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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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M 8.


Mittwoch, ii. Jannar


186V

Promemoria.

Die Lehrfrclheic aii dcr Uiil'versität
Freiburg bctrcffend.

(Schluß.) .

Mit Brtrübniß müsseil wir es auö-
sprechen, daß die 'üeue Niiordnuug iiii-
zweifelhaft dic wcseiiilichcii Ncchte der
Wisscnschaft verlctzt, daß sie die — uach
des unvergeßlicheii K a r l Fried r i ch Wor-
teu — von der Wissenschaft unzertrenn-
liche Freihcit vernichtet, daß auch keinerlci
Auslcguiig, Mildernug, Verschleierung —
wie sie in der Prcsse inehrfach Vcrsucht
wordcn — derselbeii nur eineu Thcil ihrer
Gcfahr beiiehnien kann, daß sie soniit der
Fortführuug dcr Pflegc .dcr Wisseiischaft
in Frciburg eiue iiioralisch iiiiiiiöglichc Be-
diuguiig auferlegt. Mit dcr Durchfnhruug
wird sich sofort:die iniiere.Vkrküwnierung
der Univcrsität ciiileiteii; bald aber auch
der äußere Fortbcstand in Frage kounnen.
Welche schincrzliche Gefühle uns dabei
bcfallen mögcn — wir inüßtkii der Zrit
gcwärtig sein, wo nian niit zureichciiden
Gründen das Vcrhältniß der Ausgaben
für die zwcitc Laudcsuniversität zu ihrer
Leistuugsfähigkeit als Un.ivcrsität in eruste
Erwäguug zirhcu wird.

Es mvge uuu noch erlaubt seiii, auch
darauf hiuziiweiseii, iu welciie pcrsönlichr
Lage die bci dcr Uuivcrsität augcstcllteu j
Lehrer durch die ucue Aiiordniiug versctzt!
wcrden. Sie' habeu, und hatten sich i'sö-^
hcr als Vertrcter dcr Wisscnschaft auzii-
scheu, so wie diese sich iu uiisereiii Pater-
laudc und darüber hiugus durch gciuein-
sanie Arbcit uud Pflege entwickelt hat.
D,afür siud sie au die Uuiversitüt gcsetzt
wordcu, das ist cs und nichts auderes,
was sic Icistcn köuncii, es ist der vvn
ihueu crwähltc, ihiie» sich attciu eigncude
Lebcnsberuf. Vielc siud von andereii Uni-
versitätcu uach Freiburg berilfen worden.
Eö gcschah uutcr der sich von selbst vcr-
stehciideii Bedinguiig, daß sie ihrem Be-
rufe getreu, hier also lehrc» solltcn, wic
sic bis dahin auderwärts. grthau hatten,
uud sic sind c,ben dazu durch die Brrufiiiig
bcrechtigt wis verpflichtet wordru. Keincr
gewiß würdc gckoninicn scin untcr dcr
Bcdiuguiig,, daß er hier soforst ,odkp,' späte-r
scine Ueberzcuguiigcu aufgebeu oder vcr-
bergcn, scin erworbenes Wisseu uud Er-
kcniien verlcugnen oder irgeud, einer dic
Freiheit dessclbcn einrngenden Vorschrift

unterordncn sotte. Keiuer würde es niit
der Ehre der Wissenschaft vcreinbar ge-
haltcn haben, uuter solcher Bcdingung eine
Berufung anzulichinen, nnter eincr Be-
dingnng, wie sie nun hiiikemiach ihrer
Thätigkeit auferlegt wcrdcu soll. Läßt
sich wirklich füglich von ihnen begehre»,
daß sic um des angeblichen Friedeus wil-
lcn nun auders denkeu solleu. Sic kvn-
ucii cs uicht. Die Lchrer der Hochschule
verniögen nicht zii sagen, wie sic ihre
Unterwerfung unter dic neue Anordnung
und Treiie ihrcr Gosiuuung mud Ueber-
zouguug -vcreiiiigeii solleii. Sie köniieu
auch als Pflcgcr der deutscheu Wiffeiischgft
die Aufgabe ihrer Thätigkeit nicht als auf
das badischc Land beschräukr bctrachteu.
So wie an feder Univcrsität Dcutsche
atler Lande studiren köiuien, so gchöreu
auch ihre Lchrer dein ganzen Vaterlande
an, und sie si»d cs dein Gaiizen der
Wissenschaft, dem ganzcn Vaterlaude schul-
dig, ein Geschick init alleu Kräfrcn abzu-
wehreiu, wclchcs die Rcchte der Wissru-
schaft treffen soll. Denn wo ininirr diesc
vcrletzt wird, da wird sie in ihrer Attgc-
inciiiheit'verlrtzr. So laiige dcinnach die
Professvren Freiburgs auf ihren Lehr-
kauzelu sich bcfindeu, so lauge niüsseu sie
iü uiivrrändrrtcr Weise den Wiffeiischasken
und deren Anforderuiigen oblicge» köiineu.
Sie wvtten die Beweggründe, welche die
ncue Auordnuiig hervorgerufe» habeu, ihrer
Kritik nicht untcrzieheii, aber sie könneir
deßhalb nicht anders, als iu der rechten
Weise lehren.

