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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0054

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kci't der szeistlichcn und wcltlichcn'Beam-
ten, der Pfarrcr, Lehrer, Schlttinspektoren,
/a sclbst der Direktorcn, deö Oberschnl-
rathö, wic der Verwaltung dcs Kirchen-
vennögens, nnd endlich aüch der theolo-
gischcn nnd nicht theologischcn Universt-
tätsprofessoren mit eben so vielen Minde-
rnngen nnd Beschränkiiiigen der Staats-
hoheit nene Rechte ciiiränmen. Ebenso
fcrner die Bestiinninngen, wclche die Fort-
daner der Universitätsbildnng, dieser se-
gcnsreichcn Gruiidlage nnsercr dcntschen
Knltnr, dieser wichtigen Fördcrnng des
konfcssionellen Friedeiis, fnr die Geistlichcn
iind gcistll'chen Bcainten deS Fnrsten, von
dein Belieben des Erzbischofs abhängig
inachen.

Mehrere dieser Bestl'iiiinniigen greifen
aber auch schr folgenreich ein in die »n-
inittelbar durch die Verfaffnng § 20, 2l,
3l verbnrgten nnd dcm landständischeii
Schntz ilntcrstelltc Erhaltnng dcr Wnrde
nnd Selbstständigkeit der znglcich znr Lan-
dcsrcpräsentatl'on bernfencn Landesnniver-
sitätei! nnd der staatlichen Handhabnng
der Verwaltnng dcs Kirchen- nnd Stif-
tniigsvcrnlögens. Nnr verfaffnngsinästig
dnrfen hier bedcntendc nene Aeiibcrnngcn
eingeführt werdcn.

'Selbst solchc Einrichtnngeii, welche die
Regl'ernng in der Zcwöhnlichen Weise iin
Völlziehnngs- nnd Verordiiiingswcge än-
dern kann, bedürfen bei der Ücberlaffnng
an Prl'vatpcrsoiicn odcr gar an answär-
tige Berechtigte dcr ständischen Mitwir-
knng. Unsere hohc Negiernng hat stets
bci unglcich wcniger bedentenden Ver-
fnguiigcn siber Hoheitsrcchtc dic Rändischc
Zustl'miittlng als nothwendig aiicrkannt, so
in Bezichnng.allf die patriiilonialen Ncchte
dcr Grnnd- nnd Standeshcrren, so bei
dcin Verträge mit Bayern iibcr bic Spon-
hcini'schen Erbrcchlc, i'o bfi dcni wnrttcin-
bcrgischcn Bahnhofc in Brnchsal, ebenso
bci dein nach dcni Zollvcrein blpö auf be-
stiuinttr Zeit gcincinschafilich init ailbern
Regieruiigen ansziinbenden Zollrcchten.

So wird dcn» sichcrlich anch bci dcni
in allc gcscylichci, und svzialcn Verhälr-
iii'sse so tics und bcdcnklich eingreifciidcn
Konkordat dic Kammcr das^ Hciligthnni
nnscrcs VersaffnngSrechts bewahrcn nnd
cbcnsognt die verfassungsmäßigc Mitwir-
knng geltcnd machen, wie bci den dentschcn
Konkordatcn die^ dcutschcn Ncichsstände,
und wic bci den französischcn Kdnkordaten
die fraiizvsischcn, so naineittlich noch nntcr
dem gcwaltigeii Napöleon nnd nnter'Lnd-
wig XVl'.k., wclchcr Lehtcre scin l3l7
abgeschloffenes Konkordat, als in dcr De-
putirtenkammer die Mchrheit dagegen war,
znrnckzvg. und nnvollzogcn lieff.

Würdc also auch unser Konkordat nach
dcr Entsteh iiilg, nach der Fo rm nnd
nach dem Jnhalt völlig nnbedenklich cr-
schcincn, so mnßtc doch schon znr Be-
wahrniig iinseres Verfassnngsrechtes dic

Gnltigkeit dcr Berfaffniigsäiidcrnug durch

zwei Drittheilc dcr Stimmen in jeder
Kammcr begrnndct werden.

Um wie viel mchr aber dnrfen wir nun
hoffcn, die hohc Kämmcr werde dcm Kon-
korvat diese Znstimmung vcrsagcn, da in
scder Bczichung so großc Bedenklichkciten
dcmselbcn c n tg eg cn stchc».

Schr bcdenklich allerdings mnßtcn schon
nach ihrer Entstehnng dicse ncncn anßer-
ordentlichcn, der Hicrarchie gemachtcn,
Konzessivncn erscheincn. Das bekannte
faktischc Vorgchcn gcgen dic Rcgiernng
nnd dic bcstchende Ördnnng, womit inan
diese Konzcssioiicii vcrlangtc, kann es sich
dcnn nnn nicht doppclt leicht gcltend
machcn in dcn niivermeidlichcn Strcitig-
kcitcn übcr ihrc zweidcntige Faffnng? Dic
Erinnernng aber an den großen dentschcn
Staat, wclchcr unter dem Einfluß dcr
reaktionärcn Zeitströmnng mit einem Kon-
kordatsabschlnffc voranging, nnd dic Fol-
gen dieses Konkordats, dicse Eriiinernng
crwcckt anch bei ilnscrem Konkordate große
Bedenklichkcitcn.

Gänzlich dcr weisen Erwägung dcr
Kammcr nberlaffen wir die nns nberall
nnglücklich schciiiendc Form dieser Urkunde,
welche inöbesondcre der Würde des Son-
veräns nicht zu cntsprechen nnd welchc
ebenso wic dic crzbischöfliche Eidesformel,
die dcr Verfaffung und Laiidcsgesetzgcbnng
nitterworfene Stcllnng aller Kirchengliedcr
nnd kirchlichen Einrichtnilgen in nnscrcm
Ländc nicht gchörig bcachtct zn habcn
scheint.

