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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 9. Juni)
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Lebensmitteln, die durch Bombenabwurf

8

-2

sämtliche Pakete geöffi
sich auf Monate Keks, W

Hemo^ratischen Jahrbuch für Politik und proletarische Kunst
das kürzlich im Verlag der „Freiheit" erschienen ist, maö

Politische Ueberficht.
Deutjchnationale Wahllügen.
Berlin, 31. Mai. In seiner Rede in Hannover stellte der
frühere Staatsminister Helfserich und nach ihm zahlreiche Redner
der Deutschnationalen! .Volkspartei, als letzter der frühere Staats-
minister Dr. Hergt-Münichen die Behauptung auf, daß die Ent-eM
neben dem inzwischen unterschriebenen Friedensvertrag noch einen
zweiten, weitaus milderen in Vorbereitung -hatte. Dieser letztere
hätte u. a. die Besetzung im Westen nur auf 18 Monate und keiner-
lei Besitzergreifung des Aaargebiets -vorgesehen. Helfserich gab als
Quelle dieser Neuigkeit das Mitglied des Ministeriums Clemenceau,
T-ardieu, an. -Es wird hiermit festgestellt, daß keinerlei Publi-
kationen, weder vo-n T-ardieu noch von- einem anderen Mitglied
eines En-ten-teministeriums existieren, in denen das Märchen von
einem solchen zweiten Fr-ied-ensv-ertrag erzählt wird, daß also die
ganze abenteuerliche Geschichte in- das Reich der Wahlsabeln gehört.
Wie diejenigen zu beurteilen sind, die -auf diesem bitterernsten Gebiet
mit Erfindungen arbeiten und solchen Schwindel weiterverbreiten,
sei dem Urteil eines jeden Einzelnen überlassen.
Aus der Zeit der Partsiherrschast.
Es wird uns geschrieben:
Hört man das verhetzende Geschrei der deutschen Reaktions«
Parteien, so möchte man glauben, daß wir heute unter einer Par-
te-Herrschaft leben, die kaum zu überbieten ist, während früher poli-
tische lleberzeug-un-g- keinerlei Rolle im Staatsbetrieb spielte. Dabei
verschweigen die Deutschnationalen als Vertreter der konser-
vativen Iunk-erpartÄ und die Deutsche (Liberale) Bolkspartei als
Erbnach-folger der groUapitaKstisch-en nationall-iberalen Partei, daß
zeitens ihrer Herrschaft vom Minister und Landrat bis z-um Brief-
träger und Nachtwächter die politische Gesinnung aller StaatsanOe-
st-ellten ausg-ehvrcht und in vertraulichen Gch-eimalien zur geeignete»
Vermehrung verwahrt wurde. Nicht nur in Preußen war es so.
sondern auch d«s badische M u st e r l ä n d l e beweist uns, -atz
vorgeschriebene Parteigcsinnung Voraussetzung für staatliche Ver-
waltungskättgkeit war. So mußte es noch im Juni 1914 -eine Per-
sönlichkeit wie Ludwig Frank hinnehmen, daß man ibm von
ministerieller Seite erklärte, er habe nicht genügend -Siaatsgesin-
nu-ng, um Bezirksrat zu werden. Welcher Art tatsächlich die St«ats-
gesinnung des Juden. Ludwig Frank war. das hat er durch seinen
freiwilligen Opfertot fürs Vaterland bewiesen. Wahrhafte Staats-
gesinnung spiest eben für die Herren -von rechts keine Rolle, ebenso
wie sie auch nichts gegen eine ParteiherrMft Laten, — wenn sie
selbst die Parteien find, die herrschen. Nur find die Herren von
rechts dann intoleranter als die demokratischen Parteien, in-
dem dann die Staatsverwaltung nur Plätze für ihre Freunde hast,
während die Republik die Stac-tskaufbahn jedermann öffnet, der bei

