Farben, Naturnähe und eigne Formung in den Bildern
wurden erkannt.
6. Zusammenkunft: Besichtigung der Abteikirche
E-Werden (799—875). Außer der architektonischen Wür-
digung des Bauwerkes eingehende Betrachtung alter
Fresken, Reliefs in Stein (1400), barocker Hochaltar und
prächtiges Chorgestühl,
7. Zusammenkunft: Die frühromanische, burgartige
Kirche auf dem Stoppenberg, das Landschaftsbild
(Industrie) beherrschend. Das schlichte des harmo-
nischen kleinen Baues hat etwas Konzentrierendes an
sich. Störend wirkten die unorganisch eingebaute
Empore und die an sich schönen Empirmöbel.
8. Zusammenkunft: Im Hause des Leiters. Bespre-
chung des neuerschienenen Buches „Die Münsterkirche
in Essen" von Dr. Kaestner. Die herrlichen Photos von
Renger-Patsch, die prachtvolle typographische Aus-
gestaltung von Prof. Burchartz und der gründliche
Text des Herausgebers machen das Buch zu einer
kostbaren Gabe der Stadt Essen an die Maximilian-
Gesellschaft.
9. Zusammenkunft: Die neue Bonifatiuskirche in
Essen-Huttrop wurde von dem Erbauer, Regierungs-
baumeister Tung B.D.A.-Essen, erklärt. Er sprach über
Eingliederung des Gebäudes in das Stadtbild, über
die Konstruktion des Baues, über die geschmack-
volle Innenausstattung. Die Gedanken der Besucher
sammeln sich durch die Anordnung des Innenraumes
auf einen Punkt; so entsteht eine Gemeinschaft vor
Gott durch gemeinsames Fühlen im Gottesdienst.
10. Zusammenkunft: Besichtigung der im Bau be-
findlichen St. Stephanuskirche in Essen. Der Erbauer,
Regierungsbaumeister Tung und der Leiter der K.A.G.
klärten in lebhaftem Wechselgespräch die Probleme
des modernen Kirchenbaues. Die Schüler nahmen
ebenfalls regen Anteil.
11. ZusammenVunft: Die K.A.G. in der Synagoge. Ohne
zunächst auf die außenarchitektonische Erscheinung
des jüdischen Gotteshauses einzugehen, betraten wir
den stimmungsvollen Hauptraum, der mit seinem vor-
nehmen Halbdunkel, der Belichtung durch die wun-
dervollen Fenster und den Reflexen auf dem Gold-
mosaik einen ungewohnten Eindruck machte . . . Die
Unterschiede zwischen den Gotteshäusern der ver-
schiedenen Religionsgemeinschaften wurden heraus-
gestellt . . . Die Synagoge ist in ihrer außergewöhn-
lichen Schönheit das Werk eines einzigen Baukünst-
lers, des Prof. Edmund Körner.
Von den vielen Zusammenkünften, die wir fast immer
vollzählig besucht fanden, will ich nur noch einige
Themen nennen, um die Reihe nicht unnötig zu ver-
längern: Der evangelische Kirchenbau der Gegen-
wart —- Frauenbildni',se: Paula Modersohn-Becker,
(Selbstbild) Käthe Kollwitz (Selbstbild), Hans Thomas
Mutter, Römerin von Feuerbach — Christian Rohlfs —
Liebermann — Vergleiche von Plastiken: Jüngling
(Maillol), Pan und Nymphe (Rodin), Aphrodite (An-
tike), Frauenkopf (Archipenko), Redner (Minne), Ehe-
paar (Ägyptisch), — Barlach-Ausstellung — Moderne
Teppiche — Besprechung von Artikeln aus der Köl-
nischen Volk'zeitung, der Rheinisch-Westfälischen Zei-
tung, der Essener Allg. Zeitung usw., z. B. „Was ist
Kitsrh?" „Kunst und Technik." . . .
Während meiner Unterrichtstätigkeit hat sich nie
der Stoff so froh an Schüler und Lehrer herangedrängt
wie in dieser K.A.G. Das ganze Geheimnis des Er-
folges liegt hier in der ständigen Verbindung mit
dem Leben und zwar mit einem Teil des Lebens, der
auch in unseren höheren Schulen oft nur als Dessert
zur kräftigen Arbeitskost angesehen wird. Die Me-
thode dieser K.A.G. liegt nur in dem vernünftigen
Umgang eines Wissenden und Fühlenden mit der wol-
lenden Jugend. Auch nicht alle Wollenden der Schü-
ler reagieren auf die Kunstwerke und Anregungen
des Leiters gleich. Zu einer psychologischen Studie
über das Schüler„material”, wie dies häßliche Wort
heißt, habe ich mich noch nicht verstehen können;
denn man stößt zu leicht in Tiefen und Abgründe.