Da rncksichtlich des vcrleycnden imd gc-
fährlichen Inhaltes wir niis kein weitercs
Wort erlanbcn dürfcn, so hoffcn wir dnrch
allcs Bisherige unscre obigc Bitte ge-
rechtfcrtigt zn haben.

Äus der Diozese .Hreiliur«; ll.
Zaiinar. AIS am l. Ian. das Dömka-
pitcl rc. dcm Hcrrn Erzbischof in Frei-
bnrg ^Glnck znm.ncnen Zahre wnnschtc,
sprach sich diescr n. A. in Beziehung anf
daS abgeschloffene Konkordat dahin ans,
cs licße sich dic Opposiiion von Seitcn
dcr Gcgncr nnr dnrch dic Aiinahmc cincs
großen Mangcls an historischcn, rccht-
Il'chcn nnd rcligiö.sen Kcniit»'i»cn erklärcn.
Zn gleichcr Wcise änßert sich Gch. Hof-
Dr. Zell i'n Frciburg in cincr socbcn
dort crschiencneii „Belenchlnng der Ver-
handluiigen Pcr protcstankischcn Konfcrenz
a'» Dnrlach." Er glanbt (S. 36), dic
sicben Männcr ans Hcidclberg würdcn
vielleicht nach Zahren selbst unter sich
iii vcrtranten Krcisen über ihrc übertrie-
bcnc'n Bcsorgniffc wegen des Konkorbals
nnd über ihrcn Dnrchlachcr Feldzug
läcbclii; ja cr glanbt ferner, „es wnrde
sich nach längerer Zeit ans Veranlassiliig
der Durlacher Vorgänge ciniiial als Gc-
gcnstnck bcr schcrzhaften.Volkssage von
sicbeii Schwaben, welchc mit cincm gro-
ßcn Spieß gegen ein vermeintliches, abcrj

nicht vorhaiidenes Ungchener auszogeil
eine ähnliche Sage von siebcn Pfälzcrn
bilven, welche in ähnlicher Wcisc bei
Durlach. gegcn ein von ihncn gefnrchtetcs
Uiigeheiicr, Koiivention (Konkordat) qe-
nannt, anszogen!" Dabei stcllt er dcr
Universität Freibnrg in ihrcr dnrch das
Konkordat hcrbeigcfnhrtcn vcrändcrtcn
Einrichtnng einc sehr 'glänzcnde Znkimft.
in Anssicht. — Eine ganz andcrc Ansicht
spricht sich frcilich überall, in und außcrhalb
Baden aus, eine Ansicht, welche das Proine-
moria der Freibiirger Professorcn anf
das Dcutlichste mjt eingehender Gründ-
lichkeit darlegt. Nach dicscr ,'st durch
das Konkordat, „da die Kr'rche begehrt
hat, was sie nicht begehren koniite, nnd
ihr gcwährt worden ist, was seiner Na-
tnr nach nicht gewährt werden konnte,
die Lehrfrcihcit an der Univcrsität Frci-
bnrg thatsächlich anfgehoben" nnd der
Fortführnng dcr Pflegc der Wisscnschaft
in Frcibnrg moralisch niimöglichc Be-
dingnng anfcrlegt. (S. M.)

,>reiburq, 13. Jan. Herr Geh. Hof-
rath Zcll bekcnnt sich in der heutigcn
„Freib. Zeit." alS den Vcrfaffer des schon
rrwähntcn, in den Häuscrn verthcilten
anonpmcn Flugblattes „Ueber die Lehr'-
frcihcit".

- Würzburq. Wie der „W. A." vcr-
nimmt) soll im akademischcn Hörsaale
dahier ci'nc Vcrsammlung von Studenten,
wclche den Korps nicht angehörcn, abgc-
halten werdcn, deren Vcranstaltcr beab-
sichti'geii, cinc cinhcitliche, säinmtkichc Stu-
denten ilinfasscnde Verbindung zu Standc
zu bringen.

Wien, 9. Zan. Dic heutige „Prcffe"
sagt nbcr dic Situation: Was vorgestern
noch zwcifelhaft schicn, ift hcnte bereits
Gewißhei't: dcr Kongreß ist dcfinitiv gc- '
schcitert, iind das Tnilericn-Kabinet vcr-
wcigkt dic Anerkcniiniig des päpstlichen
Tcrritorial-Bcsihes, wic dcrsclbc dnrch die
Vcrträge von 1315 festgcsetzt ist. Dcr
Zwiespalt zwischcn Nom nnd den Tnile-
ricn ist ösicn crklärt, und dic napoleoiiische
Politik hat im bnchstäblichen Sinne des
Wortcs den Rnbikon nberschritteii, ohnc,
wic zu bcsorgen stcht, von dem Flehen
der Mntter sich im Vormarsch anfhaltcn
zn laffen. Der Befehlshäber der franzö-
sischcii Armec in Nom, Gelieral Gopon,
ist abberufcn, weil er seine Aufgabe'.nicht
richtig verstanden; ein anderer, cnergi-
schercr General wird ihn crsetzen. Die
französischen Trnppen, sowohl i'n Rom,
als in Ober-Ztalicn, sollcn vcrstärkt wer-
den; dic Tnriner Regierung hat das
Schlagworl erhaltcn, sich zu rnsten, iind
i'n Frankreich sclbst wird periilancnte
Kriegsbcreitschafl dekrctirt. Das sind die
Haiiptmomcntc der Lage, wie sie sich heute
darsicllt.

Wien, 12. Zan. Heutc coürsirt hier
das Gerücht, daß dcr Ministcr deö Zn-
 
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