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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0078

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den zurückkehren. Man fürchtct nur Rom.
Gebt die Kirche frei und laßt sic stch zu
ciner Nationalkirch e gcstalten und stc
wird stch dann wohl mit GotleS Gnade
selbst frei machen. — Gerade jctzt muß
Vie katholische Kirche auch im Norden zei-
gcn, daß ste vom wahren Lebcn beseelt
sei; geradc die Zeiten der Verfolgung stnd
iinmer dic glorrcichsten für vi'e Kirche gc-
wesen. Aber alS ste selbst zu herrschcn
begann, im Uebermuth hcrrschte, da war
stc in Nacht und Finsterniß gehüllt! Zcigt
jctzt, dasi ihr nicht herrschcn wollt nnd
euch nnr daS Hcil der Dvlkcr am Herzen
liege. Erkläret offen und lant vor aller
Wclt: Wir in Nom wollen nichts von
euern Gütern, wir wollen kci'ne Hcrrschaft j
übcn, wir wollcn eurc freie Entwkckelnng ^
nicht htinmcn, ste nichr zu ciner römischen ^
machen; wir wollen nicht, daß einc todte^
Sprachc dcn feelcnvöllenGotteSdienst tödtc;
wir wollen nur daS väterliche nnd b rü-
derliche Rccht wahren und die christliche
Liebe üben an unsereu Brüdern. Ermun-
tcrn, tröstcn, stärkcn wollcn wir die ge-
drückte Ki'rche im Norden, und dicseS dür-
fcn wir. — Kommt, gchen wir, die Einen
nach Aufgang und die Andcrn nach Nie-
derqang; waNdelt alS ncue Apostel des
LichtrS nnd dcr Liebc durch die Welt
und verkündet: daS Reich dcS Hcrrn soll
erscheinen. Gebt auf alle irdische Hcrr-
llchkeit, ich wi'll kei'ne andcrc Herrlichkeit
als der Diener des Herrn zu scin und dic
Völkcr zu heiligen."

Bei diesen Worten erhob er stch; sein
Angesicht leuchtete und di'e Versammlnng
segnend, entfernte er stch. Die Kardinäle
folgten ihm stunini.

D e u t s ch l a tt d.

Karlsruhe, 21. Jan. Das heutc
erschicncne Rcgi'crnngsblatt Nr. 3 enthält:

I. Uiimittclbarc allcrhöchsie Eiitschlicsiungcii Sr.
ALiiigl. Hohcit dcs Grosi h crzogS. l) Erlaubniß
zur Annahmc ciiicS frcmdcn OrdcnS. Sc. Königl.
Hohcit dcr Großhcrzog habcn Sich gnadigst bc-
wogcn gesundcn, dcm Gch. Rath Fricdrich Frcihcrrn
v. Wcchmar z. Z. in Noßdorf, dic uuterthänigst nach-
gcsuchtc Erlaubiiiß zu, crthcilcn, daS ihm vo» Sr.
Hohclt dcm Hcrzog zu Sachscn-Mciulngcn Scrlichcnc
Großkrcuz dcs herzogl. Sachscii.Erncstliiischcn HauS-
ordcuS aiizunehnicn und zu tragc». 2) Dicnstuach-
richtcn. Sc. KLnigl. Hohcit dcr Grosihcrzog
habcn Sich untcr dcm 12. d. M. allcrgnädigst bc-
wogcn gcfundcn: dcm zwcilcn Stadtpfarrcr Doll zu
Lahr dic dortigc crstc cvangclischc Stadtpfarrc!; daS
cvangelischc Diakonat GcrnSbach mit dcr damit ver-
bundcncn Stcllc cincS Vorstandcs und LehrcrS an dcr
HLHeren Bürgcrschulc dasclbst dcm doriigcu DiakonatS-
vcrwcser Wllhclm Frommcl zu übcrtragcn.

