122
Unsere Schüler
zu einer ordentlichen
können bei zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden gar nichts Vollkommenes
leisten. Alles wird schülerhafte Arbeit bleiben. Und an jeder Schülerarbeit ist
doch am interessantesten, zu sehen, was der Schüler gelernt hat, wieweit er ge-
kommen ist oder nicht. Der ,,Ausstellungswert“ einer Zeichnung ist uns Neben-
sache. Damit ist ausdrücklich nicht gesagt, dass wir nicht gute Arbeiten anstreben.
Im Gegenteil. Wir wollen alle unsere Schüler so weit fördern, als sie mit
ihrer Begabung und ihrem Fleiss zu fördern sind. Aber insbesondere den
Fleiss brauchen wir. Denn gute Begabung allein bringts zu nichts. Träge Schüler
können bei uns ihre .Rechnung nicht finden. Wir wollen Willen sehen. Wir
wollen besonders auch im Anfänge des Zeichenunterrichts Gehorsam. „Denn
der einzige Weg zur Freiheit ist die Gewöhnung an Gehorsam.“ Und zum Gehor-
sam kommt man durch Milde und durch das eigene Beispiel: „Die Strenge setzt
ihren Willen unerbittlich durch, aber die Milde macht den Gehorsam zum köstlichsten
Glück.“ Das Arbeiten im Kunst- und Zeichenunterricht darf kein Muss sein,
sondern eine Lust. Deswegen suchen wir auch das Interesse stets wach zu
halten und zu steigern. Dazu helfen insbesondere auch die eigenen Arbeiten
des Lehrers, wenn er nach Erfüllung seiner Fflicht noch Zeit und Kraft hat,
sich künstlerisch zu betätigen. Uebrigens steigert sich das Interesse ganz von selbst.
Wenn unsere Schüler die Forderung, von Anfang an jeden Strich erst nach reif-
licher Ueberlegung zu machen, befolgen, so kommt ziemlich bald eine gewisse
Sicherheit in die Darstellung und diese erzeugt Freude und erweckt den Eifer,
Urteilsfähigkeit leiten. Dazu helfen uns ungewollt die Auslagen in den Schau-
fenstern, alles was wir in den Strassen, auf den Plätzen sehen, was uns zugäng-
lich ist an Kunst- und anderen Zeitschriften, Büchern usw. Alles können wir uns
da dienstbar machen. Unsere Schüler sollen nicht mehr hilflos preisgegeben sein
der Ausbeutungslust gewissenloser Spekulanten. Die Freude am wirklich Vornehmen,
Gediegenen, Reellen, Echten und das Verständnis dafür muss mit der Zeit den
Schund verdrängen. Auch die Ausführung unserer Arbeiten im Unterricht muss
erkennen lassen, dass etwas Solides angestrebt wurde. Häufig wird ja das nicht
erreicht, was Lehrer und Schüler sich vorgenommen haben. Das ist aber in anderen
Unterrichtsdisziplinen ebenso und kann uns nicht abhalten, nach dem höheren Ziele
zu streben. Alles, was gemacht wird, nur damit es „nach etwas aussieht“, „damit
es wirkt“, ist unsolide Arbeit. Oder gar, wenn der Lehrer selbst die Arbeit des
Schülers „vollendet“, so lange „verbessert“, bis von der Schülerarbeit nichts mehr
zu sehen ist, sie „überarbeitet“, so schaden wir direkt, insbesondere, wenn dadurch
beim Beschauer der Eindruck er-
weckt werden soll, als ob es selbst-
ständige Schülerarbeit sei. Zur
Selbständigkeit wollen wir
unsere Schüler bringen. Deshalb
sollen sie selber arbeiten lernen,
selbst versuchen, sich durchzu-
ringen. Nur auf diese Weise kann
ein sicherer Erfolg erzielt werden.
Es soll sich auch bei jedem mit
der Zeit seine ei g en e Au s dru c k s-
weise entwickeln. Dies ist aber
nur durch eigene Betätigung zu
erlangen. Stets ehrliche Ar-
beit zu liefern, muss erstes Prinzip
sein. Wo fällt es sonst einem
Lehrer ein, etwa das über und
über korrigierte Konzept eines
Schülers ins Reine zu schreiben,
weil der Schüler sich noch nicht
Darstellungsweise durchgerungen hat?
