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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0074

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montaiicn Pn'estcrherrschaft den Fehdehand-
schuh hin; nn't dcr andern zerschmettert(?)
er auf Ei'nen Schlag die Fesscln dcs fran-
zöstschen Handcls und bietet jenem Pro-
tektionismuS Trotz, der jedcr noch so
mächtigcn Negierung stch stets gewachsen

glaubte- Wir sind ehen nicht geneigt,

eine Ruckkehr zu der altmodischen PrariS
— der Ncgoziirung von Handclsverträ-
gen — einpfehlen zu wollen, abcr was
dcn allgcmcincn Charaktcr der Maßregel
betrifft, wie ste iu dem Kaiscrl. Schreiben
skizzirt ist, so kanu, wenigstens auf diescr
Seite des Kanals, kcinc Meinungsverschie-
denheit darübcr obwalten. Wäreu wir in
der That von jcner engherzigen Eifersucht
crfüllt, deren man uns so oft beschuldigt
at, so würdcn wir mit Bedauern sehen,
aß Fraukrcich cinc Bahn betritt, auf der
es bci seinem hcrrlichcu Klima, seiuer ge-
werbflel'ßigen Bevvlkerung, scinem unver-
qleichli'cheii Gcschmack und Geschick iu dcr
4)raktischcn Anweildung wissenschaftlicher
Prinzipien, binncn wcnigcn Jahrcn un-
fehlbar zu einem weit gcfährlicheren Ne-
bcnbuhler, als England je gchabt hat,
einporwachscn muß. Anstatt eiue fir und
fertige Wohlfahrt crhaschen zu wollen, ver-
sprichtFrankrcich ciidlichund redlich am An-
fang anzufangcn, sich wohlfeilc Kohle und
wohlfc'ilesEisen, dieGrundelemente erfvlg-
reicher Fabrikation, zu verschaffcn, den
Handel auf cine gesteigerte Produktion,
cine große Handclsflotte auf dcn Handel
und eiiie.tüchtige Sccmacht auf der Han-
dclsflottc zu baueu. Wir crkei'iucn es mit
Freuden an, daß der Kaiser der Franzosen
un't dicsem Vorsatz England und Europa
die bcste Bürgschaft für die Fortdauer des
Friedens gibt. ... Ein Handelöverkchr
mit Frankreich, wic er mit den Vereinig-
ten Staatrn oder unsern australischen oder
amerikaiiischen Koloiiien besteht, inuß in
weiiigen Iahrcn den Krieg durchaus uu-
möglich niachen.

D e u t s <h l a n d.

Karlüruhe, 19. Jau. 15. öffentliche
Sitzung der Zweiten Kaiiimcr. (Schluß.)
Bissing berichtet über dic Bitte des prvv.
Eisenbahlikvmitcs in Schwctjingcn, nin
Erba-.nmg einer Zweigbahu von Friedrichs-
feld nach Schivctzingcn. Da die Petitions-
kolnmisfion kciiicn Grund finden kann, dcn
Staat zu diesem Baue aufzufordern, so
stellt sie bcn Antrag auf Ucbergang znr
Tagesordiiung, welcher ohnc Diskusston
aiigenommcn wird.- Sieb bcrichtet über
die Bittc der Geineiiidcu Neiscnbach und
Oberscheidenthal, die Grüiidmig eincr Pfar-
rei und Erbauuiig eincr Kirchc in Ober-
scheidenthal betr. Antrag: die^ Perition
deln Großh. Staatsittinisterium mit drin-
gcnder Einpfchlniig zu übcrweiscn. Dic
Abgg. Allmang, Schaaff, Spohn, Noßhirt
und Walli nnd Ministerialdirektor Weizel

sprcchrn für dcn Antrag, welchcr einstim-
mig angenommen wird. Maps berichtet
übcr die Bitte dcr Deutschkatholiken iu
Mannheim, Heidclberg und Pforzhclm um
Uebertragung der bürgcrlicheu Standes-
bcaintung, insbesondcre der Civilchc betx.
Die Kommisston ist dcr Anstcht, daß dic
deutsch-katholischenGeistlichen uichtBeamte
dcs Staates, soudcrn nur Vereinsbcamte
scicn, und daß ihnen deßhalb dic bürger-
liche Standesbcamtung nicht übertragen
wcrdcn könne, sie stcllt daher den Antrag,
über diesen Punkt zur Tagcsordnuiig über-
zugehen, die Eiuführung dcr Civilehe an-
belangcnd, erkennt die Kommisfion die
Wichtigkcit dieser Frage im Allgcmcinen
und beantragt deßhalb, dic Petition dcr
Gr. Negierung „zur Kcnntnißiiahme" zu
überweiscn. Sieb stellt den.Autrag, auch
über Ictztereu Punkt zur Tagesordnuiig
überzugchen, und wird vou Ullrich uuter-
stützt. Miliisterialdirektor Weizel ist mit
den Anträgcn der Kominisfion cinverstan-
den, obglcich er den Uebergang zur Tagcs-
vrdnung bezüglich bcider Punkte ange-
messener gefnndcn hätte. Noßhirt hätte
le^icrcs auch fürconsequeut gehalten, allein
auf der andcren Seitc und abgcschen von
der spezicllcn Pctition, glaubt er, daß dic
Civilche ein Punkt der Bcrathung wohl
abgcben werde auch ohne Nückstcht auf
das Konkordat, weil über dicse Staatsehc
viele verschiedenc Ansichten herrschen, die
möglicher Weisc einmal in substdiarischer
Eigeuschaft zu einigcr Geltung koinmen
könneii, und weil er nicht wünsche, daß
inan gsaube, dic Kainmcr wolle diesc Frage
ohnc Wciteres beseitigen. Lamcp erwartet
cine anderc Gelegenheit, uin stch über
diesc Fragc zu äußcrn und bcmcrkt nur,
daß er nicht einsche, warum die dcutsch-
ckatholischcn Gcistlichen seiner Zeit die
bürgcrliche Staiidesbcamtuttg nicht auch
erhalten sollen. Dcr Koinim'sfioiisantrag
wird init großcr Mehrheit aligcnoiiimeii.
Schließlich berichtet Fingadv über dic Bittc
dcs Thierarzt Bender in Wicslvch, Aus-
übnng der Thicrheilkiindc bctr. Antrag.:
Ucbcrgang znr Tagesordninig. Ohne Dis-
kusfion angenoiiimen. Schluß dcr Sitzung.
Währcnd der heutigen -Lvichung wnrde cine
Schrift über das Kicfcrnadelbad Wolfach
uuter die Kainmermitglicdcr verrheilt.

