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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0330

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auch dainit, daß sie leichtfertjgcn Diriien,
deren es i'n der Stabt Baden nicht
wem'ge zu gcben schei'iit, dtirch Vcrab-
reichliiig vvii Tränkeii znr Besclti'gniig der
Fvlgcn i'hrer Li'ebeshändel bchi'lflich zn
sei'n beinliht war. Für svlche Bcinnhlin-
gen li'eß sie sich jcwei'ls rei'chll'ch bezahlcn.
Der wirkli'ch verdi'ente llohn wnrde ihr
gesteri>; diirch das Schwnrgeri'cht zn Thcil,
näinllch cine gcschärfte ZuchthanSstrafe
von_6 Jahren.

^Auö dam .Oberrheillkreise, 29.

März. Däs Iahresbndget dcr Uni'versi-
tät Frcibnrg beträgt 94,793 fl. nnd das
dcr Uni'versität/Heidelbrrg 119,559 fl.

Hanau. Dr'c Verhandlniigen i'n der
Slnklagesachc gegen Hci'iirich Nolte wegon
Erinvrbnng der Einl'll'e Loth ci' s e n nahinen
ain 20. v. M. i'hren Anfang. Dcni 'An-
gcklagten i'st von Gcri'chtswcgcn Herr
Dbergeri'chtsrcfcrendar Thomas aus Fulda
znin Verthei'di'ger bestellt worden. Als
Motiv dcr That hatten bekanntll'ch frnhrre
Zeltiiiigsiiachri'chteii di'e Beranbnng dcr
Lothci'sen angcgebcn, doch i'st inan jetzt ge-
nci'gt, ci'nen aiideren Bcwcggrund fnr wahr-
schel'nll'cher zn halten. Noltc war dnrch
Faulhei't, Nachlässigkci't nnd auch durch ver-
schiedene Unglncksfällc in sel'iicn Vcrinögens-
verhältiii'ssen znrnckgckoiiiincn und innßte
i'iii Jahre 1855 sci'n anschnll'ches Bancrn-
gut uni di'e Sniniiie von 50,000 Thlr. ver-
kanfcn. Uin sich wicder i'n di'e Höhe zu
bri'ngen, speknli'rte er anf ei'nc rei'che Hei'-
rath nnd ließ zu di'cseiii Zwcckc verschi'cdene
Gesnchc i'n Zei'tungen einrnckcn. Man sagt,
daß cr so gliickli'ch gcwrsen, mehrerc hei-
rathslusti'ge Wcsen zn sindcii, dercn Bc-
kanntschaft er machtc, nnd denen allcn er
di'e Ehe versprochcn. '

Mi't der Eini'lie Lothciscn scheint cr in
dieser Bcziehung ain wcitcsten gegaiigen
zu sciii; als cr jedoch erfnhr, daß dicsclbe
das ihr allgeinckn zugesprocheuc Verinögen
von 18,000 Thlr. nicht habe, nnd sich
nbcrdics in dcr baperischen Pfalz einc
reichc, heirathSlnstige Wittwc vorfänd,
suchte er init der Lotheisen zn brechcn.
Hierbei scheint cr anf Wiberstand gcstoßcn
und in Folgc dessen zur Einsicht gckoui-
nicn zn sein, daß ihm das Verhältniß zii
Einilie 'Lötheisen bei dcr Pfälzcr Wittwc
schadcn könne. Uin die Erstere nnschäd-
lich zü niachcn, scheint er sich nach frucht-
losen Versnchcn anderer Art znm Morde
cntschlossen zu haben. Was' weiter folgte,
ist bekannt. Jch kann (sagt ein Correspon-
dcnt dcr N.-L..Z.) nnr noch wiedcrholen,
daß nach Lagc der Aktcn an cinc Frci-
sprcchung dcs Angcklagtcn kanin zu denken
ist. Nolte wird'schr streng bewacht nnd
ist Nachts an Kettcn geschiossen. Er hat
schon »ichrerc Sclbst.nordSversnchc gcmacht,
aber auch hicrgcgen hat nian Vorsichts-
inaßregeln crgriffcn, so daß der Arnie dcr
wcltlichen Gerechtigkeit schwerlich cntgehcn
wird.

