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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 11.1931

DOI Heft:
Heft 7 (Juli 1931)
DOI Artikel:
Sohst, Paul: Untersekundaner Arbeiten figürlich im grösseren Format
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0196

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Zu dem Aufsatj von P. Sohst-Freiburg i.Schl.

Unfall aut dem Gerüst. U II. Schwarze Kreide auf Packpapier

PAUL SOHST, REFORM REALGYMNASIUM FREIBURG i.Schl.:

UNTERSEKUNDANER ARBEITEN FIGÜRLICH IM GRÖSSEREN FORMAT

Die abgebildeten Kreidezeichnungen und Leimfar-
benbilder waren die letzte Aufgabe der vor-
jährigen Untersekundaner. Die langen Zeichentische
wurden dazu hochkantig aufgestellt. Auf die obere
Hälfte der gewonnenen Wandfläche wurde Packpapier
vom Ausmaß eines größeren Reißbrettes geheftet und
von sovielen Schülern, wie Plätze vorhanden waren,
bearbeitet. Die übrigen Schüler arbeiteten dieselbe
Aufgabe („Unfall auf dem Gerüst“) auf dem Zeichen-
block in der Klasse aus. Zum Malen überredete ich
nicht. Die freiwilligen Maler entnahmen den von mir
fertig eingerührten Leimfarbtöpfen ein paar Häufchen
Farbbrei (nicht die ganze Skala) auf ihren lackierten
Pappdeckel, den sie mit einem Wassertopf auf dem
Schemel neben sich hatten.
Alle Arbeiten sind innerhalb von zwei Stunden
entstanden, ihnen ging aber in der vorhergehenden
Woche ein Ausprobieren des figürlichen Zusammen-
schlusses im gleichen Ausmaß vorauf. Die Zeichnung
mit dern Torbogen rechts stammt von einem Mädchen.
Die Klasse wurde zwei Tahre lang einseitig im
figürlichen Zeichnen gepflegt, im Sommer hauptsäch-

lich im Aktzeichnen, im Winter mehr in Zusammen-
setzungen aus der Vorstellung. Jede Aufgabe war
für die ganze Klasse verbindlich. Eine Abwechslung
bestand nur in der Technik: Mit der Schreibfeder
ins Heft, Pinselzeichnungen schwarz oder bunt, Wisch-
zeichnungen mit dem 6 B-Stift, dann mit der Dekora-
tionsmalerkohle und zuletzt mit der nicht radierbaren
schwarzen Kreide. Diese letzte Technik birgt eine
Disziplin in sich, die zuerst die Schüler verstimmt,
dann besonders reizt. Mit kompositionellen Unwesent-
lichkeiten anzufangen ist dabei unmöglich.
Die großen Durchgängigkeiten, die über die Glied-
maßen hinwegspringenden Kurven auch noch, wenn
sie nicht wegzubringen sind, an dem weiterausgeführ-
ten Bilde zu lieben, war einigen Schülern schon selbst-
verständlich. Mein Versuch im Anfang des Schuljahres,
Kunstbetrachtungen regelmäßig abzuhalten, wurde
von der Klasse, die sehr sportstüchtig ist, abgelehnt.
Den Maiern wurde nicht eigentlich der Zusammen-
klang der Farbe, auch noch nicht die körperliche Run-
dung, sondern nur die entschiedene Betonung von
Helligkeitsgraden zur Pflicht gemacht.

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