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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Zeitlin, Leon: Ein Kartell der bildenden Künstler
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Eröffnete Ausstellungen (Fostsetzung) / Laufende Peisausschreibungen / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Staatsaufträge / Staatsankäufe etc. / Aus Galerien und Museen / Personalien / Auszeichnungen / Stipendien und Stiftunge / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Kunsthandel und Versteigerungen / Vermischtes / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0309

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 22.

In der Theorie klingt das alles ja ganz schön
— wird man einwenden — wie aber steht es mit
der Praxis? Schon vorhin sagte ich, daß die Vor-
teile, die der Kunsthändler dem Publikum bietet,
passiver Art sind, und ich deutete bereits auch an,
daß ein Verkaufskartell ganz die gleichen Vorteile
leisten könnte, sobald es nur tüchtige, in irgend einer
Weise am Verkauf interessierte Beamte anstellt. Wan
hat bloß nötig, einige der von Kainzbauer (Heft 20)
gemachten, sehr praktischen Vorschläge — namentlich
3—6 — zu akzeptieren. Immerhin überzeugt mein
Optimismus doch nicht jene, die aus gemachten Er-
fahrungen den Mißerfolg einer Organisation, wie
des von mir vorgeschlagener: Verkaufskartells, prophe-
zeie:: zu müssen glauben. Namentlich Herr I. I.
Ni eß en (Heft s8) hat dies unter gründlicher Sach-
kenntnis aller dabei in Frage kommenden Versuche
getan. Allein Herr Nießen übersieht hierbei, daß
der von mir als für den Erfolg wichtigste Vorbe-
dingung geforderte Zusammenschluß aller oder doch
der überwiegenden Mehrheit der deutschen Künstler
in einem Verbände zur Wahrung ihrer materiellen
Interessen tatsächlich noch nicht erfüllt ist. Die
Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft ist als ein
solcher Verband nicht anzusehen. Ganz abgesehen
davon, daß sie auch andere als wirtschaftliche Inter-
essen verfolgt, hat sie auch meines Wissens nie den
Versuch gemacht, den Verkauf von Kunstwerken —
und das gehört doch zu den materiellen Interessen,
die an: ehesten zu fördern wären — irgendwie' zu
organisieren. Daß aber auch Versuche von Vereinen
und Genossenschaften, Kunstwerke mit Umgehung des
Zwischenhandels direkt an das Publikum zu ver-
kaufen, im allgemeinen bisher nur wenig Erfolg
gehabt haben (trotz des erfreulichen Prosperierens
des „Elsässischen Kunsthauses") liegt ebenfalls nur
wieder an der lokalen Zersplitterung. Durch
eine Zentralisation ließen sich nicht nur viele Spesen
erheblich verringern, sondern bei dein von mir vor-
geschlagenen Verkaufskartell stünde auch jedem Künstler
das ganze Tätigkeitsgebiet des Verbandes — hier
also: Deutschland, vielleicht auch Deutsch-Gesterreich —
als Markt offen. Und niemand wäre dann mehr
von der guten Laune eines Kunsthändlers oder der
künstlerischen Richtung eines Künstlervereins ab-
hängig, ob er in irgend einer Stadt ausstellen könnte
oder nicht. Andererseits aber denke ich mir diese
Organisation auch elastisch genug, um einen direkten
Verkehr zwischen Kunstfreund und Künstler zu ver-
tragen. Wenn dann schließlich Kunstwerke nicht
anders verkäuflich wären, als im Atelier des schaffen-
den Künstlers oder durch Vermittlung der organi-
sierten Künstlerschaft, so müßte es wirklich sonderbar
zugehen, wenn der Künstler nicht zu seinem wohl-
verdienten Lohn käme.
Eröffnete Ausstellungen. (Fortsetzung)
Dresden, 8ÜV. (Im Sächsischen Kunst verein)
wurden außer der Fritz von Uhde-Ausstellung noch neu

