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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 141 - Nr. 150 (22. Juni - 2. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44127#0285
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darüber: „In dieser Versammlung wurde nun kein gutes Haar an
unserem Verband und seinen Betriebsräten gelassen, und als Haupt-
forderung der Christlichen die Entlassung unseres Filialvorfitzenden
Streber und der Betriebsräte Hagen und Kamm verlangt. Die
Haupttriebfeder der Schwarzen ist der Pfarrer von Grafen-
wöhr. In recht unchristlicher Weise zog er über unseren Kollegen
Streber her. In der Diskussion sprach der Führer der hiesigen
Ortsgruppe der Unabhängigen, Herr Mühlhofer. Er
trat, man höre und staune, für die christliche Gewerkschaft ein.
Auch der Vorsitzende der Kriegsbeschädigten, der frühere radi-
kale Arbeiterrat Kopp, hat sich in hervorragender Weife
an der Gründung der schwarzen Gewerkschaft beteiligt. Der
Radikalismus dieser Leute hat sie wieder dorthin geführt, woher sie
gekommen sind. Und das ist gut so, denn solche Elemente schaden
der freien Gewerkschaftsbewegung mehr, als sie nützen."
Das ist kein übles Bild: der Unabhängigenführer und der
Pfarrer Arm in Arm gegen freie und für christliche Gewerkschaften.
Wie heisst es aber in den unabhängigen Blättern? „Die unab-
hängige Partei ist die Partei der wahrhaft revolutionären sozialisti-
schen Arbeiter . .

Lohnbewegung der deutschen Tabakarbeiter.
Von der Gauleitung des Verbandes deutscher Tabak-
arbeiter wird geschrieben: Nachdem der Neichsverband der
Zigarrenfabrikantsn die am 10. April geforderte Teuerungs-
zulage am 18. Mai ablehnte, hat sich die Leitung der
organisirten Tabakarbeiter an das Reichsarbeits-
ministerium gewand mit dem Ersuchen um Vermittelung,
evtl, einen Schiedsspruch zu fällen. Es kann nun mitgeteilt
werden, daß Herste, am 1. Juli, vor dem vom Arbeits-
ministerium gebildeten Schlichtungsausschuß über die ab-
gelehnte Teuerungszulage verhandel wird. Es zeugt von
sehr geringem sozialen Verständnis dieser Unternehmergruppe,
die während und nach dem Krieg fabelhaft eingeheimst hat,
der Arbeiterschaft einen «uskömmlichsn Lohn streitig zu
Mächen'versucht.- W-nn die Herren Vertreter der Fabrikanten
bei den Verhandlungen noch einen Fun^u soziales Ver-
ständnis oder Nächstenliebe haben, so wird ihnen die Scham-
röte ins Gesicht steigen, wenn die jetzigen Lohnverhältnisse
aus allen Gauen Deutschlands eingehend geschildert werden.

KonrnmuRles.
* Eine Kommunalisierungsdebatte im Berliner Rathaus. Die vorige
Woche beschäftigte sich die Berliner Stadtverordnetenversammlung mit
einem Antrag, der den Ausbau des städtischen Anschassungsamtes und
die tlebernahme aller Arbeiten in-st äd tische Regie
verlangte. Die gesamten bürgerlichen Vertreter von den reaktionären
Wirtfchaftsvereinlern bis zu den Demokraten wurde der Antrag aus das
heftigste bekämpft. Nur die Redner der beiden sozialdemokratischen Frak-
tionen traten siir den Antrag ein. Der Redner unserer Fraktion erklärte,
daß wir in dieser Frage auf dem Standpunkt des Unabhängigen Dr.
Hilserding stehen, daß auch auf diesem Gebiete Plan w irtschast be-
trieben werden müsse, daß die eigene Regie da am Platze ist, wo die All-
gemeinheit einen Vorteil davon hat. Der Antrag wurde dann mit den
Stimmen der beiden sozialdemokratischen Fraktionen angenomme n.
