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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 11.1931

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Heft 8 (August 1931)
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Justi, Ludwig: Träume von Form und Welt
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Ricken, Paul: Farbe-Ton-Forschungen
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Lorenz, Ernst: Fotographie und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0222

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Erklärungen des Inhaltes. Klee gibt seinen Bildern —
außer einer genauen Opus-Ziffer, Jahreszahl mit Ent-
stehungsnummer innerhalb des Jahres — auch Namen,
und oft so überraschend, seltsam oder lustig, daß sie
den Zauber des Bildes noch steigern; in diesem fall
läßt er uns freilich im Stich, das Bild heißt einfach gol-
dener Fisch. Also nur hinschauen; aber genau hin-
schauenl wie ist so ein kleiner Bursche gemalt, das
Rot, zart und durchsichtig, immer in leisen Abwand-
lungen, lebendig, immer eine Freude für unser Auge;

STUDIENRAT PAUL RICKEN-ESSEN:
FABRE-TON-FORSCHUNGEN
In Heft 12/1930 berichtete ich über den 2. Kongreß
für Farbe-Ton-Forschung (Hamburg, 1.—5. Oktober
1930). Jetzt liegt der ausführliche Kongreßbericht vor
als 3. Band der „Farbe-Ton-Forschungen", herausge-
geben von Georg Anschütz (Hamburg, Psycho-
logisch-ästhetische Forschungsgesellschaft, 1931. Ver-
trieb für den Buchhandel durch Otto Meißners Verlag).
Der gutausgestattete Band umfaßt 438 Seiten Text mit
80 teils buntfarbigen Bildtafeln, Notenbeispielen und
Textfiguren. Entsprechend dem Aufbau des Kongresses
gliedert sich das Buch in die Unterabteilungen:
1. Farbe und Ton im Theater, 2. in den Künsten, 3. im
Zeichen- und 4. im Musikunterricht, 5. im Bewußtsein
(Synästhesien), 6. in der Theorie und Z. im Experiment.
Zur Kennzeichnung von Sinn und Wesen der Farbe-
Ton-Forschung mögen einige Worte von Prof. Anschütz
aus seiner Begrüßungsansprache mitgeteilt sein: „Trotz
unserer vielen Veröffentlichungen herrschen noch im-
mer Mißverständnisse, die von vornherein zu beseiti-
gen sind. Wir wollen nicht das „Farbenhören" als
eine Art von Norm ansehen und alle Menschen dahin
bringen, Farbenhörer zu werden. Wir wollen nicht
den ganzen Unterricht in der bildenden Kunst nach
dieser Richtung orientieren. Wir wollen nicht allge-
mein gültige, in kurze Formeln zu pressende Gesetze
oder Regeln für die Beziehungen zwischen FarbeundTon
um jeden Preis suchen. Wir wollen nicht die ganze
gegenwärtige Psychologie unter den einen Gesichts-
punkt derSynästhesienfassen. — Wirwollen vielmehr die
wichtige und interessante Sondererscheinung des „Far-
benhörens" als bisher stark vernachlässigtes Phänomen
heraussuchen, bearbeiten und daraus ein besseres
Verständnis mancher Zusammenhänge gewinnen. Wir
wollen im Kunstunterricht die Verbindung Farbe-Ton
als eines von vielen Mitteln anwenden, um den
jungen Menschen zu sich selbst zu führen. Wir suchen
die vielen sich durchkreuzenden Gesetze und Regeln,
genau wie andere Wissenschaften, voran die Physik,
und wir erwarten dabei insbesondere nicht eine alles

der Pinsel zieht über die rote Fläche ein paar Striche,
gar nicht wie von einem gelernten Künstler geführt,
sondern wie von einem spielenden Kind; da gibt es
zwei Augen und ein Mäulchen, und nun ist es eine
Fisch-Persönlichkeit und glotzt und schnappt, und ist
doch kein richtiger Fisch, nur ein Färbchen, einSchnör-
kelchen. Leichtes Spiel, und doch festlich, prachtvoll.
Nach dem Verfahren alter Meister gemalt, mit gleicher
Sorgfalt, aber die Mühe lächelnd unter Leichtigkeit
verborgen.
.■

