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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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eideltrerger Tagbiatt



Sonutag, I. April


1860.

D e u t s ch l a n d.

Karlsrul-e, 29. Mcirz. 40. vffcnt-
lichc Sltzuiig -cr 2. Kcimmcr nittcr dein
Dvrsilzc dcö Präsideiiten Inntzhcinns. Als
Rcgicriing6lviiiiiiissärc sind cinwescnd die
Hc'rren Stcicltsnil'iilster Frhr. v. Mepscnbug
nnd Negcnancr nnd Geh. Nath Frciherr
v. Stengel. Nachdein das Schristführer-
amt dci? Eingaii.q drcicr Bittschristcn an-
aezcigtI)artc, crstattct Bär v. K. Bericht
üvcr das provisvrischc Gesctz, dic.Fvrt-
' erhcbNng dcr Stcncrn in dcn Mvnalcn
April iind Mai nach dcni bisherigcn Um-
laqcfiiß bctrcffend. Dein Antragc anf Zu-
siiniiiiliiig zu dcn: Gcsetze trat dic Kam-
mcr cchinüthig bci. (Hr. Staatsniinistcr
Negcnaner bcgibt sich auf scincn Abgcvrd-
nctcnsitz.) Hicrauf Fvrtsctznng dcr Bcra-
thniig dcs Berichts dcs Abg. Hilbebrandt,
die Üebcreiiikiiiift niit dcui päpstl. Stuhle
betrcffcnd. Mn:h crvssner dcii Neigcn dcr
Ncdner und kvniiiit in Erwidcrnng cincr
gcstern von Nvßhirt gcschkhcncn Dcnicr-
kung auf dic Uili'vn znrück, durch welche
kciue verfassur.gsinäßigeil Ncchte angetastct
wordcn seicn, und darum sci nnch kcine
Vvrlagc an die Kaniiner vdcr cine Ne-
kläniativli vvn diescr crfvlgt'. Mit Freude
babe cr gesiern aus dcni Munde dcs Hriw
Präsidcntcii dcs Miiiisicriunis des Jiincrn
vcriioiniiicn, daß auch dic cvangelische
Kirche ihrc Autviivinie und Frciheit cr-
halten sollc; allcin waruin habc dicscs
nicht gleichzeitig mit dcr kathol.. Kirche
geschchen kviinen? Die Negclung dicser
S.ache kvnnc aber iiur auf veifassungs-
niäßigcni Wcge crfvlgcn. Cr wüiische abcr
dic Frcihcit nicht iiur für die Kirchen-
bchördc, wie cs die Üebcreliikunft thuc,
sonderu a^ich für die Gemcii.idcii, Divzc-
sen und Spuvdcn. Cr stimme mik dcnr
Mchrheitsaiitrag, vhuc damit i'n scincr
Trcue zu dcm Fürsten und in dcr Hcilig-
haltnng der Vcrfassüug zu wanken. Geh.
Nath Frcihcrr v. Stcugcl: Die evange-
lische Kirchenverfassling sci frühcr im Ver-
ordnungswtgc crfolgt, auf dciiiselbcii Wcge
wäre aucki ciuc Ncucruiig cliiziiführcn. Dic
evangrlische Kirchc svlte, wic die katho-
lische, i'hrc Anträgc an die grvßh. Negie-
rung machen. Allmaiig: Die Geschichtc
habc niit bllttigcin Grifscl die Folgen aüf-
gezeichiixt, wcnn nian die Kirche'iiicht in
den Schranken halte. Er führt cinl'ge
Bei'spiele aus dcm Concilliim Trideittinuiu

an, dnrch wclche cr die grvßen Nachtheile
nachwciscii will, welche durch Eliiführung
des kaiiviii'schcn Ncchts entsiehrn, und
schlicßt daini't, daß er eingedcnk seines
Eides dcm Mchrhcitsantragc zustimme.
Sicb spricht dcn hohcn Kvnlral/enten sci-
nen ticfgefühltcn Dank für das Znstandc-
kvmmcn des Friedenswerks aus. Hvhcits-
rcchte seien kcinc anfgegcbcn, der kvnfessio-
nclle Friedc wcrde »icht gefährdet, nnd
Bcsvrgnisse scirn voslkommcn nnbcgrüiidet;
er nittcrstützc deßhalb den Antrag dcs Ab-
gevrbuctcii Fischler. Jhm schlirßt sich
Kamm aus dcnstlben Giünden an. Frick
(Mitglicd dcr Koinmissivii: cnthält sich
dcs Eingchciis auf Geist nnd Zweck der
llcbcrcinkunst nnd beschränkt sich auf An-
führnng allgcmciner Gründc, welchc dcr
Nc.aicrung das Nrcht zuni Abichlnsse der
Uebcreinknnft eiitziehcn, uitter Anschlicßung
an dcn Mchrheitsantrag drr Konimissivn.
Maps stellt eiiic Uitterscheidung zwischen
Staatsvcrträgen auf, nämlich zwische»
svl'chcn, dic auf dcm Wegc dcr Vervrd
nung vder der Gesetzgcbung zn Stande
kvmnien- iind solchen, wv dieses nicht dcr
Fall sci, nnd schließt sich ciitschicdcn dcm
Mehrheitsantrage an. (Bravvrufe vvn
dcr Gallerie. Präsidcnt: Es ist der Gal-
lerie nicht erlanbt, mitzusprechcn.) Fallcr:
Die Negl'erung hätte die Uebercinkuiift
zuerst den Kammern vorlegcn svsten, bcvvr
sic selbe bekannt gemacht habe. Seine An-
sicht nühcrt sich'bcm Bär'schen Antrage,
nur mit dcm Untcrschicde, daß dcr Gegcn-
siaud nicht iu dic Kvmmissivn zurückge-
wiescn wcrdc, sondern die grvßh. Ncgic-
ruiig der Kammcr die Uebercinkuiift zur
Pinfung vvrlegc.

