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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0170

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den b,'6 ietzt libll'chen, fnr nngenüqend qc-
haltcncn, aufstellcn. Dl'e vi'er ersten Är-
tikcl wnrden nil't Redakti'onsänderunqcii
angenoinmen, dagegen Art. 34 in Folgc
zweicr von Roßhirt und Prestinari vor-
gcschlagencn verändertcn Faffiingen nnd
anfLainep'6 viclfach unterstntztcn Antrag in
die Koininisston znr Berathnng znrnckver-
wiesen. Dicscr Artikel bestiinnit näinlich,
dast wenn ein wegen Unterschlagnirg der
Kapitalstener Angeschnldigtcr während dcs
Lanfes dcr Untcrsnchiiiig stirbt, odcr das
Vergehen erst nach seincni Tode bei der
Bezirköstenerbehvrdc angezeigt wird, das
Vcrfahren gcgen desscn Erben nnd son-
stige Vertrcter deö Nachlasses gerichtci
nnd von dicsen dic Strafe samint dcr noch
nicht verjädrten Stcner erhoben werden
soll. Untcr Umständen soll indcffcn auch
hier das Strafverfahren niedcrgeschlagcn
werden köiincn, aber iiniiierhin noch cinc
Ordnnngöstrafe bis ziiin einfachcn Betragc
dcö noch nicht verfährten Thei'16 der Stener
eiiitrcteii. Anch der Koniniisston war diese
Bestiininnng zn hart nnd in der Berathnng
war dic Behanptnng aufgcstellt, daß inaii
den Todten nicht strafen könne; da indcsscn
die Kommisstonsänderung nicht genngtc,
so traten die verbcffcrten Vorschläge ans
dem Schooße pcr Kanimer hervor. Wegen
vorgernckter Zcit schloß der Vörstkendc die
Sitznng. (B. 'Ldsz.)

Karlsruhe, 16. Febr. Dic nächste
Sltznng der 2. Kammer wird am 24. d.
M. statthaben. Viele Mitglieder stnd be-
reits nach der Heimath abgercist.

Aus Baden, .13. Febr. Die nach
dem Bekanntwerdcn dcs Konkordats her-
vorgetretcne Allfregung scheint stch ciniger-
maßen zu bcrnhigcn, seitdem cs immer
w«ahrscheinlichcr geworden ist, daß die
Mehrheit beidcr Kanimcrn stch nicht da-
iiiit beanngen wird, dic vkrheißcnen Regie-
rlingsvorlagen über dieicnigen Piinktc der
Uebercinknnft abznwartcn, welche eine
Aeilderiing bcstehender Gesetze erfordcrn,
svndern daß die gesammcc UebcreiiK-
knnft, als in verschiedentn andern Nück-
sichten Berfassiiiigsgriliidsähe angreifend,
zur ständischcn Bcralhnng und Zlistimmung
in Anspriich genommeii werden wird. So
viel inan verniiiimt, würdc an cin'er Ab-
lchilung des Vollzugs, wie er von,dcr
Negieriing als beabsichn'gt hingestettt wor-
dcn, nicht zu zwcifeln sein.

Aus der Diözese Freiburu, 15.

Febrnar. Dcr Erzbischof in Freiburg hat
für dic bcvorstehcnde Fastcnzeit ei'iicn Hir-
tenbrief erlagcn. Zii denisclbeii wird anf
den erstcn 13 Sciten, da eö für dcn Erz-
bischof beim herannnahciidcn Ende seines
Vielbewegtcn, vurch Maria bcschükten Le-
bens bittercr Schmerz ist, den Mangcl an
Vertrancn, Ehrfnrcht rc. zn Maria zn
sehen, die Vcrehrnng derselbcn empfohlc».
Dic letzte (14. Scite) enthält znr För-

derung des Seclcnheils der Visthlimsan--
gehörigen Vcrordiilingen für die^ hcran-
nahendc Fastenzeit. So ist der' Gcnnß
von Fleischspeisen an Freitagcn vcrbotcn,
jcdoch Reisendcn, ,ga»z Armcn, dem Mi«
litär und HandwcrkSgcsctten re., welche
bei AnderSglällbigcn Kost haben, crlanbt.

Fceiburg, 14. Febr. Dic Jagden
werdcn jetzt so hoch gctrieben, daß stc 5
bi'S lvmal thenrer wcgkominen, alS vor
5 nnd 10 Jahrcn, nnd es ist voranSzu-
sehen, daß dic Jagdpächtcr nnn bedcnten-
dcn Schadcn erlciden werden. Das hält
ste abcr nicht ab; die Jagdbezirkc zer-
fatten iii sehr kleinc Parzcttcn nnd es
schicßcn dic Iagdpächter gcwöhnlich alles
Wild an dcr Grenzc zusammcn, damit der
Nachbar nichts bckommt.

^reiburq, 14. Febr. Eine neuc Bro-
schürc znr Äcrtheidl'gung deS KonkordatS
kst so eben vou Hrn. Hofgerichtsadvokaten
v. W ä n k e r hier verfaßt erschiencn. Diesc
witt nniimstößlich bcweiscn, daß dic Fnr-
stcn die katholische Kirchc mit atten ihren
Lchrsätzeii,Vorrcchtcn,l'hrenIiistitiltl'oiieiue.
geerbt haben, dahcr anch so bestehen zn
belaßen vcrpflichtet warcn. Die Zcit habc
allerdingS Vicles hiervon geändert nnd in
unserc Kircheiiordnnng habcman namentlich
anch die alten AnSwüchse dcS landcSherrli-
chen Schntz- nnd AnfstchtsrcchtS aiifgcnom-
men. DaS Konkordat gebe nnii wiederum
dic nie erlöschcnden Nechte der kath. Kirchc
zurück, welche man ihr nie nehiiien solltc.
Der Großhcrzoghabcdasselbevcrmöge seiner
SonveränitäiSrechle mit-dem Papst ab-
geschloffen, dahcr dic Lanvstände
hierzu ga-r nichts zu sagcn hätte n.