Stadtvcrordneienwahlen in Gotha. Bei der Stadtvcrordnctenwahl.
die am 20. Juni stattfand, erhielten Stimmen (das Wahlergebnis bei der
Reichstogswahl am 0. Juni ist in Klammern bcigcsiigt): Sozialde-
mokraten 1442 (1276), Unabhängige 8793 (IOstO-1), Demokraten 3020
(3559), Unpolitische Liste 6770. Nach diesem vorläufigen Ergebnis hätte
also unsere Partei 166 Stimmen gewonnen, die Unabhängigen- dagegen
einen erheblichen Stimmenverlust, nämlich 140ff^ Die übrigen bürger-
lichen Parteien, Dcutschnationale, Deutsche Volkspartei, Bauernbund und
Zentrumspartci, hatten bei der Rcichstagswahl zusammen 8168 Stkmmcn,
bei ihrem Zusammengehen bei der Stadtverordnetenwahl erzielten sie nur
6770 Stimmen, hatten also ebenfalls eine Einbuße von 1398 Stimmen.
Um dieses Ergebnis richtig zu würdigen, beachte man, daß alle Parteien
Stimmen verloren haben, während die Sozialdemokraten gewonnen haben.
Die Unabhängigen allein haben mehr verloren, als die gesamten bürger-
lichen Parteien. Leiber ist die Zunahme der Sozialdemokratie bei weitem
nicht so groß, um die Verluste der Unabhängigen wettzumachcn.

Aus Stadt und Land.
8. Iohannisfeier der Buchdrucker. Dem Zeitcharakter entsprechend
feierten die Mitglieder des Dezirksvereins Heidelberg des Verbandes der
Deutschen Buchdrucker bas Namensscst ihres Altmeisters Johannes Gu-
tenberg auch in diesem Jahre in einfacher, würdiger Weife durch einen
Familienausflug nach Ziegelhausen, der am verflossenen Sonntag nach-
mittag bei schönem Wetter und zahlreicher Beteiligung stattfand. Im
Lokal „Zur Rose" wurde Einkehr gemacht. Der Vorsitzende Genosse W.
Fürbach -begrüßte die Anwesenden. Die Festrede hielt Landtagsabg.
Genosse Karl Rausch. Ihr Inhalt bildete einen Rückblick auf den
früheren gewerkschaftlichen und geselligen Geist unter den Jüngern der
schwarzen Kunst, der nach den Ausführungen 'des Redners endgültig
überlebt sein dürfte. Strenge gewerkschaftliche und politische Arbeit er-
wartet die neue Zeit auch von der Organisation der Buchdrucker. Mehr
wie je gilt gegenwärtig die Parole: „Schließt die Reihen!" und auch bei
uns Buchdruckern muß ein scharf ausgeprägter Ruck nach ! inks den
Heist der Tradition verdrängen. Genosse Schneider gab in seinen
„Streislichtern" zur 10. Verbandsgeneralversammlung interessante Mit-
teilungen. Eine Abteilung des „Sängerkran z" sang treffliche, klang-
volle Chöre und ein Tänzchen fehlte auch nicht.
Freireligiöse Gemeinde. Am Sonntag abend fand in der Stabthallc
die Jubiläumsfeier des 75jährigen Bestehens der hiesigen freireligiösen
Gemeinde statt. Die von glühender Begeisterung und unerschütterlicher
Siegeszuversicht getragene Rede des Predigers Herrn Dr. Weiß über
das Thema „75 Jahre freireligiösen Lebens" bildeten den Mittelpunkt
der Feier. Außer ihm fanden Herr Prediger Voigt aus Offenbach.
„Scy-so? Na, das g'freut mich, das g'freut mich schon gar
nit zun, sagen!" Er streichelte mit beiden Händen die Rechte des
jungen Bauers über dem Asche.
„Dann schlag nur gleich ein," sagte Kaspar.
Der Alte zog verlegen die Hand zurück. „Nein, nein, noch is
's kein b'schlvsfener Handel," sagte er. „Eins könnt ich davon ab-
stch'n machen. Mein Seg'n, den gab ich rvv-yl -'tausend und tau-
sendmal dazu,, aber mit dem müßt d' auch vorlieb nehmen, sonst
nix. Morg'ngab' kriegt die Dirn' keine mit."
Der Grasbodenbeucr tat einen ärgerlichen Ruck mit dem
Kopfe. „Hab ick der nachg'fragt? Ich mein nit!"