Mannheim, 20. Jan. Nach Bc-
kaniitmachuiig der KreiSregicrung vom
16. d. M. ist die Nichtung der Oden-
waldeisenbahn in dcn GemarkungcN As-
bach, Mörtelstein, Obrigheim und Neckar-
elz nach den geschchenen Aussteckungen als
fest erklärt und zur Ansführung geneh-
migt. (M. I.)

Neckarqemünd, 17. Jan. Jn einer
eigens anberaumteu Versammlung der an-
gesehensten Bürger wurde fast ohnc Wi-
derspruch beschlossen, eine von deu Katho-
liken und Protestanten gleichmäßig ttiiter-
zcichncte Bittschrift um Nichteinführung

dcs Konkordats der hohcn Zweiten Kain-
mer der Ständeversammlung zu über-
reichcn.

Freiburg, 19. Jan. Heute Mittag
geht die Dcputation, bestehcnd aus Hrn.
Bürgermcistcr Fauler und drei Gcmeindc-
räthen, nach Karlsruhc, welche in Folge
des Beschlusses des Großcn Bürgeraus-
schuffcs pom 10. d. M. beauftragt wurde
Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog'
die Petition zu übcrrcichen, worin. aus-
gesprochen wird: „Se. Königl. Hohest
möchten alle Nachtheile gnädigst abwen-
den, von welchen der Bestand der hiesigcn
Universität durch die Konvention 'bc-
troffcn wcrden könnte."

Aus der Vorderpfalz, 18. Zan.
Seit dcr Gründunq des Zollvereins hat-
tcn bei uns die Tabakspreise keiiikn so
uiedcren Stand, wie gegenwärtig. Jn'
manchcn Gemeindcn wurdc der Centncr
zu 5 fl. vcrkauft, in andern kann er selbst
zu 4 fl. nicht verwerthct werdcn. Die
Rückwirkung auf die Güterpreise ist schon
setzt schr mcrklich; allein auch dic Gc-
werbtreibcndcn leiden, da die Bauern sich
in ihren Ausgaben aufs Aeußcrste beschrän-
kcn müssen.

Darmstadt, 16. Jan. Daß man
Beamte und Abvokaten wegen Verbrei-
tung des Eiscnacher Programms zur Vcr-
anlwortung zieht, darf wohl Niemaiideii
auffallcn, der die diesseitigen Anschauungcn
vom Staatsdicnst kcnnt. Man geht jedoch
jctzt in Verfolgung dcs Nationalvcreüis
bis zum äußersteu Eude und hat iii dic
bckanntc Habig'sche Untersuchung zu Ober-
iiigelheiin auch dcn Drncker der Progranmic,
Herrn Adolph, hereingezogen.

Frankfurt, 18. Zan. Dic Pariscr Börsc h-
dic dcabsichtigtc Acndcrung dcr HandclSpolilik güuiiiz
bcurthcilt »nd darin cinc dauerndc Garantic dcS Fric>

Stuttgrirt, 16. Jan. Unwillcii IIN-
tcr allcn Parteicn crrcgt ein Fatt voii
Zelotisiiius, dcn sich der hicsigc prolt-
siantische Stiftsprcdigcr und Prälat v.
Kapff am Grabc des kürzlich verstorbencu
Ministers v. Schlaper hat zu Schiilden
kommen lassen. Von dcr Faim'iie zur
Avhaltung der Grabrede berufeii, wußtc
der bochwürdige Herr nichts BcssercS
zu lhun, als des Verstorbenen politis^c
Laufbahn vom einseiti'gsten kirchlich ec-
liqiosen Standpunkte zu kritisiren. Dn
Verstorbene habe, lautete ungefähr ^
langen Nede' kurzer Sinn, nicht bei Z«'
ten Bußc 'gethan und sich bekehrt,
deßhalb sci sein ministerielles Wim°
fruchtlos gewcscn und sein schließllchk
Abweg auf die Bahn der dcmokrali,chcn .
Oppo'sttion erfolgt u. dgl. So groß
. die Anzahl der Leute ist, welche
 
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