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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0029

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HndMerger Tagblatt.

8.


Dienftag, IV. Iammr


Promemoria.

Di'e Lehrfrcihcic aii'der Universität
Frei'burg betreffeiid.

(Fortsctzliiig.)

Im Vcrlauf sagt daö Promeulvri'a wvrt-
li'ch weiter:

Die Ziisichcriiiig in dcr Schlüßnvte
würde alsv, welin iiur factivscn nnd ge-
hässigrn Angriffe» vvrgebciigt wcrden svllte,
nicht vvn Nvthen gewesen sei'ii. S>k h»t
aber anch eine ganz aiidere Bedrntiiiig
'iind es blei'bkn iinscre Bcsürchtiiiigcn wvhl
begrnndet, wcil — wic i'mmer di'e gegen-
wärti'gcn Organc der Grvßh. Negi'criing
davvn dcnken und wi'c i'mmerhin wi'r l'hncn
vcrtrancn mvgen — ,'hrer iinch gegcnüber
ausgesprvchenen Crklärung der Charakter
eiucr ci'n für allemal gülti'gen und iinver-
änderli'chcn Aiislegiing ni'cht bc'i'gelegt wer-
den kaiin. Jedcrzei't ja kamü dicse. in
kci'iicr Art bl'iidendc Äiislegiing aufgegebcn
und kanu der wahre Inhalt dcr Stelle
mi't mehr odcr weniger Fvlgerungcn an-
erkannt werden. Di'c jewcili'gcn Vcrhält-
nissk, dic Mahnnngeir der Kirchcngewalt,
dic persönlichcn Anschaiiiiugen dcr hau-
dclnden Organe auf bri'den Sci'tcii wer-
den darüber eiitschei'den. Wir glaubcn
ui'cht, daß cs die Kirchciigcwalt an Än-
fvrdernngeii fchlcn laffcn.wird, welchc mi't
der zur Zeit von der Staatsgcwalt be-
hai! ptctcn AusIegn » g nicht üb c r e in st imm en
werdcn. Cinc nnbcsangene Prüfung dcr
der Kirchcngewalt bcwilligkcn Fassimg der
betreffenden Stcllc läßt ja keinen Zweifel,
daß die vft gchvrte Forderiing hier ihren
Ansdrnck gesiinden hat, di'e Univcrsität
umzugestallcn und-di'esclbe drn Iutcresscn
der Kirchengewalt dieiisibgr zu machen.
Deuu so wird bcstimmt:

Wcnn der Herr Erzbischof findet, daß
ein Lehrer der Nniversität, welcher Faknl-
tät er angchvren mag, in seincii Lchrvvr-
trägcn mit dcr kathvlischen Glanbens-- und
Sittcnlchre in Widerstrcit geraihen ist, so
wird scincn hierwegen zu erhebenden Be-
schwcrdcn dic Großh.,Ncgicruiig jede thun-
li'chc Abhülfe gcwähren.

Nicht also dic Fvrmeu, jn wclchcn die
Lehrvvrträgc sich zu bewegcu habcu, svn-
dern der wiffcnschastliche Inhait dcr Vor-
träge selbst ist es, der cinschränkcnde Bc-
dl'ngnligcn crhaltcn svll. -De'ni Herrn Erz-
Lischof svll eine Kontrvle über die Vvr-
lesungcn an der Universität eingeräiimt

werdeu, uud der Grvßh. Reglcruiig wi'rd
zugcmnthec, dasür zu svrgcn, daß dic
Wisscnschaft, wv sic vvu Forderungcn dcr
katholi'scheii Glaubtiis- und Sittenlchre
b'erührt wird, denselbcu sich cvnformirc.

Wir kvnnen iinscrer Beurthciluilg nur
dl'csen unvcrhülltru Sinn dcr Worte zum
Grunde lcgen, und müssen darnach auö-
sprecheu, daß durch diesc Anvrdnung die
Lchrfrciheit lhalsächlich aufgchvbcn wird,
daß nicht Friede, nur Unfricde sich daraus
erzcugcn kann.. .

Es ist nicht zweifelhaft, daß die Kirche
bcgchrt hat, wäs sie liicht begehren konnte,
daß jhr gcwährt worden ist, was seiner
Natur nach ihr nicht gewährt werden
kountc.

