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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0022

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übcr ailc Gclauflc» (auch Pwtestautc») crstrcckl.
Must doch dcr Bischof iu dcin Eidc, wclchc» cr dcm
Papst zu schwörc» bal, vcrsprechcn, allc Kchcr und
SchiSulatikcr zu vcrfolgc» und zu bckäinpfc», und
hcisit cS doch ii» röuiischcu KalcchiSi»»,? I. X, 8/
„daß dic Kchcr uud Ablriiuuigc» zur Kirchc gcbvrc»,

Kirchcngcwall, wclchc üc richkc», strafcn und mil dcm
Aauiislüchc bclcgcn soll." Gcgcn dicsc Ansprüchc dcS
KirchcilrcgiincnIS, wclchc gcwisi biS jcht dc» würltciii.

gicning dcin Bischof uicbr ErncnnuiigSrccht ablrat,
alS cr mit Rccht fordern konntc. so bal sic dic Gc-
lcgcnbcit, ^nndiildsamc Eifcrcr^und Fri^ciiSsiörcr^an-

frcmdcn Gcschcn spicchcndcS, in bökcrcn Ziistanzcn
anSländischcS Gcricht gowicscn. 8) Dcr Slaal bal
auf^ dlc Eii^sprachc^ vcrzichtct, ^vcnn in den BolkS-

nicn. Zwar wird dcr Schadcn (s. auch 5), d. b. dcr
Unfricdcu nichl soglcich stark bcrvortrctcn, abcr mil
jcdcm Jabrc ist dcr Fricdcn, in wclchcm biSbcr dic

drobt.

Uebristens darf inau nicht vergejsen,
daß das Vorstchciide cin Ergcbiiiß des
'flegenwärti.aeii Rcchtszustandcs ist. Wnrde
das Ncrfassuiigsiiiäßige Band zwischen
Staat imd K i r ch e n gelöst, diese un-
abhäiiglg geuiacht, so kvniitcii sie gegcn-
über vou audercn Kircheii lehrcu, Propa-
flanda inachen, Duldsaiiikeir oder Abson-
lderuug prcdigeu, wie sie sür gut fäuden,
nur ihre Haiidlungeii, welchc bie bürgcr-
lichcn Recbce der andcrcii Kirchengeuosscn
odcr die öffcutliche Orduuug vcrlctzeu, vcr-
fielcu deni Gesetze. Hofackcr.

Aus Baden- Bezirkssörstcr Laurop
in Sinshciin erhiclt wegcu scincr Ver-
dienste uiu die Laudwirthschaft dic kleiiie
goldene Zivilverdiestincdaille.

Brctten- 1. Jan. Se. Königl. Hoh.
der Großhcrzog hat für Errichtung cines
Melanchthondcnknial 6 eiueu Beitrag
von 300 fl. allergnädigst bewilligt.

Ludwigshafen. Ain 16. d. M. wird
dic Hanbels- uud Fabrikkanuncr dcr Pfalz
izu ihrcn diesjährigcn Sitzimgen hicr zu-
-saumicntreten.

Stuttgnrt, 3. Jan. Der. verstorbene
Staatöininister a. D. v. Schl'apcr war
fäst 20 Jahre lang vor dein März 1813
Württeinbergs leitender Minister gcwesen,
ein Manii von hohein Talent, seincr ad-
niinistrativ-politischen Richtuug nach der
Hauptvcrtreter dcs vorinärzlichcu Bnreau-

j kratiöiimö. Ueberschritt er hieriu die rich-
tigen Grenzcn'ost weit, so rnüsseii boch
^ anch dic entschicdensten Gegncr seiner Nich-
^ timg die auögczeichiikle Besähigimg und
i WilleiiSstärke deö Verstorbenen aiierkcimeii.
Die Zeiteii-Wandlung hattc ihn. iieuerlich
! a!ö Abgcordneleu dcr guten Stadt Tü-
ibingen aus die Opposilionöbank und in
idie policische Coalition inic Mäunern ge-
führt, deren tödtlicher Gegner cr in vor-
inärzlicher Zeic gewesen war. Seine hef-
tige Natur, iin Alter nichk niehr gezügelt
vou dein früheren Maß staatsinäimischcr
Besoimeiiheit, piß ihn uuler dieseu Ver-
hältuissen oft wcit über die Stellimg seincr
Vergangenheit hinauö, dcren Leistnngen
iininerhiii cineu bedeutendcn Plah'in der
Gcschichle Württembergö bchaupteii wcr-
den.

Ulm, 2. Jau. Dcr Kaiser von Oester-
reich hac zur Rcstauraliou unscres pro-
lestanlischeu DoinS 5000 Gulben an-
weiseu lasseu.

Bvm Akhein, 3. Januar. Schou
vor 45 Iahreu, also ain 3. Ian. 1815,
schricb daö „Iourual dcö Nieder- und
Niittelrheines": „Unterdeii vielsacheu Vor-
schlägen, welche zuin Heile der Völker und
dcr Meuschheit au deu Congrcß in Aacheu
gerichtet siub, bcsinbet sich auch einer,
welcher Iralien betriffc, vou Beuebetto
Beselli. DergercchccWimschdieseö Maimcö
ist, .gauz Jtalieu uiit Sieilieu imb Sar-
diuieii uiöge eincu Föderacivstaat bilbcu.
Zuin Silze deo Bimdeötagcö schlägt cr
Ztoiu oder Florciiz, zuiu bestäudigeu Haupte
destelbeu deu Papst vvr. Dieser Congreß
ober R'eichstag, bei bcin der Papst den
Vorsilz sührke, hätle übcr bie allgeineinen
Augelegeiiheileii von Italieil zu bcratheu
uud zu entschciden."

