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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft V (Mai 1910)
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Umschau
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0079

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71

Die rein sachliche und praktische Weiter-
bildung der am Kurs Beteiligten lag in be-
währten Händen. Herr Herrmann, der die
Hauptarbeit leistete, wurde unterstützt durch
Prof. Gross (Das Dekorative in der ange-
wandten Kunst), Prof. 0. Seyffert (Die Kunst
der Heimat als Ausgangspunkt allgemeiner
Kunstanschauung), Prof. Grohberger (Heber
Tonwertstudien), Prof. Preissler (Heber im-
pressionistische Malübungen). Ausserdem be-
suchten die Teilnehmer noch die Schüler-
werkstätte des Annenrealgymnasiums, wo

Herr Paul Gross über Brauchbare Techniken
für Werk- und Zeichenunterricht berichtete.
Ferner besuchten die Teilnehmer die Aus-
stellung der Werkstätten für Handwerks-
kunst und die neue Kolonie Hellerau. Herr
Karl Schmidt verdiente sich mit seinem er-
läuternden, temperamentvollen, für die „Qua-
lität“ begeisternden Worten den Dank aller.
Eine Vorstellung von den Wundern der Tech-
nik übermittelte Ingenieur Dr. J. Schillo den
Teilnehmern im Maschinensaale der Tech-
nischen Hochschule.

Besprechungen. „Der stille Garten“.
Deutsche Maler aus der 1. Hälfte des 19.
Jahrhunderts in über hundert Abbildungen.
Preis Mk. 1.80. Dieses schöne Buch, das
im Karl Robert Langewieschen Ver-
lag (Düsseldorf und Leipzig) erschienen
ist, rollt ein schönes, fast vergessenes
Stück deutsche Kunstgeschichte vor uns
auf. Wir erfahren da von dem Streben
und Ringen von Künstlern, die teilweise schon
während ihrer Zeit mehr oder weniger unbe-
achtet abseits von dem lauten Markt nach
den höchsten Zielen rangen. Gestalten wie
Ph. 0. Runge, Kaspar D. Friedrich, die
beide im ersten Drittel des vorigen Jahr-
hunderts wirkten, verdienen schon um dieses
ihres lauteren Strebens willen unsere volle
Achtung, abgesehen davon, dass sie ihrer Zeit
weit vorauseilten und die Ziele der modernen,
impressionistischen Malerei, die auf wissen-
schaftlicher Erkenntnis aufbaut, nicht nur
ahnten, sondern sogar teilweise ihnen nahe-
kamen — und zwar lange bevor ein Franzose
daran dachte. Die Arbeit, die diese Künstler
geleistet, blieb allerdings unbeachtet, bis die
„Deutsche Jahrhundertausstellung 1906“, die
in Berlin stattfand, sie wieder entdeckte. Und
mit ihr noch die Werke so manches echten
Künstlers jener Zeit, in der die abgeklärte
klassische Ruhe Goethesclier Denk- und An-
schauungsweise und die Phantastik und Ge-
fühlsschwärmerei der Romantik eine eigen-
tümliche Mischung eingingen. So finden wir
Werke abgebildet von unserem Landsmann
Schick, den wir im Stuttgarter Museum der
bildenden Künste im Original so reich ver-
treten sehen, von Kersting, der uns „die
interessante Vorstellung von der äusseren
Erscheinung des Lebens seiner Zeit; die ganze
Zierlichkeit und Feinheit der Menschen“ zu
schildern weiss, von Schnoor von Carols-
feld, von Fohr, Waldmüller u. a. mehr,
nicht zu vergessen unsern seit einigen Jahren
wieder wohlvertrauten Ludwig Richter und
den grössten von allen Moritz v. Schwind.
Ich denke, das schöne, billige Buch wird
das, was es anstrebt, wohl erreichen: „die
beginnende Neigung zur stilleren Zeit unserer
Grossväter und Urgrossväter und zur köst-
lichen Kunst jener Epoche“ zu stärken. „Viel-
leicht auch, dass es hier und da einem müden
Menschen eine Stunde des Ausruhens gibt,
wie ein stiller und schattiger Garten sie
dem ermatteten Wanderer der Strasse geben
kann.“ G. Kolb.

Die Geometrie des Handwerkers, Heft I
zu Mk. 1.20, Heft II zu Mk. 2.10, von Ge-
werbelehrer Randoll in Mannheim, Seemanns
Verlag, Leipzig. — Hefti behandelt die tech-
nischen Masseinheiten vom Meter bis zum
Watt, Heft II die Planimetrie, je mit zahl-
reichen praktischen Beispielen. — Alle Ach-
tung vor dem „Erarbeiten der Begriffe“.
Wenn man aber beispielsweise (zur Einfüh-
rung ins Längenmass) so weit geht, die Schüler
Lättchen von 1 m Länge sägen und dann in 10,
100, teilweise auch in 1000 gleiche Teile teilen
zu lassen, um damit Messungen vornehmen
zu können, so ist das eine Zeitverschwendung,
die der Verfasser selber schwerlich mitmacht.
Für einen Gebildeten ist auch störend
die fast auf jeder Seite wiederkehrende In-
version nach „und“. Lassen wir das doch den
Zeitungsmenschen ! Die Aufgabe Heft I, S. 42
oben, kann nicht so lauten. Im übrigen wirkt
erfreulich die knappe, klare, anschauliche
Darstellungsweise (die freilich da und dort
noch der Ergänzung durch den Lehrer bedarf),
sowie in den Aufgaben die stete Bezugnahme
auf des Schülers gewerbliche Praxis, durch
die das Interesse geweckt und erhalten wird.
Anzuerkennen ist ferner, dass, wo irgend mög-
lich, die Rechenaufgaben zeichnerisch gelöst
werden, wodurch dem mechanischen Arbeiten
erfolgreich entgegengewirkt wird. Hahn.
Die „Allgemeine Vereinigung für christ-
liche Kunst“ in München hat eine von Dr.
Damrich verfasste, mit 60 Abbildungen ver-
sehene Biographie von Albrecht Dürer
herausgegeben. Mit diesem ersten Hefte im
Format 30 x 21 cm, 48 Seiten stark, bezweckt
die genannte Firma, die Kunst im Volke zu
pflegen. Sie wird alljährlich zwei Hefte mit
begleitendem Texte erscheinen lassen, die die
religiöse und profane Kunst sowie die Kunst im
Gewerbe umfassen. Das Heft kostet 70 Pfg.
und ist durch den Buchhandel zu beziehen.
Schliessen sich in einem Orte 20 Teilnehmer
zu einer Ortsgruppe zusammen, so wird das
Exemplar zu dem erstaunlich billigen Preise
von 50 Pfg. abgegeben. Wer sich das erste Heft
bestellt, ist nicht verpflichtet, auf die folgenden
Hefte zu abonnieren. Das Dürerheft, das ich
den Kollegen und Schülern der oberen Klassen
des Gymnasiums und der Realschule zeigte,
hat diesen so gut gefallen, dass ich in kurzer
Zeit eine Ortsgruppe bilden und die Hefte
um den angegebenen Preis abgeben konnte.
Der Text, welcher vorzüglich geschrieben, ist
 
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