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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft VIII (August 1910)
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Fischer, Eugen: Einiges über den Zeichenunterricht an der Gewerbeschule in Schwäb. Gmünd
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0118

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108

sie denselben nicht ganz fremd gegenüberstehen. In der Hauptsache zeichnen
Schneider in Kl. I verschiedene Formen von Patten, Taschen, Kragen usw. Schuh-
macher werden durch das Zeichnen von Gipsabgüssen normaler und abnormer
Füsse zum Beobachten der Fussform angehalten.
Das Zeichnen nach gepressten Blättern, Pflanzen usw., das besonders für
kunstgewerbliche Berufe in Betracht kommt, wird für das letzte Viertel des I. Kurses
aufgespart. Dies geschieht nicht ohne -Absicht. Denn erstens ist die Kohle, die
für die bisherigen Aufgaben sich sehr gut eignete, für die Darstellung dieser zarten
Gebilde der Natur weniger geeignet. Ausserdem ist das Auge der Schüler beim
Eintritt in die Gewerbeschule meist noch so ungeschult, dass es die feinen Gesetze
der Natur noch gar nicht sieht.
Durch das Zeichnen von Blättern, Blüten, Knospen, Schmetterlingen usw. soll den
Lehrlingen der kunstgewerblichen Berufe ein Einblick in den Formenreichtum der Natur
erschlossen werden. Sie sollen ferner angeleitet werden, solche Formen für dekorative

Abbildung 6.


Zwecke zu
verwerten.
Aus letzte-
rem Grunde
werden, be-
vor mit dem
Blätter¬
zeichnen
begonnen
wird, einige
Ornamen-
tierübungen
(Abb. 3 u. 5)
mit der
Klasse
durchge-
nommen.
Diese hab en
den Zweck,
den Schü-
lern das
Verständ-
nis für das
Ornament

Zum Artikel: Einiges über den Zeichenunterricht an cler Gewerbeschule in Schwäb. Gmünd.

zu über-
mitteln.

Als Zeichenmaterial hierzu wird verwendet: kariertes Kanzleipapier, Tusche und
Pinsel. Begonnen wird mit geometrischen Motiven und zwar mit der Beihung. Hierauf
kommen vereinfachte Naturformen zur Anwendung. Dabei wird immer die Naturform
vorgeführt, die charakteristischen Merkmale derselben bestimmt, und die Vereinfachung
derselben, wie sie ja meist durch die Technik, sei es durch die Verwendung einer Scha-
blone etc., bedingt ist, besprochen. Nachdem man mit allen Schülern gemeinsam ver-
schiedene Ornamente auf diese Weise aus der Naturform entwickelt hat, kann man den-
selben ohne Gefahr ein natürliches Blatt zum Zeichnen geben. Die Schüler wissen nun,
dass es vor allem auf 2 Punkte ankommt. Nämlich erstens auf den Charakter und
zweitens auf die dekorative Verwertung des Blattes. Nachdem dieselben dies erkannt
haben, wird es ihnen nicht mehr schwer fallen, das Unwesentliche am Blatt wegzu-
lassen. Das Wesentliche aber werden sie infolge der Vereinfachung um so sicherer
und bestimmter festhalten können. Neben der Naturstudie wird immer sofort ein
Versuch gemacht, die betreffende Form ornamental zu verwerten. Um die Schwierig-
keiten, die hierbei entstehen, zu vermindern, werden die ersten Aufgaben auf diesem
Gebiet nur mit Pinsel und Tusche — Schwarzweisstechnik — behandelt. (Abb. 4.)
 
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