Schaaff: E.r müffe heutc bcdanern, daß
er in Oppvsitivn niit dcr grvßh. Rcgiernng
stehc, abcr sein pvlitischcs Gcwissen be-
stimme ihn. dazu. Dcr Vertrag wärc
glcichsam eiiic Greiizberichtigung zwischen
dcr Kirchen- nnd Staatsgcwalt. Er be-
gebe sich ni'cht auf daü Grbict dcs Glau-
bens, wi'e Sieb, denn hier in diescin Saalc
hättc. nur das pvlitische Gcwisscn zu re-
dcn. Er werde daher i'hm niir insvw.eit
entgegnen, als es das rei'n Weltliche bc-
treffc. Er wvlle dabci den Neducr ni'cht
hl'ndcrii, seiner Mutterkirche Allcs zu gcbc»,
was sie brauche, abcr dcm Vatcr mvchte
nian auch etwas iibrig lassen. Wvllc man
ckber'dcr'Kirchc gcben, was sie
und was sic verlange, daiiu'werdc fur

das Staatsoberhaupt wenig odcr gar nichts
übrig blciben (Hciterkeit). 'Allcin iür die
Nechte des Staatsoberhauptcs wcrdc hicr
gckämpft, nnd er glaubc, daß auch Sieb
und dic großh. Rcgicrung für sie ein-
träten, daß sic dieselben fcstschraubcn woll-
len; allcin sie würdcn damit den Schran-
bcuschlüsscl nach Nvm abgcbcn, und wenn
man einmal sic wieder losschrauben wvile,
so müsse man den Schlüffel dazu im Va-
tikan abhvlcn (Heitcrkcit). Der Rcdncr
gcht svdann auf das Wescn dcs kano-
iiischen Ncchtcs, wclchcs durch die Ucber-
ciiikunft bei uns cingcführt würdc, etwas
tiefcr cin, und crwähnt einzelner That-
sack'fn, welckic dcn Herrn Präsidcntcn zu
eincr Unterbrechnng des Redncrs veran-
lasscn, wvrauf dcr lctztere jedoch nicht
achret, da cr blos Acnßerlichcs der Kirche
und ihrer'Gcsctze bcrührt habe, sondern
fvrtfährt iind mit der Erklärung cndet,
daß er sich dem Mehrheitsantrag anschließe.
Wagner will das inncre Hciligthum der
kathvlischen Kirchc nicht betreten, cr reiche
aber den kalholischen Brüdern die Frie-
denshand, wenn cr glcichwvhl nicht für
die Ucbcrciiikiinft stimmcn kvnne. Jn eincr
äußerst gcistreichen nnd gchaltvvllen Ncde
bchandclt dcr Sprccher den Jnlialt und
die Fvlgen der Uebereinknnft, erwähnt dä-
bci der aus den Kvnkordaten hervorgchen-
dcn geisti'gcn Absperrung des katholischen
Dcutschlands von dem evangelischcn, deS
Opsers pcr Freihcit der Lehrc an die
Kirche, der Derlctzuiig dcr Freihcit und
Sclbsiständigkeit des Staates uud stimmt
nach seiner innr'gsten Ueberzciignng dcni
MehrhcitsaittragderKvmiiiissiou zn. (Vau-
tes Bravo auf der Gallcric.) Dahmen
bittct um Abkürzung dcr Berathung, da
dieselbe durch ciiicu dcr Vvrreduer aus
cin Gebiet geführr wvrdcn sei, welche der
Würdc der Kainuicr entge.gen sei. (Abg^
Schaaff: Ich bittc den Hcrrn Präsideiiteii,
dcm Hcrru Ncducr zu bemcrkcn, daß kcin
Abgevrduetcr eiuen Ordnnngsruf erlasscn
kaiin.) El' wolle sich darum nur noch
kurz fasseu, nur bemerken, dast er in der
jetzigcn Zcit nicht für angemeffen haltc,
dic Krone in cinen schwankcndcn Zustand
zu vcrsctzcn. Spohn eittwickclt i'n aus-
führlicher Ncde seine Bedcnkcn gegeu die
Ucbereinkunft und stimmt für dcn Mehr-
hcitsaiitrag der Kvmmission. v. Gleichen-
steiii l'st für Fischlers Aiitrag. Artaria er-
wiedert Sieb gegcnübcr, daß daS Ver-
 
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