BENNO PETERSEN-LÜBECK; WIE OSTEREIER GESCHMÜCKT WERDEN
j Die heutige Konfiturenindustrie
l \ hat eine derartige Fülle von
[ Atrappen, Schachteln in Tier-
"S und Eiformen, Zuckergußorna-
mente und dgl. hervorgebracht,
TmjM daß es eine schwierige Auf-
©mSr gäbe ist, Neues und Wertvol-
les auf dem Gebiet der Oster-
geschenke anzuregen. Wenn wir uns
aber mit dem für die Masse des Publi-
kums und daher auf Gewinn und Absatz
berechneten Geschmack der Zuckerwa-
renfabrikanten nicht immer einverstan-
den erklären, so lenken wir unsere Auf-
merksamkeit auf die prachtvolle und
naive Volkskunst der Eierbemalung. —
Zu Frühlings- und Osterfesten wurden
Hühnereier schon in der vorchristlichen
Zeit verschenkt. Als Symbol der erwa-
chenden Natur fanden die alten Ger-
manen in dem Ei eine passende und
willkommene Gabe, die Christen sahen
in ihm ein Wahrzeichen für die Auf-
erstehung. —
Vielfach wurden die Eierschalen zu die-
sen festlichen Gelegenheiten bunt gefärbt
oder durch sonstige Zutaten geschmückt.
So gibt es heute noch Volksstämme na-
mentlich der slavischen Rasse, die hoch-
entwickelte Leistungen auf dem Gebiet
der Eier-Ornamentik aufweisen können. —
Das National-Museum in Budapest be-
sitzt eine Sammlung von über 4000 Exem-
plaren solcherart gescmückter Eier, un-
ter denen die ungarischen am meisten
vertreten sind. Die bewunderungswür-
dige Formen- und Farbenfreudigkeit fällt
besonders bei den ruthenischen Stücken
und bei denen der Walachei auf.
In Deutschland wurde diese Bauern-
kunst nur in wenigen Gegenden aus-
geübt. Aus dem Spreewald sind uns
noch die meisten und besten Stücke er-
halten, ein Beispiel zeigt Abb. 3. Die
erste Zeichnung stellt ein russisches
Ornament dar, Abb. 2 veranschaulicht
ein rumänisches Ei (aus der Gegend von
losoncz, Original im National-Museum).
Das deutsche Spreewaldei ist bemalt.—
Während die Deutschen im allgemei-
nen die Technik des Kratzens und Scha-
bens anwendeten, war bei den slavi-
schen Völkern das heute als Batik-Ma-
nier bekannte Verfahren sehr beliebt.
Diese Arbeit erfordert außerordentliche
Geschicklichkeit und langjährige Erfah-
rung. Es würde über den Rahmen dieses
kleinen Aufsatzes hin-
ausgehen, die um-
ständliche upd zeit-
raubende Batik-Tech-
nik näher zu beschrei-
ben. —
Für unsere neuzeitlichen Zwecke ge-
nügt nur die Anschaffung von Eifarb-
pulver, das in allen Drogerien gekauft
werden kann und zwei oder drei Tuben
Temperafarben. — Zunächst muß man
sich im Voraus darüber klar sein, ob
man gefüllte oder hohle Eier schmücken
will. Die gefüllten Eier werden in Färb-
wasser gekocht, auf ein Likörglas ge-
stellt und dann bemalt. Die hohlen Eier,
deren Inhalt sorgfältig durch nadelfeine
Löcher ausgeblasen wurde, spießen wir
zum Bemalen auf dünne Stäbchen. Die
Schale muß mit Benzin fett- und schmutz-
frei gemacht werden, bevor die Farbe
aufgetragen wird. Vor dem Malen ist
ein Liniengerüst mit feinen Bleistift-
strichen vorzuzeichnen, das die Eiober-
fläche in vertikale oder norziontale Fel-
derteilt. Diese Flächen können nun mit
Punkten, Kreisen, geometrischen Figuren,
Ringeln und Flecken gefüllt werden. —
Die hohlen Eier kann man später
zu Ketten mit Holzperlen abwech-
selnd aufreihen und dekorativ, etwa
girlandenartig, im Zimmer anbringen.
Die Wirkung einer solchen Eierschnur
ist überraschend. Jedenfalls wird zum
Osterfest ein derartiger Zimmerschmuck
sehr willkommen sein. Es heißt also, recht-
zeitig aufzupassen und beim Eierver-
brauch im Haushalt darauf zu achten, daß
keine Schale unnötig zerschlagen wird.
Auch Körbchen lassen sich aus
der Eierschale herstellon. Die Schale
wird — der Zeichnung entsprechend —■
mit einer feinen Laubsäge durchschnit-
ten, das Äußere mit Ornamenten, das
Innere einfarbig bemalt. Diese kleinen
Behälter — mit winzigen Liköreierchen
gefüllt — werden den Kindern der Pup-
penmütter viel Freude machen.
Eine besonders lustige Osterbesche-
rung bilden die mit drolligen Gesichtern
bemalten Ostereier (siehe Abbildungen
4 und 5). Bei dieser Arbeit kann die
Phantasie die tollsten Sprünge machen.
Und nun frisch und rechtzeitig (!) an
die Arbeit. Erfolg und Dankbarkeit für
diese überraschenden Ostergeschenke
werden jede Mühe lohnen.