Nach dem ,,Dcu,tschcn VolkSblatt" hat
stch am 8. Februar im Gesettenvereins-
.lokale der Stadt Frciburg ein „Bürger-
verein" gebildet, um ben Manifestationen
dcr Konkordatsgegner gegcnüber ihre treue
Anhänglichkeit an die kathol. Kirche zn
bcknnden!

Stuttgart, 15. Fcbr. Professor Dr.
Lnschka in Tübingen hat von der franzö«
sischen Akademic den Monthponpreis von
1500 Franken für cinc Monographie über
die Handgelcnke erhalten.

Wiesbaden, 16. Febr. Nach dcr
„Nh.-Lahn.-Ztg." würde die Negicrung
zwar kcin Coiikordat mit dcm röiilischen,
wohk aber mit dem bl'schöflichcn Ttnhle
abschließen.

München- Lant am 15. hier einge-
trosscnen Berichten. aus Paris hat Kaiscr
Napolcon das Einrücken dcr picmonte-
stschen Trnppen in Toscana nnd in dic
Nomagna entschiedcn zurnckgewiesen, und
für den Fatt, daß es dennoch stattstnden
werdc, mit dem sofortigen Nachrücken
französtscher Truppen gedroht. (So witt
die „Dair. Ldbtn." erfahren haben.)

Greifswald, 14. Febr. Professor
Dr. F. Nicmeper hat einen Ruf an die

Universttät Tübingen alS Direktor der
dortigcn medizinischcn Klinik erhalten.

Tilsit, 9. Febr. In dcr gestrigcn
Sitzung des politischcn Vercinö stcttte
Gpmnastallehrer Skrodzki ven Antrag,
eine Adressc an das HanS der Abgcord-
neten zn richtcn, worin vassclbc anfge-
fordert werdc, das Ministerinm zn ver-
anlaffen, in der dentschen Aiigelcgeilheit
crnster vorzngchen, nnd lcgtc zngleich
eincn Entwnrf ciner solchcn Adressc vor.
Hicrauf stcllte Rcchtsanwalt Spicgeltbal
das Amcndement, die Adressc in eine Pe-
titi'on umznwandcln nnd bestimmt zu for-
dcrn, das Ministerium solle die nöthigcn
Schritte thnn, balvigst cine Ccntralge-
walt nnd ein deutscheS Parlament ins
Leben zn rnfen oder wcnigstcns erklären,
wclchc Slettnng es dicser Forderung ge-
gcnüber el'nzunehmcn gedcnke. Beidc Än-
träge wnrden ei'nstimniig angenommen.

Kovurq, 14. Febr. Der Abg. Streit
hat in der gestrigen Sitznng dc-S hiestgen
Sondcrlandtags folgcnden. Antrag gestcllt
nnd bcgründet: Der Landtag möge be-
schließen, an dic Staatsregicrnng bas Gc-
sinnen zn richten: zu ihrcm Theil allcn
ihrcn Einflnß bci den nbrigen am Bnnd
vertretenen dcntschen Einzclrcgieruiigen
anfzubictcn, nnd vazn den dlesscitigcn
Buiidcstagsgesandten gecignet zu instrni-
ren: )?aß eine dcutsche Bnndeszeiitralge-
walt geschassen nnd ein dentschcs Parla-
ment eliiberufcn wcrde. Dicser Äntrag
wurde einstimmig ziim Beschlnß erhoben.

Wien, 13. Febr. AnS Bclgrad ist
die Nachricht hier cingctrogcn, daß Fürst
Milosch nmfassende Nüstnngen angc.ordnet
hat, welchc mit großem Eifcr betrieben
werdcn. Der Pascha von Belgrad yat
hierüber nach Koiistantinopel berichtet und
erwartct Instrnkliouen von Seite sciner
Negiernng. Daß von Serbien ans be-
bcntende Waffenvorräthe nach Bosnien
gebracht werden, wovon cin Theil von
den türkischen Behörden konfiszirt wnrde,
ist dnrch Konsulatsberichte bestätigt wor-
dcn. Man bcfürchtet allgcmein, daß im
nächsten Frühjahr die slavischen Provin-
zen der Türkci sich abermals erheben
werden, und daß znr gleichen Zeit
in serbieii und den Donallfürstcnthümeril
die vöttständige Unabhängigkeit von der
Pforte proklamirt werden ivird.

Wien- 14. Febr. P. Klinkowströ m
hielt in der Universttätskirchc vor der hohen
Aristokratie eine Predigt, in welchcr er zu
deiii Schlusse gelangte, daß nicht Di'e»
jeiligen, welche glaubcn, das große Wort
im Nanien Anderer führcn.zn dürfen,
rnfen seien, über die Ereignisse des Tagls
abznurtheilen, da.dicses nur der Kircht
znstehe, welche attein iin Stande sei, über
AlleS, was Rechte, Pflichten nnd Gewisstn
dcr Menschen bctrisst, cin Urtheil abzin
geben, da ste (die katholische Kirche) i"
diesen Fragen sa ch v erst änd ig sei.
 
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