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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0026

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Volkc die Schöpfunq ci'iics dcutscheu Zi-
vilgcsttzes, eineö emhcl'tlichen Gerichtswe-
scns in crfrculiche Auösicht. Betrilt wohl
der dentschc Stnnt den Weg zn Verwirk-
lichung solchcr Hossnnngcn, wclcher sich
durch ein Konkordeit »erpflichtet, fur Ehc-
sachen das kanonische Necht wieder
einzuführen, eincn kirchlichcn Gcrichtshof
nach päpstlichcn Weisungen ein-
richtcn zu lassen; bewährt sich so dic
deutsch nationale Gcsin n ung?

(Forts. folgt.)

Promemorta.

' Die Lehrfreiheit an der Univcrsität
Frriburg bctreffend.

^ Heidelberq, 6. Zan. Ein von
18 ordcntlichcn niid 2 außerordentliche»
Prvfessoren dcr Frciburgcr Universität
versasrtcs Proinenioria hat soeben die Presse
verlasscn, und sich zur Ausgabe gestcllt, iu
ivürdiger, scdoch entschiedener Haltung für
die diirch das Konkordat bcdrohtc Lfhr-
frciheit der Univcrsität Freiburg die Stiininc
zu erheben. Wir mnssen uns begnützen,
bei dein großcn Uinfangc der Schrift die
Hauptsache unseren Lcsern mitzuthcilcn.

Nachdem die Verfasser es im Eingange
bcgründeii,,daß sic nicht kn ihrcr corpora-
tivcn Eigenschaft sich vernehmen laffen,
nnd daher genöthigt seien ihre geincinsaine
Ansicht ösicntlich darzulegen, „indcm sie
cs als ihre hciligste Pflicht ansehen, Alles
ailfzubicten, was in ihren Kräfken steht,
das die Univcrsität bedrohende Schicksal
von dcrselbeu abzuwendeii", fahrcn dic-
sclben fort:

„Se. Königl. Hoheit, imscr gnädigstcr
Großherzog, haben bei der Eröffnung der
derzeitigcil Versaininlung dcr Stände aus-
gcsprochen, daß das Vertragswerk bci rich-
tiger Erkeiintniß der Geineinschaft dcr
Intercsteil von Staat und Kirche für das
Wohl beider und dcrcn freic geistige Fort-
cntwickelililg segeiibringend scin werde.
Allcrhöchstdicselben sprachcn den edleu
Wniisch und die Hoffnung aus, daß dcr
Geist deö Friedcns und die wcchselscitige
bittige Nncksichtnahme auf gegrüuvetc An-
forderungen niemals fchlen werde.

Wir dürfen versichern, daß wir das
aufrichtige Begthrcn einpfindeii, so hoch-
hcrzigcn Gesinnnngcn zn entsprcchen. Wir
haben es nns init Ernst oorgehalten, daß
ivi'e das Vertragswerk selbst, so auch dic
in dcr L>chliißnotc, die Stellung der Uiii-
vcrsität bctrcffende Zusicherung von dein

*) Dic Unlvcrsität hat 21 dcr thcologischc» Fakill-
tät nlcht angchörigc ordcntlichc Profcfforni: voii dicscn
habcii folgcndc daS „Proiiicmoria" untckzclchiict: Pau-
rittcl, Frlh. A: Lainc^, Adolph Schinldt, v. Worinacn
'— v. 'Babo, Dc Barv, Baumgärtncr, Eckcr, Hcckcr
M-lsiiicr, Wcrbcr, — A. Aauiiisiark, Fischcr, Knic»'
Mnllcr, L. Octtingcr, Scnglcr unddlc ausicrordcnlltchcn
Profcfforcn Fr. Bnchclcr und Nud. Mäicr. Nntcr.
.zeichnct habc» ntcht daS „Proincinorla" dsi Hcrrcn
Hofrath Buß , Schworcr und Prof. Gfrörcr.

wohlnicknendcn, Frieden snchenden Sinne
nnscres erhabenen Herrn und k.eewr
inilxniliaenligsiinus für segenbrkngend an-
geschcn wcrde, daß Allerhöchstderselbe da-
her von der Unkvcrsität erwarten wcrde,
daß sic selbst die sie betresscndc Anordnung
für bcgründet erkennc, nnd dersclbcp init
dcr crwarteten btlligcn Rücksichtnahnie und
iin Gciste des Friedens sich zu unter-
werfen bereit sci.

Trcuc nud Ergcbcicheit zu fühlcn, sol-
chen Erwartungen sich gcgcnnbtr zu sehen,
und doch dcnselbcn nicht entsprechen zu
könncn, das ist die traurige Lagc, in wclchc
wir nns vcrsetzt sehen. — Wir fürchte»,
,.daß das Vertragswerk dein Laudc kein'rn
.Scgcn bringcn wird, insbesondere aber
können wir in dcn Anforderungcn, welche
in Bezug auf dic uns übertragene Pflege
dcr Wisscnschaft an dcn Staat geniacht
und von viescin zngestanden worden sind,
cin bittige Nncksichtnahme für dic Jntercs-
sen der Universität nicht erkennen, wir
könncn das, was ihr widerfahrcn soll,
ni'cht segeiibringcnd fiir- ihre gcistige Fort-
entwickelung ncniien, wir sehen sie viel-
mehr in vollem Gegensatze hicrzu mit einem
vernichteiiden Schlage bcdroht." ...