Dann is 's recht, dann is ja alles recht, da sag ich nix mehr,
als unser Herrgott lass euch lang glücklich und zufrieden miteinan-der
Hausen! Und a wahre Freud is mir auch, daß d' mir b' Ehr er-
heist und kommst,, dich anschau'n lassen von so weit her. Soll ein
orndlich Stuck Weg fein -von Föhrnd-orf, hab ich mir sagen lasten?
Aber is 's denn auch die Möglichkeit, daß d' schon 'da vor mir stehst,
wo ich kaum 'n Brief von dort in Händen hab? Sag mir nur, -wie
kommst denn her in derer Schnell'n?"
„Mit der Eisenbahn. Mit'm Schnellzug hin ich bis zur Kreis-
stadt. Da flieg'n dir nur d' Zäun und Bäum und Häuser vorbei,
daß dir völlig schwindlig wird und kaum hast Zeil breit nieder-
z'sitzen, so heiht's fchon wieder ausst-eig'n."
„Schlau, schau, so is dös mit der Bahn? Hab mir viel davon
erzählen kästen, aber mein Lebtag noch keine probiert. Da is ja
bald d' G'schicht von dö Sich'mneil'stiefeln kein Lug mehr! Ja, ja,
wann sich der Mensch fürs erste auch nur vorfabelt, wonach er Be-
gehr tragt, später sangt er an, dran herumz'sinnieren und 's laßt
ihm kein Ruh, dis er ihm zun wenigsten nah'kvmmt. Schau einer
dö Bahn, ja, dö Bah«!"
(Fortsetzung kolat.)

der greise Senior unter unseren fübwcstdeutschen Predigern, Herr Georg
P i ck aus Heidelberg sowie verschiedene auswärtige Redner her Bedeu-
tung her Feier angemessene Worte. Ein reichhaltiges deklamatbrisches
und musikalisches Programm trug zur künstlerischen Belebung der Feier
bei. So gestaltete sich der Abend zu einem schönen Ausdruck freireligiö-
sen Lebens, der den außerordentlich zahlreich erschienenen Mitaliedern
und Gästen in unvergeßlicher Erinnerung bleiben wird.
Ermäßigung des Lohnabzugs. Der Ortsausschuß Karlsruhe des All-
gemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes -ist beim bad. Finanzministerium
vorstellig geworden, um zu erreichen, daß den Arbeitern, -die weaen Be-
triebseinschränkungen verkürzt arbeiten, nicht 10 vom Hundert, sondern
nur ein geringerer Bruchteil vom Lohn für die Einkommensteuer einbe-
hatten werde., Auch Kriegerwitwen und kinderreichenFamillen gegenüber
sollte die Bestimmung über den Lohnabzug eine Milderung erfahren.
Der Präsident des Landesfinanzamtes, Finanzmimster Köhler, hat, einer
amtlichen Pressenotiz zufolge, diese Anregung befürwortend an -den
Reichssinanznnn'ister weitergeleitet.
Der Frühdrufch 1920. Wie in einer amtlichen Pressenotiz mitgeteilt
Wird, soll auch für die kommende Ernte der Frühdrusch, trotz der damit
verbundenen wirtschaftlichen stnzuträglichkeiten, mit Nachdruck betrieben
werden. Die Reichsgetrcideftelle wird sich die technische Förderung an-
gelegen fein lasten. Besondere Frühdrufchprä-mien werden für Brot-
getreide und Gerste gewährt.

X. Altenbach, 29. Juni. (Verschiedenes.) Die Ortsschulbehvrds
hat beschlossen, den Kindern über die Heidelbeerzeit vierwöchentiiche Ferien
zu geben. Da die Hci-el-beercrnle sehr gut ausfällt und für das Pfund
3.20 Mk. von Händlern bezahlt wird, verdienen die Kinder ein schönes
Stück Gelb. — Die Freie Turnerschaft begeht am 4. Juli ihr Stiftungs-
fest in größerem Rahmen. — Der Milchpreis wurde auf 1.60 Mk. für
den Liter festgesetzt. — Landwirt Nikvleus Fath, der wegen schweren
Verdachtes, 29 tragbare Obstbäume schwer beschädigt zu haben, -in Unter-
suchungshaft gesetzt wurde, bcfin-Lct sich immer noch im Gefängnis.