Das Weltschauen und Weltfühlen ist doch wohl die
verborgene Quelle der Kunst, auch des Kunstver-
stehens und Empfindens. Das sollten die „Wissen-
schaftler" recht oft bedenken zum eigenen und der
Jugend Besten. Wir, die wir das Glück haben, uns
mit der Jugend dieser Schönheiten der Kunst von
Berufs wegen zu freuen, sollen auch außerhalb der
Schule jede Gelegenheit zum Schauen und Fühlen
suchen und unaufhörlich in unserm Lebenskreis, be-
sonders auch bei den Erwachsenen, die ihre Aus-
bildung in einer Zeit genossen haben, da diese
Quellen noch verstopft waren, aufrütteln und anregen.
Der Dank ist nicht laut, aber gewiß.
Nun mag ein Schüler über unsere Kunst-A.G. einen
Rückblick schreiben.
Unsere Kunst-Arbeitsgemeinschaft.
Ein Rückblick von einem Schüler
Wenn man die Schule verläßt und an die Schüler-
zeit zurückdenkt, bleibt die Erinnerung an die schönen
Stunden, die man als Schüler verlebt hat, am leben-
digsten. Zu diesen schönen Stunden aus meiner Schul-,
zeit zählen die Donnerstag Nachmittage, an denen
wir mit zwölf Schülern der Oberstufe uns unter der
Leitung unseres Zeichenlehrers regelmäßig zusammen-
fanden, um uns bei einem Bauwerk, im Museum oder
im Konzertsaal mit künstlerischen Dingen zu beschäf-
tigen. Diese Nachmittage aus meiner Schulzeit sind
mir darum so wertvoll, weil sie so gar nichts Schul-
mäßiges an sich hatten und uns doch innerlich för-
derten. Wir waren das ganze Jahr hindurch an kei-
nem dieser Nachmittage in der Schule, sondern immer
draußen, im Sommer im Freien und im Winter und an
Regentagen im Museum. Das ist bezeichnend. Wir
wollten so wenig wie möglich mit der Schule zu tun
haben. Wir setzten uns zusammen aus Primanern und
Obersekundanern und waren gerade die richtige An-
zahl, nicht zu viele und nicht zu wenige. Das ist das
Charakteristische und das Schöne bei den Arbeits-
gemeinschaften, daß ihre Wahl den Schülern frei-
gestellt ist. Wenn sich nun in unserem Falle zwölf
Jungen in einer Arbeitsgemeinschaft für Kunst zusam-
menfanden, so war von vornherein zu erwarten, daß
die Sache sehr lebendig werden würde. Und das ist
sie auch geworden. Die Beteiligung der einzelnen
steigerte sich von Woche zu Woche, und zuletzt hatte
sich bei den meisten von uns eine ungewöhnliche Ur-
teilssicherheit über Kunstwerke herausgebildet. Ich
weiß nicht, ob das die Aufgabe einer Kunst-Arbeits-
gemeinschaft ist, ich glaube es nicht einmal. Aber
die Erlangung dieser Urteilsfähigkeit gehört immer-
hin mit zu dem Aufgabenkreis einer Arbeitsgemein-
schaft unserer Art. Das wesentliche Ergebnis unserer
Arbeit blieb das, was uns zusammengeführt hatte:
die Freude an der Kunst. Wenn diese Freude eine
Verinnerlichung erfahren hat in dem Arbeitsjahre, das
hinter uns liegt, und somit auch die Liebe zur Heimat
und ihren Kunstwerken vertieft wurde, so hat unsere
Arbeit Frucht getragen. Die Art unserer gemeinsamen
Arbeit war im einzelnen sehr verschieden. Es kam
vor, daß wir einen Raum oder ein Bild auf uns wir-
ken ließen und gar nichts dazu sagten, um die Stim-
mung nicht zu zerreißen; es kam aber auch vor, daß
sich vor einem Gemälde oder einer Plastik ein leb-
hafter Meinungsaustausch entwickelte, so daß der
Lehrer zuhören konnte und nur hin und wieder durch
eine Zwischenfrage auf das Wesentliche hinleitete.