Unsere Schüler
zu einer ordentlichen
können bei zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden gar nichts Vollkommenes
leisten. Alles wird schülerhafte Arbeit bleiben. Und an jeder Schülerarbeit ist
doch am interessantesten, zu sehen, was der Schüler gelernt hat, wieweit er ge-
kommen ist oder nicht. Der ,,Ausstellungswert“ einer Zeichnung ist uns Neben-
sache. Damit ist ausdrücklich nicht gesagt, dass wir nicht gute Arbeiten anstreben.
Im Gegenteil. Wir wollen alle unsere Schüler so weit fördern, als sie mit
ihrer Begabung und ihrem Fleiss zu fördern sind. Aber insbesondere den
Fleiss brauchen wir. Denn gute Begabung allein bringts zu nichts. Träge Schüler
können bei uns ihre .Rechnung nicht finden. Wir wollen Willen sehen. Wir
wollen besonders auch im Anfänge des Zeichenunterrichts Gehorsam. „Denn
der einzige Weg zur Freiheit ist die Gewöhnung an Gehorsam.“ Und zum Gehor-
sam kommt man durch Milde und durch das eigene Beispiel: „Die Strenge setzt
ihren Willen unerbittlich durch, aber die Milde macht den Gehorsam zum köstlichsten
Glück.“ Das Arbeiten im Kunst- und Zeichenunterricht darf kein Muss sein,
sondern eine Lust. Deswegen suchen wir auch das Interesse stets wach zu
halten und zu steigern. Dazu helfen insbesondere auch die eigenen Arbeiten
des Lehrers, wenn er nach Erfüllung seiner Fflicht noch Zeit und Kraft hat,
sich künstlerisch zu betätigen. Uebrigens steigert sich das Interesse ganz von selbst.
Wenn unsere Schüler die Forderung, von Anfang an jeden Strich erst nach reif-
licher Ueberlegung zu machen, befolgen, so kommt ziemlich bald eine gewisse
Sicherheit in die Darstellung und diese erzeugt Freude und erweckt den Eifer,
Urteilsfähigkeit leiten. Dazu helfen uns ungewollt die Auslagen in den Schau-
fenstern, alles was wir in den Strassen, auf den Plätzen sehen, was uns zugäng-
lich ist an Kunst- und anderen Zeitschriften, Büchern usw. Alles können wir uns
da dienstbar machen. Unsere Schüler sollen nicht mehr hilflos preisgegeben sein
der Ausbeutungslust gewissenloser Spekulanten. Die Freude am wirklich Vornehmen,
Gediegenen, Reellen, Echten und das Verständnis dafür muss mit der Zeit den
Schund verdrängen. Auch die Ausführung unserer Arbeiten im Unterricht muss
erkennen lassen, dass etwas Solides angestrebt wurde. Häufig wird ja das nicht
erreicht, was Lehrer und Schüler sich vorgenommen haben. Das ist aber in anderen
Unterrichtsdisziplinen ebenso und kann uns nicht abhalten, nach dem höheren Ziele
zu streben. Alles, was gemacht wird, nur damit es „nach etwas aussieht“, „damit
es wirkt“, ist unsolide Arbeit. Oder gar, wenn der Lehrer selbst die Arbeit des
Schülers „vollendet“, so lange „verbessert“, bis von der Schülerarbeit nichts mehr
zu sehen ist, sie „überarbeitet“, so schaden wir direkt, insbesondere, wenn dadurch
beim Beschauer der Eindruck er-
weckt werden soll, als ob es selbst-
ständige Schülerarbeit sei. Zur
Selbständigkeit wollen wir
unsere Schüler bringen. Deshalb
sollen sie selber arbeiten lernen,
selbst versuchen, sich durchzu-
ringen. Nur auf diese Weise kann
ein sicherer Erfolg erzielt werden.
Es soll sich auch bei jedem mit
der Zeit seine ei g en e Au s dru c k s-
weise entwickeln. Dies ist aber
nur durch eigene Betätigung zu
erlangen. Stets ehrliche Ar-
beit zu liefern, muss erstes Prinzip
sein. Wo fällt es sonst einem
Lehrer ein, etwa das über und
über korrigierte Konzept eines
Schülers ins Reine zu schreiben,
weil der Schüler sich noch nicht
Darstellungsweise durchgerungen hat?