ff Ebcrbach, 29. Juni. (B e z i r k s ko n f -e r en z d e r B e t r i eb s--
r ä t e.) Am letzten Samstag aberch fand hier im Krabbenstein eine Be-
zirkskonfcrenz der Betriebsräte statt, die sehr gut besucht war. Leber die
Aufgaben -und Organisation der Betri^sräte hielt Arbeitcrsckretär
Bartmann aus Heidelberg einen instruktzven Vortrag. Treffend
verwies der Redner eingangs darauf, daß es Kollegen gibst, die ständig
gegen das Bctriebsrätegefetz protestieren, doch als Betriebsräte feien sie
nicht in der Lage, die Rechte, die ihnen das Gesetz biete, auszunützen.
Eingehend auf die bisher gemachten Erfahrungen, verwies er darauf, wie
in einigen Betrieben die Rechte für die Arbeiterschaft vom Vorteil ist,
Wenn im Betriebsrat die richtigen Kollegen vertreten find. Nachdem der
Redner die praktische Handhabung der verschiedensten Paragraphen er-
läutert hatte, ging er auf die Organisierung der Betriebsräte ein, wie sie
in ^en Richtlinien des allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbundes vor-
geschrieben sind. Lebhafter Beifall -dankte, -dem Redner für seinen 1^°
stündigen lehrreichen Vortrag. In der Diskussion wurden eine Reihe
von Fragen aufgeworfen, die Gen. Bartmann- -in seinem Schlußwort
aufklä.end beantwortete. Hierauf wurde zur Bildung einer Vctriebs-
rätczentrale geschritten und zum Vorsitzenden Kvll. Schneider gewählt.
Im dritten Punkte wurde -das Bildungs-wcsen für Betriebsräte bespro-
chen. Ls wurde beschlossen, verschiedene Lehrkurse -im nächsten Winter
abzuhalten. Nachdem noch einige -intern« -gewerkschaftliche Fragen- -be-
sprochen waren, schloß der Vorsitzende Koll. Reibel die anregend ver-
laufene Konferenz.
Spcchback, 29. Juni. Der „Pfälzer Bote" -bringt es in Nr. 141
fertig, die wenig fiandeswürdige Handlung des Kaplans Schmitt von
hier, zurzeit in Karlsruhe, zu beschönigen. Den „lieben" und protestan-
tischen Nachbar, den der Herr Kaplan, rvie jeder Ortsbür-ger, als Ehren-
mann kennen dürfte, für einen „russischen Kriegsgefangenen" zu haften,
ist allerdings ein lächerlicher Versuch, die Tatsachen zu verschleiern.
Warum hat denn der Kaplan den Nachbar erst dann so gut erkannt als
Ortsdürgcr, als er ihn verklagen wollte, verklagen wegen des ortsüblichen
Gebrauchs der Anrede „Du" des älteren Mannes dem jüngeren gegen-
über? Es ist absolut keine Beleidigung des „heil. Stuhles", wenn mit-
einander auf der Nachbarschaft Auf-gewachsene eines kleinen Dorfes auch
dann noch sich mit „Du" anreden, wenn auch einer davon den Priester-
rock trägt. Nein, verehrtester „Pfälzer Bote", dem Priestersiand im all-
gemeinen sollte k-eines „ausgewischt" ivcöben, aber gerade durch das Bc-
fchönigungskunststück in Nr. 141 bleibt am Priesterrock des Herrn Kaplans
ziemlich viel hängen. Was die in dem Artikel des „Boten" angeführte
Achtung seitens der katholischen Ortsbür-ger dem Herrn Kaplan gegen-
über an-bctrisft, ist diese nicht so weit her. Die kath. Schüler erklären,
die kath. Kirche nicht zu besuchen, in der Herr -Kaplan Schmitt eine -heil.
Messe liest, der Herr Priester, der gestern feinen Bruder tvffch'agcn wollte.
