Giebelhäusei
am
Prinzipalmarkt
Photo:
Stcidl. Verkehrsamt
Münster i. W.
Giebelhäuser am Prinzipalmarkt.
Eine dankbare Entdeckungsreise bietet der Giebel-
wald des Prinzipalmarktes. Die an Einzelfassaden ge-
schulten Augen entdecken bei der Durchwanderung
sehr bald charakteristische Beispiele von Bürgerhäu-
sern der Gotik, Renaissance und Barockzeit. So ver-
schieden gerichtete Jahrhunderte haben hier ihre
Formprobleme, ihre Lebensstimmung Schulter an Schul-
ter gestellt und den Beweis erbracht, daß sie trotz-
dem eine Straße in geschlossenen, abgewogenen Ver-
hältnissen und einmal angegebenen Rhythmen fortzu-
führen wußten.
Der Erbdrostenhof. (Seite 47)
So kräftig die Macht der Kirche, der Bischöfe sich
in dem Dombau verkörperte, so stolz sich die Bürger
und Gilden in ihrem Rathaus und den Bürgerhäusern
Geltung und Ansehen verschafften, so reich und prunk-
voll gründeten die Adligen ihre Höfe, Burgen und
Schlösser Ein Beispiel dieses Reichtums und zugleich
eine zeitgemäße Architektur finden wir unter den
vielen Adelshöfen Münsters vor allem im Erbdrosten-
hof, erbaut für den Freiherrn Adolf Heidenreich von
Droste Fischering von dem Baumeister Johann Konrad
Schlaun.
Allgemeiner Eindruck: Groß und breit hingelagert,
schwungvoll bewegt, prächtig, heiter, lebensfreudig.
Betrachtung: die dreigeschossige Fassade aus rotem
Ziegelstein wird durch einen fünfteiligen Mittelrisalit
aus Kalkstein in der Breite gegliedert. So entsteht ein
mittlerer Teil und zwei einwärtsschwingende Flanken.
Der Mittelteil hat eine vertikale Betonung durch ko-
rinthische Pilaster, worauf ein mit Konsolen verzierter
Architrav ruht. Darüber legt sich vier Pilaster zusam-
menfassend ein stumpfwinkliges Giebelfeld mit Wap-
pen und Krone. Eine breite Balustrade mit zwei gro-
ßen Vasen überlagert verbindend und heraushebend
das ganze Mittelstück. Ein in der Mitte hochgehobenes
und an den Seiten geknicktes, schwungvolles, ge-
drücktes Mansarddach schützt das Bauwerk. Durch ein
Dachgesims wird die horizontale Linienführung unter-
strichen und noch durch ein Steinprofil unter dem ersten
Stockwerk begleitet. Die Fensterordnung paßt sich
dieser horizontalen Gliederung an. Wucht und Ruhe
kantiger Massen lösen sich. Der Mittelrisalit rückt nach
vorn, vorgetragene Profile werfen kräftge Schatten.
Der Wechsel der Bögen, die Profilierung mancher
Fensterfassungen stellen die Öffnungen weich in die
Fläche. In Ornament und Plastik ist die abstrakt geo-
metrische, kristallharte Form einer lebensnahen natur-
nachbildenden gewichen.
Besonders lohnend ist eine Betrachtung des Grund-
risses an Ort und Stelle. In ein durch Straßenkreuzung
gebildetes unregelmäßiges Winkelgrundstück stellte
Konrad Schlaun diesen so groß und breit wirkenden
Bau, stilgerecht verwachsen mit Vorplatz und Einfahrt.
Das Schloß. (Seite 46)
Vom Meister Johann Konrad Schlaun zeugen in Mün-
ster viele bedeutende Werke. Seinen Lebensabend
beschließt die Schöpfung eines prächtigen fürst-
bischöflichen Residenzschlosses.
Allgemeiner Eindruck: Festlicher Prunk, Lebensfreu-
digkeit, Lebendigkeit, reicher Schmuck, weiche
Schmiegsamkeit in der Begrenzung der Flächen und
in der Profilierung der Gesimse, strenge Ordnung
weicht einer freien ungezwungenen.
Beobachtung: Uber einen großen Parkplatz führen
Baumalleen durch Grünflächen und Blumen zum Schloß.
Der breit hingelagerte Bau schlägt seine kurzen Flügel
rechtwinklig vor. In dem Hauptteil befindet sich in
leichtem Bogen vorgezogen, prunkhaft betont und
reich verziert der Schloßeingang. Die Betonung die-
ses Teiles nimmt das Mansarddach auf, dessen stumpf-
winklige Kanten in eine zierliche Laterne auslaufen.
Gebaut aus Backstein und breitflächig belebt durch
hellgelben Kalkstein bietet es ein warmfreudiges far-
biges Bild. Die Lebensfreudigkeit und Lebendigkeit
45
am
Prinzipalmarkt
Photo:
Stcidl. Verkehrsamt
Münster i. W.