30 s

aufgestellt Werke von: G. Boöß-Dresden, Georg Hänel-
Blasewitz, Friede. Heyser-Dresden, L. L. Kirchner-Dresden,
Ilse Krause-Wittgenstein-Dresden, A. Lemmer-Karlsruhe,
Bernh. Mühlig-Dresden, P. P. Müller-Werlau-Godesberg,
Dtto Pilz-Blasewitz, L. v. Scheve-Kosboth-München, L.
Spiro-Breslau.
Dresden, sbv. (Verkauft im Sächsischen K u n st -
verein) wurden: v. Zieten, „Kirche" und „Kleine Land-
schaft"; L.v. Licken, „Häuser am Bodden" und M. Klette,
„weg nach dein Keilberg".
Frankfurt a. m. Jin Kunstverein wurde an: px. Fe-
bruar eine große Sonderausstellung von Werken des Grafen
Leopold von Kalckreuth, des bisherigen Präsidenten des
deutschen Künstlerbundes, eröffnet.
Frankfurt a. M. b. Die Februar-Ausstellung bei
Hermes bringt umfangreiche Sammlungen von Ld. v. Geb-
hardt, Fritz Thaulow, Jacob Alberts, L. G. Lynch, w.
Reifferscheid, Lmil Nolde Lewin-Funke (Bronzen); außer-
dem einzelne Werke von F. v. Lenbach, F. A. v. Kaulbach,
L. v. Zumbusch, w. Trübner, L. Schmutzler, ferner fran-
zösische Landschaften und ausgewählte Werke der Plastik.
Karlsruhe i. B. bkv. (Im Badischen Kunst-
verein) wurden neu ausgestellt Werke von G. Hesse-Karls-
ruhe, Professor F. Klein-Lhevalier-Berlin, H. Klohß-Fürsten-
werder (eine Sammlung von Aquarellen), A. Lörcher-Stutt-
gart (vier Plastiken), H. Moest-Karlsruhc, H. Müller-Neu-
stadt, F. Gverbeck-Bröcken (drei Velgemälde und eine
Radierung), Professor M. Roman-Karlsruhe, H. Schroedter-
Karlsruhe; ferner eine Ausstellung des Vereins für Original-
Radierung in Karlsruhe.
Köln. bvv. (Im Kölnischen Kunstverein) ge-
langten im Februar zur Ausstellung 80 Gemälde der Düssel-
dorfer Künstler R. Bloos, I. Hansen, R. Klingen, I. Kohl-
schein, H. Krings, N. Kruchew, I. Lindemann, Müller-
Volxheim, Walt. Gphey, L. Paul, A. Reibmayr und H.
Ritzenhofen; ferner (7 Werke des polnischen Malers L. Pili-
chowski.
Leipzig. (Im Kunstverein) umfaßt die Max
Klinger-Ausstellung nicht nur das vollständige bisherige
Lebenswerk des Meisters an Radierungen und viele Hand-
zeichnungen, sondern auch zahlreiche Gelgemälde und Skulp-
turen (etwa 200 Werke). Die königl. Gemäldegalerie in
Dresden sandte das große Gelgemälde „Pieta", das dortige
Kupferstichkabinett eine Reihe von Driginalzeichnungen.
Ls hat die königliche Nationalgalerie in Berlin den, in
ihrem Besitz befindlichen, Teil der vormals eine Villa in
Steglitz schmückenden zahlreichen Wandgemälde beigesteuert,
obgleich die Nationalgalerie nach langer Unterbrechung durch
die Iahrhundertausstellung kaum erst wieder zugänglich ge-
worden ist und ein besonderes Kabinett für Klingers Werke
bei dieser Gelegenheit neu eingerichtet worden war. Nicht
minder ist auch die Hamburger Kunsthalle bereit gewesen,
den ihrerseits erworbenen Teil dieser Steglitzer Gemälde
dem Leipziger Kunstverein darzuleihen, so daß gegenwärtig
daselbst die gesamte Arbeit jener Zeit, die sonst nur noch
getrennt in Hamburg und Berlin zu sehen ist, dieses eine
Mal wieder vereinigt werden konnte. So darf die Veran-
staltung des Kunstvereins zu Lhren Max Klingers als ein
künstlerisches Ereignis betrachtet werden und als eine seltene
Gelegenheit, einen Ueberblick über die Kunst des Meisters
zu gewinnen, zumal das städtische Museum ja auch noch
sein großes Gemälde „Die blaue Stunde" besitzt, und die
Skulpturen „Salome", Kassandra, die „Badende", wie vor
allem das Monumentalwerk „Beethoven". Der Leipziger
Kunstverein bietet zugleich noch eine zweite Sonderaus-
stellung von einer großen Anzahl von Gemälden alteng-
lischer Meister aus dem Besitz der Galerie Heinemann in
München, worunter Namen vertreten sind, wie Gains-
borough, Höppner, Lawrence, Raeburn, Reynolds, Romney,
Turner, Lonstable, von welch' letzterem allein 30 Gemälde
zur Stelle sind.
 
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