reichsten Teils der Unabhängigen von den alten sozial-
demokratischen Grundsätzen ist das Unglück der Arbeiter-
bewegung, sie macht es schwer und bis auf weiteres sogar
unmöglich, die unselige Spaltung und Zerklüftung zu
überwinden.
Ueber Fragen der Taktik läßt sich allezeit redsrr. Den
Boden ihrer Grundsätze, jener Grundsätze, die auch Karl
Kautsky mit so viel Eifer und so ausgezeichneten Argu-
menten verficht, kann aber die Sozialdemokratische Partei
nicht aufgeben, nur auf ihm ist die Einigung möglich.
Die Schlußfolgerungen, die jeder denkende Arbeiter
aus diesem Sachverhalt ziehen muß, ergeben sich ganz
von selbst.

bis Sanitütsunteroffizier Kohl seine eigene Seif« hergibt.
Ich machte Meldung beim Chef jedoch ohne Erfolg.
15. August 1916. Unteroffizier Schlüter hat für 53
Mann auf drei Tage i'Z Zentner neue Kartoffeln empfangen,
von denen wir auch nicht eine zu sehen bekommen haben.
Als Beleuchtung für das Wachlokal gibt der Inspektor dis
kleinen Lichtftümpchen, die vom Skatspielen übrig bleiben.
Schließlich bekommen wir gar kein Licht mehr, das Wach-
lokal ist dunkel; am Skattisch der Herren brennen
aber die Lichte bis in die Nacht.
10. November 1916. Feindliche Flieger werfen
Bomben ab. Diese schöne Gelegenheit läßt sich natürlich
der Inspektor nicht vorübergehen, sondern stellt eine lange
Liste auf von " " ..... - — . - -
vernichtet seien. In Wirklichkeit wurde nichts beschädigt.
Ich frage mich wieder und immer wieder, wie lange
dieser Schwindel, dieser niederträchtige Betrug
noch andauern soll. Wir empfangen täglich 80 bis 100
Liter Milch von der Ortskommandantur, darunter 14 Liter
Vollmilch für Schwerkranke, das übrige ist Magermilch.
Die Vollmilch wandert sofort in zwei Eimern ins Kasino.
Hier werden für die notleidenden Sanitätsoffiziere Streusel-
kuchen gebacken, desgleichen Torten, Cremeschnitten Pudding
usw. Das geschieht täglich, ohne Ausnahme. Unseren
Schwerkranken, die mit dick geschwollenen, aus den
Höhlen tretenden Augen liegen und sich vor Schmerzen
winden, für die die Vollmilch bestimmt ist, weil sie keine
feste Nahrung zu sich nehmen können, gibt man für den
ganzen Tag zwei Becher blaues Wasser, genannt
Magermilch. Davon sollen sie leben und wieder gesund
werden. Wo die verordnenden Aerzte aus Pflichtgefühl
und als Menschen handeln und den Schwerkranken und
Verwundeten Erleichterungen und Zulagen durch bessere,
kräftige Verpflegung herbeiführen wollen, streicht dieser ge-
wissenlose Lump, der sich Chefarzt nennt, auf Zureden
seines Komplizen, des Lazarettinspektors, den Aermften der
Armen alles. Ich kann das nicht zu beschreibende
Elend fast nicht mehr mit ansehen.
5. Februar 1917. In der Offiziersküche hat man den
Pudding versaut, er will nicht festwerden. Unsere Apotheke
muß „schnellstens" sterilisierte Gelatine herausgeben,
die man sonst nur Schwerkranken bei Lunge »bluten gibt.
Auch das so dringend benötigte Olivenöl aus der Apotheke
wandert ausnahmslos ins Kasino. -
22. Dezember 1917. Als Chirurg wurde uns, d«
von unseren Aerzten keiner etwas davon versteht, der Ober-
arzt Bachmann vom bayrischen Feldlazarett 25 überwiesen.
Dessen Narkosen sind zu schwach. Er schneidet schon darauf
los, bevor die Leuts das Bewußtsein verloren haben. Ein
Patient brüllt ganz fürchterlich, da sagt der Oberarzt zu
den Sanitätsmannschaften: „Steckt doch demKerl eine
Handvoll Watte ins Maul.,,
Tausendfach ließen sich diese Erinnerungen ergänzen.
Jetzt kommt die Zeit, die Vergeltung bringen kann.
Sie darf um so weniger ungenützt gelassen werden, als
starke Kräfte daran arbeiten, das alte System wieder
herbeizuführen. Davor behütet euch bei der Wahl durch
Abgabe eines sozialdemokratischen Stimmzettels, denn
ihr seid sonst die Leidtragenden.

