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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 9. Juni)
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IkölM MkSÄlNSMUlWH WLKL?
Sprechstunden täglich von 1V—12 vormittags n. 3—6 Uhr nachmittags.


Aus dem Parteileben.
Unsere Reichstagskandidaten in der Pfalz.
An der Spitze der Reichstagskandidatenliste unserer Partei in
der Pfalz stehen folgende Namen: 1. Hoffmann Johannes,
Volksschullehrer a. D., Kaiserslautern, 2. Profit Friedrich,
Parteisekretär, Ludwigshafen a. Rh., 3. W i t t e n in e i e r, Wich..
Gewerffchaftsbeamter, Zweibrücken, 4. Speicher Rosine, Stadt-
rätin, Ludwigshafen a. Rh., 5. Bernatz Hermann, Bahnverwal-
1er, Bad Dürkheim, 6. Klingel Karl III., Landwirt, Großbocken-
heim. _

Soziale Rundschau.
Die Landarbeiter und das Gesinde zu den Reichstagswahien.
* Durch die politische Umwälzung im November 1918 wurden
die Landarbeiter und das Gesinde der übrigen Arbeiterschaft gleich-
gestellt. Die Sozialdemokratie betrachtete es als eine der ersten
Aufgaben, daß die bisherigen Schranken gegen das ländliche Prole-
tariat aufgehoben wurden. Seit vielen Jahren kämpfte die So--
z i a l d e m o k rat i e im Reichstage, sowie auch in den Linzer-
landtgzen für die Gewährung des Koalitionsrechtes der
Landarbeiter und der Aufhebung der reaktionären Gefindeorb-
n unge n, deren es in Deutschland nicht weniger wie 45 gab. Die
bürgerlichen Parteien, insbesondere die Konservativen und die Na-
tionalliberalen haben aus ihrer angeborenen Arbeiterfrcimdlichkeit
jedesmal eine Erweiterung der Rechte der ländlichen Areiter n i e-
dergestimmt. In welch brutaler Weise diese ÄrbeiterkateZonen
behandelt wurden, zeigte sehr drastisch ein Fall, der sich Dor Jahren
in Schlesien zutrug. Ein paar an -einer Dreschmaschine beschäftigte
Arbeiterinnen erhielten ganze 35 Pfennig als Tage lohn.
Sie verabredeten Niederlegung der Arbeit, um eine paar Pfennige
mehr zu erhalten und legten die Arbeit nieder. Sie wurden sämt-
lich mit Gefängnis, eine von ihnen, die als Rädelsführerin be-
zeichne: wurde, mit mehreren Monaten Gefängnis bestraft. Der-
artige Zustände betrachteten diese Herrschaften als selbstverständlich,
wo sie unter Mithilfe der damaligen Staatsgewalt
die Landarbeiter und -Arbeiterinnen ungestört ausbeuten konnten.
Die konservativen und n a t i o n a l l i b e r a l e n Herrschaf-
ten, die mit großer Zähigkeit stets für die Beibehaltung des Koali-
tionsverdotes dieser Ardeiterlotegorien eingetreten sind, sehnen den
Zeitpunkt wieder herbei, wo sie zur Macht gelangen, um die L a n d-
arbeiterschaft wieder rechtlos zu machen.
Bei der Beratung eines sozialdemokratischen An-
trages auf Einführung des Koalitionsrechtes für Landarbeiter
erklärte der n a ti o n a l l i b e r i e Abgeordnete Sieg im
Reichstage, daß man damit nichts mehr und nicht weniger herbei-
sührcn will, als eine vollständige Revolutionierung der Arbeiter-
schaft. So hat die Arbeiterfreundlichkeii dieser nationallibe-
ralen Politiker ausgesehen. Setzt vor den Wahlen, kommen
die gleichen Herrschaften und gaukeln dem Volke vor, das; sie für
das Wohl und die Rechte der Arbeiterschaft einlrcten wollen. Auf
die Lockungen dieser politischen Rattenfänger wird die industrie- wie
landwirtschaftliche Arbeiterschaft nicht mehr hereinfallen. Die frü-
heren Taten dieser volksfeindlichen Parteien sind noch zur Genüge
bekannt, die Arbeiterschaft weiß, was sie zu erwarten hat, wenn diese
rechtsstehenden Parteien bei der bevorstehenden Reichstagswahl zur
Macht gelangen würden.
Deshalb heißt für die einsichtige Arbeiterschaft die Parole
a m 6. Juni:
Nieder mit den reaktionären Parteien; für die Sozial-
lemokkalie.
v. Die Saararbeiter wollen deutsches Geld. Die Arbeitsgemein-
schaft der Saarindustrie beschäftigte sich heute in einer Sitzung mit
der bevorstehenden Einführung der Franken«.ntioh-
n u n g auf den Saargruben. In einer mehr als zweistündigen De-
batte sprachen sich die Arbeitgeber- wie die Arbeitnehmer-,
oerbände entschieden gegen die Einführung der Fran-
kenwährung aus, wobei hauptsächlich als ausschlaggebend der wirt-
schaftliche Zusammenhang mit Deutschland angeführt wurde.