So verschieden die Art unserer Kunstbetrachtungen
18
wurden erkannt.
6. Zusammenkunft: Besichtigung der Abteikirche
E-Werden (799—875). Außer der architektonischen Wür-
digung des Bauwerkes eingehende Betrachtung alter
Fresken, Reliefs in Stein (1400), barocker Hochaltar und
prächtiges Chorgestühl,
7. Zusammenkunft: Die frühromanische, burgartige
Kirche auf dem Stoppenberg, das Landschaftsbild
(Industrie) beherrschend. Das schlichte des harmo-
nischen kleinen Baues hat etwas Konzentrierendes an
sich. Störend wirkten die unorganisch eingebaute
Empore und die an sich schönen Empirmöbel.
8. Zusammenkunft: Im Hause des Leiters. Bespre-
chung des neuerschienenen Buches „Die Münsterkirche
in Essen" von Dr. Kaestner. Die herrlichen Photos von
Renger-Patsch, die prachtvolle typographische Aus-
gestaltung von Prof. Burchartz und der gründliche
Text des Herausgebers machen das Buch zu einer
kostbaren Gabe der Stadt Essen an die Maximilian-
Gesellschaft.
9. Zusammenkunft: Die neue Bonifatiuskirche in
Essen-Huttrop wurde von dem Erbauer, Regierungs-
baumeister Tung B.D.A.-Essen, erklärt. Er sprach über
Eingliederung des Gebäudes in das Stadtbild, über
die Konstruktion des Baues, über die geschmack-
volle Innenausstattung. Die Gedanken der Besucher
sammeln sich durch die Anordnung des Innenraumes
auf einen Punkt; so entsteht eine Gemeinschaft vor
Gott durch gemeinsames Fühlen im Gottesdienst.
10. Zusammenkunft: Besichtigung der im Bau be-
findlichen St. Stephanuskirche in Essen. Der Erbauer,
Regierungsbaumeister Tung und der Leiter der K.A.G.
klärten in lebhaftem Wechselgespräch die Probleme
des modernen Kirchenbaues. Die Schüler nahmen
ebenfalls regen Anteil.
11. ZusammenVunft: Die K.A.G. in der Synagoge. Ohne
zunächst auf die außenarchitektonische Erscheinung
des jüdischen Gotteshauses einzugehen, betraten wir
den stimmungsvollen Hauptraum, der mit seinem vor-
nehmen Halbdunkel, der Belichtung durch die wun-
dervollen Fenster und den Reflexen auf dem Gold-
mosaik einen ungewohnten Eindruck machte . . . Die
Unterschiede zwischen den Gotteshäusern der ver-
schiedenen Religionsgemeinschaften wurden heraus-
gestellt . . . Die Synagoge ist in ihrer außergewöhn-
lichen Schönheit das Werk eines einzigen Baukünst-
lers, des Prof. Edmund Körner.
Von den vielen Zusammenkünften, die wir fast immer
vollzählig besucht fanden, will ich nur noch einige
Themen nennen, um die Reihe nicht unnötig zu ver-
längern: Der evangelische Kirchenbau der Gegen-
wart —- Frauenbildni',se: Paula Modersohn-Becker,
(Selbstbild) Käthe Kollwitz (Selbstbild), Hans Thomas
Mutter, Römerin von Feuerbach — Christian Rohlfs —
Liebermann — Vergleiche von Plastiken: Jüngling
(Maillol), Pan und Nymphe (Rodin), Aphrodite (An-
tike), Frauenkopf (Archipenko), Redner (Minne), Ehe-
paar (Ägyptisch), — Barlach-Ausstellung — Moderne
Teppiche — Besprechung von Artikeln aus der Köl-
nischen Volk'zeitung, der Rheinisch-Westfälischen Zei-
tung, der Essener Allg. Zeitung usw., z. B. „Was ist
Kitsrh?" „Kunst und Technik." . . .
Während meiner Unterrichtstätigkeit hat sich nie
der Stoff so froh an Schüler und Lehrer herangedrängt
wie in dieser K.A.G. Das ganze Geheimnis des Er-
folges liegt hier in der ständigen Verbindung mit
dem Leben und zwar mit einem Teil des Lebens, der
auch in unseren höheren Schulen oft nur als Dessert
zur kräftigen Arbeitskost angesehen wird. Die Me-
thode dieser K.A.G. liegt nur in dem vernünftigen
Umgang eines Wissenden und Fühlenden mit der wol-
lenden Jugend. Auch nicht alle Wollenden der Schü-
ler reagieren auf die Kunstwerke und Anregungen
des Leiters gleich. Zu einer psychologischen Studie
über das Schüler„material”, wie dies häßliche Wort
heißt, habe ich mich noch nicht verstehen können;
denn man stößt zu leicht in Tiefen und Abgründe.