Gotha, 1. April. In dcr gestrigen
Niuniner des hiesigcn „Tagblattes" ist ein
Anfruf an 'die dcutsche Bevölkernng ent-
halten, aus allcn dentschcn Läiidcrn an das
S ch w eize r Volk Adrcss c n zn crlassen,
wclche dic Znstiiniiinng zu dein Verhaltcn
dcr Schweiz, gegennber dcn Anncrionsge-
lnstcn Frankrcichs, ausdrnckcii sollen.

Göttingen, 2. April. Hcntc Mittag
verschied in sciueui 29. Lcbcusjahrc der
außerordentlichc Profcssor der pathologischeu
Anatoinie, Beckinanii.

Mnnchon, 31. März.' Die von Prof.
v. Spbcl abgcsehnte Bearbeitnng der
baprischen Geschichte wurde von dcr
historischcn Koininission der Akademie der
der Wissenschaftcn nniiuiehr dein Ober-
bibliothekar Stälin in Stnttgart nbcr-
tragen.

Wien, 29. März. Der Hcrzog. von
Modena hat dcn Aufang gcinacht init den
gegen dic Eiiivcrlcibnng von Mittclitalien
zn erwarteiiden Protrsteii; vvrgestern wurdc
das von'Franz V. crlasseue Aktenstück an
die bctreffcndeii Höfe vcrsendct. Nachdcin
dcr Hcrzog die am 14. Mai itnd ani 22.
Juni 1859 veröfsentlichten Protcstc gcgen
jcdc Usnrpation in drn eiiorgischstcn Ans-
drückeii' erncncrt, schlicßt cr inil drr Vcr-
sichcruug, daß er durch keinc Widcrwärtig-
kel'trii bcwogcn werdcnköniic, scineiiHohcits-
rcchtcn zn ontsagcn; cr werde dic Ereig-
ni'sse abwartcn in der festen Ucbcrzcngung,
daß dir göttlichc Gerechtigkcit der gntcn
Sache zuin Trininph verhclfen wrrde.

A r a n k r e j ch.

Straßbur.,, 30. März. Haben dic
ehrlicheii Dentschen bishcr geiiieint, dcr
Nhein sei ei'n dentschcr Stroni nnd habcn
sogar von alten Zcitcn her in vielen Län-
dern voni „dentschen Nhein" gesnngen.
Mißverständniß, gnter dcntschcr Michcl,
pnres Mißvcrständiiiß! Da habc ich vor
inir ein in Paris gedrucktcs, in fi'aiizö.-
sischen Schnlcn eingeführtes Lehrbnch der
Geographie: darin steht geschriebcn, vicl-
mehr gevrnckt zn lesen: „l^6s IlonvkL
p> inoipanx sont: .. . en /VIlLinn^ne, lo

VVv86,-, I'LIbc, I'Ocivi-, lo vnnnöe:_

«n b'rnnae: In 8vin6, In I^n'ire, In 6n-
I0NN6, >6 11.II0N6, >6 U.Iiin." (Zn Deutsch :
„Dic Hauptflüsse Europa's sind: . . . in
Dentschland: die Wcscr, die Elbe, vie Oder,
dic Donan, . . . in Frankrcich: dic' Seine,
die Garonne, dic Loire, die Rhone, dcr
Nhein.") Anch in ver Spezialbcschreibnng
von Dentschland sigdet sich kcin SterhLnS-
wörtchen vom Nhcin; dagcgen in der von
Frankrcich steht derselbe gleich hüb.sch vorncn
an: ,,1^68 pi'moipalos I6vi6i6s sont: 1^6
U.Iiiii, la 86iii6, la Doiro 6to." So
werden die Kiiider in dcn französischen
Schulcngelehrt, denn „wie dic Alten snngeu,
so zwitschcrten vie Iungen!"