. .
Die Mahlgelder der liberalen Volkspartei.
Wir haben uns am Samstag erneut mit den Wahllügen dec
liberalen Volkspartei bzw. „Bad. Post" beschäftigt. Als politisches
Kuriosum haben wir unserem Artikel die Mitteilung des „Heidelb.
Tagebl." angehängt, daß der liberale Parteivorsitzende Dr. Curtius
der Schwiegersohn des Schwerindustriellen! Stinnes fei; für di«
Richtigkeit dieser Meldung mußten wir natürlich dem „Tagebl." die
volle Verantwortung überlassen.
Wir werden nun von der liberalen Volkspartei gebeten, fest-
zustellen, „baß Dr. Curtius weder als Schwiegersohn, noch sonst
in verwandtschaftlichen oder wirtschaftlichen Beziehungen zu Stin-
nes steht".
Diese Feststellung ändert sowohl an unserer prinzipiellen Stel-
lung zur „Bad. Post" (lib. Volkspartei) noch an unserem politischen
Samstagsartikel nicht das geringste; ebensowenig aber an der
Ueberzeuigung, daß die Riesengelder, mit denen die liberale Volks-
partei auch in Baden den Wahlkampf führt (Inserate, enorm große
Plakate, Flugblätter ustv.) von der Schwerindustrie und dem Groß-
kapital stammen und diese Partei kein Recht hat, sich als Mistel-
stands- oder Bauernpartei aufzuspielen.

Wk MUMM« tzkk »SMkiiM".
Antirevollttionäre Staatenliga.
Amsterdam, 31. Mai. Wie der „Times" aus Bueno.
Aires gemeldet wird, ist das Ergebnis der Ende Februar stattge-
habten Verhandlungen des süd-amerikanischen Polizeiionvcnts in
Form eines Vertragsentwurfes veröffentlicht worden. Darnach ver-
pflichten sich Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay,
Peru und Uruguay, sich gegenseitig über alle anarchistischen Akte
oder Anschläge, verdächtige Berfammlungen, Propaganda, Ver-
breitung von Flugschriften und Prrßartikeln, die in einem der be-
teiligten Länder revolutionäre Ziele verfolgen, zu unter-
richten. Der Vertragsentwurf bedarf noch der Ratifizierung
durch die beteiligten Länder.
Millerands Sieg in der frpnzöflfchen Kammer.
Paris, 30. Mai. Die Kammer faßte am Dienstag mit 501
gegen 63 Stimmen bei 33 Stimmenthaltungen folgende Vertrauens-
resolution: Die Kammer ist der Ansicht, baß der Vertrag von Ver-
sailles die völlige Wiedergutmachung der an Personen und Sachen
verübten Beschädigungen Deutschland aufrriegt. Sie billigt die
Erklärung der Regierung und hat das Vertrauen, daß sie die Rechte
und die Interessen Frankreichs wahren werde, indem sie im Einver-
ständnis mit den Alliierten alle Garantien aus dem Friedensvertrhg
sicherstellt.
Krassin in London.
London, 31. Mai. Nach einer „Daily News"-Mel
- " ' " ' ' " sien Krassin
—, und Lord
Curzon teilnehmen werden. Für die Verhandlungen mit
liche Angelegen-

