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geschichtliche und ästhetische Kollegs hören, ohne freilich Gelegenheit zu haben,
die dabei erworbenen Kenntnisse auch im Examen zu verwerten (nur in der Doktor-
Prüfung sind Archäologie und Kunstgeschichte als Haupt- und Nebenfächer ge-
Abbildiing 4.
Ans „Zeichenexkursionen am Bertholdgymnasium zu Freiburg i. B.“
stattet). Lediglich der
Zeichenlehrer gewinnt in
den zwei Jahren des obli-
gatorischen Besuchs der
Kunstschule eine methodi-
sche Kenntnis der Formen
alter und moderner Kunst.
Ihm und der Zeichen-
lehrerin , nicht dem Ge-
schichtslehrer, sind des-
halb auch in dem neuen
für die gehobenen Mäd-
chenschulen aufgestellten
Lehrplan die Kunst-
geschichts - Stunden der
ersten Klasse zugewiesen
worden. Für die Primen
der Gymnasien und Real-
gymnasien sind bisher
keine solche Stunden vor-
gesehen worden; man
überlässt es dem Ge-
schichtslehrer, gelegent-
lich von der dorischen
Säule und den Tau-
schwestern zu sprechen,
— nur einzelne besonders
befähigte Lehrer erheben
sich über diese illustrative
Verwendung der Kunst
und bringen in fakultativen
Ueberstunden den jungen
Leuten Respekt vor Nam en
wie Dürer oder Michel-
angelo bei.
Da liegt zweifellos
ein Notstand vor, der
bald beseitigt werden
muss. Die Regierungen
der deutschen Bundes-
staaten schicken alljähr-
lich einige Lehrer nach
Italien und Griechenland,
damit diese an den klas-
sischen Stätten sowohl
die Zeiten des Perikies
wie die der Medici besser
verstehen lernen. Vor-
gebildet für solche Sti¬
pendienreisen sind aber nur die Archäologen, die eben ihren Doktor in Marmor
oder Ton gemacht haben. Wir wünschen uns die Aufnahme der Kunst-
geschichte in die Staatsprüfung. So gut wie die Biologie jetzt die weit-
gehendste Berücksichtigung im Lehrplan der oberen Klassen der Realgymnasien
geschichtliche und ästhetische Kollegs hören, ohne freilich Gelegenheit zu haben,
die dabei erworbenen Kenntnisse auch im Examen zu verwerten (nur in der Doktor-
Prüfung sind Archäologie und Kunstgeschichte als Haupt- und Nebenfächer ge-
Abbildiing 4.
Ans „Zeichenexkursionen am Bertholdgymnasium zu Freiburg i. B.“
stattet). Lediglich der
Zeichenlehrer gewinnt in
den zwei Jahren des obli-
gatorischen Besuchs der
Kunstschule eine methodi-
sche Kenntnis der Formen
alter und moderner Kunst.
Ihm und der Zeichen-
lehrerin , nicht dem Ge-
schichtslehrer, sind des-
halb auch in dem neuen
für die gehobenen Mäd-
chenschulen aufgestellten
Lehrplan die Kunst-
geschichts - Stunden der
ersten Klasse zugewiesen
worden. Für die Primen
der Gymnasien und Real-
gymnasien sind bisher
keine solche Stunden vor-
gesehen worden; man
überlässt es dem Ge-
schichtslehrer, gelegent-
lich von der dorischen
Säule und den Tau-
schwestern zu sprechen,
— nur einzelne besonders
befähigte Lehrer erheben
sich über diese illustrative
Verwendung der Kunst
und bringen in fakultativen
Ueberstunden den jungen
Leuten Respekt vor Nam en
wie Dürer oder Michel-
angelo bei.
Da liegt zweifellos
ein Notstand vor, der
bald beseitigt werden
muss. Die Regierungen
der deutschen Bundes-
staaten schicken alljähr-
lich einige Lehrer nach
Italien und Griechenland,
damit diese an den klas-
sischen Stätten sowohl
die Zeiten des Perikies
wie die der Medici besser
verstehen lernen. Vor-
gebildet für solche Sti¬
pendienreisen sind aber nur die Archäologen, die eben ihren Doktor in Marmor
oder Ton gemacht haben. Wir wünschen uns die Aufnahme der Kunst-
geschichte in die Staatsprüfung. So gut wie die Biologie jetzt die weit-
gehendste Berücksichtigung im Lehrplan der oberen Klassen der Realgymnasien