Straßburg, 2. April. Die crstc
Niiinnicr der neu angckündigten Zcitung ist

crschiencu. Sie ist bctitelt: Straßburger
Correspvndent für West- nnd Mittel'eu-
ropa. Dcr erste Lci'tartikcl ist „A. Wolf-
gang" nnterzeichnec niiv trägt die Anf-
schrift: „Frankrcich mit Deutschland!" Der
Verfasscr sagt. von vornherein, daß „der
iFricde die erste Bediiignng dcs rnhiqen
nnd civilisatorischen Fijrtschritte.s ist. Die
Völker dürsten nach dem Frieden, imd doch
möchtc man Dcntschland glaubcn machcn,
wir befänden nns a»i Vorabende eines
Kricgcs, dcr Enropa von eincm Ende
znm andcrn mil Blut zu tränkcn d.roht.
Was war der Vorwand der Agitation,
wclchc man über ganz Dclicschlaiid gegcii
Frankreich zn verbrcicen gesucht und' j'cj;t
noch so sorgfällig nährt? Der italieuischc
Kricg. Wir achlcu das .formelle Nccht;
d'as formcllc Necht ist cin matcriclles Un-
recht, wcnn es nicht bl'os nicht der Aus-
drnck des niatcriellcn Nechtcs,, wcnn cs
geräde der Gcgcnsatz dcsselben ist. Das
sormclle Nccht kann nnr dann biiiben und
Bcstand habcn, wenn es die Formcl ist
fnr die hohen und ewigcn Nechtsgruiid-
sätzc, die da mit eherncii Zügen geschrie-
ben stchcn in den Herzcn nud Geinüthern
der Meiischen nnd der Völker. Was war
der eigeiicliche Charaktcr der österreichi-
schen Herrschaft in Jtalicn? Gcradc das
Elsaß kann am besten hierüber urrhcilcn.
Frankreich hat im Lanfe von noch nicht
zwei Iahrhnnd.ertcil es vermocht, cin deut-
schcs Volk zli gntcn Franzosen zn machen.
Ocsterrcich hat länger als die doppcltc
Zcit scinc Hcrrschast in Italicn ausgcübt,
und Italicn war nach vier Jahrhnndcrtcn
weniger östcrrcichi>ch als je. Wenn heute
ein Feind gegcn Frankreich zöge, Frank-
reich könntc die Vcrthcidigung seiner öst-
lichcn Gränzen ruhig ben Elsäßcrn über-
lassen; sie würden für Frankreich kämpfen
nnd fallen bis auf den letzten Maim und
ihr Gut opfern bis anf den lehten Lhaler.
Blicb Italien nnr eincn Tag länger öster-
reichisch, als östcrrcichische Heerc seincn
Gehorsam crzwangcn? i Frankreich ist in
dcn Kainpf getrcren für die Freiheil (?)
und dic Selbsibcstiininuiig ciner Iahrhnn-
derte lang mißhaiideltcn nnd gckntchtcten
edlcn Nation, in den Kampf für das na-
cnrlichc., nnvergäiigliche nnd unveräußcr-
liche Necht gegen das histvrische Unrecht.
Frankrcich will den Friedcn, dcii
danerhafcen Friedcn, degen einzigc
sesie Pseiler das Glück nnd das Wohl-
ergehen'sreier Völker sind. Frankreich ivar
nnr im Kricgc mit Oesterreich; Frankreich.
zog nicht gegcn Dencschlaiid, eS ist sein
heißester Wnnsch, mit Dentschland zu
gehen. Das wollen wir in diesen Blätteru
beweisen. . . Sollte aber nuser vereintes
Streben a» der Uebermacht der dem Fort-
schritt feindlichen Gewalten scheitern, lollte
das Schwert anö der Schcide gezogeuIver-
deii/ dann wird jeder von nns dic tzeder
nicdcrlegeii, nm in daS Lager dcs Vatcr-
 
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