KoMMurmles.
Ans der Stadtratsjitzung vom 27. Mai.
In Abänderung des früher gefaßten Beschlusses sollen als Fremden-
steuer zur Erhebung kommen: 3 Mk. für den Kopf und Tag in Hotels
1. Klasse, 2 Mk. in Hotels 2. Klasse, 1 Mk. in Hotels 3. Klasse und
50 Pf. in Hotels 4. Klasse. Zimmer mit einem Preis von weniger als
2 Mk. bleiben frei. Dem Bürgerausschuß wird eine entsprechende Vor-
lage mtterbreilet.
lieber die Ausdehnung der ortsstatutarischen Vorschriften auf den
neuen Stadtteil Kirchheim wird dem Bürgerausschuss ebenfalls Vorlage
erstattet.
Nachdem die Erzeugerpreise für Milch vom Landesausschuß mit
Rücksicht auf die allgemeine Steigerung der Betriebsunkosten der Land-
wirte erhöht worden sind, mußten die Verbraucherpreise neu festgesetzt
werden. Der Preis für den Liter Vollmilch wurde ab 1. Juni d. I
auf 1.80 Mk., für den Liter Magermilch auf 1 Mk. festgefetzt. Ebenso
Milde der Preis für Butter auf 14.80 Mk. für das Pfund erhöht.
Die Bestände der städtischen Sammlungen wurden um ein wertvolles
Stück bereichert. Herr Aitsiadtrat Earl Spitzer hat ein Oelgemäldc von
Issel, „Waldbach mit anschließendem Wiescntal" den Sammlungen zum
Geschenk gemacht. Das Bild ist unter den Werken der Sonderausstei-
lung „Rayl—Feuerbüch—Trübaer". die bis Mitte September geöffnet
ist, enthalten. Damit besitzen die städtischen Sammlungen acht hervor-
ragende Werke des Heidelberger Malers Issel. Der Stadtrat hat dem
Spender der Bildes den herzlichen Dank für die Schenkung ausgesprochen.
Herrn Oberstleutnant a. D. Schöngarth wurde seitens des Skadkrats
anläßlich des 70. Geburtstags ein Glückwunschschreiben übersandt, in dem
besonders arrch der guten Beziehungen Mischen der früheren Garnison
HeibeLerg und der Stadtverwaltung gedacht wird.
Der städk. Bokksküchenbetried hat .'m Monat April wiederum mit
einem Fehlbetrag abgeschlossen. Die Gestehungskosten eines Essens be-
tragen im Durchschnitt 1.81 Mk., während der Verkaufspreis nur 1.5V
Mk. (bzw. 1.75 Mk. für Studenten) beträgt. Die weitere Erhöhung des
Berkarifspreises für ein Essen wird deshalb nicht zu umgehen sein. Im
gesamten wurden im April 8747 Porttonen Essen abgegeben. Es entfallen
bei 24 Kocktagen durchschnittlich 364 Essen auf einen Tag gegen 379 im
Monat März.
Nach Schätzung der vom Stadkrat ernannten Kommission zur Prü-
fung der Bestände der fiädt. Güter betrug der Wert der vorhandenen
Viehstücke und Futtervorräte auf 1. April d. I. 1535000 Mk. Die Ge-
sundheits- und Ernährungszustand der Tiere war ein sehr guter.

Aus Stadt und Land.
Die Flugblätter mit dem Stimmzettkl sind an die einzelnen Be-
zirke abgesandt. Sollten einige Bezirke und Orte noch nicht in deren
Besitz fein, so wende man sich umgehend an das Parteisekre -
tariak, Heidelberg, Artushof.
Die Genossinnen und Genossen werden auf die heute abend in
allen Stadtteilen stattsindenden Bczirksversammlungen noch-
nrals aufmerksam gemacht mit dem Ersuchen um vollzähliges Erscheinen.
Oessentliche Wählerverfammluna im Stadtteil Kirchheim. Morgen
abend 8 Uhr findet hier im „Badischen Hof" «ine Wählerversammlung
statt. Landtagsabgcordneter Genosse Dr. Kraus spricht über „Demo-
kratie oder Diktatur." Alle Bewohner des Stadtteils sind zu dieser Ver-
sammlung eingeladen und werden insbesondere die Parteigenossinnen und
Genossen ersucht, vollzählig zu erscheinen.
Tin höchst sonderbarer Beschluß. In der Bauernversammlung, die
am Sonntag in der Festhalle in Leimen stattfand, wurde ein Beschluß
gefaßt, in dem zum Ausdruck kommt, daß die Landwirte die Ernteflächc,
die laut Bekanntmachung des städtischen Nahrungsmittelamtes anzumel-
den ist, nickt angegeben werden soll. Der Vorstand des ttnterbadifchen
Bauernverbandes von Handschubsheim hat aus diesem Grunde den äSer-
einsdiener beauftragt, vor dem Rathaufe Posten zu stehen und Landwirte,
welche ihre Erntesläche anmelden wollen, vön diesem Vorhaben abzuhal-
len. Der Vorstand des Bauernverbandes kam zur Anzeige.
8. Mehlschiebung in Rohrbach. Am letzten Freitag stattete die Gen-
darmerie in Abwesenheit des Inhabers der Mazzenbäckerei Sig. Beer
hier den Räumlichkeiten «inen Besuch ab und förderte zirka 5—6 Zentner
Weißmehl zutage, die in zwei Handwagen abgefahren und einstweilen
beschlagnahmt wurden. Das Mehl soll von dem damals den Juden zu
ihrem Osterfest zum Mazzenbacken von der Reichszentra!« bereitgestellten
Weißmehl herrühren. Die Aufregung unter der Bevölkerung war seiner-
W M

