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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 11.1931

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Heft 7 (Juli 1931)
DOI Artikel:
Klages, Ludwig: Aus "Ausdrucksbewegung und Gestaltungskraft, Grundlegung der Wissenschaft vom Ausdruck
DOI Artikel:
Umschau / Sprechsaal / Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0202

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Alte Stadt: Wie lernen wir unsere Heimat sehen und lieben Papierschnilt. Realgymnasium Schw. Gmünd (Sludienral Hans Kolb)


der Sachverhalte verhelfen, wenn wir für sie keine
sinnlichen Zeichen hätten? Somit erweist sich eine
verständnisvolle Auffassungsgabe als letzten Endes
gebunden an das Erzeugungsvermögen, sei es gewis-
ser Gebärden, sei es vor allem gewisser Laute, die
den Begriff des Aufgefaßten bedeuten. Diese
Gabe ist aber nur eine Seite jenes zugleich darstel-
lenden Ausdrucksvermögens, das vor anderen Wesen
der Mensch erlöste, und welches die Wurzel bil-
det seiner Gestaltungskräfte. Zu jeder
beliebigen Tätigkeit des Geistes ist
einer umso begabter, als er in ihr be-
fähigter ist zum Gestalten, und er hat an der

fraglichen Gestaltungskraft in umso höherem Grade
Anteil, als das Seelen o f f e n b a r e n d e Leben in
ihm sein „Dichten und Trachten" leitet, anstatt daß
im Ausdrucksgehemmten der Wille sich als mit jenem
entzweit, im (nahezu) Ausdruckslosen als mehr oder
minder von ihm verlassen findet. Denn die Zusammen-
gehörigkeit, die hier aus dem abstraktesten Gesichts-
punkte behandelt wurde, ist vielerlei Störungen aus-
gesetzt, die, von verschiedenen Seiten kommend,
alle in weitgehende Zerklüftung des Zusammengehöri-
gen münden, und es gibt am Ende keine seelische
Störung des Menschen, die nicht auch eine Störung
wäre seiner Gestaltungskräfte.

UMSCHAU
Ein deutscher Verleger
Am 25. Februar ist einer der angesehensten deut-
schen Verleger, Georg Dietrich Wilhelm C a I I w e y,
nach einem arbeitsreichen und arbeitsfreudigen Leben
im Alter von 76 Jahren gestorben. Allgemein bekannt
wurde sein Name als Verleger des von Ferdinand
Avenarius gegründeten „Kunstwarts". Callwey hat um
den „Kunstwart" ein ganzes Jahrzehnt gekämpft und
ihm ein großes Vermögen geopfert. Sein Vertrauen
und seine unentwegte Liebe zu der Sache, seine Be-
sonnenheit und Ausdauer sah sich dann endlich im
Jahrzehnt vor dem Kriege durch einen beispiellosen
Erfolg belohnt. Die Zeitschrift selbst und ihre Unter-
nehmungen: „Die Meisterbilder fürs deutsche Haus",
die Kunstwartmappen, die Vorzugsdrucke und nicht
zuletzt die epochemachenden und zu damals uner-
hörten Auflagen aufsteigenden Anthologien Avena-
rius: Das Hausbuch deutscher Lyrik, Das Balladenbuch,
Das fröhliche Buch — das gab dem Verlag eine tief-
gehende Wirkung, die weit über eine Generation hin
leichte und weit über die Grenzen Deutschlands hin-
aus langte. In engstem Zusammenhang damit stand
der „Dürerbund", in dem Callwey jahrelang als Schatz-

meister und Geschäftsführer wirkte und der sich die
Pflege einer unverfälschten Ausdruckskultur in den
breitesten Schichten zum Ziel setzte.
Leitsätze über das Darstellen und Gestalten im
Zeichen- und Kunstunterricht
Von Heimo S c h ö I I k o p f - Stuttgart, Wilhelmsober-
realschule.*
1. Das Darstellen nach unmittelbarer Anschauung und
das Gestalten aus der inneren Vorstellung sind als
wesensverschieden im Unterricht grundsätzlich zu
trennen. Durch eine reinliche, klare Trennung kön-
nen beide nur gewinnen.
2. Die heute noch vielfach gepflegte Wiedergabe der
Beleuchtungserscheinungen (Tonwerte!) ist aus dem
Schulunterricht auszuscheiden. Die Photographie
löst diese Aufgabe besser als jede Zeichnung. Was
sie nicht leisten kann, ist ein klares Herausarbeiten
des Wesentlichen und Gesetzmäßigen der Natur-
und Werkformen mit den einfachsten Mitteln. Das
* Am 7. Juni veranstaltete der würft. Landesverein der Lehrer für
bildhaftes Gestalten an höheren Schulen in Stuttgart eine Tagung, in
dessen Mittelpunkt die Frage stand: Darstellen — Gestalten 1 Studien-
rat Heimo Schöllkopf hielt einen auf zahlreiche, hochwertige Schüler-
arbeiten gegründeten Vortrag und stellte die hier wiedergegebenen
Leitsätze auf. Die Schriftleilung.

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