hindern. Bindung und Beschränkung genug, um den
schmalen Weg „zur Form" frei zu machen. Sollte man
meinen. Ich selber dachte in diesem Fall lange an-
ders. Und erzähle davon, weil mir an diesem Beispiel
bloßzuliegen scheint, was bildungsmäßig die Nuancen
des Mehr oder Weniger an Begünstigung und Ver-
hinderung bedeuten können.
Meine Vorstellung — d. h. mein Vorurteil — war,
daß man mit der Stempelei erst etwas „schönes" her-
ausbrächte, wenn der Grund dicht bedeckt würde
(vom Mitgehen mit den Formatgrenzen — Rand-
schmuck — sehe ich jetzt ab). Also in dichten Reihen
oder intermettierend: schachbrettartig.
Immer brauchten die Jungen verhältnismäßig viel
Zeit, um d a s herauszukriegen, um von einer ersten
zusammenhangslosen Reihung „fortzuschreiten" zum
wirklichen Bedecken des Grundes. Es gehörte manche
Ermunterung dazu, manch Hinweis auf eine Arbeit, die
„schön" dicht wurde, Hinweis auf einen Nachbarn,
der aufgefaßt hatte, wie ich es mir dachte.
1a zeigt solchen „unverstandenen" Anfang, wie er
oft vorkam auf den ersten „Schmierbögen" (unbe-
druckies Zeitungspapier von Restrollen aus dem
Betrieb der Tageszeitungenl). Zeigt aber auch un-
ten einen Anfang, für den ich kein Auge hatte,
trotz erheblicher Bereitschaft, von den Schülern zu
lernen. Gehört zum Kapitel von der Beeinflussung
des Lehrers, das ebenso wichtig wie das von der
„Führung" ist. Eigentlich vorausstehen mußte, weil es
das Amt des Leherrs ist, mit seiner Sachkenntnis
„Schule zu machen".
Es kann manchmal gut sein, wenn der Lehrer ver-
hindert ist, „einzuwirken". Nach einem ersten Anfang
des Stempelschneidens und Probedruckens mußte ich
eine Klasse sich selbst überlassen. Die Mehrzahl der
Bogen (von gleichem Format wie der Vorderdeckel
der Mappe — aus hellem Aktenkarton) sah etwa aus
wie 1a. Noch mehr, als dort angedeutet, hatten die
Jungen die Farbe gewechselt und — was mir immer
etwas unbequem war — die Stempelformen. Der so-
eben eingekerbte Stern wurde nach zwei, drei Ab-
drucken weggeschnippert, ein Kreuz gewählt, ein
hohles Quadrat usw.
Verhindert war ich diesmal, irgend einen Anstoß zu
geben, der die Ansätze zu Reihenbildungen weiter-
getrieben hätte. Als ich zurückkam, hatten nur Wenige
aus eigner Neigung Reihe an Reihe gestempelt. Die
meisten Blätter boten eine Überraschung! 1 und 2
(a—d) habe ich herausgegriffen aus vielen Bögen, die
mit gleicher Tendenz, nur manchmal schwächer und
schwankender, vor mir lagen. Mehrfach waren es drei
oder vier Blätter von gleicher Hand, die auf meine
Fragen nach der Entstehensfolge, deutlich den Weg
von anfänglichem Tasten zu entschiedener Durch-
gestaltung des gegebenen Formats zeigten: im Sinne
von 1—2.
Die Sachverhalte sind eine lebendige Ergänzung zu
dem Spielwürfelbeitrag (Heft 1). Immer zeigt sich,
daß zunächst die hervortretendsten Eigenmaie ergrif-
fen wurden: die Ecken. Diese vier Einzelurteile er-
geben ein erstes Gesamtbild, werden bestätigt in
ihrem Zusammenhang durch eine Pause. Denn im zwei-
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