Turnen, Sport und Spiel.
Die Fnßballabteilung d«r Freien Turnerschaft Heidelberg spielt am
Frohnteichnamstag, nachmittags 5 Uhr, auf dem Neckarvorland gegen
V.f.B. (Ersatzliga). Es ist das erstemal, daß die Freie Turnerschaft
gegen einen bürgerlichen Verein spielt. Dies erfolgte mit Genehmigung
des Bundesvorstandes. Da der Ersahliga der V.f.B. ein guter Ruf vor-
ausgeht, ebenso die Freie Turnerschaft gute Spieler stellt, verspricht das
Spiel ein hochstehendes zu werden.
Acdttter-Turürrbuvd, 19° Kreis, 4. Bezirk, Gruppe Heidelberg. Die
Faustdallabteilnng spielt am Frohnlrrchnamstag , nachmittags
2 Uhr in Leimen, V° L und S-Mannschaft gegen Wiesloch, Walldorf
und Edingen. Es ist dieses der erste Spieltag bei dieser Gruppe und
verspricht ein interessantes Spiel zu werden, da sich die Vereine sehr für
den Faustballsport zur Verfügung stellen.
Fußball. V.f.B.-Heidclberg weilt« am letzten Sonntag mit 5 Mann-
schaften in Schwetzingen beim Fußball-vcrein 1910. Außer der Liga-
reserve, welche unentschieden spielte, konnten olle anderen Mannschaften
das Spiel für sich entscheiden. 1. Mannschaft 2:0 (das Spielfeld war
sehr schlecht und V.f.B. hätte einen großem Erfolg verdient), 2. Mann-
schaft 1:1, 3. Mannschaft 2:0, 4. Mannschaft 2:v und 5. Mannschaft 4:1.
Dis Zwischenrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft ergab wiederum
die Siege der Favoriten. Der 1. Fußballklub Nürnberg schlug Titania
Stettin in Berlin mit 3:0, in Leipzig rvar die Spielvereinigung Fürth
über die Breslauer Sportfreunde mit 4:0 erfolgreich. Di« Entscheidung
findet am 13. Juni in Frankfurt a. M. statt.
Rugby in Mannheim. Aus Einladung des Sport- und Turnvereins
1877, Mannheim-Waldhof, hatte der süddeutsche Rugby-Fußballverbanb
am vergangenen Sonntag zwei Mannschaften nach Mannheim entsandt,
uni daselbst ein Rugby-Werbefpicl austragen zu lassen. Es standen sich
V.f.B. Heidelberg und eine gemischte Fünfzehn des Heid. R.C. und der
N.G.H. gegenüber. Bis Halbzeit errang V.f.B. einen Versuch, dann
waren die Ruderer im Vorteil und konnten durch ihre schön kombinierende
Dreiviertelreihe, deren Ausstellung sich gut bewahrte, dreimal die feind-
liche Mallinie überschreiten und durch gute Tritte die Versuche zu Treffern
erhöhen Mit dem Resuttiat 15:3 trennten sich dl« spielenden Heidelberger
Gegner in dem Bewußtsein, den Mannheimer Rugbyfreunden eine wert-
volle Aujliärung über die Technik dieses Sports geboten zu Haden.

düng ssndet bereits heute eine Unterredung zrvtsch,
und' Lloyd George statt, woran Bonar Law
...I—I,. " F" "
Krassin werden zwei Gruppen gebildet, eine für politische
und die andere für finanzielle und geschäftliche Angelegen-
heiten. Die Minister, mit denen Krassin sprechen wilh
werden jeweils das ganze Kabinett vertreten.
London. 31. Mai. (Europapreß.) Der „New Yorl
Herald" meldet, Krassin werde nach den Vereinigten
Staaten reisen. Er stehe bereits mit amerikanischen
Kapitalisten in Unterhandlungen.
Die Landtagswahl 1« Gotha
Gotha, 31. Mai. (Priv.-Tel.) Das endgültige Er
gelmis der Landtagswahl ist: Deutsche Volkspartei 12^3?
Stimmen (9 Sitze), Deutsch-Nationale 4117 (1), Bauernbund
21412 (5), Demokraten 7675 (1), Mehrheitssozialisten 3925 (0),
Unabhängige 37899 (9).

