Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Destlimmlngen fnr ftl'il Land und für ftl'nc
Nachkoimncn, und woil dcr Staatsvcrdcrb-
ll'chkci't 'dcs ,'in Koukordat durchgcführteu
cntgegengefchtcil <L>pstcms init cincr so
merkwürdl'gcil fel'erll'chen Sankti'oii für
ewi'gc Zciteii befestl'gen wolltc.

Es wi'rv jcncs Rcsultat auch bestätl'gt
durch-di'c el'nzellien Bcstl'ininnngcn und dcu
ganzen Geist nnserer Verfassungsurkundc.

So wcrel'iii'gen di'e §§ 3 uud 5 dersclbcn
absolut allc Hohci'lsrechtc als iiuthel'lbar
uud unveräußcrllch i'n dcin Großhcrzog,

' uüd lasseu lcdigli'ch die laudcsverfässnngö-
mäßigeu Beschränkungcn rückstchtlich der
ÄnSübuug durch die Mitwirkuug dcr po-
litischeu Orgauc der Landstandc uud der
vom Fürstcn ernannten Staatsdiener zu.
Sie gestatten ebenso, wie Karl FricdrichS
kirchliche Staatsvcrfassuug und das gründ-
liche ckauonische Rccht dcr Katholikeu vvu
dein berühinten Sauter(s 813l ff. 8 14-1 ff.)
auch nicht ciue ciuzigc der vielcu i,n Kou-
kordat enthaltcneu Beschräukungcn deö
vollen Hoheitsrcchts der landesherrlicheu
Genehinigung nnd dcs Schutzcs in Be-
ziehung auf älle Handlungen uud Eiu-
richtungen der Kirchcnbchörden (vcs volleu
allgemeinen Placetuins uud V.eem sus nb
alrusu). Sie gcstatten vollends keinc sol-
chen Beschräukungen dnrch unwider-
rufl'iche vcrtrags inäßige Abtre-
tungen für alle Zeiten. Solchc
Uebertragungen nkcht etwa durch' stets
vcränderlkchc fürstliche Verordnung oder
landeögcsctzliche Bcstiininuugcn, sondcru
durch lliiwiderrusticheu Vertrag, gleichvicl,
ob dersclbe eiuein ausivärtigcn Souvcrän
oder einein Uiitcrthau Rechtc rückstchtlich
der inuern Staatsvcrhältiiisse einräuint,
beschräukt und hcinint uicht blos das lau-
desherrlichc nnd ständifche Gcscszgcbungs-
recht für alle Zeiteu, sonderu begründet
an flch schon staatsrechtlichc Scrvituteu
nud Veräußeruiigen >'n Beziehung auf das
Hoheitsrecht, eiue Ärt freindcr Mitregic-
rung, also eiue llilstreitig höchst bedenklichc
Verfassungsäudcrung.

So verbülgcu feruer die 88 5, 7, 9
und 18 dcr Verfassung das Hcl'ligthuin
ides innern Friedcns in geinischtcn Staaten
durch die v öllige N echlsgI ei chh ei t
der christlicheu Ncligionsthcile in Beziehung
auf allc politischen odcr voin Staate'aus-
gchendcu und auf dcu Staatsschntz stch
beziehenden Rechtc, sowie auch iu Bc-
ziehung auf die Znlassung zu Staats- uud
Kircheuälnteru. Verfassungsänderungcu
oder miudesteus höchft bedenkliche autheu-
tl'sche Auslcgung dcr Verfassung (s. 8 65
dcr Verf.) begründet also jede durch das
Konkordat neu erthcilte privilegirte Stel-
lung sur die Katholiken. E6 begrundet
sie naincntlich auch dic neue Ausschlicßnug
der Protestantcn von viclen Schulanstalteu.

