung unterzogen. Denn auch die im Ger-
manischen Museum befindliche Madonna mit
der Erbsenblüte wurde mit Bestimmtheit für
eine Fälschung aus dem Anfänge des 19. Jahr-
hunderts erkannt. Dr. Braune nahm also das
Bild und fuhr damit nach Köln, um es mit
der angezweifelten Kölner Madonna zu ver-
gleichen. Das Ergebnis ist für ihn unent-
schieden. Er hat Beobachtungen gemacht,
die für Fälschungen gewisser Partien des
Bildes sprechen, während er bei anderen
Teilen sich nicht entschliessen kann, sie un-
bedingt für neu zu erklären. — Kurz darauf
hat Prof. Voll eine mehrtägige Untersuchung
des Bildes vorgenommen. Sein Resultat lautet
mit absoluter Sicherheit: Die ganze Madonna
mit der Wickenblüte ist eine vollständige
Fälschung aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts.
Voll geht sogar noch weiter und glaubt, dass
die Liste der Fälschungen altdeutscher, spezi eil
altkölnischer Bilder erst begonnen hat und
noch weiteren Umfang annehmen wird. Die
Direktion des Wallraf-Richartz-Museums hat
die Absicht, die Frage, die natürlich die kunst-
freundlichen Kreise der Stadt Köln sehr er-
regt, einem dazu berufenen kleinen Kongress
von Kunstkennern und Restauratoren zu
unterbreiten.
Besprechungen. „Kindliche Verzie-
rungskunst,“ ein Beitrag zur Erneuerung des
Zeichenunterrichts von Richard Bürckner.
Preis Mk. 2.—. Verlag von Holge & Pahl-Dres-
den. Vor derZeichenunterrichtsreform war das
Ornament fast in allen Volksschulen der einzige
Lehrstoff, der „behandelt“ wurde. Mit der Re-
form begann das grosse Reinemachen und man
fegte zunächst diesen Plunder heraus, der
unsere Schüler zu gedankenlosen Kopisten er-
zog. Aber der Kampf um das Ornament ver-
stummte seitdem nie. Während ein Teil der
Lehrer, die das Alte mit dem Neuen verbinden
und den „goldnen Mittelweg“ gehen wollten,
dieVerwendung der Ornamentvorlage so „zwi-
schen hinein“ empfehlen, ging ein anderer Teil
darauf aus, den Unterricht im „Schmücken“
so zu gestalten, dass er den neuen Grund-
sätzen, auf die sich die Reform aufbaut, ent-
sprach. Sie wollten also dem Kinde Gelegen-
heit zur gestaltenden Tätigkeit geben, und so
an diesem Stoff seine schöpferischen Kräfte
entwickeln. Wir kennen aus früheren Be-
richten die mit dem besten Erfolg gekrönten

Bemühungen Dr. Kerschensteiners in den
Münchener Volksschulen. Neben Kerschen-
steiner oder eigentlich schon früher pflegten
Kollegen in Sachsen dieses Unterrichtsgebiet,
und zwar mit nicht geringeren Ergebnissen,
wie man schon 1907 auf der grossen Dresdener
Kunstgewerbeausstellung sehen konnte. Das
vorliegende Büchlein darf als ein wertvoller
Beitrag in dieser Richtung bezeichnet werden.
Der Verfasser äussert sich in seiner Vorrede:
„Die Darstellung wirklicher Dinge ist und
bleibt die Hauptaufgabe des Zeichenunter-
richts. Aber da die Schule, so gut sie kann,
die natürliche Entwicklung des Kindes berück-
sichtigen soll, so muss sie ihm Gelegenheit
geben, seine Freude am Verzieren von Gegen-
ständen zu betätigen. Diese Freude ist ein
uraltes menschliches Gut, das jedem Kinde
neugeschenkt wird. Im Naturzeichnen schrei-
ten wir in der Schule auf ziemlich sicherem
Pfade vorwärts, geleitet von den psycholo-
gischen Erkenntnissen, die wir dem Studium
der freien Zeichnungen des Kindes verdanken.
Anders im Schmuckzeichnen. In ihm haben
wir aus der Beobachtung der Kinderzeichnung
noch zu wenig Folgerungen für unsern Unter-
richt gezogen. Uns drückt noch viel zu sehr
die Erinnerung an unser früheres Ornament-
zeichnen. Es war wie ein Unterricht, der das
Kind zum genauen Nachsagen einer unkind-
lichen, unverständlichen Sprache zwang. Und
eine Sprache ist wie jedes andere auch das
Zeichnen von Schmuckformen. Die Kinder
in ihrer Sprache reden lassen, sie dabei sorg-
fältig beobachten und vorsichtig fördern:
Das ist der beste Weg zur Weiterbildung
des kindlichen Ausdrucks.“ Für Kinder und
Lehrer einen solchen Weg in das Gebiet der
kindlichen Verzierungskunst zu finden, ist das
Bemühen des Verfassers. Die vervielfältigten
Arbeiten sind im Unterricht einer oberen
Mädchenklasse entstanden und zwar als Ver-
zierungen von Neujahrswunschbogen. Zwei
Leitsätze stellt der Verfasser seinem Werk-
ehen voran:
1. Die kindliche Verzierungskunst
gewinnt im Zeichnen ihre Grund-
form en zunächst aus den natur-
gemässen Bewegungen der den
Stift oder den Pinsel führenden
Hand.
2. BeimZusammenstellen der Grund-
formen zu Schmuckstücken lässt
sich das Kind durch die Erinne-
rung an die Dinge seiner Umge-
bung leiten.
Die auf diesem Weg entstandenen Zeich-
nungen sind grösstenteils sehr gelungen und
erinnern lebhaft an die primitive naive Ver-
zierungskunst, die wir an alten Bauernmöbeln
kennen und neuerdings wieder schätzen ge-
lernt haben. Das Werkchen ist allen den-
jenigen warm zu empfehlen, die einen gang-
baren Weg, ihre Schüler in die Verzierungs-
kunst einzuführen, bisher nicht gefunden
haben. G. Kolb.
Preisausschreiben. Tausend Mark !
Aus Anlass des 25 jährigen Jubiläums von
Frieses Zeichenblock hat die Helwing-
sche Verlagsbuchhandlung in Hannover, bei
 
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