Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 11.1931
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0171
DOI Heft:
Heft 6 (Juni 1931)
DOI Artikel:Ricken, Paul: Masken
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0171
Photo: Dr. Kommnick
Maske aus Papiermasse von Paul Ricken Maske aus'.bemaltem Fon
PAUL RICKEN, STUDIENRAT, ESSEN: MASKEN
Einmal mußte ja auch mit der üblichen Meinung auf-
geräumt werden, die Gestaltung des Gesichts sei
etwas besonders „Schweres". Schwer ist beim Ge-
stalten von Form, sei es im Raum oder in der Fläche,
alles oder nichts. Ich glaube, viele unter uns — oder
iluil müll hollen, olle? hüben das oilubl, als wii
zu Beginn dos Schuljahrs mit einer Handvoll Knet-
masse an die Arbeit gingen. Aus der Masse stellten
wir eine Scheibe her, etwa von der Größe einer
Handfläche, fingerdick. Nachdem wir ihr die Umriß-
form einer Maske gegeben hatten, schlitzten wir mit
dem Modellierholz oder einem Taschenmesser Augen-
und Mundöffnungen hinein, und nun begann das
eigentliche Formen. Nicht auf einer Unterlage, son-
dern frei unter dem leichten Druck der gestaltenden
Hände entwickelte sich die Maske. Wie leicht und
sicher das ging! Die Dicke der Scheibe ergab schon
bei sanftem Druck von hinten her die Gestalt der
Lippen; das Kinn rundete sich, wenn wir den Daumen
rückwärts anlegten und mit der anderen Hand den
unteren Rand der Scheibe zurückdrückten. Und ähn-
lich formten wir die Nase, wobei zugleich die Augen-
höhlen eingedrückt, die Augenlider wie bei den Lip-
pen von der Rückseite vorgedrückt wurden. So ent-
stand die schöne Linie von der Nase zu den Augen-
biuuon. Und als wii nun noch dio Buckonknochon hoi
ausrundeten, die Mundwinkel durch leichten Druck
vertieften, wuchs unter unseren Händen der Ausdruck
zusehends und steigerte die Freude an der Arbeit.
Ubers ganze Schuljahr gab uns das Formerlebnis an
der plastischen Maske Anregung zu neuer Gestaltung.
Der Wunsch, die Form der Maske für die Dauer zu
erhalten, ließ uns zunächst einige Gußmethoden aus-
denken. Wir verklebten die Öffnungen rückwärts mit
Knetmasse, bauten die Maske auf einer glatten Unter-
lage (Glasscheibe) auf und bewarfen sie mit Gips.
Nach dem Erhärten ließ sich dann die Masse leicht
auslösen und weiter verwenden. Die hohle Form wurde
eingefettet und entweder mit Gips ausgegossen,
oder wir drückten eine selbstbereitete Papiermasse
163
Maske aus Papiermasse von Paul Ricken Maske aus'.bemaltem Fon
PAUL RICKEN, STUDIENRAT, ESSEN: MASKEN
Einmal mußte ja auch mit der üblichen Meinung auf-
geräumt werden, die Gestaltung des Gesichts sei
etwas besonders „Schweres". Schwer ist beim Ge-
stalten von Form, sei es im Raum oder in der Fläche,
alles oder nichts. Ich glaube, viele unter uns — oder
iluil müll hollen, olle? hüben das oilubl, als wii
zu Beginn dos Schuljahrs mit einer Handvoll Knet-
masse an die Arbeit gingen. Aus der Masse stellten
wir eine Scheibe her, etwa von der Größe einer
Handfläche, fingerdick. Nachdem wir ihr die Umriß-
form einer Maske gegeben hatten, schlitzten wir mit
dem Modellierholz oder einem Taschenmesser Augen-
und Mundöffnungen hinein, und nun begann das
eigentliche Formen. Nicht auf einer Unterlage, son-
dern frei unter dem leichten Druck der gestaltenden
Hände entwickelte sich die Maske. Wie leicht und
sicher das ging! Die Dicke der Scheibe ergab schon
bei sanftem Druck von hinten her die Gestalt der
Lippen; das Kinn rundete sich, wenn wir den Daumen
rückwärts anlegten und mit der anderen Hand den
unteren Rand der Scheibe zurückdrückten. Und ähn-
lich formten wir die Nase, wobei zugleich die Augen-
höhlen eingedrückt, die Augenlider wie bei den Lip-
pen von der Rückseite vorgedrückt wurden. So ent-
stand die schöne Linie von der Nase zu den Augen-
biuuon. Und als wii nun noch dio Buckonknochon hoi
ausrundeten, die Mundwinkel durch leichten Druck
vertieften, wuchs unter unseren Händen der Ausdruck
zusehends und steigerte die Freude an der Arbeit.
Ubers ganze Schuljahr gab uns das Formerlebnis an
der plastischen Maske Anregung zu neuer Gestaltung.
Der Wunsch, die Form der Maske für die Dauer zu
erhalten, ließ uns zunächst einige Gußmethoden aus-
denken. Wir verklebten die Öffnungen rückwärts mit
Knetmasse, bauten die Maske auf einer glatten Unter-
lage (Glasscheibe) auf und bewarfen sie mit Gips.
Nach dem Erhärten ließ sich dann die Masse leicht
auslösen und weiter verwenden. Die hohle Form wurde
eingefettet und entweder mit Gips ausgegossen,
oder wir drückten eine selbstbereitete Papiermasse
163