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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0047

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wlchtkgen Gründe, die mkch veranlaßten,
so schncll Frieden zu machen, die Besorg-
iikß zählen, dke Nevolutkon immer g'-ößere
Vcrhältnifsc annehincn zu sehen. Dke Ahat-
sachen habeu eine nncrbittlkche Logkk. Trotz
mciner Hingebuiig sür den heiligen Stuhl,
konnte ich einer gewiffcn solidäri'schen Ver-'
binduilg mit dcr nationalen Bcwcgung','
welche dcr Kamps gcgcn Oesterreich her-
vorri'ef, nicht entgeheu. Nach 'geschlosse-
nem Fricden schlug ich dem Pgpst zur
Pazi'fikation dcr Romagna administrative
Trennnng derselben uiid Eriicnnung eiues
Gouverneurs po.r. Der Congrcß ist im
Begriff zusainmen zu treten. Die Mächte
werden die unzwcifelhästen Rechte des
heiligen Stuhlcs auf die Lcgationen nicht
verktiincn köiinen. Nichtsdestoweniger ist
es wahrscheiulich. daß sic nicht werven
zur Gcwalt zurückgreifen wollcn, um sie
zu unterwerfen. "Dann es wäre dann
nothwendig, lange Zcit die Legätionen
mili'täi-l'fch zu Lesctzen. ^ie Okknpatiön
würde'dem Haß des italienischczi Volkcs
fortwährende Nahrung gebeii, wic anch
dcr Eifersncht der Größmächte. Das hieße
'den Zustand der. Gereiztheit, des Mißbe-
hagctts und der ' Furcht vcrcwigen, . und
was daiin thun? Nach crnsthafter Prü-
fungdcr.Schwicrigkeiten verschl'cdeiicrKom-
binationeii sa'ge ich mit Bcdaucrn, den'Jn-
teresscn des hcil. Stuhles wsirc es am
angcmesscnsten, die revoltirten Provinzen
zum Opfer zu bringen. Wcnn der/Papst
für die Nuhe Europas auf seine Prö-
vinzcn verzichten würde, die ihm seit 50
Jahren Verlegenheiten bereiten, wenn er
Garantic fnr dcn Besitz des Restes M
langte, so zweisie ich nicht air dcr.un-
mittelbaren Nückkehr dcr Ordnung. Dann
würde dcr heilige Vater Italien einen be-
lohncnden Frieden während langcr Jahre
sichcrn, nnd de)n heil. /.Stuhl den fried-
li'chcn Besitz' des Kirchenstaates. Eure
Hci'ligkeit wlrdr-sich, ich schlneichle niir mit:
dem Glauben, über Ä'e Utzftzh'te','..ös^ inHi
beseelcn, nicht Lrren. Sie .MMn Ae
Schwierigkeit meiner Lagc begrcifen und
liiit Wohlwollen dic Offcnheit meiliev
Sprache äuslegen, indem Sie. sich criiinern
an.all das, was ich für dic katholischc
Neligion und ihr erhäbencs Oberhaupt
gethan häbe. Jch habe ohnr Rückhält
allen mcinen Getzagscn Ansdruck gegeben.
Jch habe es vor>demiCoiigrcß für iiiier-
läßlich gchaltcn. Aber -ich bittc EnorHei-
lißkeit, was auch Jhrc Eiitschci'Viing seiii
möge, zu glanben, daß diesclbe nichts in
der Art der Haltung ändern wird, welchc
ich imnier in Hinsicht auf Sie bcobachtel
habc.

Pa.ris.' Die Ursache von dem Nück-
tritt Walwetzki's ift jeht klar. Einige aus
guter Quelle fließende Einzelheiten über
den Vofgang selbst dürfteu nicht uninteres-
. sant sein. Uninlttclbar nach dem Er-
schcinen der Broschüre hatte sich der

päpstliche Nuntius an das Ministerium
des Auswärtigen mit der Bitte um Anf-
klärung übcr den Ursprnng und die Be-
veutung dieses Schriftchens gewandt.
Graf Walewski erklärte sofort, die Bro-
schüre habe weder eineil officiellen noch
einen officiysen Chazakter und. äutzere iii!
nichts die zwischen Päris nild Noin,be-'
stehcndeu Beziehungcn. Glcichzcitig er-
hielt auch 'Hr. v'. Graniinoitt' dte Wei-
siiifg, aiis de'lii M.inistez'inin des Auswär-
tig'en, sich in 'gleichlatttender Weisc
dcm Cardiiial Antönelli gegciiüb'cr äus-
zusprechen und iieiifelben wiedcrholt zuni
Erscheinen auf. dem Congresse einzuladeil,
indem -Fränkreich kein'er ' der von ihm,
dem'Minister,! fvüher 'gemachtcn Versp.re-
chnngen nntreu sein wcrde. Eärdinal'
Antoiiclli,'tzc.r .äUn'..Vie,sezi 'Wortcn. wenig.
Zutrauen zn . schenken schieii, vcrlangte
ekne schriftliche Zusicherung. Herr von
Grainmont wandte stch an Graf Walewski
der dioses Mal Bcdcnkcn trug, dem
Wllnschc des Cardinals zn willfahren,
abcr däfür den Generäl Gop.on erinflch-
tigte, dicselbeii vertränlichen Mitthellun-
gcn 'bem Papstc Md chettl.Mapdinal rzu!
wioderholen unv ,selbst noch stärkcr-ck)er-f
v'orzuhebeii. Von allem dcm wußte'der
Kaiser nichts, bis ihin Niemand anders
als Lorv Pälmerst'on'davon Kenntniß gab.
Er vcrlangte von Graf Walewski un-
verzügliche VorlageHer mit Hrn. v.
Grainmont gcpflogenen offickellen Corre-,
spoiidenzi Graf Walewski wur.de un-
wohl und Mickte sic in die Tnilerieen,
austatt sie sclbst hinz.ubrkngen.