Ebeii sv wcnig wie in cine besiimmte
Glaiibenslchre kann anch die Wiffcnschaft
i'n eine bestimmte Sittcnlehre eiiigeschlossen
werden. Dcr Name „kathvlische Siuen-
Ichrr" zeigl au, daß dicse sich als eine
besvndcre und alidcrcn Sitteiilehreu gcgcu-
über aiifstellk. Es qibt dcmnach Vcr-
schiedcnheikcu, vhne welchc ja auch die
nciie Anvrdnung kcinen Sinn habcn würde.
Auf welchcm Gebiete aber sollcu dicsc
Vrrschiedcnheitcn gcprüft uiid ausgegIichen
wcrden, wenn nicht auf dcm Gtbictc dcr
wissenschaftlicheii Erkcnntiiiß? Svll es
eiuc Aiisglcichung sci'ii, daß der LLissen-
schafc die einc Sittciilchre mit Alisschluß
vcr andern zur Vvrschrift gcmacht wird,
und daß sic, wclche überall hin zu dicncn
bestrebt ist, in dieser ei'nen Nichtung alleiii
zu dienen gezwiingcu wird?,Die Wissen-
schaft kcnilt eine rationale Sittcniehre;
vicle ihrcr Dl'sziplincn im Gcbicte der
Phi'Ivsvphie, dcr Iurisprudtiiz stehcn dazu
iu, engster'Beziehuiig,. ja dic ganzc Wcite
dcr Wissenschaft kst davvn durchdrungeii.
Werdc» nicht dic Lehrvvrträge, welchc vvn
dieser rativnaleii Si'ttenlehre auögehcn,
vder niir 'dicsclbc anrrkenneii, für iiiivcr-
cinbar mit der katbolischen Si'tteiilehre
aiigeschcn werden müsscn? Aus welchc»
Grüude» kvnntc es auf der wissenschaft-
licl'cn Seitc für erwicsen gclten 'müsscn,
daß es richtiger sei die ratioiialc Sitteii-
lehre der katholischen, als diesc jener z»
confvruil'rrn.? Odcr sicht sich ctwa die
kathvlische Siktenlehrc nicht für vcrschrcdcn
au? Warum dciin nilterscheidet sse ssch?

Sv alsv ist cs, daß di'e lliiivcrsskät in
Freiburg anders lchrcu svll, ;vls bi'e an-
dercu dcutscheu Universstäten, anders als

Heidclberg, dic Univcrsitüt dcffelbcu Lan-
dcs. Was dort wahr ist, kann uach Vor-
schrift derselben Staatsgewalt, welche diese
Wahrheit anerkcnnt und dvrt gelchrt wis-
seu will, i'n Freiburg nicht wahr sein dür-
sen. Dir Wahrheit selbst i'st zum Gcgen-
stande der Vcrhandliiiig zwischen pacis-
circndcii Gcwaltcn gemacht wvrdcu.. .

In Dczug auf unscrc Uiiiversität müsseii
wir insbesvilderc darauf hinwciscn, daß
in Fvlgc dcr iieucn Aiivrdiiling. sortan die
Svhnc, kathvli'schcr Familirii, Vvrab dcs
Oberlandcs und dcs Seekreiscs, welche
dvch dnrch Stipeiidien, durch dic Lvkalität
nnd andcres an dcn Besnch der Uiiiver-
sität Frciburg gcbundcn sind, in dcmselben
badischen Lande mit ciuem Mindermaß
wissenschaftlichcr Dildnng sich werden be-
gnügeii müssen, und minder güt vorbc-
reitct neben den Heidclberger Zvglliigcn
iu di'e Dcamteiisarricrc cintrcten werden.
Dic Svhiic prvtcssaiitischcr Fami'lien abe.r,
wicwvhl a.uch für Svlchc.Stipeiidi'en an
dcr Um'versität 'gcstiftct ssiid, werden, sv-
fern sic eine allgcmeine Bi'ldung zu cr-
haltcn wünschen, vvn dem Bcsnche der
Universität geradrzu äiisgcschlvssen. . .
(tzchlusi fölgl.)

D e »f t s ch l a »k d.

K Heidelbcr«r, 9. Jan. Sainstag den
7. d. M. feicrte hier im VercinSlokal
(Harmviii'e) der Gcwcrbverein fcin Stif-
tnngsfcst! Zuerst wurde ein Nechenschäfts-
bericht verlesen, dcm znr Fvlge das ver-
gangeiie Iahr nicht nnr grnügende, sön-
dern .srhr erfreuliche Nesiiltakc zeigte. —
Der Dvd hattc zwci Mikglicder hinweg-
gcrafft, indel,eii cinc Masse ncner anfgenom-
nicn wnrde, au dercn Spitze uiiscr thätiger
Oberbürgermeisser. Hcrr K r a u s m a n n
nnd Hcrr Hvfuieister stchen. Nach
dicsen geschäftli'chcn Verhaiidlungcn begann
ciiie gcsclli'ge miisikalische Abciidilntcrhal-
niug, wclchc dnrch aus bcn Gcwcrbestand
bezieheiide,gedlkgkiieSvrrrägcgewürztwar,
wvvvn wir bcsonderS, dcu cines großercn
Gewcrbtrcibeiiden hcrvvrheben, welchcr
cincm frühern gklchrtkii.Nedner, der zu
Ehreu des Geivcrbsta » des cdlc bchcrzi'gcnd e
Wvrte, sprach, aber dabei den Wunsch
außerte, daß der Gewerbtrcibende. sich
anch bestrcbeii solltc, bil l ig z» arhciten,
erwi'cderte, daß der Gcwerr'stand hanpt-
sächlich gut nnd sv ll'd zil arber'tcn hätte,
 
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