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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 11
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Edelmaier, L.: Frankenthaler Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0408

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Frnnki'nthnlcr Porzcllan.

Folge an. Die hervorragende Qualität und komplette
Iahl all dieser Geschirre ist der Stolz der Sammlungen.

Awei Kannen mit Miniaturschlachtenmalerei haben
den Maler Bernhard Magnus zum Urheber. Eine Vitrine
birgt in geschmackvollem Arrangement die verschiedenen,
meist von Adam Bauer gemalten Schäferszenen
aus Priatbesitz. Wertvoll um ihrer Originalität ist die
Büste Adam Bergdolls. Jn dem mattgelb getönten
Relies einer kurpsälzischen Rätin spielen die fließenden
Wellen eines hübsch geordneten Faltenwurfes in weichen
Linien. Ein Miniaturrelies Carl Theodorch sür einen Ring
bestimmt, ist beinahe zu sein gearbeitet für unsere Augen.

Jm letzten Raume seiert die Harmonie schöner
alter Farben und Stosfe ein Stimmungsfest, dem sich
die Sinne bedingungslos hingeben, und dem sich auch
die lieblichen Porzellane ringsherum in den Vitrinen
als köstlichster Schmuck einfügen. Überalst wohin das
Auge schauH ist ruhiges Behagen, und die Blicke laben
sich beim Verweilen in diesem Raume. Dieses das
Seidentapetenzimmer ist der zum Teil erhaltene, zum
Teil mit viel Geschmack wohnlich neu aber stilecht aus-
gestattete Jnnenraum des vornehmen Barockhauses.
Von den Wänden grüßen die alten Gemälde Carl
Theodors und seiner Gemahlin (Bilder des Hofmalers
Brand, des älteren Tischbein und Pompeo Battonis),
edle alte Perser belegen die schöngeschwungenen Stühle,
auf dem Boden ein schöner Perser, und über die Rosen-
schale auf dem Tische blinken r>nd blitzen die weiß-
glasierten Porzellane aus den Rosenholzvitrinen in den
Ecken und aus dem mächtigen bergischen Schrank an
der Wand. Die weißen Figuren heben sich ab von dem

tiefen Grün des Hintergrundes und glänzen hell auf dem
matten Gold der Seidentapete, die hier schon lange
Jahre überdauert hat.

Das Glanzstück der Vitrinen ist eine 35 Aentimeter
hohe weibliche Heiligenstatue mit sich anschmiegendem
Putto (unbemalt) von Konrad Link. Sie zahlt zu
den Neuentdeckungen und bildet das Gegenstück zu dem,
vom Bayerischen Nationalmuseum neuerworbenen,
St. Carl Borromäus. Ringsherum gewahrt man teils
Gruppen, teils Einzelstücke in Weiß. Da steht ein graziöser
Geiger neben einer ganzen Gesellschaft tanzender Kinder
von Link. Auch die Versuche Feylners, die berühmten
Farben der Franzosen nachzuahmen, können in einer
Reihe von Prunkvasen (königsblau), an Tassen (pompa-
dourrot) und Medaillons verfolgt werden.

An den Schluß der Ausstellung wird man erinnert,
wenn man plötzlich vor den Stücken des einsetzenden
Klassizismus steht und weiß, daß nun die liebliche Kunst
des Rokokos ihren Untergang in einer neuen Aeit mit
neuen Jdealen finden muß. Aahlreiche Modelle zeigen
auch aus dieser Periode noch gute Stücke. Da und dort
sieht man die Geschmacksverirrungen sich zeigen. Da sind
imitierte Holzmaserungen, nachgeahmte Marmoreffekte,
dort wird die weiche sich anschmiegende Masse in strenge,
steife Formen gezwängt.

Noch ein Blick zurück über die bunte, vielgestaltete
Herrlichkeit, und ein reiches Erinnerungsbild aus subeluder
Vergangenheit, da Künstler cmd Kunstgenießer in Zeit-
überflciß und Lurus schwelgten, begleitet den Besucher
aus dem Traum dieser Äusstellung hinaus in die hastende
Wirklichkeil des niodernen Lebens und Hastens. L. E.

Abb. 6.

Rast auf der Jagd.
 
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