Giebelhäuser am Prinzipalmarkt.
Eine dankbare Entdeckungsreise bietet der Giebel-
wald des Prinzipalmarktes. Die an Einzelfassaden ge-
schulten Augen entdecken bei der Durchwanderung
sehr bald charakteristische Beispiele von Bürgerhäu-
sern der Gotik, Renaissance und Barockzeit. So ver-
schieden gerichtete Jahrhunderte haben hier ihre
Formprobleme, ihre Lebensstimmung Schulter an Schul-
ter gestellt und den Beweis erbracht, daß sie trotz-
dem eine Straße in geschlossenen, abgewogenen Ver-
hältnissen und einmal angegebenen Rhythmen fortzu-
führen wußten.
Der Erbdrostenhof. (Seite 47)
So kräftig die Macht der Kirche, der Bischöfe sich
in dem Dombau verkörperte, so stolz sich die Bürger
und Gilden in ihrem Rathaus und den Bürgerhäusern
Geltung und Ansehen verschafften, so reich und prunk-
voll gründeten die Adligen ihre Höfe, Burgen und
Schlösser Ein Beispiel dieses Reichtums und zugleich
eine zeitgemäße Architektur finden wir unter den
vielen Adelshöfen Münsters vor allem im Erbdrosten-
hof, erbaut für den Freiherrn Adolf Heidenreich von
Droste Fischering von dem Baumeister Johann Konrad
Schlaun.
Allgemeiner Eindruck: Groß und breit hingelagert,
schwungvoll bewegt, prächtig, heiter, lebensfreudig.
Betrachtung: die dreigeschossige Fassade aus rotem
Ziegelstein wird durch einen fünfteiligen Mittelrisalit
aus Kalkstein in der Breite gegliedert. So entsteht ein
mittlerer Teil und zwei einwärtsschwingende Flanken.
Der Mittelteil hat eine vertikale Betonung durch ko-
rinthische Pilaster, worauf ein mit Konsolen verzierter
Architrav ruht. Darüber legt sich vier Pilaster zusam-
menfassend ein stumpfwinkliges Giebelfeld mit Wap-
pen und Krone. Eine breite Balustrade mit zwei gro-
ßen Vasen überlagert verbindend und heraushebend
das ganze Mittelstück. Ein in der Mitte hochgehobenes
und an den Seiten geknicktes, schwungvolles, ge-
drücktes Mansarddach schützt das Bauwerk. Durch ein
Dachgesims wird die horizontale Linienführung unter-
strichen und noch durch ein Steinprofil unter dem ersten
Stockwerk begleitet. Die Fensterordnung paßt sich
dieser horizontalen Gliederung an. Wucht und Ruhe
kantiger Massen lösen sich. Der Mittelrisalit rückt nach
vorn, vorgetragene Profile werfen kräftge Schatten.
Der Wechsel der Bögen, die Profilierung mancher
Fensterfassungen stellen die Öffnungen weich in die
Fläche. In Ornament und Plastik ist die abstrakt geo-
metrische, kristallharte Form einer lebensnahen natur-
nachbildenden gewichen.
Besonders lohnend ist eine Betrachtung des Grund-
risses an Ort und Stelle. In ein durch Straßenkreuzung
gebildetes unregelmäßiges Winkelgrundstück stellte
Konrad Schlaun diesen so groß und breit wirkenden
Bau, stilgerecht verwachsen mit Vorplatz und Einfahrt.
Das Schloß. (Seite 46)
Vom Meister Johann Konrad Schlaun zeugen in Mün-
ster viele bedeutende Werke. Seinen Lebensabend
beschließt die Schöpfung eines prächtigen fürst-
bischöflichen Residenzschlosses.
Allgemeiner Eindruck: Festlicher Prunk, Lebensfreu-
digkeit, Lebendigkeit, reicher Schmuck, weiche
Schmiegsamkeit in der Begrenzung der Flächen und
in der Profilierung der Gesimse, strenge Ordnung
weicht einer freien ungezwungenen.
Beobachtung: Uber einen großen Parkplatz führen
Baumalleen durch Grünflächen und Blumen zum Schloß.
Der breit hingelagerte Bau schlägt seine kurzen Flügel
rechtwinklig vor. In dem Hauptteil befindet sich in
leichtem Bogen vorgezogen, prunkhaft betont und
reich verziert der Schloßeingang. Die Betonung die-
ses Teiles nimmt das Mansarddach auf, dessen stumpf-
winklige Kanten in eine zierliche Laterne auslaufen.
Gebaut aus Backstein und breitflächig belebt durch
hellgelben Kalkstein bietet es ein warmfreudiges far-
biges Bild. Die Lebensfreudigkeit und Lebendigkeit
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