KIM M MWWiiKkMM.
In der „Revolution", einem „Unabhängigen sozial-
demokratischen Jahrbuch für Politik und proletarische Kunst",
das kürzlich im Verlag der „Freiheit" erschienen ist, macht
Karl Kautsky Ausführungen über dis Probleme des
Sozialismus, dis sine klare Bejahung der sszialdemo-
kratischen Grundsätze und eine ebenso bündige Ab-
weisung der neuesten unabhängigen Heilslehren dar-
stellen. Kautsky schreibt u. a. das folgende:
Eine vollkommene Überwindung der Klassengegensätze...
wird nicht erreicht, wenn an Stelle der Kapitalisten nicht
die ganze Gesellschaft tritt, sondern bloß die Lohnarbeiter-
schaft, entweder gar nur einzelner Betriebe ober selbst ganzer
Industriezweige oder der Industrie insgesamt. . . . Der
Sozialismus ist nicht Sache des Proletariats
allein, sondern Sache der gesamten Menschheit. . .
Doch nicht unter allen Umständen wird der Sieg des
Proletariats zu einem gesellschaftlichen Aufstieg führen,
sondern am ehesten dort, wo das Proletariat intellektuell
und moralisch so hoch entwickelt ist, daß es den Zusammen-
hang seines Klasseninteresses mit dem gesellschaftlichen Inter-
esse begreift und jegliches Sonderinteresse diesem ge-
meinsamen Interesse unterzuordnen versteht.
Ebenso wenig wie gegen die Masse der Lohnarbeiter-
schaft vermag sich ein Regime heute gegen die Masse der
Intellektuellen lange zu behaupten. Eine wirksame
Sozialisierung ohne sie wird ganz unmöglich.
So wenig heute auf die Dauer gegen die industriellen
Arbeiter regiert werden kann, so wenig vermag man gegen
die Bauern zu regieren. . . Die Sozialisierung der
Industrie. .. wird nur dann Bestand haben, wenn sich die
Bauernschaft mit ihr abfindet. . . Von ihr (der Förde-
rung der Produktivität Red. d. „V.") hängt tatsächlich
das Schicksal der Sozialisierung ab. Der Bauer wird sich
für diejenige Produktionsform entscheiden, die ihm den
größeren Vorteil bietet.
Kautsky kann von Glück sagen, daß er dem Mitglieds-
buch nach kein Mehrheitssozialist ist. Die unklaren Köpfe
der U. S. P. erklären jeden, der auf die Notwendigkeit er-
giebigerer Produktion hinweist, für einen Arbeiteroerräter,
Kapitalsknecht, Reformkapitalisten usw.
Die Notwendigkeit erhöhter Produktivität erklärt Kautsky
nun mit der Armut der Revolutionsländer:
Ein revolutionärer Staat mit einer ganz- oder halb-
sozialistischen Regierung befindet sich heute in der Lage
eines armen Erfinders. Die erste praktische Anwendung
der großen Erfindung des Sozialismus findet ihre beste
Vorbedingung in einem reichen Staat, dem es nicht schwer
fällt, das für die Anfänge der Sozialisierung nötige Lehr-
geld aufzubringen. Die jüngste Revolution vollzog
sich in Staaten, die durch den Weltkrieg zu Bettlern
geworden sind. Wo wollen sie das Lehrgeld hernehmen?
