Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 11.1931

DOI Heft:
Heft 1 (Januar 1931)
DOI Artikel:
Sommer, P. K.: Müssen Schmuckformen immer schmücken?
DOI Artikel:
Böhmer, August: Ein Jahr Arbeitsgemeinschaft "Bildende Kunst"
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0018

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

AUGUST BÖHMER-ESSEN:

EIN JAHR ARBEITSGEMEINSCHAFT
Das Wappen der Kunst mit dem vieldeutigen K.A.G.
und der Zeitbestimmung stand Donnerstag morgens
an dem schwarzen Brett der Krupp-Oberrealschule.
12 Ober- und Unterprimaner folgten der Anzeige. Wie
wir ein Jahr gemeinschaftlich arbeiteten, soll durch
Auszüge aus dem Protokoll der K.A.G. gezeigt wer-
den. Ich möchte die kurzen Ausführungen nicht
machen in dem Bewußtsein, etwas Besonderes gelei-
stet zu haben und es darum der Fachwelt offenbaren
zu müssen, sondern gleichsam als freiwilligen Rechen-
schaftsbericht, den kritische Augen sehen mögen. Ob
freundliche Annahme oder ernste Ablehnung erfolgt,
ist zunächst gleichwertig; jedes führt zur Mitarbeit,
dem Zweck dieser Zeilen.
Programm für 1929/30: „Kunstschätze der Heimat“.
Das kuize Vorwort dos Leiters dor K.A.G. luulel:
„Die Jugend der Industriestadt Essen ist zu benei-
den; denn sie gewinnt in der „Stadt der Arbeit"
starke Eindrücke vom pulsierenden Leben. Sie besitzt
aber auch Kostbarkeiten in ihrer Heimat aus Vergan-
genheit und Gegenwart.
Nur das „Schauen, Forschen und Genießen" muß die
Jugend lernen.
Das ist der Zweck der Kunst-Arbeitsgemeinschaft."
1. Zusammenkunft: Das altehrwürdige Münster (852)
am Burgplatz, an dem die Stilgeschichte von 1000
Jahren zu studieren ist, bleibt bei der seit 1925 ein-
setzenden Umgestaltung der Altstadt durch zweck-
hafte Monumentalbauten von hervorragender Wir-
kung. Die Absicht der Baukünstler ist, dem guten
Alten gegenüber gebührenden Respekt zu bewahren.
(Bild K.A.G. in dem Atrium des Münsters. Aufnahme
eines Schülers.)
2. Zusammenkunft: Der Münsterschatz. Wir konzen-
trierten unsere Aufmerksamkeit auf die ältesten Kunst-
gegenstände des reichhaltigen Schatzes: die mit
Goldblech überzogene Holzplastik der Madonna, der

„BILDENDE KUNST“
siebenarmige Leuchter, vier Vortragkreuze (um 1000
n. Chr.) Evangeliare, Elfenbeintafeln usw. Es wurden
Vergleiche gezogen zwischen deutscher und byzan-
tinischer Kunst (Schmelztafeln, Filigrane, Bronzeguß,
Schnitzereien, Initialen) und aus der Verwandtschaft
der Fürstäbtissinnen (Sachsen, Byzanz) aus Königs-
häusern erklärt. Bei den Fürstäbtissinnen war Kunst-
pflege Gottesdienst.
3. Zusammenkunft: Bibliophilen-Ausstellung der
Maximiliangesellschaft (Vereinigung von Freunden
schöner und wertvoller Bücher) im Folkwang-Museum.
Wir sahen Bücher aus Jahrhunderten vom frühen Mit-
telalter an, Schriften, die in feindurchdachter Raum-
teilung, mit kostbaren Initiaiien und farbigen Minia-
turen mit großem Fleiß gearbeitet waren. Aus der
Neuzeit fanden wir Wiegendrucke (Erstdrucke) Guten
bergbibel, Lutherkatechismus, Medizinbücher, Streit
Schriften und Erstauflagen der Werke von Goethe,
Schiller, Schopenhauer, Kant usw., ausgezeichnete
Werke neuester Buchdruckerkunst und feinster Buch-
binderarbeit. Der wertvolle Inhalt eines Buches ver-
langte die ihm gemäße Form.
4. Zusammenkunft: Im Folkwang-Museum. Der Hafen-
arbeiter von Konstantin Meunier (Aufnahme eines
Schülers) steht da stolz und seiner Arbeit bewußt; er
ist Herr der Arbeit, die nicht niederdrückt, sondern
adelt. In der ruhigen Bewegung zeigt sich die Ge-
löstheit der Kräfte, eine Komposition in korrespon-
dierenden Linien und im Spiel von Lichtern auf dem
edlen Material, der Bronze.
5. Zusammenkunft: Anläßlich der „Großen ruhrlän-
dischen Gartenbauausstellung" „Gruga” war im Folk-
wang eine Ausstellung „Blumen und Gärten in der
bildenden Kunst". Ein Vortrag von Prof. Hamman über
dies Thema wurde besprochen. Es interessierten in
der Schau besonders Bilder von Nolde, Nauen, Rohlfs,
Pechstein. Leuchtkraft, Komposition und Symbolik der

17
 
Annotationen