Leimen, 29. Juni. Man schreibt uns: Eine eigenartige Behebung
der Wohnungsnot beliebt das Bezirksamt Heidelberg vörzunehmen. Die
Gemeinde Leimen beabsichtigt, mn der großen Wohnungsnot etwas a-b-
zu-helfen, 6 Reihenhäuser aus Zement-stein-en zu erstellen. Der Bau von
einigen Siedlungshäusern genügt absolut nicht, um der hier herrschenden
Wohnungsnot wirksam cntgegenzutreten, sind doch von -den im vorigen
Jahr angcfangenen Siedlungshäusern bis jetzt noch keins bezogen. Die
Gemeinde -ist deshalb gezwungen, selbst Hand anzu-legcn und den Bau
von Wohnungen vörzunehmen. Die Häuser sollen im Rcihenhaustyp
(4 Einfamilienhäuser, 2 Zweifamilienhäuser mit Kleiutierstall und Gar-
ten-)- erbaut werden. Die Pläne wurden rechtzeitig dem Bezirksamt zur
Genehmigung vorgelegt und genehmigt. Nach Beseitigung einiger Ge-
ländeankaufsschroierigkeiten konnte vor 14 Tagen mit dem Bau begonnen
werden. Nun kommt plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, eine
Verfügung des Bezirksamtes, der Bau ist sofort einzustellen, und warum,
weil noch kein Firigabefchein für Zementsteine vorhanden sei. Sv versteht
man der Wohnungsnot abzuhelfen. Anstatt den- Gemeinden mit Rat und
Tat zur Seite zu stehen, um endlich auch wirklich Wohnungen zu erhallen,
wird noch gebremst. Es könnte am Ende gar Vorkommen, daß eine Ge-
meinde schneller und billiger baut als die Sicdlungsgcsellschaft. Nach
einer Verfügung des Arbeftsministeriums fallen die Gemeinden in erster
Linie mit Darkehenszufchüssen bedacht werben. Für unsere Gemeinde
scheint das nicht zu gelten. Obwohl das Gesuch um Darlehenszuschuß
rechtzeitig eingereicht wurde, wurde dasselbe abgelehn-t, weil die Mittel
nicht ausreichen. Wenn man auf diese Art den Gemeinden den Weg
der Selbsthilfe versperren will, werden sic sich zu wehren 'wissen. Man
bestelle die Herren, die so engherzig handeln, einmal zum Vorsitzenden
einer Wohnungskommission, sie werden bald eines besseren belehrt sein.
Wie of-t kommen an die Gemeinden -bezirksomtliche -Schreiben, für diese
oder jene Familie muß sofort Wohnung beschafft werden, daneben kom-
men die amtliche -Für-svrgestelle für Kriegs-bgschä-digte und Hinterbliebene,
der Tubcrkmoscausfchuß, der Arzt, die Fürsorgefchwester, alle, alle ver-
langen sie Wohnungen. Line Gemeindeverwaltung, die noch etwas
soziales Pfi-ichtbcwußtsein besitzt, muß mit allen Mitteln den Wohnungs-
bau fördern, erst recht muß das eine Gemeinde, deren Mehrheit aus
Sozialdemokraten besteht. —l.
s. Odcrdielbach, 29. Juni. (K o n siu m v c r e i n s b e w e g u n g.)
Schon feit einiger Zeit ist hier und in -der Umgebung die Gründung von
Konfumvereinsverkaufsstellen im Gange. Zu diesem Zweck fand am
Sonntag, den 27. d. M., im „Hirsch" in Schollbrunn- eine Versammlung
statt, in der Arbeitersekretär Bartmann aus Heidelberg über Zweck
und Ziel des Konsumvereins sprach. Es wurde beschlossen, eine Filiale
vom Konsumverein Eberbach zu errichten. Ls wurden sofort 3200 Mk.
Geschäftsanteile ein-bezahtt. Es ist -dies die dritte Verkaufsstelle, die feit
1. April errichtet wird. Der Konsumverein Eberbach- hat somit die
6. Verkaufsstelle.
Todtmoos, 28. Juni. (Die schwerkranken Hamsterer.)
Trotz aller Warnungen und ang-edrvhten Strafen können einige Kurgäste
das „Hamstern" nicht lassen. Dabei werben die Preise in unsinm-ger
Weise in die Höhe getrieben. Für einen Liter Milch bieten sie z. B.
4 Mk. Der Bezirksarzt von St. Blasien untersuchte nun sämtliche Kranke
auf ihre Kurbedürftigkeit und ein überraschend großer Prozentsatz wurde
gesund geschrieben. - , , , .
