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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft IV (April 1910)
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Hasslinger, Otto: Ueber Aquarellpapiere
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0053

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Heft IV

IV, Jahrgang

April 1910

Schriftleiter: Gustav Kolb, Oberreallehrer in Göppingen.

Inhalt:

Ueber Aquarellpapiere. — Kunstunterricht (Fortsetzung). — Der Zeichenlehrer in der neuorganisierten
Gewerbeschule. — Verein badischer Zeichenlehrer. — Verein für Zeichen- und Kunstunterricht in
Elsass-Lothringen. — Besprechung.

Ueber Aquarellpapiere.
Von Otto Hasslinger, Karlsruhe. (Nachdruck verboten.)
Unter Aquarellpapieren verstehen wir solche, die man für die Ausführung von
eigentlichen Aquarellbildern, nicht aber für einfache Flachmalereien, wie sie etwa
bei technischen und kunstgewerblichen Zeichnungen vorkommen, wählt. Es handelt
sich deshalb hier zunächst um handgeschöpfte Büttenpapiere, die nach einem zur
Erzeugung feinster Papiersorten seit vielen Jahrhunderten unverändert beibehaltenen
Verfahren angefertigt werden. Lediglich aus einer Mischung von feinsten reinen
Leinen- und Baumwollfasern hergestellt, die eine gleichmässige innige Verfilzung
ermöglicht, ferner infolge der bei der Anfertigung angewandten Lufttrocknung
zeichnen sie sich durch Zähigkeit, reine Weisse und eine für die verschiedenen
Malzwecke geeignete gekörnte Oberfläche aus. Die Art der Körnung richtet sich
in erster Linie nach der Schwere des Papierbogens und nimmt mit wachsender
Dicke des Bogens zu. Kleine Umgestaltungen in der Oberfläche lassen sich jedoch
bei der Herstellung ermöglichen.
Die Wahl eines groben oder eines feineren Korns macht der Maler von dem
Gegenstände seines Bildes abhängig. Was sich mit breiter Pinselführung darstellen
lässt, wie z. B. Bäume, Wolken, Wasser, Wiesen usw. kann eher auf grobkörniges
Papier gemalt werden als ein Miniaturbild oder Architektur mit reichem Detail
und feiner Gliederung. Es spielt hier auch der Masstab der Darstellung mit.
Für kleine Gemälde wird man selten ein rauhes Korn wählen, weil es hier eine
unruhige Wirkung hervorrufen könnte. Auf grobkörnigem Papier lassen sich Um-
risse und Linien mit dem Pinsel nicht scharf ausführen. Wann dies ein Vorzug
oder Nachteil sein kann, wird der Künstler im einzelnen Falle selbst ermessen. Bei
richtiger Pinselführung ist ein gleichmässiger Farbenauftrag auf rauhem Aquarell-
papier, sog. Torchon, ebenso leicht zu ermöglichen wie er auf zu glattem Papier
schwer ausführbar ist. Die Farbe haftet auf jenem besser, weshalb man auf ihm
über schon angelegte trockene Farbflächen leichter lasieren kann. Die Erhöhungen,
welche das Korn des rauhen Papiers bilden, überziehen das ganze Bild mit einer
Unzahl kleinster Schattenflächen, welche ihm ein luftiges Aussehen verleihen und
die Farbtöne angenehm miteinander verschmelzen. Der Maler, der ein Aquarell
auf rauhes Papier bei seitlicher Beleuchtung gemacht hat, kann aber eine grosse
Enttäuschung erleben, wenn er sein Bild von vorne beleuchtet sieht. Weil dann
das Korn des Papieres keine Schatten mehr bildet, wird das Gemälde auf einmal
eine keineswegs beabsichtigte nüchterne Wirkung ausüben, es hat an Zusammen-
hang und Tiefe wesentlich eingebüsst. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde, auf
sehr rauhes Torchon nur dann zu malen, wenn man von vornherein weiss, dass
das fertige Bild später einen Platz mit Seiten- oder Oberlicht erhält. In der
Kegel wird man gut daran tun, Papiere mit mittlerem Korn zu benutzen.
Dass übrigens das durch die Farbe schimmernde Korn des Papieres dem Aquarell-
bild seinen besonderen Charakter und Reiz verleiht, sei hier nachdrücklich betont.
Gutes Aquarellpapier ist mit tierischer Oberflächenleimung versehen. Die
Beschaffenheit und der Grad der Leimung sind für die Brauchbarkeit des Papieres
von grosser Bedeutung. Ist dieses zu stark geleimt, so weist es dieselben Nachteile
aut wie zu glattes Papier, ausserdem trocknet die rasch von der Oberfläche ab-
fliessende Farbe darauf so schnell, dass man beim Anlegen leicht Flecken und die
so sehr gefürchteten „scharfen Ränder“ erhält. Zu schwach geleimtes Aquarell-
papier nimmt die Farbe ungleich auf und es bilden sich wiederum Flecken. Zweck-
mässig geleimt ist das Papier dann, wenn es die Farbe gleichmässig aufnimmt
und wenn diese möglichst lange nass bleibt; man kann dann die einzelnen
Töne gut ineinander hineinarbeiten oder weich gegeneinander abhalten. Die Vor-
 
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