„Wir müssen zwar die wohlmeinende
Absicht, unscre Sorgc zu beschwichtigcn,
bcreitwillig anerkenncn, köimen jedoch nn-
scrc Ueberzcugimg nicht aufgeben. — Es
wird nns gesagt: „Daß die dic Univer-
sität betreffende Stctte dcr Schlnßnote nur
anf faetiösc und gehässige Angrissc gegcn
die katholische Ncligioii bezogen werden
dürfe, daß in der dcr Kirche gegcbciien
Zusagc die Großh. Regierung lediglich dic
ihr ohnedies obliegende Vcrpflichtung an-
erkannt habc, Angriffc solcheo Art auf das,
was dcn Katholiken ehrwürdig mid heilig
ist, an cincr Hochschnle nicht'zu duldeil,
wclche berufen isi, kaiholische Pricster zu
bildcn. Dieses sei die Anwendung, wclche
dic Großh. Regierung dcr sraglichen Stctte
der Schlußnotc gcbcn werde." Es wird
hinzugefügt: „Daß dic Großh. Ncgierliug
im Hinblick auf die Stcttnng, welche sie
bishcr vcr Wissenschaft gcgenüber einge-
noininen, das Vertrauen in Ansprnch neh-
mcn dürfe, daß sie dic wisscnschaftlichen
Forschnngcn der der theologischen Fakul-
tät nicht ängehörigen Lehrer zu förvcrn
und dic Lehrfrciheit zu schützcn wissen
wcrde." — Wir haben diese Erklärung
nur mit lebhafter Freude iu Empfang
nehnieii könuen unb bezweifeln nicht, daß
die Großh. Rcgiernng dicse Ansicht anch
als feststchend betrachtet, wie unS-aus-
drücklich bcmerkt wird, daß sic mithin dic
Universität in keiner Weise für boeinträch-
tigthält,... allein die attgemeincn Grilndsätze
dcr Ordnung und Sitte bednrfon keiuer
ausdrücklichen Bestiinmung, sie sind überall
zn haudhaben und könneu wissenschaft-
Uchen Bestrebungen nicht lästig werden.
DieWissenschaft muß selbst in dem.Intcresse

ihrcr Wurde verlangen, daß ,„a,i cg
akademiichen Lehrcrn recht scharf da.,
nrhmen mvge, iind sie wird die Lebrsr>"
heit Nicht als verleyt ansehen, wcnn
gr.ffe und Gebässigkeitcn gegen bestche,^
Berechtigungcn, insbcsondcre der
— und zwar' sowohl der protestantischcn
als der katholischen - nach jc„c„ allqc'
mcin gültigen Grundsätzcn angcinesscn ge-
ahndet wcpden. . . (Forts. folgt.)

D e u t f ch l a n d.

Karlüruhe, 5. Jan. In dcr Con-
kordat - Com m i ssiö n der 2. Kammer
soll eine größcre Anzahl von Punktcn (man
neiint l2) hervorgehoben worben sei'n
welche ohne ständksche Zustiminnng nicht
ins Leben treten köiinen.

Karlsruhe, 6. Jan. Dic „Karltzr.
Zeitnng" thrilt das-Schrciben mit, welchcs
E. M. Arndt in Erwiederuiig der Vcr-
leihung dcs Kommandcurkreuzes des Zäh-
ringer-Löweii-Ordens an Seinc Köiiigliche
Hohelt dcn Großherzog gcrlchtet hat.
Dassclbe lautet:

„Erlauchlcstcr, Gnädigstcr Großherzog und Hcrr.
Eucr Königlichcn Hohcit habcn gcruht, cincn theurcn

gcschickc und auch dic Gcschickc nnsercü VatürlandcS
für daü Jahr 1860 so lcitcn und lcnkcn ivollc, jctzt
und rür aUc künftigc» Zahrhundcrtc, daß.Volk, Land

Mit dicscin Gcbct. niit dicscr grünen Hoffnnng schlicße

Ehrfurcht dankbarcr E. M. Arndt."

* Heidelberg, 6. Jan. Em in der
„A. Z." enthaltcncr ans dem Großher-
zogthnm Baden datirter Artikel bespricht
in ansführlichercr Weise die kirchlichcn
Zustände nnseres Landes, wovon wir ins-
besonderc das« hcrvorheben, was bezüglich
dcr abgeschlosscnen Konvention von größ-
tcm Einflnß anf das.gcsettschaftliche Leben
ist, nämlich die in dcm Konkordatc ent-
haltenen Besiimmnngen über das Eherecht.
Vor allen, heißt.es in jencm Artikel, ist
es dieses, wclches nur auf dcm Wege der
Gesetzgebung abgeändert werden kann; je-
dcr Eingriss in die bestehenden rechtsgül-
t.igen Bestiinmiingcn führt hier zn rechts-
loscr Willküc und bodenloser Verwirrimg.
Gleichwohl verfährt 'die katholische Partei
atter Orten im Grogherzogthnm bcrcits
so, als ob es kein staatliches Eherecht im
Landc mehr gebe, alö ob die kanonisch.eu
Ehegesetze aileinige Gültigkeit und Vex-
bindlichkeit hättcn. Die kath. Geistlichm
bkciben auch nach dem.Koilkordat staatsiche
Matrimonialbeamtr; kei'n evangel. Pfamr
darf eine Ehe, in welcher der ci'ne Theil
der kach. Kirche angehört, traucn, ohne
Dimissorialc des kath. Pfarrcrs. Nicht
iiur verweigeru die kacholifcheii Pfarrer.apf
höhcru Befehl gegeuwärtl'g den Evange«
 
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