'So stellcn fcrucr die 88 7, 13 u. 18
idie glciche Gewissensfreiheit uud die glciche
persönliche Freiheit aller Badener „auf

glcichc Weise" unter laudesvcrfassuugsinä-
ßigcn Schuh. Es 'crfcheineii alsoauch iu die-
seu Bcziehuilgkn als Vcrfassuugsäudcruu-
geu Dicjenigcn nc.ueu Bestiiilmuugen, wclche
gegcu vas bisherige Mcht, naineutlich
gegeu die Kirchenstaatsvcrfassuiig Gei'st-
lichcn uud Laien dvn staatlichcu Schuh
(staatliche Bestätigung uud dcn Rckurs
nd adusli) iu Beziehilng auf kirchlichc
Strafcn eutzieheu, den Sänitz gcgeu Stra-
fcu, welchc uaincntlich in langer Kcrker-
hllft uud Erkoininuiiikatioiien bestvhen
köuuen. (Schluß folgt.)

^ Heidelberg, 14. Iau. Bei der
Audicnz, wclchc eiuigc hicstge Bürger ge-
legeutlich der Ueberreichung dcr Avressc iu
dcr Koukordatsfrage bci Sr. Köu. Hohcit
dem G r o ßh crz og e hatteu, nahincn die-
sclbcu dic für dcu Eiftnbahnbau hochst
wichtigc Nachricht init nach Hause, daß
nach der allerhöchsten Vcrstcherung die Eiscu-
bahn-Rhcinbrücke bei Maniihciin als einc
Nothwendigkcit sich hcraus.stcllc, uud dic
Aüsführuug so gut wic bcschlossen sci. —
Dadurch werde stch zugleich der weitere
Auschluß der Odenwälbcr Eiftnbahn an
das Königikel'ch Bapern als eine Förde-
ruug der Vcrkehrsverhältiiissc crgebcn, uud
es sci zu erwarteii, daß dic ferucren Un-
tcrhaudlungcu »u't diescr Kroue zu ekneni
gcdeihlichen Resultate führen.

Heidelberg, 14. Jan. Die iu un-
sereui gestrigen Blattc vom 12. d. M.
eiithaltene Nachricht, wprnach dcr erstc Er-
propriatiousprozcß bcreits cutschiedcu
sci, bcdarf eiuer Berichtignug, iudcm ein
gerichtliches Urthcil bis jctzt ui'cht ergau-
gcu ist, souderu nur das Rcsustat der
Abschätzung bis jetzt vorliegt.

Aus Baden- Dcr evang. Geniciude
in Säckiugcu wurdeu zu Weihnachteu durch
dcu Obcrkirchcurath 1000 fl. zuin Bauc
ciucs Betsaalcs uud 100 si. zur Bestrei-
tuug kirchlicher Bedürfnissc aus deu Mit-
teln zugewicscu, welche aui Rcforinatious-
festt für die Diäsporageineiuden gesainnielt
wurden.

Die Koininisstou der 2. Kammcr, bc-
züglich der prov. Adelsgesetze, hat den
Abg. Lamcp zum Bcrichtcrstattcr gewählt.

Freiburg, 12. Ian. Die heutige
Vcrsammllrng des Großcn Bürgcraus-
schusses zur Beschlllßfaffung über die Frage,
ob au Se. Köuigl. Hvh. den Großherzog
einc Adrcsse in der Univcrsttätssache zu
richteu sei, hat nach der „Frbgr. Ztg." in
crustcr, würdevollcr Haltung stattgefuuden.
Hr. Biirgerineister Fauler verlaö den
Entwurf der Avreffe. Ein Mitglied stcllte
den Antrag, von jcder Diökussiou Umgang
zu nehmcn, weil man voraussetzcn dürfe,
daß alle Auweftudcn stch durch die öffent-
lichc Besprcchung diescr Augelcgcnhcit ,'n
deu Tagesblättern uud i'u Privatzirkeln
bereits cine Ansicht gebildet haben wcrdeu.
Hr. Hofrath Schwörer vcrlangte da-
gegen eine freie Diskusston, welcher Ge-

gkuantrag ^ebcnfalls Uiitersti.tzung fa.,d
Nachdem Hr. Hofrath Schwörer ftiueii
Vortrag mkt ciuem Gcgenautrag schloi,
der jcdoch keiue Uutrrstützung crhielt, w,irde
zur Abstunmung gcschrittcu, uud erklärtcn
sich 70 «t.mmcu für vcu Autrag des Ge-
meiudcraths, uud uur einc (jeue vcs Hof-
raths, Schwörcr) dagcgcn.