Es isi schließlich darauf aufnierksani zu
niachcn, daß keiu kleincr Thcil der Lehrcr
der Uuiversität deni protestaiitischen Be-
kcniitiiisse angehört. Die katholische Glan-
benslehre ist dicsen einc ebeiiso irrige, wie
die cvaiigelischc es deu Katholikeu — bei-
spielsweise auch dcn in Heidxlbcrg unan-
gesochten lehrriiden katholischen Profes-
soreu — ist. Bei ihncu trifft es dvppclt
zu, daß von ihueii begehrt wird, sich zu
verläugiicn;, sie sotten uicht nur, wic Atte,
ihr Wisscu uud Erkenncii, sie sottcn aucb
ihreu Glauben sclbst vcrläugneu. Dcuii
es inöchte wohl schwer seiu, nachzuwciseii,
wie ihr gesetzliches Nccht ihren Glaubeii
zu bekeuiicu uiid'zu bcthätigen, daiiiit l-c-
stchen könue, daß sie auf wisseuschaftlichein
Gcbicte nnr in Ucbkreiustiiiiliiuiig »"t eiuer
fremdcn Glaubcnslehrc sich sottcu bewegeu
dürfcu.

Dics sind die Gründe, aus welchen di'e
Universität sich verpflichtet fühlcn muß,
attc gesetzkicheu Mittel anzuwcuden, um
von der niit freier Fortcntwickliiug der
Wissciischaft iii schnridcndeiii Widcrspruch
stchenden, daher ihreu rrchtlichcn Vestand
bedroheiiden Anvrdniing befreit zu bleiben.
Wir häbcu uns in dicseui Proinemoria
auf die Benrthcilung der bcabsichtigten
Anordnung voin wissenschaftlichrn Stand-
puukte beschränkt, uud Uicht zugleich die
Frage crörteru wöllcu, iiiwiefcru durch
dicsclbc die nach dor Vcrsassuug nnd dem
Staatsdieneredikt den Mitglicdern der Uni-
versität zustehendcn Rechte gekräukt wcr-
dcn nivgcii, uiid u'nwiefcrn dadnrch , datz
nach Ärt. 8, 9 und ü l ver Konventivn
der theologischeii Fäkultät eiu nur moch
provisorischcr Charakter verbleibt, dcr.seit-
herige vierlniiiddrljähri'ge, durch die Ver-
fassung garantidtic Bestand dcr Uni'vorfität
selbst als isolchcv zerstört wird.

!

D

t sch l a n d.

K.rrlsruhe, 9. Jan. Daö hente er-
schieneiic NegicrungSblatt Nr. 1 enthält:

I. Uiiuiittclbare allcrhLchstc EntschlilßUngcn Sr.
Könlgl. Hohcit dcS Grvßhcrzogü. ' I) OrdcnS--
vcrlcihungcn. Se. Kvnjgl. Hohcit dcr Großhcrzog
habcn Sich gnädigst bcivogcn gcsundcii: dcw Gch.
LcgalionSrath Kühlrnthal und dcm Dircktor ZlMmcr
daS Kommandciirkrcuz, dcm Obcrpostrath Ebcrlin daS
! Eichcnlanb zu dcm bcrcitS innchabcndcn Nittcrkrcnz,
j dcn Obcrpostmcistcrn Fischcr in Badcn, Widmanu in
j .irailüruhc und Bosch in Frclburg, dcui Hosgcrichtü-Rath
Waidclc In Frciburg, dcm HofgcrichlS-Rath Buiffon
zn Brnchsal, dcm HofgcrichlS-Natb und L-kaatSanwalt
Haager zu Konstanz, dcm HofgcrichtS-Rath und StaalS-
anwalt Haaß zu Bruchsal, dcm kais. französtschcn Lc-
gatioiiSsckrclär v. Bonrqncncy, dcm Bahnhof-Norstand
dcr ttrailzösischcn Ostbahn, CharlcS Ccllicr zu PariS,
dcm. Profcssor l)r. Grmicrt tn GrcifSmald daö R!t-<
tcrlrcuz dcS Ordcnö vom Zähdtngcr Löwcn, nnd dcm
Gcb. Bcrgralh Profcssor I>r. Nöggcralh in Bonn daS
Nitlcrlrcüz dcffclbcn Ordcnö mit'Eichcnlaub zu vcr-
lclhe». Sctnc Köntgl.'Hohdii dcr Großhcrzog
habcn Sich gnädigst bcwogc» gcfiindcn. nachstehciiddn
Pcrsoncii^ dcii^Oidci^ voiu^Zä vc»

KcUcr, Franz, GarnisvnSlvmuiandant i» Konstanz,
niid dcm Obcrstlicntcnant Kcllcr, Fricdrich. Chcf dcS
Gcncralstäbö; II. daö Eichcnlanb zum bcrcitS innc-
Habcndcn Nlttcrkrcnz: dcm Obrrstlieutcnant Dclormc,
Kominandanl dcS -t: JnfanIcrinicrcgimcnIS Prlnz Wil«
hclm^ dcm-Obcrsilicntcnant m Bcust, Kommandant
dcö (1.) Lcib-Dragoncrrcglmcntö, dcm Obcrstlteutc»
nant v. Ncnbroim, Kommandant dcS 2. Znfantcric-
rcglmcnIS Prlnz v. Prcußcn, dcni Obcrstlicutcnant
Kcllcr, Advlph, Kommandant dcS't. Fn>>licrbataillonS,
 
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