Meßkirch, 28. Juli. (Vom K i n d e r e r h o l u n g sh e i m Heu-
berg) Die ersten erholungsbedürftigen Schulkinder aus Mannheim
und Karlsruhe, insgesamt 725, sind aus -dem Heuberg eingetroff-en. Die
sehr schwachen Kinder wurden in Wagen und Kraftwagen hin-aufgefah-
ren. Bald werden ihnen Kinder aus anderen badischen (darunter auch
Heidelberg) und auch aus württembergifchen Städten- folgen.

Turnen, Sport und Spiel.
Freie Turnerschaft. Bei dem am vergangenen Sonntag in Wall-
dorf stattgefundenen Gruppenlurnsest des ArbeUer-Turnerbundes errang
sich die Freie Tur-nerschast Heidelberg die Gruppen-meisterschast in der
^-Klasse nn Faustballweltspiei, der Arbeiter-Ammer»-" Eppelheim m
der L-Klalle nb ^eidetb»"-' " *

Arbeiter-Turn und Sportbund, 10. Kreis, 4. Bezirk. Der letzte
Spieltag in Walldorf hat einen guten Verlauf genommen. Cs wurden
dabei folgende Resultate erzielt: 71-Man-nschaft: —Rohrbach
49:25, Walldorf—Kirchheim 63:46, Heidelberg—Leimen 64:36, Wies-
loch—Rohrbach 68:32, Eppelheim—Leimen 58:44. Kirchheim—Leimen
82:63, Heidelbmg—Wiesloch 74:67, Eppelheim—Wiesloch 63:52. 8-
Mannschast: Malidorf—Rohrbach 59:36, Kirchheim—Leimen 77:75,
Wiesloch—Kirchheim 63:46, Walldorf—Kirchheim 82:68, Eppelheim-
Walldorf 68:54, Walldorf—Rohrbach 59:36, Eppelheim—Wiesloch 48:19,
Eppelheim—Leimen 52:37. ^-Mannschaft: Gruppenmeisterschastsspicl,
Heidelberg—Walldorf 82:76. Heidelberg Gruppcnmeifter, 15 Punkte.
8-Mannfchaft: Gruppcnmeisterfchaftsfpicl, Eppelheim—Heidelberg 78:75.
Gruppenmeister Eppelheim, 14 Punkte.

Gerichtshalle
Ein Zuckerschiebungsprozeß.
Freiburg, 29. Juni. Wogen Zuckerkarlenunt-erfchlagungen hatten sich
17 Angestellte des hiesigen Lchensmittelamts vor dem hiesigen Schwur-
gericht zu verantworten. Die Angeklagten, darunter Kontoristinnen, Ehe-
frauen und Witwen und junge Kaufleute hatten die Zuckerkarten mit
Gewinn veräußert. Die hauptbelastetc Kontoristin Elisabeth Sieber er-
Mll 1 Jahr Gefängnis und 1000 Mk. Geldstrafe, während die übrigen
tWhrmonatigc Gefängnis- und zum Teil Geldstrafen von 1500 Mk bis
herab zu 500 Mk. erhielten. Die Inhaberin einer Kaffeehalle, die den
Zucker angekauft hakte, erhielt wegen Schleichhandels f chs Wochen Ge-
fängnis und 1500 Mk. Geldstrafe.

— Gg. Friedcnreich, S. d. Ctraßenbahnführers
nnamr Josef Karl, S. d. Straß eubahnsührers

Standesamts-Nachrichten.
Geburten.
Vom 10. bis 21. Juni.
Margarete Elisabeth Uda, T. d. Arztes Dr. med. Herm„Doll. —
Jnm-borg Margot, T. d. Stabsarztes a. D. Dr. med. Fr. Gust. Kasten.
— Ruth Elisabeth Maria, T. d. Oberkellners Emil Meßmer. — Kurt
Gg. August, S. d. Hauptlehrers Aua. Dhonra. — Hildegard Luise,
T. d. Dachdeckers August Häfner. — Liselotte Margarete, T. d. Metzger-
meisters Theodor Duhlmamr. — Luise Elisabeth, T. d. Taglöhners
Hermann Stockler. — Hilda Elise, T. d. Schlossers Ernst Spinelli.
