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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft VIII (August 1910)
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Henrici, Karl: Ueber die Pflege des Heimatlichen im ländlichen und städtischen Bauwesen, 3
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Verband württembergischer Gewerbeschulmänner
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Die imponierend städtische Dorfschule
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0124

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114 —

einen ewig sich gleichbleibenden, langgezogenen Ton Harmonie nennt, der wird
mit solchem Glauben recht behalten, und wer sich mit Vorliebe dem Winde und
dem Staub aussetzt und den Blick lieber in die leere Ferne schweifen lässt, als
ihn und die Gedanken durch das, was am Wege steht, fesseln zu lassen, der wird
in den langen, geraden, überall gleich breiten Strassen für sein Behagen und sein
Schönheitsenipfinden volles Genüge finden.
Der Kummer über die im vorigen Jahrhunderte begangenen Herz- und
Geschmacklosigkeiten lässt sich nicht beschwichtigen durch die Tatsache, dass mit
der neueren Art, Architektur zu treiben und Land und Städte einzurichten, grosse
Verbesserungen eingeführt sind bezüglich der Feuersicherheit, der Gesundheit und
der Förderung des Erwerbslebens. Wer wollte leugnen, dass dies der Fall ist,
namentlich, wenn man die Anlagen für Wasserversorgung, Entwässerung und
Beleuchtung, deren Segnungen sich heute nicht nur alle grösseren, sondern auch
die meisten kleineren Orte zu erfreuen haben, mit hinzunimmt? Wer wollte nicht
anerkennen, dass mit der Erschliessung entlegener Ortsgebiete durch gutgepflegte
Strassen und durch die Regulierung von Bächen und Flüssen viel Segen gestiftet
und viel Unheil abgewendet ist? Aber der Tadel soll sich ja auch nicht richten
gegen die Taten an sich, sondern gegen die Art, wie sie im vorigen Jahrhundert
vollbracht sind, nicht gegen das fleissige Bestreben, nach allen Richtungen hin
eine fortschrittliche Bewegung zu veranlassen und zu unterstützen, sondern nur
gegen den Mangel an Bietät und Schönheitssinn, mit dem meist auch heute noch
gewirtschaftet wird, und ebenso die Natur, wie die uns überlieferten Bestände an
menschlichen Einrichtungen ihrer Reize und Vorzüge beraubt werden. Denke man
auch z. B. an unsere Forstwirtschaft, die zweifelsohne mit grösster Wissenschaft-
lichkeit und ausgezeichnetem materiellen Erfolge arbeitet, die aber doch sehr häufig,
ohne zwingenden Grund und ohne damit einen nennenswerten Erlös zu erzielen,
grosse Schönheitswerte vernichtet, die vielleicht mit der Schonung einiger weniger
alter Bäume auf viele Jahrzehnte erhalten geblieben wären.

Verband württembergischer
Gewerbeschulmänner.
In der letzten Nummer seiner Zeitschrift
bringt der Verbands vorstand einen Bericht
vom 16. Juli, dem wir folgendes entnehmen:
„Der Gesamtvorstand bespricht den vom
Verbandsredakteur Frank-Heilbronn abge-
fasstenBericht über die letzte ausserordentliche
Hauptversammlung. Es herrscht Einstimmig-
keit darüber, dass dieser Bericht in wesent-
lichen Punkten mit den in der Versammlung
gegebenen Darstellungen nicht übereinstimmt,
und es wird bedauert, dass die Behörde durch
denselben eine unrichtige Auffassung über
die gepflogenen Verhandlungen und über die
Stimmung des Verbands gegenüber der Be-
hörde bekommen hat. Der Schriftführer wird
beauftragt, Herrn Regierungsrat Hartmann
den offiziellen Versammlungsbericht des be-
auftragten Schriftführers vorzulegen.“
Dr. ing. Klopfer (1. Vorsitzender des
Verbandes württ. Gewerbeschulmänner), Rek-
tor der Stuttgarter Gewerbeschule, hat einen
Ruf als Direktor der grossherzoglichen Bau-
gewerkeschule in Weimar angenommen.
Die imponierend städtische Dorf-
schule. Ein schönes Dorf soll eine neue
Schule bekommen. Man legt sich ins Zeug,
um es vor dem üblichen Anker - Steinbau-
kasten - Gebilde zu retten und ihm ein stim-
mungsschönes Heimatsbild zu verschaffen, das

aus dem Orte selber hervor- und mit ihm
wieder zusammenwachsen kann. Da schreibt
der Herr Pfarrer wörtlich: „Ländliche Bau-
art haben unsere Dorfbewohner immer vor
Augen und sie sehnen sich daher, städtische
Gebäude im Ort zu haben, es soll den Frem-
den imponieren.“ So geschehen, diesmal
gottlob ohne Erfolg, im Königreich Sachsen.
A. D. 1906.
Entnommen dem II. Oktoberheft des „Kunstwart“.

Umschau. Der „schöne Strich“. Herr
Ernst Schneck, Zeichenlehrer in Potsdam
widmete mir in der „Kreide“ No. 7 einige
liebenswürdige Worte, worin er meine Aus-
führungen über den „schönen Strich“ in No. III
unserer Zeitschrift mit Hilfe von Entstellungen
meiner Erörterungen verketzert. Trotzdem
bin ich nicht gesonnen, ihm dies zu verargen,
denn Herr Ernst Schneck ist selbst der Ver-
fertiger der Zeichnungen (Bibel), die ich mei-
nen Erörterungen als abschreckendes Beispiel
beigegeben habe. Um Herrn Ernst Schneck
Genugtuung zu geben und seine vorbildliche
künstlerische Tätigkeit weiteren Kreisen zu-
gänglich zu machen, wollen wir einige andere
„Musterbeispiele“, mit denen er seit Jahren
die „Kreide“ versorgt, gelegentlich unsern
Lesern vorführen. Wir glauben dabei in sei-
nem Einverständnis zu handeln. G. Kolb.
Sven Hedins „silberne Hochzeit“. Der
berühmte Tibetforscher begeht in diesem
 
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