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j Die heutige Konfiturenindustrie
l \ hat eine derartige Fülle von
[ Atrappen, Schachteln in Tier-
"S und Eiformen, Zuckergußorna-
mente und dgl. hervorgebracht,
TmjM daß es eine schwierige Auf-
©mSr gäbe ist, Neues und Wertvol-
les auf dem Gebiet der Oster-
geschenke anzuregen. Wenn wir uns
aber mit dem für die Masse des Publi-
kums und daher auf Gewinn und Absatz
berechneten Geschmack der Zuckerwa-
renfabrikanten nicht immer einverstan-
den erklären, so lenken wir unsere Auf-
merksamkeit auf die prachtvolle und
naive Volkskunst der Eierbemalung. —
Zu Frühlings- und Osterfesten wurden
Hühnereier schon in der vorchristlichen
Zeit verschenkt. Als Symbol der erwa-
chenden Natur fanden die alten Ger-
manen in dem Ei eine passende und
willkommene Gabe, die Christen sahen
in ihm ein Wahrzeichen für die Auf-
erstehung. —
Vielfach wurden die Eierschalen zu die-
sen festlichen Gelegenheiten bunt gefärbt
oder durch sonstige Zutaten geschmückt.
So gibt es heute noch Volksstämme na-
mentlich der slavischen Rasse, die hoch-
entwickelte Leistungen auf dem Gebiet
der Eier-Ornamentik aufweisen können. —
Das National-Museum in Budapest be-
sitzt eine Sammlung von über 4000 Exem-
plaren solcherart gescmückter Eier, un-
ter denen die ungarischen am meisten
vertreten sind. Die bewunderungswür-
dige Formen- und Farbenfreudigkeit fällt
besonders bei den ruthenischen Stücken
und bei denen der Walachei auf.
In Deutschland wurde diese Bauern-
kunst nur in wenigen Gegenden aus-
geübt. Aus dem Spreewald sind uns
noch die meisten und besten Stücke er-
halten, ein Beispiel zeigt Abb. 3. Die
erste Zeichnung stellt ein russisches
Ornament dar, Abb. 2 veranschaulicht
ein rumänisches Ei (aus der Gegend von
losoncz, Original im National-Museum).
Das deutsche Spreewaldei ist bemalt.—
Während die Deutschen im allgemei-
nen die Technik des Kratzens und Scha-
bens anwendeten, war bei den slavi-
schen Völkern das heute als Batik-Ma-
nier bekannte Verfahren sehr beliebt.
Diese Arbeit erfordert außerordentliche
Geschicklichkeit und langjährige Erfah-
rung. Es würde über den Rahmen dieses
kleinen Aufsatzes hin-
ausgehen, die um-
ständliche upd zeit-
raubende Batik-Tech-
nik näher zu beschrei-
ben. —
Für unsere neuzeitlichen Zwecke ge-
nügt nur die Anschaffung von Eifarb-
pulver, das in allen Drogerien gekauft
werden kann und zwei oder drei Tuben
Temperafarben. — Zunächst muß man
sich im Voraus darüber klar sein, ob
man gefüllte oder hohle Eier schmücken
will. Die gefüllten Eier werden in Färb-
wasser gekocht, auf ein Likörglas ge-
stellt und dann bemalt. Die hohlen Eier,
deren Inhalt sorgfältig durch nadelfeine
Löcher ausgeblasen wurde, spießen wir
zum Bemalen auf dünne Stäbchen. Die
Schale muß mit Benzin fett- und schmutz-
frei gemacht werden, bevor die Farbe
aufgetragen wird. Vor dem Malen ist
ein Liniengerüst mit feinen Bleistift-
strichen vorzuzeichnen, das die Eiober-
fläche in vertikale oder norziontale Fel-
derteilt. Diese Flächen können nun mit
Punkten, Kreisen, geometrischen Figuren,
Ringeln und Flecken gefüllt werden. —
Die hohlen Eier kann man später
zu Ketten mit Holzperlen abwech-
selnd aufreihen und dekorativ, etwa
girlandenartig, im Zimmer anbringen.
Die Wirkung einer solchen Eierschnur
ist überraschend. Jedenfalls wird zum
Osterfest ein derartiger Zimmerschmuck
sehr willkommen sein. Es heißt also, recht-
zeitig aufzupassen und beim Eierver-
brauch im Haushalt darauf zu achten, daß
keine Schale unnötig zerschlagen wird.
Auch Körbchen lassen sich aus
der Eierschale herstellon. Die Schale
wird — der Zeichnung entsprechend —■
mit einer feinen Laubsäge durchschnit-
ten, das Äußere mit Ornamenten, das
Innere einfarbig bemalt. Diese kleinen
Behälter — mit winzigen Liköreierchen
gefüllt — werden den Kindern der Pup-
penmütter viel Freude machen.
Eine besonders lustige Osterbesche-
rung bilden die mit drolligen Gesichtern
bemalten Ostereier (siehe Abbildungen
4 und 5). Bei dieser Arbeit kann die
Phantasie die tollsten Sprünge machen.
Und nun frisch und rechtzeitig (!) an
die Arbeit. Erfolg und Dankbarkeit für
diese überraschenden Ostergeschenke
werden jede Mühe lohnen.
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