nivellierende Übereinstimmung von Fall zu Fall, die
es nirgend in der Welt gibt. Wir halten endlich zwar
die Synästhesien für wichtig im Gebiet der Psycho-
logie. Aber wir betrachten sie nicht als das allein
Wichtige. Wir sind ferner der Meinung, daß die
übliche Psychologie nur zum kleinen Teil an den
Farbe-Ton-Fragen interessiert ist, die selbst weit über
sie hinausreichen, vor allem ins Gebiet der Kunst. —
Was die Methode betrifft, so muß sie so universal als
möglich gestaltet werden. Insbesondere dürfen wir
uns nicht an die Gepflogenheiten einer engen Zunft
heften. Ferner sind zur Mitarbeit alle strebenden be-
rufen, gleichgültig ob Akademiker oder nicht, gleich-
gültig ob Künstler oder Wissenschaftler. Wirklich freies
Arbeiten hat zu allen Zeiten diesen Grundsaz ver-
treten."
Diese weg- und zielweisenden Ausführungen sind so
eindeutig, daß sie jede Auseinandersetzung über Wert
oder Unwert der Sache für unsere Arbeit erübrigen.
Uber den Inhalt des Buches mögen noch einige
Angaben folgen: Die beiden Vorträge „Die Synopsie
im Kunstunterricht der höheren Schule" von Walter
Behm (Berlin) und „Die Farbe-Ton-Beziehungen im
jugendlichen Kunstschaffen" von Elise Kurzmann (Reck-
linghausen), die ich schon in meinem ersten Bericht
erwähnte, werden natürlich in erster Linie interessie-
ren. Sehr aufschlußreich sind die beiden Vorträge von
Wilhelm Voß (Kiel) „Subjektive und objektive Aufbau-
elemente in den Zeichnungen Blinder" und „Taktil-
motorische Elemente in den synoptischen Erschei-
nungen" (vgl. den Aufsatz von Voß im Heft 4/1931).
Neue Ergebnisse auf dem Gebiet der Farbenlehre
bringen die Vorträge „Farbenreihen und Systembil-
dung" von Heinrich Hein (Altona) und besonders
„Wesensanalogie und Wesensgegensatz der Farben
und Töne" von Ernst Barthel (Köln). Besonders her-
vorheben möchte ich zum Schluß Hans Timotheus
Kroeber (Weimar) „Vom Klangreiz der Musik und
Plastik im Barock und Rokoko".

STUDIENASSESSOR ERNST LORENZ-DORTMUND:
FOTOGRAPHIE UND KUNSTUNTERRICHT

Seit mehreren Jahrzehnten ist es in den höheren
Schulen aller Art üblich, die Photographie als
Lehrstoff für den Unterricht heranzuziehen, und zwar
sind es die Physik mit der Untersuchung der optischen
Probleme und die Chemie mit der Darlegung der
chemischen Vorgänge, die die Bearbeitung dieses Ge-
bietes seit langem übernommen haben. Die Freiheit,
die die Richtlinien von 1925 gegenüber den früheren
Lehrplänen in der Wahl des Unterrichtsstoffes lassen,
hat dazu geführt, daß die Beschäftigung mit der Pho-

tographie einen breiteren Raum in der Schularbeit
eingenommen hat. Der Wunsch nach konzentrativer
Arbeit verschiedener Fächer hat in der Photographie
ein zur Verwirklichung dieses Prinzipes geeignetes
Mittel erkennen lassen. Die Möglichkeit der Bildung
von Arbeitsgemeinschaften hat den Schülern Gelegen-
heit zur praktischen Erarbeitung dieses Gebietes ge-
geben. Die große Anzahl von Amateurphotographen
unter unserer Schülerschaft sichert diesen Arbeits-
gemeinschaften ein reges Interesse.

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