-'m Städtchen sic nahmen, würde seber ihr Gebrechen versilbern, aber
keiner soll'es haben, dar ist ihre Rache, nicht einmal erzählen wird sie
von ihrem Schatz. Aber auch sie wird vom Schicksal ereilt, cs kommt der
Peter Sonntag, dem, wie sein Name sagt, das Leben ein einziger
Sonnrag ist; der erobert sich ungewollt das spröde Herz der Kalitta Zeisig.
Im Drange der ihr neuen Gefühl« verrät sie ihren Reichtum, zeigt ihn
dem Bürgermeister, einem weinftvhen Junggesellen, dem Schiosser, der
seit Iabrci, Witwer, dem Barbier, der feit gestern verlobt, und natürlich
ihrem Peter Sonntag. Die drei ersteren gehen sofort in Ne ihnen ge-
stciltt Falle, von Jungfrau Zeisig alsbald durchschaut, aber auch Peter
läßt fick den klaren Blick umnebeln, zumal sie ihm gesteht, baß sie ihn
liebt. Stines Glückes kann er aber nicht froh werben, Marlene, Ka-
lrttas Nichte, geht mit bleichem Gesichtlein umher, ihn mahnend an das,
was er um schnöbe Silbertaler verraten hat. Hast schon auf dem Wege
zur Kirche mit d«r ungeliebten Braut, kommt ihm die Erkenntnis, baß
ihn, Kalinas vieles Geld doch zum Glücke nickt verhelfen kann, daß ihm
die arme Marien« tausendmal lieber ist, als seine versilberte Braut.
Dies«, die unbemerkt Zeugin der Ausfprache werben mußte, verzichte! mit
wehmütigem Lächeln zugunsten der geliebten Nichte, diese selbst mit dem
eigenen Brautschleier schmückend. Der ganz Vereinsamten nimmt sich
der Lehrer an, der einzige außer Marlen«, der längst erkannt hat, welch
goldenes Her» in der verbitterten Jungfrau Kalitta schlägt. — All dies
menschlich allzu menschliche hat der Verfasser sein und scharf erschaut und
die Jungfrau Zeisig neben ihrer Verbitterung mit etwas galligem Humor
und den wandernden Schuster mit etwas allzu hohen Tonen ausgestattet.
Die gestrig« Aufführung wurde von dem leider wenig gut besuchten
Haufe freundlich ausgenommen, wozu allerdings Spielleiter Paul Petersz
sowie nufere Künstler ihr Bestes getan haben. Der äußere Rahmen ist
dem Stück liebevoll angepasst, ein Verdienst unseres Spielleiters. Die
Jungfer Zeisig fand eine menschlich verständliche Verkörperung w Cla-
rissa Mankos, der schroffste Härte, sowie zu Herzen gehende weich« Töne
jederzeit zur Verfügung sind. Käte Haufa als Ar ar l e ne sowie Wanda
Wau als deren tzr.undin konnten sich nur in kle-inen Rvl en Krügen,
ebenso H«la Waller ais Nachbarin. Ein wirklich sonniger ^ eter S o n n-
tag war Heinz Saar und eine seine, ausgeglichen« Charakterstudie bot
Kurt Felrr'als Lehrer Bär. ,, . „ .
Bürgermeister, Barbier und Schlosser, Schneider und Gendarm
wurden von A. Schäffner, P. Kastner, O. Thieme, B. Fvrk und P.
Lassott mit Würde vertreten. H- Ar.

