Bauen Aus der Erziehungsanstalt des Lehrers Lad. Svarc in Prag
sen wäre, aus der Tanne einen Kegel, aus dem Baum-
stamm eine Walze und aus der Baumkrone eine Kugel.
Unsere Handpuppenbühne hat Stil. Wenn sie aber
flache und wandartig aufgestellte Kulissen hat, so ist
das keine Nachahmung der als stillos erkannten gro-
ßen „Stil"bühne, sondern eine aus den Gegebenheiten
des Handpuppentheaters herausgewachsenen Neu-
schöpfung.
Zudem: die „StiTbühne des großen Schautheaters
war unbeweglich. Die Kulissen unserer Handpuppen-
bühne können dagegen durch sinnvoll angebrachte
Einrichtungen handelnd in den Spielablauf mit ein-
bezogen werden, so wie es die große Schaubühne
heute unter großen und kostspieligen Umständen
versucht.
Es würde zu weit führen, über das Bühnenbild selbst
weitere Einzelheiten mitzuteilen, ich verweise auf ein
kleines Inszenierungsbeispiel, das in den „Nieder-
deutschen Monatsheften" (Dezember 1928) veröffent-
licht worden ist, und In dem ich versucht habe, den
dichterischen, bildhaften und hörbaren Ablauf einer
Aufführung in ihrer höheren Einheit wiederzugeben.
Ich verweise ferner auf die bekannten Zeitungen
und Monatsschriften Norddeutschlands („Tide" Bre-
men, „Niederdeutsche Monatshefte" Lübeck, „Meck-
lenburgische Monatshefte" Rostock, „Westermanns
Monatshefte") in denen zahlreiche ausführliche Auf-
sätze über unser Niederdeutsches Puppenspiel, das
inzwischen übrigens vielen Amtsgenossen bekannt
geworden ist, zu finden sind.
KLAUS RICHTER:
DAS BILD ALS DOKUMEiMT DES THEATERS
Die Pawlowa, deren zärtlicher Kunst und Figur in
dieser Ausstellung eine Gedächtniswand mit den
Blättern Arthur Grunenbergs gewidmet ist, sagte ein-
mal zu dem Künstler: „Jede Zeichnung ist ein Doku-
ment!" Dies reizende Wort — als eine Huldigung für
den Künstler gesprochen — wollen wir zum Motto
dieser kleinen Auseinandersetzung machen. Jede
Zeichnung ist ein Dokument. Das weiß ja jeder, der
mal in der Lage war, sich und andern „ein Bild" von
vergangenen Persönlichkeiten oder Vorgängen zu
machen. Das weiß der Theaterliebhaber und der For-
scher seiner Geschichte — wie schwer es ist, sich
etwa nur aus dem literarischen Nachlaß ein Bild vom
’ Die folgenden Ausführungen entnehmen wir einem Vorlrag Prof.
Klaus Richters zur Eröffnung der Ausstellung „Theater und Musik in
der bildenden Kunst", veranstaltet von der Deutschen Kunslgemein-
idjull Berlin. Die Schriffleifung.
Theater der Griechen, unserer Mysterienspiele oder
der Comedia dell'arte zu machen.
Das Theater besteht ja nicht bloß — wie man wohl
zuzeiten geglaubt hat — aus einer Wiedergabe der
Dichtung. Aus allen Künsten fließen dem Theater stets
gleichmäßig neue Kräfte zu: Theater ist ja nicht nur
ein aufgesagtes Dichterwort: Theater ist Rausch und
Tanz und Licht und Lied und Wort und Bewegung —
alles in einem. Manchmal vergißt die Zeit das. Jede
Epoche legt ihren besonderen Wert auf eine dieser
vielen Künste des Theaters.
Man braucht sich ja nur an die Jahrhunderte lange
ausschließliche Vorherrschaft der Musik in der Oper
zu erinnern.