— Karl Heinz Jakob, S. d. Malermeisters Karl Stauß jr. —
Elisabeth, T. d. Gärtners Peter Schmidt. — Otto Karl Theobald,
S. d. Friseurs Otto Ellrvanger. — Hellmut Otto Richard, S. o. Bank-
bevollmächtigten Karl Ernst Emil Oskar Ealwer. — Wilhelm Hugo
Werner, S. d. Kaufmanns August Gutbrod. — Karl Friedrich Hans
S. d- Heizers Jakob Lutz. — Gg. Heinrich Karl, S. d. Schreiners
Gg. Heinrich Oedel. - F"'
Karl Rensch. — Hermann Josef , , .. , . ,
Karl Schaaf. — Gertrud Elisabeth, T. d. Waldarbeiters Gg. Vogel.
— Karl Heinz, S. d. Lehramtspraktikanten Wrlh. Linnenbach. — Kurt
Friedrich, S. d. Buchbinders Peter Dilser. — Hans Kurt Ernst, S. d
Bürobeamten Reinhold Krüger. — Ella, T. d. Taglöhners Ludwick
Keppler-
Aufgebote.
(Vom 16. bis 21. Juni.)
Ingenieur Rich. Paul Emil Speer, m. Josefa Helena Reichls»
von Meldegg, Freiin. — Kaufmann Karl Balthasar Martin Rest,
>n. Anna Elisabeth Stock. — Schlosser August Friedrich Schmidt, m.
Helene Mathilde Munk. — Spezialarzt Dr. med. Leonhard Königs-
mann, m. Maria Elisabeth« Eisenbeiß. — Fuhrmann Heinrich Lehr,
in. Anna Kath. Winter. — Zig.-Sortierer Jak. Bsrnh. Zuber, m.
Susann« Wagner. — Lehrer Walter Dinkel, m. Hildegard Elisabeths
Schreieck. — Rcalschnl-Obcrlehrer Max Jos. Müller, m. Karoline
Amalie Pauline Weinthnlcr. — Schreiner Joh. Christof Rmsaerber
m. Elisabeth« Fail, geb. Edelmann. — Landwirt Gg- Michael Wacker
m. Anna Barb. Renner. — Dr. jur. Rich. Seliamann, m. Frieda Hirsch.
— Lerwaltungsstkcetäc Wiih. Nhrich, m. Maria Luise Döhrcr. —
Magazinarbeiter Emil Mattes, m. EmUie Rosa Hölzle. — Ingenieur
Friedrich Walter Cloos, m. Hedwig Emilie Eßlinger. — Dreher-
Adolf Holler, m. Johanna Luise Feil. — Drogist Jos. Bogner, m
Carola Joh. Magd. Kohl. — Polizeibeamter Jos. Bös, m. Elisabet'
Schwickart. — Bankbeamter Karl Alois Link, m. Helene Albieser. —
Landwirt Bernhard Weiser, m. Frieda Hilda Klingmann.- Gärtner
Friedrich Klein, m. Maria Sekula. — Bahnarbeiter Joh. Ferd. Steeb,
m. Rosa Zimmermann. — Leutnant Otto Ernst Schiel, m. Anton,a
Elisabeth Jngeborg Lacis, geb. Häffner. — Kaufmann Herman,
Walter, m. Bertha Ella Maria Paimcmn. — Schlosser Konrad
Hornung, m. Jakobine Anna Preiß. — Kaufmann Jakob Zorchcr
m. Elisabetha Leßmeister. — Chauffeur Emil Heilmann, m. Elisabeth
Eva Klein.
Eheschließung««.
Vom 19. bis 22. Juni.
Kaufmann Karl Friedrich Krieger, m. Stephanie Paula Franziska
Wilhelm. — Altwarenhändler Georg Edinger, m. Mina Keller. —
Postschaffner Karl Anton Oeder, m. Cliff bet ha Johanna Ludwig. —
Fabrikarbeiter Friedrich Eeißmger, m- Karolina Christine Schort. -
Fabrikarbeiter Franz Aug. Barier, m. Lidya Elisabeth Geißler. -
Wachtmeister Adam Henninger, m. Kath. Kühner. — Kaufmann
Emil Karl Bnchert, m. Josephine Rosalia Helwerth. — Magaziner
Friedrich Wilhelm Wieczorek, m. Katharina Franziska Lmse Monse.
