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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft VIII (August 1910)
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Fischer, Eugen: Einiges über den Zeichenunterricht an der Gewerbeschule in Schwäb. Gmünd
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0115

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105

Freihandzeichnen. Klasse I, 2 Stunden wöchentlich.
Der Freihandzeichenunterricht bezweckt, ebenso wie der Unterricht im Pro-
jektions- und Fachzeichnen, die Ausbildung der Schüler nach der formalen und
technischen Seite. Ein geübtes und geschultes Auge, sowie eine sichere Hand ist
für den Handwerker unserer Zeit ausserordentlich wichtig. Nicht weniger wichtig
ist die Ausbildung des Gefühls für die Schönheit der gewerblichen Erzeugnisse
hinsichtlich deren Form und Farbe. Die Hebung des Geschmacks bei unsern
Handwerkern ist eine Forderung, die bei der Ausbildung des jungen Nachwuchses
derselben an erster Stelle stehen muss. Diese Forderung zu erfüllen ist der Frei-
handzeichenunterricht an der Gewerbeschule ganz besonders geeignet.
Die ersten Aufgaben in
Klasse I werden als Klassen¬
arbeiten behandelt. Auf die ein¬
zelnen Aufgaben werden ein¬
schliesslich der Besprechung
durchschnittlich 2 Stunden ver¬
wendet. Um ein gemeinsames
Fortschreiten im Unterricht zu
ermöglichen, werden den Schü¬
lern, die bälder fertig sind,
Zwischenaufgaben gegeben. Bei
der Auswahl der Stoffe für das
Freihandzeichnen ist auch schon
auf dieser Stufe Rücksicht auf
den Beruf der Schüler zu neh¬
men, damit gleich von Anfang
an das Interesse der Schüler am
Unterricht geweckt wird.
Es seien hier an dieser
Stelle gleich einige Winke für
die Auswahl der Vorbilder für
das Freihandzeichnen gegeben.
Das meiste Interesse bil¬
det für den in einen gewerb¬
lichen Beruf eintretenden jungen
Mann hauptsächlich das Werk¬
zeug, mit dem Meister und Ge¬
hilfen ihre Produkte bearbeiten,
mit dessen Handhabung er nun
auch betraut werden soll. Viele
dieser Werkzeuge sind dem
Gewerbeschüler schon vor der
Lehre bekannt, doch wenn man
ihn veranlasst, ein solches Werk-
zeug zu zeichnen, dann merkt man, wie wenig klar seine Vorstellung davon ist. Solche
Werkzeuge eignen sich nun vorzüglich als Aufgaben für das Freihandzeichnen.
Zuerst werden die Schüler veranlasst, eine Skizze, z. B. vom Hammer (Abb. 1),
den sie in ihrem Beruf verwenden, aus dem Gedächtnis in kleinerem Massstab auf
die Seite ihres Zeichenblatts zu zeichnen. Die besten und die schlechtesten
Arbeiten werden hierauf besprochen und dann das betreffende Werkzeug vornen
an der Wandtafel so aufgestellt, dass es für die meisten Schüler in der Parallel-
projektion erscheint. Es wird aber nicht nur die Vorderansicht, sondern auch die
Rückansicht, Seitenansicht, Draufsicht und Unteransicht betrachtet und besprochen.
Die geschichtliche Entwicklung des betreffenden Werkzeugs wird hierbei kurz er-
wähnt und seine Verwendungsmöglichkeit festgestellt. Zerlegbare Werkzeuge werden
auseinandergenommen und jeder einzelne Teil für sich angesehen und durchgesprochen.

Abbildung 1.
/jf -

Zum Artikel: Einiges über den Zeichenunterricht an der
Gewerbeschule in Schwäb. Gmünd.
 
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