II. Vcrfügungcn und Bckaniitmachungcn der Mi-
nlstcricn. 1) Bckanntmachungcn dcS großh. Minlstc-'
riumS dcs Jnncrn: n) Dic StaatSgcnchmigunq von
Stiftungcn im ObccrheiukrciS bctrcffcnd. i>) Dic
StaatSgcnchmigung von Stiftungcn im Untcrrhein-
krciS bclrcffcnd. 2) Bckanntmachung dcL grosihcrzogl.
KriegSmInistcriuinS: Dic Eiiiberufung dcr Nckcüteii
dcr Jnfantcric und dcr Pionnicrc auf dcn l. März
dtesis Jahreü bctrcffcnd.

lU- Dicnstcrlcdigungcn. Dic cvangclischc Pfarrci
Lcisclhciin, DckanatS Frciburg.'mit cincm Kompctcnz-

anschlag von 778 fl. 37 kr. Dic cvangclischc Pfac-
rci Rusihelm, Landdlözcsc KarlSruhe, ,mit clncm Kom«
pctcnzanschlag von 098 fl. 6 kr. ^

Karlsruhe, 2l. Jan. 16. ostentllche
Sl'vnng der 2. Kainmer dcr Stände un-
ter Vorsttz des Prästdenten Jnnghanns.
Dl'c Negl'crnngsbank ist bcscijt von dcn
Herren: Staatsini'nl'stcr Frhr. v.^Meysen-
bng und Geh. Legatl'onsrath Knhlcnthal.
Das Sckretari'at zcigt dcn Eingang sol-
gender Bittschriftcn an: von den Gcincindc-
räthcn in Flchingen nnd Menzingen. die
Adelsgcsetze betr.; den Geineindcn Gengen-
bach und Snlzbach, Erbaining der Kin-
zigthaleisenbahn; dcn Gcineinden Donan-
eschingcn und Hnfingen, Anfhcbnng der
§§ 9 und 35 des Feuerverstchernngsqe-!
sehcs bctr.; dcn kath. Bürgern und Ein-
wöhnern in Ewatingen , den Geincindcn
des Aiutes Bonndorf, der Stadt Eber-
bach und der Geincinde Heddesheiin gcgen
das Konkordat; vielcN Amts- nnd Äints-
gerichtsaktuaren wcgen Bcsscrstellung und
den Synagogcnräthen in. Wcinhciin unv
Schwcchingen, Aushebnng dcs § 58 des
Bürgerrechtsgesevcs bctr. Hcnßer und
Paravicini zcigen an, daß verschiedene
Budgetberichte zuin Drucke fertig scien.
Die Tagesordnung führt zur Diskusston
dcs Berichts des Abg. Knittel über die
Rechnungsnachweisungen dcr großh. Ver-
kehrsanstaltcn für die Iahre 1856 und
1857, und zwar: 1. Postvcrwaltung. Die
Koinmisston beantragt: dic Einnahmcn des
ordcntlichen Etats mit 2,552,514 fl. nnd
dic Ausgaben mit 1,833,106 fl., die Aus-
gaben des außerordentlichcn Etats mit
12,738 fl. für gerechtfertigt zn erklären.

(Schluß folgt.)

Karlsruhe, 20. Jan. Eine Ver-
ordnung des gr. Krl'egsministeriums
gestattct, glcich wie im vorigcn Jahre,
dcnjenigen Ml'Iktärpflichtigcn, wclche zur
Jnfantcrie oder dem Pionnierkorps anf
den 1. März in Dienst qernfen stnd, mit
Unterossiziercn und Soldaten, dcren
.Dienstzcit crst am I. Äpril umlaufen ist,
Einstandsverträge vom 1. April 1860
bis 1. März 1866 abznschließcn.

Karlöruhe, 20. Jan. Dic hicr im
Lokalc der Handelskammer anfliegcnde Pe-
tition gegeu das Konkordat zählte bereits
am ersten Täge zahlrei'che Unterschriften
aus dem Kern ver Einwohnerschaft. Aeuße
rem-Vernchmen näch ist nnn von andcrer
Seite einc Dankadresse für das Konkor
dat beabstchtigt.

