Kipp fc-6
Erfinden von Gefäßen" Kl. 6 (U II)
Zu Klauf} „Darstellen und.Gestalten" Heft 6 und Sprechsaal Heft 9 und 10
auf 25jähriger Erfahrung bei aller persönlichen Ach-
tung sachlich nur dann etwas bedeutet, wenn sich
diese Erfahrung mit derselben Intensität und inneren
Anteilnahme auch auf die Arbeit im bildhaften Ge-
stalten bezieht. Entscheidend für gute Ergebnisse ist
dabei außer der Wahl der Aufgaben der innere
Impuls des Lehrers, dessen seelische Grundhaltung
und Einstellung zu diesem Fach vom Schüler sofort mit
positiver oder negativer Auswirkung registriert wird.
Es gibt eben merkwürdigerweise auch Lehrer mit
3 0 jähriger Erfahrung, die das Gegenteil von dem an-
streben, was Herr Sommer will und sehr gute Ergeb-
nisse erzielen, und denen wohl dieselbe Lehrerqualität
und derselbe ernste Wille zur Arbeit und zur Sache
nicht abgesprochen werden kann. Das bildhafte Ge-
stalten kann nicht in Spielerei ausarten, wenn es
nicht von vornherein als Spielerei gebrandmarkt und
betrieben wird. Dieses ernste Bedenken habe ich
abei, wenn Herr Sommer schreibt, daß er gerne das
„Lustige" als Kompott in die morgige Schule überneh-
men möchte. „Dazu ist die Gegenwart zu ernst!" Bild-
haftes Gestalten ist auch keine Modeangelegenheit,
sondern das Gesamtergebnis der pädagogischen Er-
fahrung, psychologischen Erkenntnis und kunsttheore-
tischen Beratung vieler namhafter und führender Män-
ner aus ganz Deutschland und dem Ausland, es ist
eine Reform, die auf dem Wege der Evolution in
sinngemäßer Entwicklung aus dem Alten herausgewach-
sen ist und darum heute schon die Schule von morgen
ist. Von einer „Wandlung" in „unseren" Reihen kann
darum keine Rede sein. Auch meine Arbeit versucht
nur diesen klaren Weg auszubauen und zu festigen.
Das zweite Zerrbild, das ich berichtigen möchte, ist
jenes, das sich Herr Kollege Sommer von den Lehrern
des bildhaften Gestaltens macht.
Es ist fast undenkbar, daß er diese Lehrer
für so trottelhaft hält, daß sie sich von einem Schüler,
der Eindruck machen möchte (!) „lächelnd" alles falsch,
also bewußt naturunrichtig zeichnen lassen, „weil e r
es gerne so haben möchte". Das ist nicht nur eine
völlige Verkennung der psychologischen Situation im
Schüler, sondern auch der methodisch ernsten Absich-
ten, des kunsterzieherischen Wollens des Lehrers und
letzten Endes sogar seiner menschlichen Qualität.
Was will nun eigentlich Herr Sommer selbst? Seine
Anregung beschränkt sich auf die Empfehlung des
alten Grundsatzes: „vom Leichteren zum Schwereren".
Ob er darunter gewissermaßen wieder das Fortschrei-
ten vom geraden zum geschwungenen Strich versteht,
ist unklar geblieben. Wie aber denkt er sich diesen
Grundsatz „methodisch planmäßig und zielbewußt"
auf das schöpferische Gestalten in den Unterklassen
angewendet, das er dort wenigstens erfreulicherweise
anerkennt? Kann man das überhaupt? Wie denkt er
sich die Erziehung zum Staatsbürger in seinem Unter-
richt? Ist das nicht eine spezifische Angelegenheit der
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Erfinden von Gefäßen" Kl. 6 (U II)
Zu Klauf} „Darstellen und.Gestalten" Heft 6 und Sprechsaal Heft 9 und 10
auf 25jähriger Erfahrung bei aller persönlichen Ach-
tung sachlich nur dann etwas bedeutet, wenn sich
diese Erfahrung mit derselben Intensität und inneren
Anteilnahme auch auf die Arbeit im bildhaften Ge-
stalten bezieht. Entscheidend für gute Ergebnisse ist
dabei außer der Wahl der Aufgaben der innere
Impuls des Lehrers, dessen seelische Grundhaltung
und Einstellung zu diesem Fach vom Schüler sofort mit
positiver oder negativer Auswirkung registriert wird.
Es gibt eben merkwürdigerweise auch Lehrer mit
3 0 jähriger Erfahrung, die das Gegenteil von dem an-
streben, was Herr Sommer will und sehr gute Ergeb-
nisse erzielen, und denen wohl dieselbe Lehrerqualität
und derselbe ernste Wille zur Arbeit und zur Sache
nicht abgesprochen werden kann. Das bildhafte Ge-
stalten kann nicht in Spielerei ausarten, wenn es
nicht von vornherein als Spielerei gebrandmarkt und
betrieben wird. Dieses ernste Bedenken habe ich
abei, wenn Herr Sommer schreibt, daß er gerne das
„Lustige" als Kompott in die morgige Schule überneh-
men möchte. „Dazu ist die Gegenwart zu ernst!" Bild-
haftes Gestalten ist auch keine Modeangelegenheit,
sondern das Gesamtergebnis der pädagogischen Er-
fahrung, psychologischen Erkenntnis und kunsttheore-
tischen Beratung vieler namhafter und führender Män-
ner aus ganz Deutschland und dem Ausland, es ist
eine Reform, die auf dem Wege der Evolution in
sinngemäßer Entwicklung aus dem Alten herausgewach-
sen ist und darum heute schon die Schule von morgen
ist. Von einer „Wandlung" in „unseren" Reihen kann
darum keine Rede sein. Auch meine Arbeit versucht
nur diesen klaren Weg auszubauen und zu festigen.
Das zweite Zerrbild, das ich berichtigen möchte, ist
jenes, das sich Herr Kollege Sommer von den Lehrern
des bildhaften Gestaltens macht.
Es ist fast undenkbar, daß er diese Lehrer
für so trottelhaft hält, daß sie sich von einem Schüler,
der Eindruck machen möchte (!) „lächelnd" alles falsch,
also bewußt naturunrichtig zeichnen lassen, „weil e r
es gerne so haben möchte". Das ist nicht nur eine
völlige Verkennung der psychologischen Situation im
Schüler, sondern auch der methodisch ernsten Absich-
ten, des kunsterzieherischen Wollens des Lehrers und
letzten Endes sogar seiner menschlichen Qualität.
Was will nun eigentlich Herr Sommer selbst? Seine
Anregung beschränkt sich auf die Empfehlung des
alten Grundsatzes: „vom Leichteren zum Schwereren".
Ob er darunter gewissermaßen wieder das Fortschrei-
ten vom geraden zum geschwungenen Strich versteht,
ist unklar geblieben. Wie aber denkt er sich diesen
Grundsatz „methodisch planmäßig und zielbewußt"
auf das schöpferische Gestalten in den Unterklassen
angewendet, das er dort wenigstens erfreulicherweise
anerkennt? Kann man das überhaupt? Wie denkt er
sich die Erziehung zum Staatsbürger in seinem Unter-
richt? Ist das nicht eine spezifische Angelegenheit der
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