Die Kapitalisten des Westens werden es ihnen für sozia-
listische Zwecke sicher nicht pumpen.
Aber Kautsky geht noch weiter: er wird zum Lob-
redner der verpönten Demokratie:
Der große Vorteil der Demokratie besteht darin,
die gewalttätigen, zerstörenden Methoden überflüssig zu
machen, den Fortschritt weniger schmerzlich und opfervoll
zu gestalten. Hier vor allem könnte die sozialisierte Pro-
duktion der kapitalistischen gegenüber sofort ihre Überlegen-
heit beweisen — unter der Voraussetzung, daß die Arbeiter
intelligent und diszipliniert genug sind, die Methoden der
Demokratie zweckmäßig anzumenden und so die Waffe
der Streiks in den sozialisierten und damit demo-
kratischen Betriebe« überflüssig zu machen.
Wenn man an die wütenden Angriffe der meisten
U.S.P.-Leute auf die Demokratie denkt, dann kommt man
zu dem Schluß, Kautsky wolle ihnen sagen, es fehle ihnen
an Intelligenz und Diszrplin, um sich der Waffen der Demo-
kratie zu bedienen. Das Todesurteil schreibt Kautsky der
ganzen unabhängigen Politik in den Schlußsätzen seines
Artikels:
Hat das Proletariat die Intellektuellen und die Bauern
hinter sich, dann braucht es die Kapitalisten nicht zu
fürchten. Es wird mit ihnen fertig ohne jegliche Diktatur,
durch die Methoden der Demokratie. Die Kapitalisten-
klasse könnte zu einer dem Proletariat gefährlichen Macht
im Staate nur wieder werden mit Hilfe der Bauern und
Intellektuellen. Von der Haltung dieser Schichten hängt
die nächste Zukunft des Sozialismus in allen Ländern
ab, in denen das klaffenbewußte industrielle Proletariat
nicht die Mehrheit der Bevölkerung ausmacht und der
Kleinbauer für die Lebensmittelversorgung der Bevöl-
kerung eine entscheidende Rolle spielt.
So spricht der Mann, der stets zu den hervorragendsten
geistigen Führern der alten einigen Partei zählte und den
gerade dis Radikalen früher als ihren geradezu unfehlbaren
Theoretiker betrachteten. Heute ist Kautsky freilich bei den
überradikalen Schwärmern ein erledigter Mann, weil er es
nicht versteht und verstehen will, seine wissenschaftliche Er-
kenntnis nach flüchtigen Stimmungen einzurichten, und man
muß es schon als ein Zeichen «iederkehrender Besinnung
betrachten, wenn ihm überhaupt noch in einem offiziellen
Jahrbuch seiner Partei das Wort gegönnt worden ist.
Stünde die Partei der Unabhängigen auf dem Boden
der Anschauungen, die Karl Kautsky vertritt, so gäbe es
zwischen ihr und der Sozialdemokratischen Partei keinen
grundsätzlichen Unterschied; die beiden Parteien könnten sich
dann lieber heute als morgen wieder vereinigen, um die
noch übrig gebliebenen taktischen Meinungsverschiedenheiten
im Innern der wiedervereinigten Partei auszutragen. Die
Abkehr des großen oder zum mindesten heute noch einfluß-