WN-1. «MM.
Mkllwl!
Aw Fronleichnamstag, den S. Juni findet im
ganzen Bezirk eine
WOW M MMMI-VklleüMS
statt.
Die Verteilung in der Stadt Heidelberg erfolgt morgen»
Nhr von folgenden Lokalen aus:
Altstadt: Lokal „Alte Gundtei".
Bergheimer Stadtteil: Lokal „Stadt Straßburg".
Rohrbacher Stadtteil: Lokal „Kaiser Friedrich".
Stadtteil Neuenheim: „Volkszeitung".
Stadtteil Handschuhsheim: Lokal „Grüner Hof".
Die Pflicht erfordert die Mitwirkung sämtlicher Ge-
nossinnen und Genossen. Pflichtversäumnis wäre Pflicht-
vergessenhsit! Den Vorwurf darf sich keine Partei-
genossin und kein Parteigenosse machen lassen.
Alle Mann an Bord! Keiner fehle!

zeit über viese Lieferung sehr begreiflich, da gerade zu dieser Zeit die
Brotsersorgung sehr knapp war. Nun muss man schnellstens scftstellen,
ob der Mazzeubäcker beim Baäea gemogelt hat, oder ob die Belieferung
so reichlich war, dass noch so viel übrig blieb, dass er noch Mehl ver-
schieben! konnte. Eine Untersuchung und Aufklärung im Interesse der ge-
samten Bevölkerung wäre hier am Platze. Vielleicht lässt man den feinen
Herrn auch für die kommende Mazzenzeit wieder backen.
* Das Pfund Corned Bees kostet 6 Mark — aber nicht in Heidel-
berg, sondern in Meinheim. Im „Weinheimer Anzeiger ist folgende An-,
zeige zu lesen: „F l ei sch v c r k a uf. Ausgegeben werden am Sams-
tag 100 Gra mm Corned Beef Pro Pfund 6.— Mk."
Ein gestohlenes Schwein. In her Nacht vom 30. auf 31. Mai
wurde Obere Neckarstr. 25 hier die Stallung gewaltsam «rbrochen und ein
zwei Zentner schweres Schwein im Werte von 3000 Mk. entwendet Das-
selbe wurde mittels eines entwendeten Nachens durch den Mühikanal forl-
geschafst, welcher später in der Nähe des Turbinenhaufe» gelandet >xurbe.
Die Kriminalpolizei warnt vor Ankauf von Schweinefleisch und ersucht
bei einem Angebot nm sofortige Mitteilung. Für di« Ermittelung des
Täters ist «ine Belohnung von 100 Mk. ausgesetzt.
Fahrraddiebstahl. Einem verheirateten Kaufmann von hier wurde
in der Hauptstrasse sein Fahrrad im Werte von 1000 Mk. gestohlen.
Flüchtige Hastgeldschwindlerin. Ein« Frauensperson hat einer lebi-
gen Heilgymnastin 32 Mk. Haflgeld unterschlagen.
Zur Anzeige kam ein geschiedener Schlosser von hier wegen Ruhe-
störung, Abgabe eines scharfen Schusses in feiner Küche und Beamten-
bestechung.
Verschmähte Liebe. Aus Liebcskummmer versucht« sich ein 24 Jahre
altes Dienstmädchen in der Wohnung ihrer Herrschaft in der Hauptstrasse
durch Oeffnen des Gashahnens das Leben zu nehmen. Es wurde in
'bewußtlosem Zustande in bas Krankenhaus verbracht.
Zur Anzeige kamen zwei Landwirte von Hanbschuhsheim wegen un-
erlaubtem Schieben, eine Schirmflickerin, die in letzter Zeit Schirme-zum
Flicken in Empfang genommen hat, mußte noch wegen Unterschlagung
zur Anzeige gebracht werden.
Diebstahl. Einem ledigen Ingenieur aus München wurde der
Gummimantel im Werte von 600 Mk. und die Brieftasche mit 1200 Mk.
Inhalt entwendet. Einem Reichswchrjoldaten wurde am Fahrkarten-
schalter des hiesijzen Hauptbahnhoses die Brieftasche mit 20 Mk. Inhalt
entwendet. -- Einem Beamten in Neuenheim wurde aus seinem unver-
schlossenen Reisekofser 2000 Mk. Bargeld entwendet.
Verhaftet wurde ein Dienstmädchen wegen Diebstahls, ein lediges
Bureaufräulein von auswärts und eine geschiedene Schneiderin von aus-
wärts wegen Gewerbsunzucht, ein Kaufmann aus Krakau wegen Bann-
bruchs, ferner drei Pärchen wegen Vergehens gegen das Meldewesen.

Tages-Ordnung:
Unsere Arbeiten am Wahltage.
In Anbetracht der außerordentlichen Wichtigkeit der
Tages-Ordnung ist es Ehrenpflicht einer jeden Ge-
nossin und Genossen zu erscheinen.
. ' . Var" ft"

Achtung! Achtung!
Mittwoch, den 2. Juni, abends 8 Uhr im Lokal
zum „Artushof"
Mer- Mart»«
MMk tMlll"
 
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