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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 11
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Edelmaier, L.: Frankenthaler Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0407

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Abb. 4. Kavalier am Schreibtisch.

Abb. 5. Heiligenstatue.

auch sie hat eine Höhe von 20 Aentimeter — aus ihrer
Umgebung heraustreten. Dieses Modell hat dieselbe
Marke wie der Bettler.

Um den ganzen Reiz der rechenden Bauersfrau
und der klcincn Ptltzncacherin (beides unbekannte
Modelle) genießen zu können, muß man die Farben
vor Augen haben, denn hier liegt die Schönheit in dem
sreudigen Einklang der hellschwingenden Töne. Das
Dänichen mit Larve (Äbb. 1) ist das zierlichste
Puppenspiel derKleinkunst. Unter den Kavalieren sind:
ein hervorragender I. F. Lück, Kavalier am Schreib-
tisch (Abb. 4) undeinFlötenspielerdesselben Künstlers.
Awei Bliln> enleuchter, Tulpen, aus tiefgrünen Kelchen
emporwachsend, fallen auf, weil die starken Farben
sowohl als die bewegten und doch nicht lebhaften Linien
gar nicht in den Geschmack des Rokoko passen wollen,
nnd sicher eher dem Ieitalter des „Jugendstils" zuge-
rechnet werden würden, sahc man nicht die Carl-Theodor-
Marke und das verschlungene A. B. (Adam Bergdoll).

Jni Festsaal des Hauses sind meist die Besitze der
Sammlungen selbst untergebracht. Awischen den
wenig bekannten Jagdszenen finden sich auch einige
Stücke aus der Hannongperiode, meist Modelle von
I. F. Lück. Da sieht man neben vielen anderen auch den
„Jäger aus Churpfalz", den ausgeweideten Hirsch
und den Piqueur mit Hunden. Ein anderes Stück,

die Rast auf der Jagd, Sammlung Strauß (Abb. 6),
ist bei Hosmann als unbemalt erwähnt und läßt sich nun
zum ersten Male im bunten Schmuck der schönsten
Farben sehen. Bei der Kleidung der Kavaliere ist die
Verbindung eines leuchtend starken Smaragds mit einem
warmen, weichen Moosgrün vor allem gelungen. Die
Toilette der Dame zeigt pompösen altrosa Brokatstoff,
der mit raffinierter Kunst in die steifen Falten der
schweren, kostbaren Seide geordnet ist. Die leichte Ele-
ganz der lagernden Gruppe, der ganze Reichtum tän-
delnder Bewegung, das Typische der Rokokoszene,
läßt sich im Bilde gut veranschaulichen.

Eine unbemalte Bacchantengruppe, von Konrad
Link modelliert, ist nur eines von den sehr zahlreichen
guten unbemalten Stücken, die die Ausstellung eint.
Jhre Hauptstarke liegt aber in der Reichhaltigkeit und
Vollständigkeit der verschiedenartigsten Service aus
allen Stilrichtungen. Ein herrliches Speisegeschirr, aus
172 Stücken bestehend, mit reichem Fruchtdekor, soll
das Geschenk Carl Theodors an einen römischen Kardinal
darstellen. Aus dem Bestand der Sammlung des Grafen
Karl von Graimberg sind die mannigfachsten Service
in den Besitz der Sammlungen gekommen. Den graziö-
sesten Chinoiserien reihen sich die Geschirre mit Watteau-
dekor, die im holländischen Genre gehaltenen, die mit
Streublumenmuster im Meißner Geschmack in bunter

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