U Sk MM- S. SM
«Mil«!
Am Fronlsichnmnst«g, den 3. Juni findet im
ganzen Bezirk eine
NlÄM- IIÄ öwWM-MW-W
statt.
Die Verteilung in der Stadt Heidelberg erfolgt Morgens
Uhr von folgenden Lokalen aus:
Altstadt: Lokal „Alte Gundtei".
Mittelstadt: Lokal „Karlsburg".
Bergheimer Stadtteil: Lokal „Stadt Straßburg".
Rohrbacher Stadtteil: Lokal „Kaiser Friedrich".
Stadtteil Neuenheim: „Volkszeitung".
Stadtteil Handschuhsheim: Lokal „Grüner Hof".
Die Pflicht erfordert die Mitwirkung sämtlicher Ge-
nossinnen und Genossen. Pflichtversäumnis wäre Pflicht-
vergessenheit! Den Vorwurf darf sich keine Partei-
genossin und kein Parteigenosse machen lassen.
Alle Mann an Bord! Keiner fehle!

Im Kampf um die Macht!
Wahlbeilage der „Volkszeitung".
Die „Anklage der Gepeinigten".

Als noch Hunderttausende Männer an der Front
standen, mußten sie so manches über sich ergehen lassen, das
sie als großes Unrecht empfanden. In ihrer Ohnmacht
konnten sie jedoch nichts dagegen tun. Einige Beruhigung
sanden sie in dem Gedanken: Es werde eine Zeit
kommen, die Vergeltung bringt. Doch wie leicht
vergessen die Meisten, was sie einst aufwühlte. Mer jetzt in
seinen Tagebuch-Notizen blättern wollte, würde vieles finden,
an das er bei der Hast unserer Tage nicht mehr denkt.
Die folgenden Krieaserinnerungen stammen aus
dem Tagebuch eines Sanitätsfeldwebels und tragen die
Überschrift „Anklage der Gepeinigten". Die hier
geschilderten Dinge sind eine Folge der Politik jener Par-
teien, die heute unter dem Namen Deutschnationale
Volkspartei oder Deutsche Volk spart ei sich an
das Volk heranpirschen. Wer ihnen eine Stimme gäbe,
müßte damit rechnen, daß solche Zustände wiederkämen.
Der Sanitätsfeldwebel erzÄflt uns:
10. November 1914. Menien. Unter dem neuen
Chef, Stabsarzt Dr. Uhlig, wird hier ganz unheimlich
geschoben. Die Herren trinken Porter und Sekt,
beides nur für Schwerverwundets bestimmt. Das Mit:ag-
essen reicht nicht; Jannecki läßt es durch andauerndes Nach-
gießen von kaltem Wasser nicht abkochen; viele von unseren
Mannschaften bekommen Typhus. Der Chefarzt sagte
wörtlich zu Koch Leo: „Den Fraß für Mannschaften kann
jeder kochen; ich bitte um anständige« Futter, sonst fliegen
Sie.
25. Dezember 1914. Estandien. Die Formation
erhält nach der Kopfftärke je ein großes Paket Liebes-
gaben aus der Heimat. Auf Befehl des Chefarztes werden
sämtliche Pakete geöffnet; die Herre« Offiziere stehlen
sich auf Monate Keks, Wein, Schnaps und Wurst zusammen.
Der Rest wird verteilt, unsere Leute geben einen Teil an
französische Kinder ab.
21. Januar 1915. Für all die Unterschlagungen,
Umbuchungen usw. erhält Jannecki heute das Eiserne Kreuz
2. Klasse.'
Galizien. Bis Mai 1915 haben wir 30 Tote. Ein
gewaltiger Rekord. Jannecki unterschlägt täglich etwa
8 Büchsen Fleisch; der Chef lehnt die Beschwerden mit
den Worten ab: „Sie werden wohl noch satt werden; es
tut ja keiner was."
14. August 1915. Nachdem Fisch heute den Inspektor
auf den Zustand der Mannschaften aufmerksam gemacht hate,
gab Jannecki einmal Stückzuäer heraus. Heute ver-
teilt er die schlechte polnische Wurst, die er noch vonJaros-
law her herumschlsppt. Der Inspektor verweigert den
Kranken den Keks. Viele der Kranken sterben, sie können
und dürfen ja außer Tee nichts anderes genießen.
5. Oktober 1915. Anstatt Kochsalzlösung nach gro-
ßen Operationen in die Adern einzulassen, haben es der
Stabsarzt Franke und Assistenzarzt Schiedemann fertigge-
bracht, zwei Verwundeten die gleiche Menge Wasser-
stoffsuperoxyd einzuspritzen. Kaum hatten diese die
Lösung, legten sie sich auf die Seite und starben. Im
Anschluß daran aber wurde im Kasino mit derselben Lustig-
keit wie sonst weitergesoffen.
27. Juli 1916. Der Operationssaal ist wieder ohne
Seife. Jannecki ist angeln gegangen, der Betrieb stockt,
 
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