Es ist noch nicht lange her, daß man vom Theater
nichts als eine dienende Darstellung des dichterischen
Wortes verlangte. Die Szenen des Wiener Barocks
133
sen wäre, aus der Tanne einen Kegel, aus dem Baum-
stamm eine Walze und aus der Baumkrone eine Kugel.
Unsere Handpuppenbühne hat Stil. Wenn sie aber
flache und wandartig aufgestellte Kulissen hat, so ist
das keine Nachahmung der als stillos erkannten gro-
ßen „Stil"bühne, sondern eine aus den Gegebenheiten
des Handpuppentheaters herausgewachsenen Neu-
schöpfung.
Zudem: die „StiTbühne des großen Schautheaters
war unbeweglich. Die Kulissen unserer Handpuppen-
bühne können dagegen durch sinnvoll angebrachte
Einrichtungen handelnd in den Spielablauf mit ein-
bezogen werden, so wie es die große Schaubühne
heute unter großen und kostspieligen Umständen
versucht.
Es würde zu weit führen, über das Bühnenbild selbst
weitere Einzelheiten mitzuteilen, ich verweise auf ein
kleines Inszenierungsbeispiel, das in den „Nieder-
deutschen Monatsheften" (Dezember 1928) veröffent-
licht worden ist, und In dem ich versucht habe, den
dichterischen, bildhaften und hörbaren Ablauf einer
Aufführung in ihrer höheren Einheit wiederzugeben.
Ich verweise ferner auf die bekannten Zeitungen
und Monatsschriften Norddeutschlands („Tide" Bre-
men, „Niederdeutsche Monatshefte" Lübeck, „Meck-
lenburgische Monatshefte" Rostock, „Westermanns
Monatshefte") in denen zahlreiche ausführliche Auf-
sätze über unser Niederdeutsches Puppenspiel, das
inzwischen übrigens vielen Amtsgenossen bekannt
geworden ist, zu finden sind.
KLAUS RICHTER:
DAS BILD ALS DOKUMEiMT DES THEATERS
Die Pawlowa, deren zärtlicher Kunst und Figur in
dieser Ausstellung eine Gedächtniswand mit den
Blättern Arthur Grunenbergs gewidmet ist, sagte ein-
mal zu dem Künstler: „Jede Zeichnung ist ein Doku-
ment!" Dies reizende Wort — als eine Huldigung für
den Künstler gesprochen — wollen wir zum Motto
dieser kleinen Auseinandersetzung machen. Jede
Zeichnung ist ein Dokument. Das weiß ja jeder, der
mal in der Lage war, sich und andern „ein Bild" von
vergangenen Persönlichkeiten oder Vorgängen zu
machen. Das weiß der Theaterliebhaber und der For-
scher seiner Geschichte — wie schwer es ist, sich
etwa nur aus dem literarischen Nachlaß ein Bild vom
’ Die folgenden Ausführungen entnehmen wir einem Vorlrag Prof.
Klaus Richters zur Eröffnung der Ausstellung „Theater und Musik in
der bildenden Kunst", veranstaltet von der Deutschen Kunslgemein-
idjull Berlin. Die Schriffleifung.
Theater der Griechen, unserer Mysterienspiele oder
der Comedia dell'arte zu machen.
Das Theater besteht ja nicht bloß — wie man wohl
zuzeiten geglaubt hat — aus einer Wiedergabe der
Dichtung. Aus allen Künsten fließen dem Theater stets
gleichmäßig neue Kräfte zu: Theater ist ja nicht nur
ein aufgesagtes Dichterwort: Theater ist Rausch und
Tanz und Licht und Lied und Wort und Bewegung —
alles in einem. Manchmal vergißt die Zeit das. Jede
Epoche legt ihren besonderen Wert auf eine dieser
vielen Künste des Theaters.
Man braucht sich ja nur an die Jahrhunderte lange
ausschließliche Vorherrschaft der Musik in der Oper
zu erinnern.
Es ist noch nicht lange her, daß man vom Theater
nichts als eine dienende Darstellung des dichterischen
Wortes verlangte. Die Szenen des Wiener Barocks
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