Das Weltschauen und Weltfühlen ist doch wohl die
verborgene Quelle der Kunst, auch des Kunstver-
stehens und Empfindens. Das sollten die „Wissen-
schaftler" recht oft bedenken zum eigenen und der
Jugend Besten. Wir, die wir das Glück haben, uns
mit der Jugend dieser Schönheiten der Kunst von
Berufs wegen zu freuen, sollen auch außerhalb der
Schule jede Gelegenheit zum Schauen und Fühlen
suchen und unaufhörlich in unserm Lebenskreis, be-
sonders auch bei den Erwachsenen, die ihre Aus-
bildung in einer Zeit genossen haben, da diese
Quellen noch verstopft waren, aufrütteln und anregen.
Der Dank ist nicht laut, aber gewiß.
Nun mag ein Schüler über unsere Kunst-A.G. einen
Rückblick schreiben.
Unsere Kunst-Arbeitsgemeinschaft.
Ein Rückblick von einem Schüler
Wenn man die Schule verläßt und an die Schüler-
zeit zurückdenkt, bleibt die Erinnerung an die schönen
Stunden, die man als Schüler verlebt hat, am leben-
digsten. Zu diesen schönen Stunden aus meiner Schul-,
zeit zählen die Donnerstag Nachmittage, an denen
wir mit zwölf Schülern der Oberstufe uns unter der
Leitung unseres Zeichenlehrers regelmäßig zusammen-
fanden, um uns bei einem Bauwerk, im Museum oder
im Konzertsaal mit künstlerischen Dingen zu beschäf-
tigen. Diese Nachmittage aus meiner Schulzeit sind
mir darum so wertvoll, weil sie so gar nichts Schul-
mäßiges an sich hatten und uns doch innerlich för-
derten. Wir waren das ganze Jahr hindurch an kei-
nem dieser Nachmittage in der Schule, sondern immer
draußen, im Sommer im Freien und im Winter und an
Regentagen im Museum. Das ist bezeichnend. Wir
wollten so wenig wie möglich mit der Schule zu tun
haben. Wir setzten uns zusammen aus Primanern und
Obersekundanern und waren gerade die richtige An-
zahl, nicht zu viele und nicht zu wenige. Das ist das
Charakteristische und das Schöne bei den Arbeits-
gemeinschaften, daß ihre Wahl den Schülern frei-
gestellt ist. Wenn sich nun in unserem Falle zwölf
Jungen in einer Arbeitsgemeinschaft für Kunst zusam-
menfanden, so war von vornherein zu erwarten, daß
die Sache sehr lebendig werden würde. Und das ist
sie auch geworden. Die Beteiligung der einzelnen
steigerte sich von Woche zu Woche, und zuletzt hatte
sich bei den meisten von uns eine ungewöhnliche Ur-
teilssicherheit über Kunstwerke herausgebildet. Ich
weiß nicht, ob das die Aufgabe einer Kunst-Arbeits-
gemeinschaft ist, ich glaube es nicht einmal. Aber
die Erlangung dieser Urteilsfähigkeit gehört immer-
hin mit zu dem Aufgabenkreis einer Arbeitsgemein-
schaft unserer Art. Das wesentliche Ergebnis unserer
Arbeit blieb das, was uns zusammengeführt hatte:
die Freude an der Kunst. Wenn diese Freude eine
Verinnerlichung erfahren hat in dem Arbeitsjahre, das
hinter uns liegt, und somit auch die Liebe zur Heimat
und ihren Kunstwerken vertieft wurde, so hat unsere
Arbeit Frucht getragen. Die Art unserer gemeinsamen
Arbeit war im einzelnen sehr verschieden. Es kam
vor, daß wir einen Raum oder ein Bild auf uns wir-
ken ließen und gar nichts dazu sagten, um die Stim-
mung nicht zu zerreißen; es kam aber auch vor, daß
sich vor einem Gemälde oder einer Plastik ein leb-
hafter Meinungsaustausch entwickelte, so daß der
Lehrer zuhören konnte und nur hin und wieder durch
eine Zwischenfrage auf das Wesentliche hinleitete.
So verschieden die Art unserer Kunstbetrachtungen
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