Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 11.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0047
DOI Artikel:
Fritz, Ernst: Dem "Westfalenheft" zum Geleit!
DOI Artikel:Burgholz, Leo: Das schöne Münster - Westfalens Hauptstadt: skizzenhafte Hinweise methodischer Art für die Betrachtung bedeutsamer Bauwerke vergangener Zeit
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Rathaus
Photo:
Sfädf. Verkehrsamt Münster i.W.
über die scharfen Treppenwinkel nach oben. Sich
plötzlich Überschlagende Kurven und Spiralen füllen
beim Weinhaus die Treppenstufen des Giebels. Als
durchsichtige feine Ziselierarbeit stellt sich das Maß-
werk des Rathauses gegen den Himmel. Dagegen
schließen sich beim andern die wuchtig sich ballen-
den und krümmenden Massen fest in die Treppen-
winkel. Die Fenster des Rathauses sind in ihrer Ord-
nung der Höhenrichtung eingegliedert, durch senk-
rechte Ritzen geteilt und im Spitzbogen mit Maßwerk
gefüllt. Die Fenster des Nachbarn reihen sich gemäß
der horizontalen Gliederung kantig nebeneinander.
Vor das Stadtweinhaus stellt sich eine zweibogige
Laube mit Galerie. Ein Vergleich dieser Laube mit
dem spitzbogen Laubengang beweist bei der Laube
die Verwendung antiker Motive in dieser Bauperiode.
Die Begriffe Spätgotik und Spätrenaissance könnten
auf diese Weise praktisch erarbeitet sein. Im Zusam-
menhang damit ist auch die Form des Treppengiebels
als alte deutsche architektonische Lösung am spitzen
Dach zu erfassen. Hinweise auf die große Gabe der
damaligen Baukünstler, einen entgegengerichteten
Gestaltungswillen dem andern so anzupassen, daß
beide gut zusammenstehen, könnten diese Betrach-
tung abschließen.
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Photo:
Sfädf. Verkehrsamt Münster i.W.
über die scharfen Treppenwinkel nach oben. Sich
plötzlich Überschlagende Kurven und Spiralen füllen
beim Weinhaus die Treppenstufen des Giebels. Als
durchsichtige feine Ziselierarbeit stellt sich das Maß-
werk des Rathauses gegen den Himmel. Dagegen
schließen sich beim andern die wuchtig sich ballen-
den und krümmenden Massen fest in die Treppen-
winkel. Die Fenster des Rathauses sind in ihrer Ord-
nung der Höhenrichtung eingegliedert, durch senk-
rechte Ritzen geteilt und im Spitzbogen mit Maßwerk
gefüllt. Die Fenster des Nachbarn reihen sich gemäß
der horizontalen Gliederung kantig nebeneinander.
Vor das Stadtweinhaus stellt sich eine zweibogige
Laube mit Galerie. Ein Vergleich dieser Laube mit
dem spitzbogen Laubengang beweist bei der Laube
die Verwendung antiker Motive in dieser Bauperiode.
Die Begriffe Spätgotik und Spätrenaissance könnten
auf diese Weise praktisch erarbeitet sein. Im Zusam-
menhang damit ist auch die Form des Treppengiebels
als alte deutsche architektonische Lösung am spitzen
Dach zu erfassen. Hinweise auf die große Gabe der
damaligen Baukünstler, einen entgegengerichteten
Gestaltungswillen dem andern so anzupassen, daß
beide gut zusammenstehen, könnten diese Betrach-
tung abschließen.
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