Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend
— N.F. 11.1931
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0050
DOI article:
Fritz, Ernst: Dem "Westfalenheft" zum Geleit!
DOI article:Burgholz, Leo: Das schöne Münster - Westfalens Hauptstadt: skizzenhafte Hinweise methodischer Art für die Betrachtung bedeutsamer Bauwerke vergangener Zeit
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0050
Dei Erbdrostenhof
Photo: Städtisches Verkehrsamt Münster i.\
vorschwingend sieht hier die Masse Bewegung, Un-
terbrechung, Tiefe und Überschneidung. Störung und
Lockerung bringt die sich drehende, aufbäumende
und zerfließende plastische Dekoration. Naturalistische
Draperie und Blumengehänge sind frei und die Ruhe
absichtlich störend angebracht. Engel und Putten
schweben locker und losgelöst in rundlich sich ballen-
den Wolken. Grenzen der Flächen weiden verwischt.
Motive schieben sich hintereinander. Ordnung der
einzelnen Teile ist schwer zu erfassen. So wird die
Lebensstimmung dieses Barock-Rokokomeisters in uns
lebendig.
Die hl. Geistkirc.he.
Zum Schloß gehören nicht Autohupe und Flugzeug,
sondern Flötenspiel und farbig glänzendes Gespann.
Und doch leben auch wir in diesem Schloß, in dieser
alten Stadt, wir leben darin gern, weil Münster auch
eine Gegenwart hat. Das beste Dokument heutigen
Zeitwillens ist die hl. Geistkirche, errichtet inmitten
einer Siedlung an der Peripherie der Stadt.
Körper stehen im Raum, einfach, glatt, wohlgeord-
net in die Dimensionen Breite, Höhe und Tiefe. Durch-
dacht und durchdrungen vom Geist moderner Technik,
gefügt aus altbewährtem bodenständigen Backstein
(Klinker) sowie in der statischen Struktur gegossen
in Beton. Umgeben von Siedlungshäusern stellt sich
der Bau in eine Landschaft von Auto-Chaussee, Eisen-
bahn und Kanal mit Industrieanlagen.
So bietet Münster reichstes Material für die Schulung
in der Kunstbetrachtung. Der Kürze wegen mußte viel
Wertvolles an Bauten unberücksichtigt bleiben. Be-
sondere Ergänzung für die Betrachtung von Plastik und
Malerei bietet das Landesmuseum, so weit nicht die
Kirchen selbst außergewöhnlich gute Kunst an ur-
sprünglicher Stätte verwalten und behüten.
Literatur:
Georg Kerschensteiner: Grundaxiom des Bildungsprozesses
Wölfflin: Kunstgeschichfliche Grundbegriffe •
Worringer: Formprobleme der Gotik
Wackernagel: Münster
Hermann Schmilj: Berühmte Kunsfsläflen Soest und Münster
Pallat:. Zeichen- und Werkunterricht.
47