— Fabrikarbeiter Valentin Josef Götz, m. Barbara Hartmann. -
Maschinenschlosser Friedrich Wilhelm Fischer, m. Elisabeth« Marn,
Fritz. — Bauhilfsarbeiter Jakob Lutz, m. Elisab. Flößer. — Student
Eugen Netzbach, m. Privatin Erna Ina Auguste Jontzen, geb. Dohle.
— Spengler und Installateur Wilh. Lindinger, m. Wilhelmine Diehl.
— Zigarrenmacher Lubwig Bender, m. Magdalena Häffner. — Fabrik
arbciler Nikolaus Jöst, m. Kath. Elisabetha Vehmann.
Sterbefälle.
Vom 12. Mai bis 22. Juni.
Robert Kloe von Mühlhausen 9 M. alt. — Marie Diesten-
bacher geb. Schellenberger, Privatin Ww.80J.alt. - Anna Knopf
aeb. Reichert von Malsch 37 I. alt. - Kath. Hoffmann geb. Foshag,
Privatin Ww. 79 I. alt. - Franz Hackstein von Mannheim 28 I
alt. - Wilhelmine Herz geb. Facht, Ehefrau des Tapeziermeisters
Johann Jakob Herz 66 I. alt. - Charlotte Brrce geb. Anhang
von Neustadt u.H. 61 I. alt. — Friedrich Weber, Invalide von
Mannheim 54 I. alt. - Philipp Oestrich von Oestrmgcn 42 I. «lt.
— Heinrich Junker von Obergimpern 26 I. all. — Heinrich Ziegler
von Dilsberg 29 I. alt. - Frieda Anna Amanda Brenner geb.
Ritzerer von Wiesental 24 I. alt. - Katharina Reinhold geb. Lenz,
Ehefrau des Heizers Rob. Max Reinhold 43 2-all. - Oscar
Bangert von Großeicholzhelm 20 I. alt. — Edmund Harrer, .Finanz
rat a. D. 78 I. alt. — Hermann Saur von Heidelberg-Kirchheim
27 I alt. — Johann Nowatscheck von Eppelheim 23 I. alt. --
Josef Ries von Rohrbach, Amt Eppingen 65 I. alt. - Frreda
Zeltmann von Bruchsal 27 I. alt. - Pe er Bayer, 2ust,zsekr«nar
44 I. alt. - Marie Anna Pfeffer geb. Morgenroth, Ehefrau des
Zeitungsverlegers Carl Pfeffer 64 I. alt. - Johann Adam Burkarv
von Oftersheim 51 I- alt. - Joses Anton Knorzer von AltherM
8 I. alt. — Phil. Gg- Ludw. Menzer von Werne b. Bochum 28 I. an-
— Michael Schrvauinger, Fuhrmann 29 I- all. - Phil. Ludw-
Herrmann, Schneider 1/ I. alt. — Juhann Wilh Kramer, Ham eis
gärtner 81 I- alt. - Friedrich PH. Kohl, S. d. Milchhändlers
Kohl 4 M. alt. — Josef Rolli von Hockenheim 1/ I. alt. — Anna
Maria Mathes von Mauer 18 I alt. — Peter Berdel von Hoffen^
heim 77 I. alt. — Seb. Augsdorfer, Flaschnerlchrliag 17 I. alt.
Mitteilungen der Standesamts Handjchuhsheim.
Geburten.
16.6.20. Maria Elisabeth, T. d. Werkführer Hch. Jaeger.
Eheaufgebote.
16.6.20. Arbeiter Joh. Friedr. Nau, m. Luise Werner.
Eheschließungen.
19.6.20. Schreiner Gg. Mich. Schön, m. Sophia Barth.
Sterbefälle.
16.6.20. Gg. Krumm Ww. Anna Maria geb. Heiß 73 T-«L
9.5.15. Heinrich Engelhard, Gipser 26 I. alt, gefallen. — i»-
Karl Heinrich Wink, Landwirt 63 I. alt.
 
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