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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 4.1910

DOI Heft:
Heft III (März 1910)
DOI Artikel:
Kling, G.: Bilderschrift und Fibelbilder, [3]: G. Kling, Mitteltal
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Nochmals der "schöne Strich": (für einfache Schulverhältnisse)
DOI Artikel:
Es geht eine Sehnsucht durch die Welt
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0048

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dafür danken. Zum erstenmal tritt die moderne Kunst offiziell in unsere Schul-
räume, wir wollen ihr ein sonnigwarmes Plätzchen bieten. Ein glücklicher Versuch
ist gemacht. Die Kindeskunst wird wachsen und die beiden Künstler mit. Und wir?
Auch wir wollen! Einst werden Künstler und Lehrer Weggenossen sein. Heute
aber wollen wir für die Fibelbilder reif werden.
Nachschrift: Nachdem ich meine Arbeit bereits gefertigt hatte, kam mir
die Kritik der Fibelbilder in No. 23 der Volksschule zu Gesicht. Ein Eingehen
auf jene Kritik halte ich meinerseits für überflüssig; meine Ausführungen sollen
sprechen.

Nochmals der ,,schöne Strich“. (Für einfache Schulverhältnisse.)

Im vorigen Heft haben wir vom sogen, „schönen Strich“ geredet. Heute
wollen wir das dort gesagte durch Beispiel und Gegenbeispiel zur Anschauung
bringen. Allerdings sind unsere Gegenbeispiele (Abbildung 7 und 8) etwas zu
klein vervielfältigt, sodass man ihre „Schönheit“ nicht voll geniessen kann. Sie waren
in grossem Format einer Fachzeitschrift für Zeichen- und Kunstunterricht als
Musterbeispiele beigelegt. Daraus mag der Leser ersehen, dass der „schöne Strich“

Abbildung 11.


heutzutage noch da und
dort im Ansehen steht.
Wenn wir Abb. 7
genau betrachten, so
werden wir finden, dass
der Zeichner ängstlich
bemüht war, die Um-
risse gerade und gleich-
mässig glatt zu zeich-
nen. Das nannte die
alte Schule Korrektheit
und Pünktlichkeit. Wir
nennen das Sehfaulheit,
Gedankenlosigkeit und
Hoheit. DennderZeich-

ner hat es nicht der Mühe wert gehalten, sein Naturvorbild, ein altes Buch, genau
anzusehen und den Umriss gewissenhaft und liebevoll aus dem Gesehenen zu ab-
strahieren. Der Umriss ist in Wirklichkeit ja nicht vorhanden, jeder Gegenstand
besteht nur aus Flächen nicht aus Linien, demnach muss er erst gestaltet werden.
Das erfordert, genau besehen, produktive Arbeit. Darin liegt aber gerade das
erzieherisch Wertvolle und Bildende solcher Uebungen.
Abbildung 9 zeigt nun ein Beispiel, das nicht schön ausgezogen ist, aber
der Kenner sieht, dass es eine schlichte, ehrliche Arbeit ist, die der Natur nach-
empfunden ist. Das sind Anforderungen, die man an jeden Volksschüler stellen kann.
Abbildung 8 führt unsere Betrachtung einen Schritt weiter. Wir haben eine sogen,
schattierte Zeichnung vor uns, die denselben Charakter bezw. dieselbe Charakter-
losigkeit trägt, wie die Umrisszeichnung Abb. 7. Auch hier war der Zeichner
ängstlich bemüht, eine gleichmässig glatte plastische Wiedergabe zu erreichen: die
Umrisse wie liniiert und die Schatten, wie bei einem stereometrischen Körper. Da-
bei ist zu beachten, dass unsere stark verkleinerte Vervielfältigung die Fadheit des
Originals entfernt nicht wiedergibt.
Wir führen als Gegenbeispiel Abb. 10 (eine Federzeichnung) und Abb. 11 (eine
Kreidezeichnung) sowie Abb. 12 vor Augen. Sie mögen unsere Ansicht veranschau-
lichen besser als Worte es vermögen. G. K.

Es geht eine Sehnsucht durch die Welt.
Es geht eine Sehnsucht durch die V eit, die schönste Gottesgabe, die uns
Menschen geschenkt ist—-unser Auge — richtig gebrauchen zu lernen und durch
 
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