Mannheiln, 20. Ian. Bezugneh-
mend auf ven in der „Karls. Z." über
bi'e Nheiiischi'ffahrtsverhälciusse erschiene-
nen und anch in mehrcre anderc Blätter
übergegangenen Korrespodenzartikel von
hier vom 10. d., stnd wir in dcr Lage,
aiiö anthentischer Qucllc lnitzntheilen,
daß dic iii'ederläildischc Negiernng dnrch
ihrcn Bcvollmächtl'.gten bei der Zentral-
Rheinschi'ffahrtskouiun'ssl'on der Erbaunng

ciner stehenden Brück'e über dcn Rhcin
bci Mainz in solange ihre Zustimmnng
zu vcrsagcn bcabstchtigt, bis anch von
Seite der hessischen und nassanischen Re»
qicrung dic von allcn andcrn Nheknufer-
staatcn bcreits genchmigte Anfhebung des
Rheinoktrois beschlossen sein wird.

Heidelberg, 21. 'Ian. Dcr hiestge
Gewerbvcrcin hat zu der am 29. Jan.
nach Achcrn ansgeschriebencn erstcn Wan-
dcrversammlnng badischer Gewerbverciiie
die Herren Dr. Walz und Dr. Pickford
als Vertreter erwählt.

§ Heidelberq, 23. Ian. Gestcrn
Abcnd um 8 Uhr wnrde unsere Stadt
durch Feuerlärm erschrcckt, und. als man
in die Hauptstraße stürzte, um zu sehen,
wo es brenne, erblickte man den westlichen
Horizönt ganz glnhcndroth, so daß es bald
hicß, es brenne in der Vorstadt, bald in
dcr Bcrgheimcr Mühle; — endlich vor dem
Maniihcimer Thor angclangt, crkannte
man, daß dcr Brand in einer cntfcrntercn
Ortschaft sein müsse, und vernahm anch
bald, daß es in Plankstadt brcnne, und
zwar, daß 8 bis 10. Gebänlichkeiten in
vollen Flammen stündcn. Jn der ischcner
des Gemcindcdieners soll der Brand aus-
gcbrochen scin. Auch soll Vieh dabei zu
Grunde gcgangen sein, und cin Mann
stch stark beschädigt haben. Bci diesein
Brande zeichnete stch besonders ein junger
hicstger Knnstler Hr. V.' durch außeror-
dentliche Thätigkeit ans, anch Hcrr Fa-
brikant M. war, wic gewohnt, einer der
Ersten an der Brandstätte, wo auch der
hiesige Polizeikommissär H. stch bald cin-
fand uiid beim Löschcn werkthätige Hülfe
leistete. Um '/z lO UHrwurde man dcsFeucrs
Meister. — Selbst im Theater, wo ebeii ric
Preziosa aufgeführt wurde, entstand m
Tnmnlt, bis cndlich der Negissenr die
Nachricht erhalten hatte, daß cs nicht in
der Sladt brenne, was derselbe auch dem
ängstlichen Pnblikum sofort verknndete. Wir
können nnr nicht begreifcn, daß die Thurm-
wächter von ihrcr hohen Warte herab,
sclbst in dem Jrrthume, als brenne es in
der Stadt, befangen waren, und crst nach-
dem ste geblasen und gestürmt, ihren Irr-
thnm cinsahcn. Ansführlicher Bericht wird
später ertheilt.

Weinheim, 19. Jan. Die gegeir
Abschluß des Konkordats stch anssprechende
Bittschrift soll in unserec Stavt die Un-
tcrschriften von weit über dic Hälfte der
hiestgcn Bürqer (700) zählen?

Gberbach a. N., 15. Ian. Gestera
hatte eine Besprechung einer großen Am
zahl hiestger Gemeindebürger statt bl>
züglich der Schrittc, die gegcn den Voll-
zng veS Koukordats geschehen sollen. Es
wurde beschlossen, eiue P'etltr'on an dic
2. Kammer gegcn die Vereinbarung init
dem päpstl. Stuhle abzuschickcn. Die zn
diesein Zwccke vorgelegte Petitiou wnrde
angenomiiieil und sofört von allen Än«
 
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