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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft X (Oktober 1910)
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0164

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150

stalten und Schulen verwandt. Auch Dr.
Schoenfeld’sche Ausziehtusche Zeichen sich
durch hohe Leuchtkraft aus. Dieselben
laufen nicht aus. Die Chinesische flüssige
Tusche ist tiefschwarz leichtflüssig. An tech-
nischen Lehranstalten sowie in kunstgewerb-
lichen Werkstätten werden die Schoenfeld’-
schen Lukas-Tempera färben für Ent-
würfe, I’läne usw. gebraucht. Ebenso eignen
sich diese für den Zeichenunterricht an höheren
Schulen.
Thieme III, Anleitung zu Skizzierübungen.
11. Auflage, bearbeitet von Karl Elfin er,
Verlag A.Müller-Fröbelhaus, Dresden-Leipzig.
Preis kartoniert Mk. 3.50. Dieses sehr in-
struktive treffliche Werk, das unsere Leser
aus früheren Besprechungen kennen, sollte in
keiner Zeichenschule fehlen.
Dasselbe gilt von Meisterzeiehnungen
deutscher Künstler, für den Kunstunterricht
herausgegeben von Karl Reichhold. Mit
Text von G. J. Kern, M. Lahrs, H. Pallmann
und J. Vogel. Verlag München, Fr. Bruck-
mann. Der Herausgeber sagt mit Recht in
seinem Vorwort: „Wenn ein richtiges Ver-
ständnis für das künstlerische Schaffen ge-
weckt werden soll, dann muss die Aufmerk-
samkeit mehr als bisher auf die Meister-
zeichnungen, auf die schlichten, alle
augenbestechenden Mittel verschmähenden
Studien der Künstler gelenkt werden. In
diesen Zeichnungen offenbaren sich die ge-
heimsten Regungen des künstlerischen Genius,
sie lassen das Entstehen und Reifen der
Kunstwerke erkennen, über sie allein führt
der Weg zu einem tieferen Verständnis der
Kunst.“ Das Werk enthält Zeichnungen von
A. Böcklin, Braith, Busch, P. v. Cornelius,
Camphausen, Defregger, Julius Diez, R. M.
Eichler, Feuerbach, 0. Greiner, Fr. Hein,
L. von Kalckreuth, A. Kampf, Fr. A. von Kau-
bach, M. Klinger, L. Knaus, Käte Kollwitz,
W. Leibi, Fr. v. Lenbach, M. Liebermann,
A. v. Menzel, A. Rethel, L. Richter, Leo Sam-
berger, M. v. Schwind, G. Segantini, Fr. Skar-
bina, K. Stauffer, Bern, E. v. Steinle, Fr. v.
Stuck, H. Thoma, Fr. von Uhde u. a. Das
Werk ist eine sehr verdienstvolle Arbeit des
Herausgebers. Wenn überhaupt etwas zu
tadeln ist, so wäre es das weisse glänzende
Kunstdruckpapier, das manchen Zeichnungen
etwas von ihrem feinsten Reize nimmt.
Derselbe Herausgeber hat eine andere
Publikation erscheinen lassen: Sehule und
Museum, Programm 1909/10, Realgymnasium
München. Wir lernen hier den Verfasser als
einen warmen Verfechter des neuzeitlichen
Zeichenunterrichts kennen, der seine Schüler
hinausführt aus der Enge des Zeichensaals in
die Strassen der Grossstadt und dessen Museen.
Wie wahr sind seine Worte: „Das ist der
grösste Vorwurf, den man dem alten Unter-
richt machen musste, dass er sein ganzes
Unterrichtsmaterial aus weiter Ferne heran-
zog, und zwar ein Material, dem die Schüler
völligfremd gegenüberstanden. Eingeschlossen
mit diesem in seinen vier Wänden, nahm er
niemals Bezug zur Aussenwelt, schloss sich
hermetisch vom Leben ab. Selbst der schönste

heimatliche Turm in alten wuchtigen Formen,
direkt vor dem Fenster, redete eine fremde
Sprache zu ihm.“ Die Vorschläge des Ver-
fassers, die Museen nutzbringender zu ge-
stalten, sind sehr beachtenswert. Die dem
Werkchen beigelegten zahlreichen Schüler-
zeichnungen illustrieren die Ausführungen
aufs glücklichste.
Charlotte Niese: Was Michel Schneide-
wind als Junge erlebte. Mit Bildern von
Hans Schroedter. (Mainzer Volks- und
Jugendbücher, Buch 8. ) In Leinen gebunden
3 Mark. Verlag von Jos. Scholz, Mainz. Die
literarische Welt ist von der Dichterin nur
wirklich meisterhaft Feines, Vollkommenes
und Abgeklärtes gewöhnt, hohe Erwartungen
durfte man deshalb von dem neuen Buche,
das eigentlich der Jugend gewidmet ist,
hegen. Sie sind durchaus und voll erfüllt
worden. Der Inhalt ist kurz folgender: Ein
Hamburger Junge kommt in die grosse
französische Revolution hinein und erlebt die
merkwürdigsten Dinge. Im Hause seiner
Tante Male verkehrt der Erfinder der Guillo-
tine; er nimmt als Trommler am Sturm der
Bastille teil und ist dabei, als die Königs-
familie von Versailles nach Paris überführt
wird. In den Tuilerien wird er aufgegriffen
und in die Soldatenjacke gesteckt. Er muss
die Königin bewachen und wird hernach an
die Grenze geschickt. In der rohen, wüsten
Zeit nimmt der unreife Junge manches von
i dem Gebaren seiner Kameraden an, aber er
bleibt im Kern der gute Michel, der zu helfen
bereit ist, wo es in der schlimmen Stadt zu
helfen gibt. Eine brave geheimnisvolle Tat
verschafft ihm das Leutnantspatent und Ur-
laub zur Heimreise. Daheim findet er seine
verloren geglaubten Freunde. Klarissa, die
Grafentochter, die nun Putzmacherin ist und
bei seiner Mutter lebt, dazu Tante Male, die
auch noch gerade der Guillotine entrann. —
Aus dieser trockenen Inhaltsangabe ist schon
ersichtlich, wie ausserordentlich bewegt die
Handlung in diesem Buche ist, wie sehr sie
nicht nur den jugendlichen Leser fesseln
muss. Durch all die ernste, gewaltige Hand-
lung leuchtet jedoch immer wieder ein feiner,
stiller Humor, der im Leser eine wunder-
same Wärme auslöst. Und das ist es, was
dieses neue Buch im Verein mit den ganz
vortrefflichen Zeichnungen Hans Schroedters
zu einem rechten Jugendbuch macht und es
zu einem echten „Niese“ stempelt. Es wird
sich als Geschenk für die reifere Jugend in
diesem Jahre kaum etwas Besseres und
Willkommeneres finden lassen, als dieses
anregende, packende und warmherzig ge-
schriebene Buch.
Josef Lauff: Der Tueher von Köln. Mit
Bildern von 0. Richard Bossert. (Mainzer
Volks- und Jugendbücher, Buch 10.) In Leinen
gebunden 3 Mark. Verlag von Jos. Scholz,
Mainz. Jos. Lauff, der gefeierte und mit
Unrecht auch geschmähte Dichter der Hohen-
zollern=Dramen, der auf dem Gebiete des
Romans aber einmütig hochgeschätzte Meister,
bringt hiermit der deutschen Jugend ein
 
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