Köln, 31. Dez. Die hiesige Stabt-
verorbnctciivcrsaininluug hat beschlossen,
eiue Bitlschrift wegen Aiishebuug oder
inindestens Crinäßigung der Rhci u schif f-
fahrlszölIe au beibe Häuser dcs
Laudtagö zu richtcn. — Diese Zölle er-
weiscn sich uachgcrade bei der init jedein
Tag inehr entwickcltcn Mitbewerbnug der
Eisenbahuen so drückeud, daß eiue Hcrab-
setzung derselben wohl nicht läugcr zu uin-
geheu ist, cs sei benn, daß die noch wider-
strebcndcn Userstaaten (Naffau uud Hessen)
eö sollteu darauf abgeseheu habcn, die
Schifffahrt cinein unverineidlichen Siech-
thuin zu übcrliefern.

Berlin, 1. Jan. Der Nitlergutsbe-
silzer v. Maubeuge hatte bei dein Klempner-
uieister Tromke in Ncisse Arbeit bestellt,
wclche der Gcsclle dcs Lctztern auf veui
Gure des v. Maubeuge ausführte. Diese
Arbeit wurde voui Bestellcr getadelt uub
Trouike hattc sich deßhalb nach dein Gute
hüiauöbcgebeii, uin dieselbe zn prüfen.
Er fand die'Arbeit tadellos und sagte.
dieö dcin Her(» v. Maübeuge, iiibeiii er

.nzusngtc., »aß diescr die Sache nicbt
vei.stehe. Hc-rr v. Maubeuge drohte dein
^ioinke ihn eiiisperren zu lassen ,vx„„

stehe dic Sache incht, und da Troinkc bei
semer Bchaupm.ifl verblieb, so wurde „
etwa euie halbe Stuudc laua auf BcfM
deö Herru v. Maubeuge iu de.i. aewö m
lichen Gefängniß-Lokal^des NitterkÜts
saiigen gehalteu. Dic StaatöaNwaltschaft
faud lucrm cmc vorsähliche und wider-
rechtliche Freiheitsberaubuug und crhob
gegen deuselbcn Auklagc. Die kön. Nc-
gicrung rrhob dagegeu deu Kompetenz-
Konflikt. Der bctrestcnde Gerichrshof hat
ben Fall jedoch verworfen mnd den Rechts-
weg für zulässig crachtet. Das Kreisge-
richt von Ncissc hat denn auch den Än-
geklagten zn einer dreiinonatlichen Ge-
fängnißstrafe verurtheilt, und dieses Ur-
theil ist voiu Appcllatiousgericht zu Na-
tibor bestätigt worden. Der Angeklagie
hatte gegcn diesc Eutscheiduug die Nich-
tigkeitsbeschwerde cingelcgc, 'alleiu der
höchste Gerichtshof wics dieselbe zuriick,
wodurch also die Verurtheilimg bestätigt ist.

Deiu Fürstbischof vou Brcslau ist eine
schriftlichc Aufragc zugegaugeu, ob er bei
dem Priliz-Negeuteii uichc bewiikeu köime,
daß zur Hülfcleistuug für deu heil. Ba-
ter em-Freiwilligeukorpö gebildct wcrde.

Hannover. Jn der 2. Kaiiiiuei- stettte
aiu 4. Iaij,. Adickes v. Borries imtcrstützt
deu Urauliag, Stäuvc ersucheu die Re-
gierung, dic Aueikeuuuiig, dcs Gnmdsayeö
der Unvcrletzlichkeit der Person nnd des
Eigenthuins in Kricgszeiten znr See nach
Kräften anznstreben. Die Regierimg be-
antragt 550,000 Thlr. für Küstenbefesti-
gungen.

Wien, 2. Jan. Für dic Schiller-
stiftnng sind in Wien nach dcm letzten
Ausweis bisher 1333 fl. an jährlichen
B e i t r ä g e n nnd an eiiiiiialigen gc-
gcn 33,000 fl. gezcichnct worden.

Wien, 3. Ian. Der Prozeß in Ka-
schan wegen der Agitation, welche einige
Herren der' Käsmarker Versainiiilimg bei
andern Senioraten inachcen, nin Proteste
gegcn das kaiserliche Patcnt zn erwirken,
i'st in einer Sitznng becndet worden. Der
Hanptangeklagte, Hofrath v. Zfedenpi,
wurdc zn viernwntlicher Gefängnißstrafe
vcrurtheilt.

Wien, 3. Jan. Am 29. Dez. starb
zu Wicn der k. k. Hofbuchhalter iu Pen-
ston, Aiitou Schurz, bekannt durch seiue
bei Cotta erschiencue Biographie von
Lenau.

Frattkrei ch.

Paris. Die „Patrie" bcstätigt die
Nachricht, daß einc telegraphifche Vcrbin- -
dimg zwischen Corstca und Gacta hcrge-
stettt wird. Paris wird also wohl bald
direct nu't Neapel corresponviren können.
 
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