Aus Thüringen'I 4. Jan. Zwischcn
dcn Rcgierungen vou Sachscn-Mciiiiiigen
uud Schwarzburg-Nudolstadt ist „uii eben-
falls ciuc Vereiniguug der beibcii Länder
zu eiuem cinzigen Gcwcrbsgebiet auge-
bahnt, in dcrselbeu Wcisc, wie zwkschcn
Mc.'uiugeu uud Koburg, so daß Gcwcrb-
treibeude gegenftitig dic ihuen zustehenden
gcwerblichen Arbeitcn anuchmen uud aus-
führeu dürfeu.

Berlin. Vier preußische Offiziere,
v. Göbe, v. Sandrar, Graf Kanitz und
v. Schreckenstcin, - habeu die Erlaubniß
erhalten, stch dcr spanischen Erpedition
gegcn Marokko anzuschließen und wcrden
stch ft'n Kurzcm in das Hanpt-Qnartier
dcs Marschalls O'Dounel begeben.

Berlin, 11. Jau. Dic neucste Wcn-
duug der Koiigreß-Angelegenheit beweist
zur Geuüge, daß Frankrcich uud England
gegcnwärtig die cinzigcu europäischen Groß-
mächte stnd, von deren Eiustimmigkeit die
Ordnung der europäkschen Verhältuissc ab-
hängt uud welche über die wichtigsten Fra-
gcu eutschcidcn, ohne die drci anderen
Mächte, im Fall diese uicht ja sagen woll-
ten, weiter zu iukoinmodiren. Dies ist in
dcr That ein erschreckeudes Zeichen für
die Zustände der europäischen Völker und
Staatcn, leider jedoch durchaus der Lage
cutsprcchend. Nußland sowohl wie Oester-
reich ist dcrartig geschwächt, daß entschlos-
sener Widcrstaud vou beiden nicht geleistei
werdeu kanu. Wachsendc Geldnoth und
inuere Vcrwirrnug machen beide uufähig
zu' cincm äuswärtigen Kriege. Prcußen
aber ist in Wahrheit so liubedeuteud, uin
dem westmächtlichcu Willeu Widcrstaud zn
leistcn, daß cs nicht einmal von der eng-
lisch-fraiizöstfchcn Pressc iu Betracht gc-
zogeu wird. OhncDcutschland kaun Preußen
kcii! starkes Gewicht iu die Wagschale^ der.
curopäischen Schicksale werfeu. Eiue nähere
Verciniguug Preußcus mit Oesterreich und
Nußland wird besondcrs von der „Kreuz-
zeituug" empfohlen; allein diese beiden
Mächtc iu ihrer gegenwärtigen Lage wür-
deii bei jedem Rheinangrifs Deutschlands
von keiner großenWirksamkeit sein. Oester-
reich hätte jcdenfalls auderswo genng zu
thun, und Nußland kauu nicht 100,000
Mann bis an ben Rhcin bringeu. Die
Last des Rhcinkrieges würde daher fast
gauz auf Preußen allein fttllen, znid dcssen
wahrhafte Hülfe kann nur Deutschland
selbst seiu.

Berlin, 12. Jan. Das Herrcnhaus
hat in seiner heutigen erstcn Sitzuug den
Prknzen Hohenlohe-Jngelstngen zuin Prä-
 
Annotationen