Linolschnitt eines Siebzehnjährigen Zum Artikel: Kunstpädagogische Arbeitswoche in Frankfurt <i.M.
Insel — hinter ihr stiegen ja für den Athener, der von
Westen nahte, die Sonnenrosse Apollos hervor —
wurde am heiligen Hafen von Delos ausgebootet.
Wieder ein herrlicher Morgen! Durch die Theaterstadt,
deren Häuser teilweise gut erhaltene Wandmalereien
und prachtvolle Mosaikfußböden zeigten, erstieg man
das Theater, mit seinen Marmorsitzreihen und seiner
über das Halbrund hinausgehenden Orchestra, mit dem
herrlichen Blick auf das Meer und andere hellschim-
mernde Kykladen. Prachtvoll stilisierte Löwen und
mehrere schöne Gewandstatuen sind im übrigen Aus-
grabungsfelde von der französischen Schule auf-
gestellt. Das Museum war leider zu so früher Tages-
zeit noch geschlossen. Gegenüber von Delos liegt
Rhenaia, die Insel, nach der die Toten verbracht wur-
den, da im heiligen Delos niemand begraben werden
durfte. Nachmittags fuhren wir dann, zwischen Naxos
und Paros hindurch, in den Kraterhafen von Thera
(Santorin) ein. Hell schimmerte auf steilem, dunkel-
braunem Felsen die Hauptstadt Phira, die auf steilem
Zickzackwege zu Fuß oder zu Esel erstiegen werden
kann. Ein Museum irrTOrte birgt prachtvolle „Thera-
vasen", einen archaischen Löwenkopf und helleni-
stische und römische Porträtbüsten. Besonders aber
preisen muß ich die Gastfreundschaft der Bewohner,
die einen Blick von ihren Dächern auf die Umgebung
der Insel bereitwilligst gestatteten und dem Fremd-
ling Blumen schenkten und ihn mit rotem Therawein
labten. Als wir schon die Lichter von Phira schimmern
sahen, verließen wir die Bucht, um nun dem nächsten
Ziele, Kreta, entgegen zu fahren. Eine halbstündige
Autofahrt brachte uns am nächsten Morgen von Hera-
kleia, dem Orte, nach dem wir eingebootet werden
mußten, nach Knossos. Der hier von dem Engländer
Evans ausgegrabene Königspalast des Minos gibt ein
gutes Bild vormykenischer Kultur aus dem 3. Jahrtau-
send v. Chr. Erstaunlich, was man an Wandmalereien,
an Lichtschachten, Vorratsgefäßen fand und was teil-
weise das Museum von Herakleia birgt. Prachtvoll
lebendige Szenen von Mensch und Tier als Wand-
malerei oder als Schmuck von Keramiken, eine Diskos-
scheibe und kleine Täfelchen, nach denen man die
Bauart der Teile des Palastes genau studieren kann,
seien erwähnt. Eine Fülle feinster und überfeinster
Kulturl An der Nordküste Kretas entlang ging es dann
wieder dem Norden zu und bald lag auch das wal-
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Insel — hinter ihr stiegen ja für den Athener, der von
Westen nahte, die Sonnenrosse Apollos hervor —
wurde am heiligen Hafen von Delos ausgebootet.
Wieder ein herrlicher Morgen! Durch die Theaterstadt,
deren Häuser teilweise gut erhaltene Wandmalereien
und prachtvolle Mosaikfußböden zeigten, erstieg man
das Theater, mit seinen Marmorsitzreihen und seiner
über das Halbrund hinausgehenden Orchestra, mit dem
herrlichen Blick auf das Meer und andere hellschim-
mernde Kykladen. Prachtvoll stilisierte Löwen und
mehrere schöne Gewandstatuen sind im übrigen Aus-
grabungsfelde von der französischen Schule auf-
gestellt. Das Museum war leider zu so früher Tages-
zeit noch geschlossen. Gegenüber von Delos liegt
Rhenaia, die Insel, nach der die Toten verbracht wur-
den, da im heiligen Delos niemand begraben werden
durfte. Nachmittags fuhren wir dann, zwischen Naxos
und Paros hindurch, in den Kraterhafen von Thera
(Santorin) ein. Hell schimmerte auf steilem, dunkel-
braunem Felsen die Hauptstadt Phira, die auf steilem
Zickzackwege zu Fuß oder zu Esel erstiegen werden
kann. Ein Museum irrTOrte birgt prachtvolle „Thera-
vasen", einen archaischen Löwenkopf und helleni-
stische und römische Porträtbüsten. Besonders aber
preisen muß ich die Gastfreundschaft der Bewohner,
die einen Blick von ihren Dächern auf die Umgebung
der Insel bereitwilligst gestatteten und dem Fremd-
ling Blumen schenkten und ihn mit rotem Therawein
labten. Als wir schon die Lichter von Phira schimmern
sahen, verließen wir die Bucht, um nun dem nächsten
Ziele, Kreta, entgegen zu fahren. Eine halbstündige
Autofahrt brachte uns am nächsten Morgen von Hera-
kleia, dem Orte, nach dem wir eingebootet werden
mußten, nach Knossos. Der hier von dem Engländer
Evans ausgegrabene Königspalast des Minos gibt ein
gutes Bild vormykenischer Kultur aus dem 3. Jahrtau-
send v. Chr. Erstaunlich, was man an Wandmalereien,
an Lichtschachten, Vorratsgefäßen fand und was teil-
weise das Museum von Herakleia birgt. Prachtvoll
lebendige Szenen von Mensch und Tier als Wand-
malerei oder als Schmuck von Keramiken, eine Diskos-
scheibe und kleine Täfelchen, nach denen man die
Bauart der Teile des Palastes genau studieren kann,
seien erwähnt. Eine Fülle feinster und überfeinster
Kulturl An der Nordküste Kretas entlang ging es dann
wieder dem Norden zu und bald lag auch das wal-
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