S ch w e i z.

Zürich, 10. Jan. Gestern starb im
62i Iahre dcr bekannte politisch-militä-
rische Schrifcstellcr Wilhelm Schulz-
Bodmer.

Bern, 11. Ian. Die Bischöse der
Schweiz habcn ciile Kollcktivpetktion' än
die Buiitzosver,saniuiluiig ,gerichtct, und
zwar geg'eii diäLostrenn.uiig Tessiiis von
dcr Bislhümcrii dcr Lombardei.

I t a l i e n.

Rom, 7. Jan. Der Papst scheint
zum Acußersteii entschlossen. Nach einem
Telegramm des „Globc" rief der Papst,
peiiilich ^gestiinmt, durch'dieNachricht von
Walewski's Entlassung, nach ZeIebrirnng
des UöttesdiW.es' von Epiphaniä, dic
hanpcfächlichen Mitglieder deö Kardinal-
kollcgiums zusamilicn, ,und erklärtc, „er
werdc nic dcm Bcruf untreu werdcn, dcn
Gotl ihm gegcben, und lieber glcich scincm
Vo.rgän ger Pius VII- tzas Eril und
Martprium ertragen/-'

Turin. ,Senator Callegno ttnd der
Äbgeordncte Coiite Caps vcröffcntli'chten
Erklärimgen zn Gnnsteii des Papstech der
AbgeordnctcBosta dellaiTorre und Mar-
chese Brigiiole Sale werdcn Schriften in

gleichcm Sknne herausgeben; auch wkrd
von hier aus ekne Ergebenheitsadresse
näch Nöm abgehen.

Florenz. Änfangs Jan. Maii schreibt
der ,,N. Münch. Ztg.": Wir crfahrcn
so eben, daß am Neujahrstage Vormit-
tags cin ssapnzin,er in Florenz von der
Kailzel herab in Gegenwart Boncompag-
nk's, 'Ricäsöli's nnd des gesgmmteil Be-
amtcnstandcs die florcntinische Ncgierung
Ir' dix' schlechteste in (Lnröpä erstä'rte iijld
ihr Vorwürfe äuf Vörwürfe. inachte, zur
größtcn Üeherraschlliig ,dcr Äiiw.csenden,
die jcdoch die Predigt nicht zn. uitterbre-
cheii wägten.

8 Heidelberq, 8» Jan. Noch immer
beschäft'igt tzi'c Streitstäg'e 'wegcn des Stein-
.kohlcnbrailtzes, zd

zwar init vollem Recht; denn bei .dcr
Thenerung dcs Holzes wäre ein Verbot
des Steinkohltnbraildcs ein Todesstoß für
die in unserer Stadt noch in Iiigendblüthe
liegende Jndnstrie. — So viel wir er-
fahren, werden die Gewerbcvereine des
Landcs in diescr Bczichnng bci dcn Be-
hörden .Schritte' thnn; denn wflrum sollte
es hi'er im Lande erlaubt und dort. ver-
botcn scin? — Es ist von Männern der
Technik u.nd Missiiilschäst erwiesen, baß der
Stcinkohleilrauch nichtsävenkger als der Ge-
snndheit fchädlich ist ; denn durch statistische
Bclcgc ist nntcr Andercm nach.gewi'esen, daß
in L o il d o n, über dem .doch stets ganze
Wolken von Stcinkohlen fchwcben, ver-
hältiil'ßmäßig inchrMcnschen das mittlere
Mcnschciialtcr erreicheil, als kn dcn gnek-
sten. .anderu grLßcu-Städten Delltschlands.
wo kcinc Steinkohlen gebrannt werden.
Es ist also m'cht nur für unsere Stadt^
sondern für das ganze Land von höchstem
Interesse, daß dcr Steinkohlenbrand nicht
nntcrsagt wird; deiin wir glaubcn m'cht^
tzaß ein solchcs Verbot nur auf einzelne
Thcile des Laiides eine Aiiweildnilg haben
könntc.

Mittlere Frucbtprcisc.

Bonndorf, 5. Jan. Kcymi 12 fl, .10 kr., Habcr
5 fl.

Brnchsal, 7. Jan. Kcrncii 13 fl. 54 lr., Gcrste
8 st. 48 kr.

Endliigen. 9. Dcz. Wclzcn 14, ff. 20 kr., Halb-
ivcizcn lO fl. 30 kr., Roggcn 8 fl.. ,G-rstc> 8 fi.,
Halicr 5 fl. 50 kr., Wclschkorn 8 fl- 50 lr.

Offcnbura, 7. Iaill SL-izcn' 14 fl., HalbÄeizcn 10 fi.'
30 kitz, Korn 9 fi. 10 -kr. , Häber 5 fl. 19 kr.,
Gcrstc 9 fl-, Wclschkprn 10 fl. 30 kr. ' '

Pforzheiiii, 7. Jan. Kcrucn 13 fl. 58 kr., Gcrstc
8 fl., Wclschkorn 14 st., Haber 4 flfl 40 kr., Erbscn
und Liiiscu 20 fl,

Alü Geschcnk fürS Wakscnhauü soi, Hr». J. St'
2 fl-, wofür dankt

S c c b c r g c r-

Local - Correspondenz.

-f Heidelb'crg:'. Hcrrcndicncr 'Jo^qnii AiidrcaS
von htcr iviirdc ivcgeii GemüthSschwäche ciitniündigt.
Dcsscn Ehcftau ivurdc als scinc Vorüiünderin hc-
stätigt.
 
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